
zwar convergiren die Rhabdome des Seitenauges gegen einen Mittelpunkt, der an der Vorderfläche
des Frontauges (etwa im oberen Drittel von dessen Pigmentmantel) gelegen ist.
Im Einzelnen bemerke ick nock unter Bezugnakme auf den beigefügten Holzscknitt Fig. 8,
dass die in einen langen fadenförmigen Abscknitt auslaufenden Krystallkegel (con.) des Frontauges
bedeutend länger, als die continuirlick nack der Ventralseite sick verkürzenden Kegel des
Seitenauges sind. Wie sckon L e y d ig ricktig erkannte (1860 p. 245) und C la u s bestätigte
(1877 p. 144), so sind die Krystallkegel fünftkeilig. Die runden Kerne der fünf sie abscheidenden
Krystallzellen vermockte ick lediglick bei älteren, nock im Brutraom des Huttertkieres befindlicken
Embryonen deutlick wakrzunekmen; sie liegen kier oberkalb der fünf wie Kelchblätter
auseinander weichenden Kegelsegmente.
Da überhaupt das Daphnidenauge ein subtiles Objekt ist, an dem der neueste Beobachter,
nämlich P a r k e r (1891 p. 76) keine Kerne (bei JEvadne) nachzuweisen vermockte, so füge ich
nock hinzu, dass die Hypodermis mit ihren runden Kernen der Chitinlamelle (c.) anliegt und
vollständig ausser Verband mit den Facettengliedern getreten ist. Dass dieses Verhalten eine
Folge der durch Muskeln (von denen in der obigen Figur nur die oberen beiden Retraktoren
[mu.] angedeutet sind) bewirkten Drehung ist, liegt auf der Hand. Die Retinulazellen sind so
intensiv mit braunschwarzen Pigmentkörncken, welche sich am dichtesten im Umkreis der Rhab-
döme anhäufen, durchsetzt, dass ihre Zahl sick schwer bestimmen lässt. Ick glaube indessen an
manchen günstigen Stellen im Querschnitt fünf das Rkabdom umgebende Zellen erkannt zu haben
B - eine Zahl, welche nach P a r k e r auch für JEvadne gilt. Die Kerne der Retinazellen (nu. r.)in
liegen durchweg an der Grenze der pigmentirten Zone im Umkreise der Krystallfäden; sie sind
klein, rundlich und nur im Frontauge oval gestaltet. Die Rhabdome (rh.) des Frontauges sind
nahezu dreimal so lang als diejenigen des Ventralauges; sie brechen sehr stark das Licht und
weisen einen runden Querschnitt auf. Ihre Plättchenstruktur hat bereits C la u s erkannt und
so erwähne ich nur noch, dass sie etwas breiter sind, als die ihnen direkt aufsitzenden Ausläufer
der Krystallkegel.
Die einzelnen Facettenglieder würden also bei Bythotrephes aus fünf Krystallzellen, welche
einen fünftheiligen Krystallkegel ausscheiden, und aus ebenso vielen pigmentirten Retinazellen
mit ihrem ungetheilten stabförmigen Rhabdom sich aufbauen. Zu diesen gesellen sich indessen
noch interfacettäre Elemente, deren kleine Kerne zwischen den Distalabschnitten der Kryställ-
kegel gelegen sind. Die sechsseitig sich abplattenden Krystallzellen lassen nämlich an jenen
Stellen, wo die Irispigmentzellen der höheren Crustaceen sich zwischen sie eindrängen, einen
Raum frei, in dem die genannten farblosen Zellen gelegen sind. Ich vermuthe, dass es sich in
ihnen thatsächlich um die Homologa der Irispigmentzellen handelt.
Was endlich die ganglionären Elemente anbelangt, so sei bemerkt, dass das Ganglion
opticum (g. opt.) in eine dorsale und in eine ventrale Partie zerfällt. Von ersterer gehen breite
Faserbündel zum Frontauge ab, welche zwischen den Retinulen in zur Längsachse des Auges
senkrechter Richtung verstreichen. Da sie von Pigment theilweise umhüllt werden, so nimmt
man auf den Schnitten die durch sie bedingte Streifung deutlich wahr. Von der unteren Hälfte
des Ganglions entspringen schwächere Faserbündel, die in das Frontauge eintreten, ausserdem
aber noch ein vom Unterrand des Ganglions ausgehender Strang, welcher die kegelförmige Spitze
des Frontauges umkreist und dann in das Ventralauge einstrahlt. Es scheint indessen, als ob
auch Faserstränge, welche quer das Frontauge durchsetzen, bis in das Ventralauge gelangen.
So viel geht jedenfalls aus diesen Mittheilungen hervor, dass das Auge von Bythotrephes
einen verwickelteren Bau aufweist, als alle früheren Beobachter annähmen. Leider war es mir,
nachdem ich auf diese Verhältnisse aufmerksam geworden war, nicht mehr möglich, lebende
Exemplare zu erbeuten und sie mit den für Erhaltung feinerer Strukturen bewährten Mitteln
zu behandeln. Indem ich mir daher weitere Mittheilungen Vorbehalte, so gestatte ich mir die
Bemerkung, dass unter den Polyphemiden Verhältnisse vorliegen, welche erst an der Hand der
von mir für die Schizopoden nachgewiesenen Umbildungen verständlich werden.
Das Kugelauge der an der Oberfläche von vegetabilischer Kost lebenden Daphniden weist
bei den räuberischen und die Tiefe bevorzugenden Polyphemiden nicht nur grössere Dimensionen
auf, sondern lässt auch die schon bei Leptodora kenntliche Verlängerung der dorsalen Facettenglieder
nachweisen. Indem das Pigment, welches bei den Oberflächenformen bis zur distalen
Kuppe der Krystallkegel vordringt, lediglich auf die Retinulazellen beschränkt wird, erhalten
wir retinopigmentäre Augen, deren Sehvorgang sich offenbar ebenso wie im Phronimidenauge
abspielt.
Eine weitere Etappe in den genannten Umbildungen gibt das Auge der Gattung JPol/y-
pliemus ab, das auf Schnitten sich vielleicht schon als zweigetheilt erweisen dürfte und jedenfalls
direkt zum Auge des Bythotrephes mit seiner Trennung in ein Front- und Ventralauge überleitet.
Doch die Umbildungen gehen noch weiter: das Ventralauge, welches bei Bythotrephes aus
weit zahlreicheren Facettengliedern, als das Frontauge sich aufbaut, beginnt an Umfang zurückzutreten,
um schliesslich völlig zu schwinden. Bei der Gattung Bodon ist das Ventralauge nur
auf wenige Facettenglieder reducirt und endlich fehlt es vollkommen der Gattung JEvadne. In
d e r a u s s c h l i e s s l i c h e n E r h a l t u n g d e s F r o n t a u g e s g i b t JEvadne e in S e ih e n s
t ü c k zu Ar a c h n omy s i s ab.
Die Ableitung, welche ich hier nach den Abbildungen von P. E. M ü lle r (1868) und
C la u s (1877) zu geben versuchte, muss allerdings erst durch eine eingehende Untersuchung auf
Schnitten erhärtet werden. Ich glaube indessen nicht, dass ich fehl gegriffen habe, zumal Claus
(1877 p. 144) ausdrücklich hervorhebt, dass bei JEvadne die kleinen unteren Krystallkegel fehlen.
Jedenfalls darf ich es als eine bemerkenswerthe Thatsache hinstellen, dass es nun gelungen
ist, bei nicht weniger denn vier Ordnungen von pelagischen Crustaceen, nämlich bei Daphniden,
Hyperiiden, Sergestiden und Schizopoden convergente Umbildungen an den Augen nachzuweisen.
Wenn oben der Versuch unternommen wurde, sie mit der räuberischen Lebensweise
in grösseren Tiefen in Einklang zu bringen, so ist immerhin nachdrücklich zu betonen, dass die
retinopigmentären Augen der drei zuerst erwähnten Ordnungen an Leistungsfähigkeit bedeutend
hinter den iridopigmentären Augen der Schizopoden zjjrückstehen. Die Augen der letzteren
kommen dem Ideal eines Dunkelauges am nächsten, insofern sie bei dem Mangel des Retinapigmentes
lichtstarke Superpositionsbilder entwerfen. Es kann daher nicht überraschen, dass die
ein weit lichtschwächeres Bild empfangenden retinopigmentären Augen Formen zukommen, welche
sich im Allgemeinen der Oberfläche näher halten. Wenn unter ihnen die Polyphemiden diejenigen
Arten repräsentiren, welche in nur geringer Tiefe schweben, so müssen wir bedenken, dass ihre
Augen, sowohl was Umfang als auch Länge der Facettenglieder anbelangt, weit hinter den
Augen der Sergestiden und Hyperiiden zurückstehen.