vorne zur Ganglienkette vor, nehmen dorsal den Kaumagen und die Geschlechtsdrüsen zwischen
sich und enden nach hinten vor der Abdominalmuskulatur. Die Schläuche sind kurz (die längsten,
nach hinten gerichteten Schläuche messen 0,4 mm) und gruppiren sich links und rechts um zwei
weite Sinus (sin.), welche direkt hinter dem Pylorus durch zwei breite Oeffhungen in den Darm
einmünden (Taf. X, Fig. 4). Der einzelne Schlauch (Fig. 5) besteht aus polyedrisch sich aneinander
drängenden Epithelzellen, welche 0,05 mm Höhe erreichen können. Ihre freie Fläche
wölbt sich gegen das Lumen vor und lässt an wohl erhaltenen Chromosmiumpräparaten einen
dünnen Cuticularsaum erkennen. Am Distalende des Schlauches werden die Zellen kleiner, doch
gelingt es nicht, durchgreifende strukturelle Verschiedenheiten von den gewöhnlichen Leberzellen
mit ihren runden 0,013 mm messenden Kernen nachzuweisen. C la u s (1863, Taf. 29, Fig. 47)
hat den von S a r s (1885) bestätigten Nachweis geliefert, dass die Jugendformen der Euphausien
durch wenige Leberschläuche charakterisirt sind, welche im Laufe der Metamorphose vermehrt
werden. Ich habe der Gattung Stylocheiron zugehörige Larven im Ca%?iop«s-Stadium beobachtet,
welche ebenfalls nur drei Leberschläuche jederseits aufwiesen.
Der gerade gestreckte relativ enge Darm (int.) , dessen Zellen verästelte Kerne aufweisen,
verläuft in der Abdominalregion der Rückenseite genähert, schwillt im Distalende des
sechsten Abdominalsegmentes zu einem kurzen Rektum (Taf. X, Fig. 6 re.) an, welches dann
auf dem Telson ausmündet (an.). An einem lebend beobachteten Exemplar, welches im Februar 1888
an der Oberfläche vor Orotava erschien, fand ich den Darm in beständiger peristaltischer Bewegung.
Direkt vor seiner Ausmündung bildet das Rektum ein kurzes nach vorn gerichtetes Divertikel
(Fig. 6 coec.). Ein derartiger Blinddarm ist bis jetzt bei Schizopoden noch nicht zur Beobachtung
gelangt und ebensowenig zwei lang gezogene Zellhaufen, welche von dem Blinddarm
an in einer Länge von 0,5 mm beiderseits unterhalb des Rektums und des Distalendes des Chylus-
darmes verstreichen (ga.). Da die Zellen durchaus dem Ganglienbelag der Ganglienknoten in
Grösse und Struktur gleichen, so nehme ich keinen Anstand, sie als terminale Ganglienhaufen
zu deuten. Keinesfalls sind sie etwa als Homologa der bei den Gammarinen auftretenden und
in den Enddarm mündenden „Hamschläuche“ aufzufassen. Als Rudimente derselben könnte man
eher das Blinddärmchen betrachten, welches indessen richtiger wohl der von W rz e s n iow s k i
(1879, p. 515) bei Goplana polonica aufgefundenen „Afterdrüse“ zu vergleichen ist. Der Epithelbelag
des Blinddarmes zeigt indessen keine Abweichungen von dem Darmepithel, welches zudem
in Gestalt von Rektalwülsten das Lumen desselben verengt.
c. Das Gefässsystem.
Ueber die K r e i s l a u f s o r g a n e kann ich mich um so kürzer fassen, als dieselben
neuerdings von C la u s (1885) zum Gegenstand einer eingehenden Studie gemacht wurden. Wenn
auch der genannte Forscher vorwiegend den Cirkulationsapparat der Mysideen in den Kreis der
Betrachtung gezogen hat, so deutet er doch (1. c. p. 15) mit einigen zutreffenden Bemerkungen
die wesentlichen Unterschiede im Verhalten des Herzens und der grossen Gefässe bei Euphausia
an. Jedenfalls stimmt auch Stylocheiron mit der genannten Gattung darin überein, dass das mit
drei Spaltöffnungspaaren versehene Herz sich durchaus jenem der Dekapoden anschliesst. Es ist
kurz, birnförmig gestaltet und liegt weit nach hinten gerückt (den medianen Hinterrand des
Schildes fast erreichend) der Dorsalfläche des Cephalothorax dicht an (Taf. XI, Fig. 9 cor.).
Nach vorne entsendet es die lange Kopfarterie (a. ceph.) ,; welche bis zum Rostrum unter der
Schale gerade gestreckt verläuft, um dann (gelegentlich fast rechtwinklig geknickt) zwischen die
Vorderfläche der Hirnlappen sich einzusenken. In der Höhe der Augenstiele gabelt sie sich in
die Augenarterien (a. ophth.), deren eigenartiges Verhalten späterhin noch geschildert werden
wird und in die Hirnarterien (a. cer.), Bekanntlich treten an der Wurzel der Kopfarterie zwei
Ventilklappen auf, welche den Rückstau des Blutes bei der Diastole verhüten. Ich habe sie
namentlich bei Larven deutlich wahrgenommen und finde jede Klappe aus einer Zelle gebildet,
deren Kern dem Lumen der Arterie zugekehrt ist.
Die aorta cephalica zeigt in ihrem Verlaufe Eigentümlichkeiten, welche — soweit ich
die Litteratur zu überblicken vermag — nicht nur unter den Crustaceen, sondern auch unter
den gesammten Arthropoden einzig dastehen und gleichzeitig auch eine der merkwürdigsten Anpassungen
an den Tiefenaufenthalt darstellen dürften. In der Stirnregion des Kopfes dicht hinter
dem Rostrum und zwischen den beiden Hirnlappen sitzt nämlich dem Hinterrande der Kopfarterie
eine kuglige Ampulle auf, welche mit Blutflüssigkeit erfüllt ist (Taf. XI, Fig. 9 c. front.;
Taf. X, Fig. 7). Sie misst im Durchmesser bei völliger Schwellung 0,12 mm und repräsentirt
eine Aussackung des Gefässes, deren Wandung ebenso zarthäutig wie die Gefässwandung ist und
dieselben Kerne aufweist, welche auch der letzteren zukommen (Fig. 7). Was aber der genannten
Bildung ein besonderes Interesse verleiht, ist der Umstand, dass sie mit einem mächtigen Belag
Von Muskelfasern umgürtet ist (Taf. X, Fig. 8), welche nach allen Richtungen sich kreuzen und
einen kräftigen contraktilen Beutel darstellen. Unterhalb des genannten Organes setzt sich die
aorta cephalica noch -eine kleine Strecke weit nach abwärts fort, um dann in die arteria cerehralis
(a. cer.) und in die kräftigere arteria ophthalmica (a. ophth.) sich zu gabeln. Die letztere theilt
sich dann in die beiden Aeste für die Stielaugen.
Was nun die physiologische Bedeutung der mit Muskeln belegten Ampulle anbelangt, so
liegt es auf der Hand, dass sie einen pulsatorischen Apparat darstellt, welcher offenbar in Anpassung
an die monströse Entwicklung der Augen mit ihrem ungewöhnlich reichen (im nächsten
Kapitel eingehender zu schildernden) Capillarnetz im Augenganglion seine Entstehung nahm.
Wenn ich auch keine Gelegenheit fand, die Pulsationen am lebenden Objekte zu verfolgen, so
lehrt doch schon die Betrachtung der conservirten Exemplare, dass man das Organ bald in der
Systole, bald in der Diastole antrifft. Es handelt sich also um eine Art von Nebenherz, das
ich wegen seiner Lage im Kopfe als „ S tirn h e r z “ bezeichnen möchte. Allerdings ist es insofern
nicht dem Herzen zu vergleichen, als es der Spaltöffnungen entbehrt und einen zarthäutigen Sack
darstellt, welcher erst sekundär von Muskeln umgürtet wird. Der Mangel von Spaltöffnungen
wird leicht erklärlich, wenn man bedenkt, dass das Stirnherz lediglich die Wirkung des Centralorganes
für die Circulation zu unterstützen und arterielles Blut in die einen starken Reibungswiderstand
bedingenden Augencapillaren zu treiben hat. Würden Spaltöffnungen an ihm zur
Ausbildung gelangen, so würde das venöse Kopfblut zugleich mit dem arteriellen Blut der Kopfarterie
eindringen.
Die Beobachtung am lebenden Thiere muss darüber Aufschluss geben, ob die Pulsationen
des Stirnherzens synchronisch oder in rhythmischem Wechsel mit dem Rückenherz erfolgen. Aus
dem Umstande, dass ich bei jenem Exemplar, dessen Stirnherz ich in Fig. 7, Taf. X darstelle,
beide Herzen in der Diastole sich befanden, könnte man auf eine synchronische Pulsation
schliessen. Nebenbei sei nur noch erwähnt, dass ein Rückstau des Blutes bei der Contraktion