sata zu den Auricularienriidchen mich L udwig’« Angaben (1882, p. 67) aus einem Umstrahle- ihre
Entstehung, dem nach T h i e l ’ s Untersuchung (1892, p. 51) wiederum ein Tetraeder vorausgeht.
Wie aus dem hier gegebenen kurzen historischen Ueberblick ersichtlioh ist, so gehen die
Meinungen über die erste Anlage der Skelettstiioke ziemlich auseinander. Nur in dem Punkte
stimmen seit Joli. M ü lle r alle Forscher überein, dass der spätere Aufbau der Skelettstüoke
durch eine grössere Zahl von Zellen bewerkstelligt wird. Weiterhin ist hervorzuheben, dass mit
Ausnahme der nur mit Vorsicht aufzunehmenden Angaben von 11 c ro u a rd positive Beobachtungen
über den Antheil der Mesodermzellen an der Bildung des Hautskelettes der Rolotlmrion
fast völlig fehlen.
Ich will daher mit meinen Beobachtungen Uber die Bildung der Auricularienrädchen,
trotzdem es mir nicht möglich war, sie an lebendem Material zu controliren, um so weniger zurückhalten.
als sie einen Bildungsmodus zeigen, welcher so eigenartig verläuft, dass er sich in
keiner Weise in das bisher bekannt gewordene Schema zwängen lässt.
Die Kalkrädchen treten bei unserer Attricularia imdibrancMata relativ spät auf. So wiesen
die auf Taf. III in Fig. 3 und 4 dargestellten Larven nur wenige (etwa 12) Rädchen auf, welche
theils über die Rückenfläche zerstreut waren, theils in den hinteren ohrförmigen Zipfeln lagen.
Auf der Bauchseite war nur ein Rädchen hinter dem After wahrzunehmen. Ungewöhnlich reich
an Zahl sind sie hingegen bei den grossen Larven (Fig. 6) sowohl über die gesammte Rückenfläche,
wie auch Uber die Banchfläche (wenn auch auf letzterer minder häufig) zerstreut. Namentlich
aber häufen sie sich in den hinteren ohrförmigen Zipfeln so massenhaft an, dass diese Par-
tieen am lebenden Thiere weisslich schimmern. Offenbar beschweren sie das Hinterende und
bedingen sie dadurch die aufrechte Haltung, welche die grossen Larven bei dem Schwimmen
einnehmen.
Zu jener Zeit, wo die ersten Kalkrädchen auftreten, beginnen die zelligen Elemente der
Gallerte sich in skelettogene Zellen und in Bindegewebezellen zu sondern. Die letzteren sind
bei den jüngeren Larven meist bipolar gestaltet, insofern das Zellplasma sich in zwei breitere
Fortsätze auszieht, die ihrerseits wiederum feinere Gabeläste entsenden. Indessen treten auch
unipolare und multipolare Bindegewebezellen ab und zu auf. Bei den grossen Exemplaren der
Auricularia nudibranchiata überwiegen multipolare Zellen, und ausserdem ziehen sich die Ausläufer
zu langen, homogenen Fasern aus, welche fast iilzartig sich mit den Ausläufern in der Nähe
liegender Zellen durchkreuzen (Taf. IV, Fig. 7).
Meist sind die verästelten Bindegewebezellen einkernig; ab und zu trifft man indessen
sowohl bei den Synaptalarven wie bei den grossen Auricularien von Orotava zwei- und drei-
kernige Zellen an (Fig. 8* und 8b). Da ihr Zellenleib nicht grösser ist als jener der einkernigen
Bindegewebezellen, so sind sie entschieden nicht aus einer Verschmelzung mehrerer Zellen entstanden.
Ungewöhnlich grosse, mit einer ganzen Brut von 8—12 runden Kernen erfüllte Bindegewebezellen
fand ich vereinzelt dicht unter dem Ektoderm der Larven von Orotava; die in
Fig. 9 dargestellten Zellen (sie entstammen dem auf Taf. III, Fig. 3 und 4 abgebildeten Exemplar)
mögen den Habitus derartiger Zellen versinnlichen. Die Kerne der Bindegewebezellen sind
kugelig und messen 0,003—0,004 mm; sie sind fein granulirt und lassen keine distinkten Kern-
körperchen erkennen.
Ausser den hier erwähnten Bindegewebezellen finden sich bei den Synaptalarven und bei
den grossen Auricularien kuglige, der Protoplasmaausläufer entbehrende Zellen mit deutlicher
Membran. Bei orsteren treten sie in den beiden hinteren Aurikeln und ganz vereinzelt neben
der aboralen 'Wimperschnur auf. Häufiger sind derartige kuglige Zellen bei den grossen Auricularien
dicht unter dem Ektoderm, wie auch in der Nähe der Wimperschnur, und vor Allem
längs des Steinkanales verbreitet. Sie messen durchschnittlich 0,01 mm und lassen sich nach
ihrem Habitus in zwei Gruppen sondern. Einerseits fallen nämlich blasse Zellen auf, deren Kern
mit umgebendem Plasma durch die Ausbildung einer grossen Vakuole an die Zellwand gedrängt
wird. Man trifft sie bald einzeln, bald zu zwei bis vier aneinander gedrängt unter dem Ektoderm
an (Fig. 10). Jüngere Stadien derselben (Fig. 10*) mit relativ kleiner Vakuole nimmt man
häufig wahr.
Andererseits sind jene kugligen Zellen, welche wie Pilzsporen zerstreut dem Steinkanal
anliegen, mit glänzenden Körnchen erfüllt, zwischen denen von dem mehr central gelegenen Kern
die Plasmafäden netzartig zur Wandung ausstrahlen (Eig. 11). Wo die körnigen Einschlüsse,
welche durch Säuren nicht gelöst werden, in geringerer Zahl auftreten, lassen sich die Plasmafäden
in dem vakuolisirten Inhalt am schönsten wahrnehmen.
Ich glaube nicht fehl zu greifen, wenn ich die kugligen Zellen der Gallerte als skelettogene
Zellen in Anspruch nehme, welche auf späteren Stadien die Kalkkörper der Haut und
die im Umkreis des Steinkanals auftretenden Kalkgebilde aufhauen. In meiner früheren Mit'
theilung irrte ich indessen insofern, als ich sie auch für die Bildnerinnen der Auricularienrädchen
erklärte. Eine erneute eingehende Untersuchung zeigte mir, dass ich zu dieser Annahme
durch das eigenthümliche Verhalten der in Rede stehenden Zellen bei den Auricularien der
Synapten verleitet wurde. Hier fallen in den beiden hinteren Aurikeln stark vakuolisirte Zellen
leicht in das Auge, welche zwei bis drei wandständige Kerne aufweisen, von denen die Plasmastränge
zwischen den polyedrisch sich aneinander pressenden hellen Vakuolen ausgehen (Fig. 12c).
Die Kerne selbst können durch den Druck der Vakuolen in Mitleidenschaft gezogen weiden und
unregelmässige Formen annehmen. Neben den mehrkernigen Zellen trifft man einkernige, wie
ich sie übrigens auch der Wimperschnur des Stirnfeldes anliegend bemerkte (Fig. 121'). Da sie
öfter fast dieselbe Grösse wie die mehrkernigen erreichen, so möchte ich annehmen, dass die
grössere Zahl von Kernen nicht durch eine Verschmelzung von mehreren Zellen bedingt wird.
Nur p.inma.1 stiess ich neben den grossen, mehrkernigen Zellen auf zwei dicht aneinander liegende
einkernige (Fig. 12“), welche der Auffassung Vorschub leisten könnten, als oh sie im Begriff
wären, mit einander zu verschmelzen. Wenn mir nun auch spätere Stadien mit beginnender
Kalkabscheidung nicht zu Gesicht kamen, so geht doch zur Evidenz aus der Lagerung dieser
auffälligen Zellen hervor, dass sie die B ild n e r in n e n d e r K a lk k u g e ln sind. Wenn es noch
einss Beweises bedürfte, dass sie nicht mit der Entwicklung der Rädchen in Beziehung stehen,
so füge ich hinzu, dass ich späterhin auch noch neben den Bildungszellen der Kalkkugeln in
jedem Aurikel die beiden ersten Anlagen der Kalkrädchen auffand.
Nach den Angaben der früheren Beobachter ist die Zahl der ausgebildeten Kalkkugeln
ebenso schwankend wie diejenige der Rädchen; zudem sind dieselben meist asymmetrisch vertheilt,
insofern die linke Seite, sowohl was das zeitliche Erscheinen, als auch die Zahl der Kalkgebilde
anbelangt, bevorzugt wird. Ich kann in dieser Hinsicht die Angaben von M e t s c h n ik o f f
(1869, Taf. I) und Semon (1888, p. 198) nur bestätigen und speziell auch betonen, dass gelegentlich
bei jüngeren Larven mehr Kalkkörper ausgebildet sind als bei älteren. Es dürfte weiterhin
von Interesse sein, darauf hinzu weisen, dass in jedem Aurikel mindestens vier mehrkemige