
Sechsten solche auch am Aussenrande aufweisen. Jedenfalls gibt der Kieferfuss durch Verlust
des Exopoditen und durch seine starke Verkürzung in höherem Maasse als bei den übrigen Mysideen
seinen Charakter als Beinpaar auf, um vollständig in den Dienst der Kaufunktion einbezogen
zu werden. Dieses Verhalten findet auch noch in anderer Hinsicht seine Illustration, insofern
nämlich das den Mysideen zukommende Elagellum als Epipodialanhang zu einer kleinen
Platte rückgebildet wird. Ich wüsste wenigstens nicht, welchem Anhangsgebilde man sonst die
kleine Schuppe (ep.) vergleichen könnte, welche dem Innenrande des Basalgliedes ansitzt — es
sei denn, dass man sie als eine rudimentäre Kaulade deutet.
Was nun die sieben B r u s tf u s s p a a r e anbelangt, so stehen dieselben in Folge der halsartigen
Streckung des hinter dem Mundkegel gelegenen Cephalothorakalabschnittes auffällig weit
von den Mundwerkzeugen ab (Taf. XIII, Fig. 2). Sie werden in regelmässigen Intervallen von
den verschmolzenen Thorakalganglien innervirt (Taf. XIV, Fig. 2) und sind durch ansehnliche
Exopoditen charakterisirt, deren Geisselglieder in elegantem Schwung sich aufwärts biegen (Taf.
X in , Fig. 1).
Dass unter ihnen das erste Brustfusspaar einen von den nachfolgenden auffällig abweichenden
Endopoditen anfweist, wurde bereits bei Erörterung des morphologischen Werthes des
genannten Extremitätenpaares hervorgehoben. In seiner äusseren Form (Taf. XIV, Fig. 2 en.),
in der leierförmigen Biegung, welche durch die stark verlängerten Carpal- nnd Metacarpalglieder
vermittelt wird (carp. und mcarp.), weicht es nur wenig von dem sogenannten Gnathopoden der
sonstigen Mysideen ah, unterscheidet sich aber von ihnen durch seine ungewöhnliche Länge nnd
kräftige Ausbildung. Diese ergibt sich wiederum aus der weiten Entfernung zwischen der Insertion
der Brustfüsse und dem Mundkegel, vor dem der klauenförmige Daktylus des genannten
Fusspaares als einhauende und die Beute festhaltende Waffe bereit gehalten wird. Durch zwei
kräftige im Metacarpus gelegene Muskelbündel wird der mit einem reichlichen Borstenbesatz ausgestattete
Daktylus (dact.) gegen das vorhergehende Glied eingeschlagen resp. gestreckt (Taf. XIV,
Fig. 2 nnd 9). Grosse Borsten, welche ebenso wie diejenigen des Daktylus einem kleinen Chitinsockel
anfsitzen, umsäumen auch das Distalende des Metacarpus, während die übrigen stämmigen
Glieder im Gegensatz zu den sonstigen Mysideen entweder nackt sind oder höchstens eine vereinzelte
Borste aufweisen.
Die übrigen Brustfusspaare sind ziemlich übereinstimmend gebaut. Sie zeichnen sich durch
spinnenartige Verlängerung der Endopoditen aus, wie sie sonst nur noch für die Tiefseegattungen
Erythrops nnd Pseudomma charakteristisch ist (Taf. XIII, Fig. 1). Als Beispiel für das genannte
Verhalten bilde ich auf Taf. XIII, Fig. 4 den letzten Thorakalf'uss des erwachsenen Männchens
ab. Er weist ein stämmiges Basalglied auf, an dem sich der Exopodit mit seinem breiten, wie
ein Hackmesser gestalteten Grundglied nnd der siebengliedrigen mit Schwimmhorsten besetzten
Geissel inserirt. Die Zahl der Geisselglieder kann an den mittleren Exopoditen bis auf neun
steigen. Der Endopodit beginnt mit einem stämmigen Femur, dem ein kurzes Kniesegment (genu.)
und eine kräftige Tibia (tb.) folgen. Carpus (carp.) und Metacarpus (mcarp.) (Propodus) sind auffällig
verlängert; der Metacarpus zerfällt, ähnlich wie bei Euchaetomera und Ociesaromysis, in drei
Glieder, von denen das erste länger ist als die beiden folgenden zusammengenommen. Der Daktylus
(dact.) endet in eine lange Klane. Auf ihrem oberen Rande sind Carpns nnd Metacarpus
mit kegelförmigen Sinnesborsten ausgestattet, während dem Unterrand in weiten Abständen lange
Borsten, die an dem Distalabschnitt des Fusses als Doppelborsten entwickelt sind, aufsitzen.
Als höchst eigenartig gestaltete Vermittler von Sinnesempfindungen erweisen sich die
kegelförmigen Borsten, welche den Oberrand der Endopoditen krönen (Taf. XIII, Fig. 5). Mit
verengter Basis sitzen sie einer sockelförmigen Verbreiterung des Gliedes auf und laufen dann
sanft sich zuspitzend in einen blassen Endfaden aus. Eine grosse Zahl langer, feiner und starrer
Sinneshaare bilden eine förmliche Bürste auf der proximalen und distalen Hälfte. Der Innen-
raum der Borsten wird von einem granulirten plasmatischen Strang erfüllt, in welchem hei Färbung
mit Carmin deutlich zwei — gelegentlich auch drei — ovale Kerne sich abheben. Ich
möchte am ehesten noch geneigt sein, in diesem Strange ein Ganglion zu sehen, welches in die
Basis der Borste eintritt, und zudem unterhalb derselben häufig noch eine zweite ganglionäre,
mit Kernen erfüllte Anschwellung anfweist (a.). Ueber den Zusammenhang der Ganglien mit dem
das Bein durchziehenden Nerven habe ich freilich an meinen Präparaten keinen genügenden Aufschluss
erhalten.
Auch die grossen Borsten auf der Unterseite der Beine (b.) werden von einem mit langgezogenen
Kernen ausgestatteten Strange Plasma’s durchzogen. Sie sind sehr zart zweizeilig bewimpert.
Die fünf P le o p o d e n p a a re sind durchweg kräftig entwickelt und bestehen aus einem
kurzen Basalglied und einem langen und kräftigen Stammglied, welches die beiden Geisseläste
trägt. Das erste Paar (Taf. XIV, Fig. 10) unterscheidet sich von den nachfolgenden dadurch,
dass der Endopodit (en.) zu einer kurzen mit 2 Endborsten versehenen Lamelle reducirt ist,
während der siebengliedrige Exopodit (ex.) die normale Form eines mit Schwimmborsten versehenen
Geisselastes beibehältg , ■ Er wird von Längsmnskeln durchsetzt nnd gegen das Stammglied
durch einen kleinen, schräge verlaufenden Muskel adducirt.
Eine abweichende Gestaltung des ersten männlichen Pleopodenpaares ist für zahlreiche Mysideengattungen
bekannt geworden und kehrt in einer der Arachnomysis ähnlichen Form speziell
auch bei Euchaetomera wieder (G. 0. S a r s 1885, p. 213, Taf. 37, Fig. 18).
Was den Sch w a n z fä c h e r anbelangt, so verweise ich auf meine bereits früher gegebene
Abbildung (1887, Taf. IV, Fig. 3 a) und bemerke hier nur, dass das Telson eine glattrandige
ovale Platte darstellt, welche am Distalende herzförmig eingeschnitten ist. Von den langen nnd
schmalen Uropoden sind die inneren mit dem Gehörorgan ausgestatteten nur wenig kürzer als
die äusseren.
Bemerkungen über den inneren Bau von Arachnomysis.
Das Net'vensystem.
Das Gehirn (Taf. XIII, Fig. 2 ce.) ist von relativ ansehnlicher Grösse, die freilich im
Hinblick auf die monströse Entwicklung der Sinnesorgane nicht überraschen kann. Es ist zweilappig
und ragt von der Stirnfläche bis in den Basaltheil der äusseren Antennen. Deutlich treten
die Augennerven (Taf. XIV, Fig. 1 n. opt.) nnd die beiden Paare von Fühlernerven (n. at.' und
n. at;") hervor. Dass die letzteren in ihrem weiteren Verlaufe zu Ganglien anschwellen, unter
denen das im Sinneskolben der inneren Antennen gelegene durch seine ungewöhnlichen Dimensionen
überrascht, wurde bereits bei Schilderung der Antennen hervorgehoben.
Eine breite Schlundkommissur zieht von der unteren und hinteren Hirnfläche um den
Oesophagus und schwillt dicht hinter den Mandibeln zum ersten Ganglion des Bauchmarkes an.