in ihrer Anzahl verringert (Scnlojm). Noch ein Sehritt: der untere I. 1. int verschwunden, und
die Anzahl der Prümoläron wird noch kleiner (7 roiVH'lms, UropsHus).
Kino 1)itVerenz.irungsst»ifo, welche etwa derjenigen hei <S'civpaiius etc. entspricht, nehmen
unter den ändern Inseetivoren Potamoyalr nml Solniodon ein. Auch in der Rami 1 io der (JanMidac
ist diese lh\hn von Microyida (Reduetion des 0 und des untern 1 1) betreten worden. .Ihre
höchste Entwicklung innerhalb der Jnsoctivorenordnuug' erreicht, diese l)iliei'en/,irungsart bei den
Sorindoc. wo die minderwerthigen Ante-Molaren im Unterkiefer so gut wie vollständig, im Oberkiefer
in verschiedenem Grade (am vollständigsten bei dem auch sonst hoch speoialisirten
.1 umtmsorex) unterdrückt sind. Als charakteristisch für diesen Dilfercn/.irungsmodus kann ferner
angeführt werden, dass besagter Procoss bei höherer Ausbildung (Grobrichus, VropsÜus, Soriculae)
im U n te r k ie f e r s t e t s w e i t e r f o r t g e s c h r i t t e n i s t als im O b e rk ie fe r.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit hervorhoben, dass diese Differenzirnngsart auch bei
ändern Säugethiergruppen verkommt. So ist jedenfalls das Gebiss der Idtülonyistidnc und wohl
auch dasjenige der Platpaularidac von diesem Gesichtspunkte aus zu bearthoilen. Boi den Tittodontien
hat. schon Cope (pag. 4) auf die Reduktion des untern 1 1 aufmerksam gemaolit. Das über den
Unterschied der obern und untern Zähne Gesagte hat auch für diese Formen seine Gültigkeit.
Tn Hinblick auf diese Thatsachen sowie auf die primitiveren Formen innerhalb der
Familie Erinaeeidae: Nccroyymmtrus, Gymnura und Hylomys, von welchen, wie ich durch Untersuchung
der übrigen Organisationsverhältnisse mich habe überzeugen können, Hylomys eine Mittelstellung
zwischen Gymnura und JErinaceus einnimmt, muss je d e n f a lls auch d a s E rin a c e u s -
G e b is s a ls d u rc h e in e n a n a lo g e n D if fe r e n z iru n g s g a n g : E n tw e r th u n g d e r m i t t le
r e n u n d h ö h e re A u s b ild u n g d e r v o rd e re n A n te -M o la re n e n ts ta n d e n , au f-
g e f a s s t werden. Während Gymnura beinahe typische Eckzähne bei massiger Differenzirung
der (oberen) Schneidezähne aufweist, sind bei Hyl-omys die Eckzähne nicht differenzirt (d. h. sie
sind Prämolaren-älinlich); bei JErinaceus endlich ist nicht nur C im Unterkiefer stets, im Oberkiefer
meist Prämolaren-ähnlich, sondern auch die Anzahl der Ante-Molaren ist reduzirt und, —
was besonders bemerkenswert ist — auch der untere 1 1 ist verloren gegangen, wie dies noch in
der Ontogenese nachweisbar ist (siehe pag. 41). Da überdies auch hier die Differenzirung im
Unterkiefer weiter vorgeschritten ist als im Oberkiefer, so dürfte die von mir vorgetragene
Deutung des Erinaeeus-Gebisses nicht beanstandet werden können.
D a n u n b e i den w e n ig s p e c i a l i s i r t e n G ym n u r a u n d H y lom y s e in so g u t
wie v o l l s t ä n d ig e r Z a h nw e c h s e l vork ommt, d e r s e lb e d a g e g e n b e i d en am höchs
te n d i f f e r e n z i r t e n S o r ic id a e (siehe unten) g ä n z lic h f e h lt, so — und dies ist der
Grund, weshalb ich diese Verhältnisse schon hier erwähnt habe — i s t . n u r zu e rw a r t e n ,
d a s s b e i E r in a c e u s , w e lc h e r in d e r D if f e r e n z ir u n g d e s Z a h n s y s tem s e in e
M i t t e l s t e l lu n g e in n im m t, d e r Z a h nw e c h s e l th e ilw e is e v e r lo r e n g e g a n g e n is t,
u n d d a s s d ie s e R e d u k tio n n a tu rg em ä s s b e i den p h y s io lo g is c h am m e is te n e n t-
w e r th e t e n m ittle re n A n te -M o la re n ih r e n A n fa n g genommen h a b e n muss.
A u s d e r o b ig e n D a r le g u n g e r g i e b t sich a ls o , d a s s bei E rin a c e u s die keinem
Z a h nw e c h s e l u n te rw o r f e n e n A n te -M o la r e n u r s p r ü n g lic h d e r zw e ite n D e n titio
n a n g e h ö r t e n , d a s s s ie a b e r d u r c h d e n V e r l u s t d e r e n t s p r e c h e n d e n
Z ä h n e d e r e r s t e n D e n t i t i o n ih r E n tw ic k lu n g s tem p o b e s c h le u n ig te n u n d so:
a llm ä h lig in d ie R e ih e d e r e r s t e n D e n t i t io n .ü b e r t r e t e n , um z u e r s t zusammen*
m it d ie s e r , s p ä t e r zusammen m it d en E r s a tz z ä h n en zu fu n k tio r iire n , Orito-
g e n e tis o h i s t d ie s e r E n tw ic k lu n g s g a n g in se in en v e r s c h ie d e n e n S t a t i o n e n
noch bei iS u n d C im O b e rk ie f e r v o rg c z e ie h net.
Wenn ich auch somit davon abgekommen bin die fraglichen Zähne als echte Milchzähne
zu bezeichnen, wie ich in meiner ersten MittheiJung (111 pag. 518) gethan ha tte1), so ist doch
wie wir sahen, jene Auffassung vom r e in o n to g e n e tis c h e n Standpunkte durchaus berechtigt
und würde auch angenommen werden müssen, wenn sic nicht durch die vergleichend-anatomische
Untersuchung corrigirt würde.
Wir stehen nämlich hier wieder einmal vor einer Art von Cänogenesis. ich habe diesen
Fall ausführlicher behandelt, weil er für eine exacte Auffassung der Beziehungen der beiden Dentitionen
zu einander von grösster Bedeutung ist; in lehrreicher Weise beleuchtet er einen auch
im folgenden mehrfach zu behandelnden Process: das sekundäre Jn-einander-Wachsen ursprünglich
getrennter Dentitionen, den Uebertritt eines Zahnes von der einen Dentition in die andere
während der Ontogenese, indem die Entwicklung einzelner Zähne beschleunigt oder gehemmt wird.
Die Grenzen zwischen zwei Dentitionen sind eben nicht starr und un überschreitbar, eine That-
säche die allerdings nicht als Ein wand gegen die Annahme verschiedener Dentitionen als verschiedener
Zahngenerationen angeführt werden kann, wie das schon früher von mir (IV pag. 137)
naehgewiesen ist. Aber schon hier mag betont werden, was auch durch die nachfolgenden Untersuchungen
bekräftigt wird: es g ie b t k e in e in z e ln e s , u n f e h lb a r e s K r i t e r iu m , um in
jedem F a lle zu e n ts c h e id e n , w e lc h e r D e n titio n (d. h. Z a h n g e n e r a tio n ) ein Z ah n
a n g e h ö r t ; nur ein vergleichendes Abwägen aller morphologischen Gründe kann den Ausschlag
geben2).
Wir haben nun einiger Zahnanlagen zu gedenken, deren vollständige Ausbildung bei
Erinaceus bisher nicht beobachtet ist. Der vorderste Schneidezahn im Unterkiefer entsteht beim
14 Mm langen Embryo (Stad. B) in ziemlich grösser Entfernung vom vordem Kieferrande.
Vor ihm ist schon im nächsten Stadium (C) ein knospenförmiger Schmelzkeim schwach angedeutet,
welcher bereits beim 38 Mm langen Embryo (Stad. D) das Culmen seiner Entwicklung erreicht
(Fig. 13); schon auf dem folgenden Stadium ist er in Reduktion begriffen (Fig. 14), und beim 74 Mm
langen Jungen (Fig. 27) steht er der völligen Verödung nahe. W ir h a b en es a lso m it dem
R e s te e in e s zu G ru n d e g e g a n g e n e n S c h n e id e z a h n s zu th u n , u n d d ie s b ew e is t,
d a s s d e r v o r d e r s t e v e r k a lk te S ch n e id e z a h n im U n t e r k ie f e r n i c h t I d l (II) sond
e rn I d 2 (1-2) i s t — e in E rg e b n is s , w e lc h e s s ic h in v o llk om m e n s te r W e is e mit
d e n - oben v o r g e tr a g e n e n v e rg le ic h e n d - a n a tom is c h e n T h a ts a c h e n d e ck t. Aus
der zähern Natur der Zähne der zweiten Dentition möchte ich sehliessen, dass der fragliche
Rest 1 1 und nicht I d l is t; doch erscheint mir diese Frage von untergeordneter Bedeutung.
Ferner treffen wir beim neugeborenen Jungen (Körperlänge 55 Mm) im Unterkiefer hinter
P d 4 einen kleinen kappenförmigen Schmelzkeim an (Fig. 18, 19), welchen ich oben dem von
) Dadurch werden natürlich die auf den Fall 1 3 gestützten Deutungen von der der ersten Dentition voxangegangenen
Dentition in Frage gestellt, keineswegs ah er das Vorkommen einer solchen Dentition bei den Sängethieren überhaupt;
ich habe dieselbe schon früher bei Diddphys, Myrmecobius (IV pag. 116—119) etc., an ändern Punkten selbst
©im Igel nachgewiesen. Wie wir unten sehen werden, scheinen Spuren einer solchen Dentition sehr verbreitet zu sein.
2) Vergleiche auch meine frühem Ausführungen (IV pag. 136—141).
Bibliotheca zoologica. Heft 17. 6