0,07 mm erreicht. Schon bei Betrachtung mit schwachen Systemen wird es klar, dass es sich
hier um zwei verschiedene Zellschichten, eine innere dünnere (Fig. 9 und 10 ga'),^f|nd eine äussere
dickere (sens.) handelt. Die innere Lage wird aus polyedrischen Zellen gebildet, deren kuglige
Kerne im Mittel 0,005 mm messen. Da die Zellen an der Berührungsfläche mit der äusseren
Schichte faserförmige Fortsätze in die letztere abgeben (Taf. VII, Fig. 11), so glaube ich nicht
fehl zu greifen, wenn ich sie als Ganglienzellen in Anspruch nehme, welche im Allgemeinen zu
einer zweischichtigen Lage sich gruppiren.'
Von besonderem Interesse ist nun jene dicke äussere Zellschichte, welche direkt unterhalb
des Pelzes von Spiirhaaren sich ausbildet. Mag man'sie als Sinneszellen oder Ganglienzellen
oder als „Sinnesnervenzellen“ (vom R a th ) bezeichnen,/so ist jedenfalls klar, dass sie es sind,
deren fibrilläre Ausläufer (Fig. 10 f.) sich sammeln, um als Achsenfäden in die Spürhaare einzustrahlen.
Thatsächlich sitzt denn auch unterhalb jedes Spiirhaares wie eine Traube eine Gruppe
spindelförmiger Zellen, deren Grenzen freilich meist recht undeutlich sind. Am besten heben
sich noch die spindelförmigen Contouren der tieferen Zellen ab, deren Kerne meist lang oval
ausgezogen sind. An den oberen Zellen einer Traube mit ihren mehr rundlichen und oft auch
kleineren Kernen fällt es ungemein schwer, scharfe Contouren wahrzunehmen. Dazu kommen
noch rundliche Kerne (Fig. 10 ma.), welche unterhalb der Chitinmembran liegen und offenbar den
gewöhnlichen Matrixzellen zugehören. Deutlich sieht man nun, wie die feinen Fibrillen, in welche
die tieferen Zellspindeln sich ausziehen, zu einem Strange sich sammeln, welcher in je ein Spür-
haar (s.) eintritt. Dass die letzteren in schräg über das erste Geisselglied verlaufenden Querreihen
stehen, wurde bereits oben hervorgehoben, und so begnüge ich mich auch weiterhin mit
dem Hinweis, dass die Chitinlamelle an der Insertionsstelle der Haare genau dieselbe Struktur
erkennen lässt, welche von der Basis der grossen Sinneskolben geschildert wurde. Die Spürhaare
erreichen eine Länge von durchschnittlich 0,2 mm, während die Sinneskolben etwas kürzer bleiben;
beide werden von dem bekannten Achsenfaden bis zu ihrer geschlossenen Spitze durchzogen. Aus
ihrem verschiedenen Habitus und der verschiedenen Art der Innervirnng lässt sich erschliessen,
dass sie auch funktionell nicht gleichwerthig sind. Ein Entscheid würde sich freilich erst dann
führen lassen, wenn man in die glückliche Lage käme, männliche und weibliche Phronimiden
(welch’ letzteren ja der Pelz von Spiirhaaren fehlt) experimentell zu prüfen.
Ueber den vorauszusetzenden Zusammenhang zwischen den Fibrillen des Nervenbandes
und jenen, welche aus dem dicken Ganglien- resp. Sinnespolster in die Spürhaare einstrahlen,
vermag ich keinen befriedigenden Entscheid zu geben. Es handelt sich hier um Strukturverhält-
nisse, über welche erst die Anwendung moderner Tinktionsmethoden Licht verbreiten wird.
Wenn ich schliesslich noch hervorhebe, dass der Innenraum des ersten Geisselgliedes
einen grossen Blutsinus darstellt, so hätte ich der wichtigsten topographischen Verhältnisse, wie
sie an Schnittserien uns entgegentreten, Erwähnung gethan. Sie lassen' manche Eigenthümlich-
keiten erkennen, unter denen namentlich das Auftreten jener Zellstränge am Innenrande und die
— meines Erachtens nach — bis jetzt noch nicht beobachtete Zusammensetzung des Sinnespolsters
aus zwei Schichten am bemerkenswerthesten sind.
Da unter den gesammten Hyperinen der sexuelle Dimorphismus in der Gestaltung der
Vorder-Antennen nicht so hochgradig ausgebildet ist, wie bei den Phronimiden, so gestatte ich
mir zur Ergänzung der Darstellung von C la u s noch einige Bemerkungen. Das einzige Geisselglied
des Weibchens kann bei grossen Exemplaren von 30 mm eine Länge von 1,26 mm erreichen.
Es bleibt also immerhin kürzer als dasjenige der kleineren Männchen, ist ihm aber an Ausstattung
mit Sinneskolben überlegen. Ich finde deren nämlich in Uebereinstimmung mit den Angaben
P a g e n s te c h e r s (1861, p. 34, Taf. 2, Fig. 2) etwa 20, welche zweizeilig angeordnet sind und
eine Länge von 0,26 mm erreichen. Da sie vom unteren Drittel des Geisselgliedes an auftreten,
so bildet auch der Nerv von hier an ein bis zur Spitze des Gliedes (welche durch eine Borste
ausgezeichnet ist) verstreichendes langgestrecktes Ganglion. Von diesem gehen kegelförmige Stränge
von Fibrillen zu jedem einzelnen Sinneskolben ab. Die Zellstränge am Innenrand und die mächtigen
Zellpolster fehlen — entsprechend dem Mangel von Spiirhaaren — der weiblichen Antenne.
3. D a s zweite Antennenpaar.
Zu einem unscheinbaren kugligen Vorsprung an dem Kopfe des Weibchens reducirt,
welcher die Windungen und den Porus des Excretionsorganes enthält, fällt die zweite Antenne
des Männchens durch ihre reiche Gliederung und Länge doppelt auf. Sie b e s te h t bei den
e rw a c h s e n e n Männchen d e r Phronima sedentaria und Golletti au s einem d r e i g
lie d r ig e n S c h a f te und au s e in e r d r e iz e h n g lie d r ig e n la n g e n G e is se l (Taf. VII,
Fig. 15). Es ist auffällig, wie spät die zweite Antenne am Kopfe des Männchens von Phronima
sedentaria angelegt wird. Ich finde sie bei vier mir vorliegenden Männchen, welche mit Tiefennetzen
erbeutet wurden und 8—10 mm messen, auf einen kurzen Stummel mit einer ansitzenden
Borste reducirt (Taf. VII, Fig. 2). Sie verharrt also liier auf einem Stadium, welches zeitlebens
für das Weibchen charakteristisch ist, obwohl die erste Antenne bereits einen zweigliedrigen
Schaft und eine mehrgliedrige Geissel zur Ausbildung gebracht hat. Sobald die Männchen an
die Oberfläche aufsteigen, scheinen die zweiten Antennen rasch ihrer definitiven Ausbildung entgegenzugehen.
So finde ich sie bei einem an der Oberfläche gefischten Männchen von 9 mm in
Form eines ungegliederten conischen Zapfens angelegt (Taf. VII, Fig. 6 at“'), obwohl die ersten
Antennen noch nicht so weit ausgebildet sind, wie bei den in der Tiefe gefischten. Es entspricht
dieses Stadium der jungen Männchen von Phr. sedentaria genau jenem, welches Clau s von der
jugendlichen Phr. Golletti abgebildet hat (1872, Taf. 27, Fig. 6). Da der genannte Forscher auch
die weitere Entwicklung der Antenne, ihre allmählich erfolgende Gliederung in einen'dreigliedrigen
Schaft und in die von der Spitze an sich segmentirende Geissel zutreffend geschildert hat,
so illustrire ich das Verhalten durch die Abbildung der Antenne eines jugendlichen Männchens
der Phr. sedentaria, welches ich vor Orotava im März 1888 an der Oberfläche fischte (Taf. VII,
Fig. 16). Wie in der Entwicklung der Antenne, so verhalten sich auch in ihrer definitiven Ausbildungsform
die Männchen von Phr. sedentaria und Golletti durchaus übereinstimmend.
Die drei Schaftglieder (Fig. 15 und 16 s t1 - 111) sind mit je zwei Muskelpaaren ausgestattet,
während die Geisselglieder (fl.) derselben durchaus entbehren. An das unterste Schaftglied
tritt ein kräftiger Flexor heran; es ist stämmiger als das zweite und dritte Glied, fast so
breit wie lang, während die beiden folgenden länger als breit sind. Am convex gekrümmten
Aussenrand des letzten Gliedes treten einige Borsten auf. Die 13 Geisselglieder sind schlank
und nehmen im Allgemeinen nur wenig in distaler Richtung an Länge ab. Das erste Geisselglied
übertrifft alle nachfolgenden an Länge um das doppelte; es'entbehrt der Borsten, während alle
übrigen am Innenrande mit zwei bis drei Borstenbüscheln ausgestattet sind.