
knüpft. Wenn ich mir eine Vermuthung über die Natur der letzteren erlauben darf, so möchte
ich im Hinblick auf die Entwicklungsvorgänge bei dem Getochihis die G r o b b e n ’sehen Mesodermstreifen
für die Anlagen der Genitalzellen erklären. G ro b b en hat ja gezeigt (1881 p. 35), dass
bei den Copepoden die Genitalzellen symmetrisch im hinteren Körperende auf der Ventralfläche
angelegt werden: also gerade an jener Stelle, wo er bei den Cirripedienlarven die vermeintlichen
Mesodermstreifen beobachtete.
Groom macht nun weiterhin darauf aufmerksam, dass die schon von früheren Autoren
bemerkte Ektodermverdickung ganz allgemein den Cirripediennauplien zukommt. Es setzt sich
diese „Ventralplatte“ bei den Balanenlarven aus zwei Reihen cylindrischer Epithelzellen zusammen,
welche hinter dem Flexormuskel dès Schwanzes beginnen und nach hinten zusammenfliessend bei
jugendlichen Larven bis zum Schwanzende reichen. Weit unansehnlicher entwickelt und auf
zwei kleine Zellgruppen am Anfangstheile des Schwanzes beschränkt fand Groom die Ventral-
platten bei den Lepadenlarven. Ueber das weitere Schicksal derselben hat der genannte Autor
bis jetzt keine Angaben gemacht.
Meine Beobachtungen zeigen nun, dass die Ventralplatten eine viel grössere Ausdehnung
bei den Nauplien der Lepaden erreichen, als es nach den Angaben von G r oom erwartet werden
durfte. Sie erstrecken sich als zwei in der Mediane nicht scharf von einander abgesetzte Längsleisten
von den Flexoren an bis zu dem letzten Paare der 6 Abdominalhaken (Taf. V Fig. 7 th.
abd.) und repräsentiren jenes Gewebe, welches von den Beobachtern der sogenannten Archizoeen
bald als nervös, bald als muskulös gedeutet wurde. Aus ih n e n e n ts te h e n , wie ich oben
hervorhob, d ie M a x ille n , d ie 6 P a a r R a n k e n fü s s e u n d das Abdomen des k ü n f tig e n
C ir r ip e d s . Ich möchte diese ektodermalen Verdickungen, aus denen ein umfänglicher Tlieil
des späteren Organismus seine Entstehung nimmt, am ehesten noch den Imaginalscheiben der
Insekten vergleichen, wobei ich mir der obwaltenden Verschiedenheiten in ihrem weiteren Verhalten
wohl bewusst bin. Während bei den Insekten die Extremitäten als ektodermale Verdickungen
eingestülpt und erst sekundär wieder vorgestülpt werden, sp bilden sich nämlich von
den Ventralplatten aus solide Zapfen, welche unter Lockerung des Zusammenhanges mit der
Chitinlamelle die erste Anlage der künftigen Extremitäten abgeben. Diese Zapfen wachsen nach
Aussen hervor und bedingen eine Segmentirung der Ventralplatten, welche bereits D o h rn kenntlich
dargestellt hat und welche ich auf Fig. 11 der Taf. VI vom N. loricatus wiederzugeben
versuche.
Um nun über die Art der Extremitätenanlage genaueren Aufschluss zu erhalten, so zerlegte
ich ein Exemplar des N. hastatus mit deutlich segmentirten Ventralplatten in Längsschnitte
(Taf. VI Fig. 16). Aus denselben ergibt sich, dass die ursprünglich einschichtige Ektodermverdickung
mehrschichtig geworden ist. Die Ektodermzellen haben ihre cylindrisclie Gestalt aufgegeben
und drängen sich, mit kugligen Kernen ausgestattet, dicht aneinander (Taf. VI Fig. 17).
Man bemerkt unterhalb der dorsalen Chitinlamelle (ch.) ihre abgehobene Matrix und vereinzelte
Mesodermzellen (mes.), welche den Ektodermwülsten auf liegen. Als würfelförmige solide Vorsprünge
treten die Anlagen der Extremitätenstummel hervor und zwar lassen sich 7 Paare solcher
Zapfen nachweisen. Ich glaube nun nicht im Unrecht zu sein, wenn ich die 6 hinteren Paare
(I—VI) als Anlagen der Rankenfüsse und das vorderste Paar als Anlage von Maxillen (mx) in
Anspruch nehme. Die späteren Stadien machen es wahrscheinlich, dass wir in ihnen die ersten
Maxillen vor uns haben, während die zweiten Maxillen aus einer zunächst noch unpaaren Verdickung
der Ventralscheiben hervorgehen, welche zwischen den paarigen Kieferpaaren gelegen
sich übrigens noch ziemlich weit nach vorne fortsetzt. Das Abdomen (abd.) tr itt auf diesen
frühen Stadien als relativ unansehnlicher unpaarer Fortsatz am distalen Ende der Scheiben hervor.
Ein späteres Stadium der Thoraco-Abdominalanlage gibt Fig. 18 auf Taf. VI wieder.
Die 6 Paare Rankenfüsse (I—VI) haben sich zu schlanken Zapfen ausgezogen und sind mit
Borsten ausgestattet. Vor ihnen -liegt das borstenlose paarige Maxillenpaar (mx), während hinten
das stummelförmige Abdomen (abd.) zwischen dem letzten Rankenfusspaar sich versteckt. Die
ganze Anlage hat ihre Beziehungen zu den 6 Paaren von Abdominalhaken aufgegeben und rückt
wahrscheinlich in Folge des Zuges der grossen Flexoren (fl.), welche gleichfalls von der Chitinlamelle
sich abheben, nach vorne. In dem Schwanzstachel und in dem Distalabschnitt des Schwanzes
hat eine Histolyse Platz gegriffen und die Weichtheile der betreffenden Abschnitte treten als
feinkörniger Detritus (x) hervor. Ein Strang degenirenden Gewebes hängt noch an dem kurzen
Abdomen (y). Wie die Figur weiterhin lehrt, so liegt die Dorsalfläche des späteren Thoraco-
Abdominalabschnittes unterhalb des Afters (an.) und des Enddarmes der Naupliuslarve.
An das hier geschilderte Stadium schliesst sich das in Fig. 14 auf Taf. V abgebildete
direkt an. Die Thoraco-Abdominalanlage hat sich aus dem Schwanzabschnitt des Nauplius zurückgezogen
und ist so weit nach vorne gerückt, dass die Maxillenpaare in die Nähe der Mandibularanhänge
zu liegen kommen. Man sieht deutlich, dass zwischen den paarigen Maxillen ein medianer
unpaarer Zapfen (ob er in der Medianlinie durch eine Furche getheilt ist, vermag ich nicht zu
entscheiden) gelegen ist, in dem ich die Anlage des zweiten Maxillenpaares vermuthe. Die sechs
Rankenfusspaare haben sich schlank ausgezogen und lassen eine Gliederung in 3 Endabschnitte
und in einen gekerbten Basaltheil erkennen. Den letzten Gliedern sitzen die langen, bis über
die Abdominalhaken hinausragenden Borsten auf. An dem kurzen Abdomen sind zwei Endglieder
zur Sonderung gelangt, deren letztes mit einer langen Borste ausgestattet ist. Der Rest
des Flexors des Rückenstachels ragt noch eine Strecke weit über das Abdomen hinaus. Da ich
das betreffende Stadium schonen wollte, so isolirte ich nicht die Extremitäten und das Abdomen,
um sie in der Aufsicht zu zeichnen. Ebensowenig konnte ich mich entschliessen, es in Schnitte
zu zerlegen, um über das voraussichtliche Eindringen mesodermaler Elemente in die sich aushöhlenden
Extremitätenanlagen Aufschluss zu erhalten.
Das in Rede stehende Stadium ist übrigens noch in anderer Hinsicht bemerkenswerte
Die Weichtheile der künftigen Cypris-Puppe haben sich von dem Naupliusschild abgehoben und
mit aller wünschenswerthen Klarheit ist ersichtlich, dass weder die grossen Stirnhörner noch
auch die frontalen Sinnesorgane in den späteren Organismus einbezogen werden. Die Drüsenzellen
der Schildhömer, welche bereits auf dem vorhergehenden Stadium einer Histolyse anheimzufallen
beginnen, sind geschwunden. Leider bin ich nicht in der Lage, über die inneren Organe
genauere Angaben machen zu können, weil das Objekt durch Behandlung mit Chromosmiumsäure
vollständig geschwärzt wurde. In der ersten Antenne steckt ziemlich deutlich vorgezeichnet
die Anlage der Haftantenne. Sie ragt bis zum 4. Glied der Naupliusantenne und lässt
bereits den späteren Saugnapf (ac.), das Endglied (IV) mit dem kolbenförmigen Riechanhang (a.)
und der Anlage der Fiederborsten (b.) nachweisen (Taf. V Fig. 15). Zarte Fäden, welche von
dem Riechanhang und von dem zweiten Antennenglied in die Schwimmborsten der alten Antenne
ausstrahlen, sind offenbar als die Reste der Axenfäden aufzufassen. In dem zweiten Antennenpaar
und in den Mandibularfüssen haben sich zwar die Weichtheile von dem Chitin abgehoben,
Bib lio th e c a zoologica. H e ft 19. 1 3