mu.) am Rückenschild ansetzen, verlaufen zu (len Extremitäten und dürften als Levatoren (die
seitliche Aussenbewegung der Extremitäten vermittelnd) in Anspruch zu nehmen sein. Sie
durchkreuzen sich, wie Gr r o o m richtig hervorhebt, an manchen Stellen derart, dass die zu den
Vorderantennen verstreichenden in der Höhe der hinteren entspringen und umgekehrt. Immerhin
lassen sich 3 Gruppen nachweisen, von denen eine zu den Vorderantennen (mu. at'), eine mittlere
zu den Hinterantennen (mu. at") und eine dritte zu den Mandibularfüssen (mu. rad.) verläuft
(Taf. V Fig. 7). Ihnen wirken als Antagonisten, nämlich als Adduktoren, Muskelgruppen entgegen,
auf welche Groom gleichfalls hinwies. Sie entspringen auf der Medianfläche der Bauchseite
und sind in Fig. 7 der Taf. V querdurchschnitten angedeutet (mu. tr.).
Ein besonders kräftiger aus zwei bis drei Fasern bestehender Muskel setzt sich an der
Dorsalfläche des Rückenschildes an, um schräg nach hinten und aussen zur Ansatzstelle des
Schwanzes zu verstreichen. Auf ihn ist bereits B u c h h o lz aufmerksam geworden; ich bezeichne
ihn mit Groom als flexor caiiclae (Taf. V Fig. 7, Taf. VI Fig. 10,18 fl. ed.), da er offenbar das
Abwärtsbeugen des Schwanzes bedingt und hierbei zur Erweiterung der Afteröffnung Veranlassung
gibt.
Endlich erwähne ich eines kräftigen Muskels, welcher bisher übersehen wurde. Er entspringt
hinter dem vorher genannten unterhalb des Rückenschildes und setzt sich in der Höhe der
Ursprungsstelle des Schwanzstachels an (Taf. V Fig. 7, Taf. VI Fig. 10, 18 fl. sp. ed.). Ich bezeichne
ihn als flexor spinae, da er den Schwanzstachel beugt. Dagegen konnte ich die von
Groom (1894 p. 187) erwähnten Dilatatoren des Anus, welche als Radiärfasern an den Enddarm
herantreten sollen, nicht nachweisen.
Die Extensoren der Extremitäten heften sich an das Basalglied des Protopoditen an;
nur wenige Fasern lassen sich noch durch die nächstfolgenden Glieder in ununterbrochenem
Verlaufe verfolgen. Die übrigen quergestreiften Muskeln der Extremitäten zeigen in ihrer Anordnung
eine bunte Mannigfaltigkeit, welche ich möglichst getreu in Fig. 1 auf Taf. VI zur Anschauung
zu bringen versuchte. Bald treffen wir Fasern an, welche nur von einem Glied bis
zum nächstfolgenden verstreichen, bald durchsetzen sie zwei oder auch mehr Glieder ohne Unterbrechung.
In den Anfangstheil der Borsten dringt keine Faser vor; nur der kräftige Kaufort-
satz am zweiten Antennenpaar wird, wie schon D o h rn (1870 p. 1, Taf. 29 Fig. 10) richtig erkannte,
von Muskeln versorgt.
Dass die Angaben von W illem o e s -S u hm über grosse Muskeln, welche Schwanz und
Schwanzstachel durchziehen, sowie über Muskelgruppen, welche die Abdominalhaken bewegen,
auf unrichtigen Deutungen beruhen, habe ich bereits oben (p. 86) hervorgehoben.
9. Die Entwicklung der Cyprispuppe im Nauplius.
Unter dem von mir gefischten Materiale fanden sich drei Nauplien (dem N. hastakis und
N. loricatus zugehörig), welche mehr oder minder weit in der Umwandlung zum Cypris-Stadium
vorgeschritten waren. Sie repräsentiren zwar nur einzelne Phasen aus den späteren Entwiok-
lungsvorgängen, sind aber doch so interessant, dass ich das Wenige, was ich zu ermitteln ver-‘
mochte, nicht verschweigen will. Zudem betreffen sie ein Stadium, welches in den bisherigen
Darstellungen der postembryonalen Entwicklung der Lepaden kaum Berücksichtigung fand.
Anscheinend unvermittelt und völlig überraschend entsteht bei der letzten Häutung des
Nauplius ein Wesen, welches fast aller Naupliencharaktere verlustig gegangen ist und wegen
seiner äusseren Aehnlichkeit mit Ostrakoden den Namen ,, Cypris-Puppe“ erhielt. Nun haben
schon die Beobachtungen von C la u s (1876 p. 81) und L an g (1876 p. 112) gelehrt, dass bei den
Balanen ganz allmählich die Gestalt der Cypris-Puppe innerhalb des Nauplius angelegt wird.
Sie beobachteten die von Claus als Metanauplien benannten Stadien, welche nach Art der Co-
pepoden innerhalb der Naupliushülle bereits die Maxillenpaare und späteren Rankenfüsse anlegten.
Aehnliche Stadien sind bisher von den Lepaden nicht bekannt geworden. Die trefflichen
Untersuchungen von C lau s (1869) und W illem o e s-S u hm (1875) über die Metamorphose
der Lepaden knüpfen an die fertige Cypris-Puppe an, ohne dass ihre Anlage innerhalb
des Nauplius den genannten Beobachtern zu Gesicht gekommen wäre. Nun zeigen meine Beobachtungen,
dass es sich im Principe um ähnliche Vorgänge wie bei der Balanenmetamorphose
handelt. Immerhin lassen aber meine Wahrnehmungen erkennen, dass entschieden bei den Balanen
primitivere Verhältnisse, als bei den Lepaden obwalten, insofern bei den letzteren die Extremitäten
gleichzeitig in auffällig weiter Entfernung von den Gliedmaassen des Nauplius angelegt
werden und erst spät durch eine Verkürzung des Leibes an ihre definitive Stelle rücken.
Die Ausbildung der Maxillen, Rankenfüsse und des Abdomens knüpft an eine Ektodermverdickung
an, welche zwischen den 6 Paaren von Abdominalhaken gelegen ist (Taf. V Fig. 7
th. abd.). Da also Brust und Hinterleib des späteren Cirrripeds im Anfangstheile des Schwanzes
der Nauplien vorgebildet werden, so ist die mehrfach eingeführte Bezeichnung „Thoraco-Abdominalabschnitt“
für den Schwanz durchaus zutreffend. Die genannte Ektodermverdickung ist
bereits von D o h rn bei der Archizoea (jigas beschrieben und abgebildet worden (1870 p. 602 Taf.
19 Fig. 7). Er schildert sie als ein Gewebe, welches in zwei Strängen zwischen den Abdominalhaken
verläuft und an jeden der Haken einen Zweig abgibt. D o h rn war im Zweifel, „ob es
nervöser Natur gewesen sei, oder ob es kontraktil war“. Der letzteren Ansicht neigt sich
W illem o e s -S u hm (1875 p. 142) zu, welcher die Abdominalhaken für beweglich hält und in
seinen Figuren 20 und 22 die in Rede stehende Ektodermverdickung als Muskeln bezeichnet.
Dass ihm indessen die topographischen Beziehungen zwischen den Abdominalhaken und den
Ruderfüssen nicht unbekannt geblieben sind, geht- aus seiner Bemerkung hervor: „The movable
spines simply mark the place where, later on, we find the segmented abdomen of the Cypris“
(p. 143).
Die in Rede stehende Region der Cirripediennauplien wurde späterhin von Gro b b en
gelegentlich seiner bekannten Untersuchungen über die Entwicklung von Getochilus (1881 p. 30)
in Betracht gezogen. G ro b b en findet bei den Nauplien einer Sacciilina und eines JBalams (?)
das Ektoderm auf der Ventralfläche des hinteren Körperabschnittes aus hohen cy lindrischen
Zellen gebildet, welchen jederseits ein Streifen von 4 grossen Zellen aufliegt. Er deutet dieselben
als Mesodermstreifen und vermuthet, dass jeder Streifen durch wiederholte Theilung einer
einzigen Mesodermzelle seine Entstehung nahm. Den vonHoek (1876 p. 76) an derselben Stelle
bei Balanenlarven erwähnten, aber sehr undeutlich abgebildeten Zellhaufen sucht Grobben in
gleichem Sinne zu deuten.
Gegen diese Anschauung von G ro b b en hat sich der neueste Beobachter, nämlich Groom,
mit, wie mir scheint, sehr triftigen Gründen gewendet. Er betont, dass einerseits bei den Cirri-
pedien das Mesoderm auf weit früheren Stadien angelegt wird und dass andererseits die Entwicklung
des Thoraco-Abdominalabschnittes an die von Grobben beschriebenen Zellen nicht an