poden, dass man diesen Aehnliclikeiten durch die Benennung Rechnung trug. Als Archizoea gigas
beschrieb nämlich D o h rn (1870) einen aus dem pacifischen Ocean (von der chilenischen Küste)
stammenden Nauplius, den er als eine Lepadenlarve in Anspruch nahm. Dass er mit dieser
Deutung im Rechte war. lehrten die interessanten Mittheilungen von W illem o e s-S u hm (1875),
welcher während der C h a ll eng er-Expedition Gelegenheit fand, zwischen Japan und den Sandwich
Inseln die Entwicklung von Lepas fasciculciris D a rw in zu verfolgen und den Nachweis zu
führen, dass ihre Nauplien die Charaktere der sogenannten Archizoea aufweisen. Zudem ist es
durch die Beobachtungen von W illem o e s-S u hm wahrscheinlich geworden, dass die D o h rn -
sch& Archizoea gigas dem Entwicklungskreise von Lepas austrcilis angehört (1875 p. 137). Während
die bisher beschriebenen grossen Lepadennauplien lediglich in dem Gebiete des pacifischen Oceans
beobachtet wurden, so konnte ich den Nachweis führen, dass sie auch dem Mittelmeer (1887 p. 25)
und dem Atlantischen Ocean (1889 p. 9 [527]) nicht fremd sind. Ich erkannte bald, dass die von
mir erbeuteten Exemplare drei verschiedenen Arten zugehören und versuchte, gefesselt durch
den bizarren Habitus der Larven, eingehender ihre Organisation zu studiren. Obwohl .es nur
ein spärliches Material ist, an dem ich meine Beobachtungen anzustellen vermochte, so glaube
ich doch in mehrfacher Hinsicht die Angaben von D o h rn und W illem o e s -S u hm erweitern
und berichtigen zu können. D o h rn hat die Gestalt der Extremitätenanhänge genauer dargestellt
als W illem o e s -S u hm , obwohl er, wieder letztgenannte Forscher richtig erkannte, die
beiden hinteren Beinpaare miteinander verwechselte. Andererseits hat Willem o e s-S u hm unsere
Kenntnisse über die Anordnung der inneren Organe in mehrfacher Hinsicht gefördert.
Nachdem ich meine Untersuchungen bereits abgeschlossen hatte, erschienen neuerdings
die eingehenden und umfassenden Studien von Groom (1894) über die Cirripedienentwicklung.
Der Verfasser bereichert in ihnen die Kenntniss vom Bau der Nauplien in so vielfacher Hinsicht,
dass ich anfänglich nicht geneigt war, meine Beobachtungen zu veröffentlichen. Da sie
indessen an ein interessantes Material anknüpfen, welches unter schwierigen Verhältnissen erbeutet
wurde, und da ich auch G ro om ’s Darstellung in verschiedener Hinsicht durch die Beobachtung
späterer Stadien, welche zudem in instruktiver Weise lehren, wie die cy prisähnliche
Puppe im Nauplius ihre Entstehung nimmt, zu erweitern vermag, so übergebe ich diese bescheidenen
Darlegungen der Oeffentlichkeit.
i. Charakteristik der beobachteten Nauplien.
Die von mir erbeuteten Lepadennauplien sind von den bisher beschriebenen verschieden
und vertheilen sich auf drei Arten. Einer derselben ähnelt dem durch W ill emo es-Suhm bekannt
gewordenen Nauplius der Lepas fascicularis; die beiden anderen sind durchaus abweichend
gestaltet. Um die Darstellung abzukürzen, belege ich die Larven mit provisorischen Namen.
Wenn die letzteren einen etwas mittelalterlichen Beigeschmack haben, so halte man es der absonderlichen
Gestalt zu gut: ähneln sie doch ritterlichen Spiessgesellen, welche beschildet und
mit eingelegter Lanze die Salzfluth durchreiten. Die von D o h rn eingeführte Bezeichnung
„ Archizoea“ suche ich zu vermeiden, da die in dem Namen liegende phyletische Beziehung zu den
Zoeen der Dekapoden nicht zu rechtfertigen ist.
Ich gestatte mir zunächst eine kurze Diagnose der beobachteten Formen zu geben.
1. Nauplms eques (Taf. V Fig. 1, 2). Rückenschild stachlig, Stirnhörner horizontal abstehend,
Hinterhörner genähert, Hinterrand des Schildes tief ausgebuchtet. Rückenstachel
länger als der Schwanz und wenig kürzer als der Schwanzstachel.
Die beiden Stacheln und der Schwanz in der proximalen Hälfte mit Dornen
bedeckt.
Länge des Rückenschildes (die Schildhörner eingerechnet) 1 mm
Breite des Rückenschildes „ „ „ 0 , 8 mm
Länge des Schwanzstachels ....................... 8 mm
Gesammtlänge 9 mm
Den Nauplius eques fischte ich im offenen Netze, welches bis 100Ö m
Tiefe versenkt worden war, am 10. September 1887 zwischen Madeira und
dem Festlande in nur einem Exemplare.
2. Nauplius hastatus (Taf. V Fig. 5 u. 6). Rückenschild glatt, mittlere Stirnhörner kaum angedeutet,
Hinterhörner doppelt, Hinterrand fläch ausgeschweift. Rückenstachel
fehlt, Schwanzstachel von enormer Länge.
Länge des Rückenschildes 1 mm .
Länge des Schwanzgtachels...................................................14 mm
Gesammtlänge ...................................................................... 15 mm
Den Nauplius hastatus fischte ich in drei Exemplaren im Laufe des
December 1887 an der Oberfläche vor Orotava.
3. Nauplius loricatus (Taf. VI Fig. 7 u. 10). Rüchenschild bedornt, mit Schildbuckel; seitliche Stirnhörner
schräg nach vorn gerichtet, Hinterhörner einfach, Rückenstachel als
kurzer Dorn entwickelt. Schwanzstachel mässig lang.
Länge des Rückenschildes..................................................1,5 mm
Länge des Schwanzstachels 5 mm
Gesammtlänge 6,5 mm
Den Nauplius armatus fischte ich in geringeren Tiefen von 80'—100 m
im Golfe von Neapel während des September und Oktober 1886. :
2. D a s Rückenschild und d essen Drüsenapparat.
Die gesammten von mir beobachteten Nauplien haben offenbar die letzte Häutung vor
dem Uebergang in das Cypris-Stadium durchgemacht* Es geht dies nicht nur daraus hervor,
dass innerhalb einiger derselben bereits das Puppenstadium angelegt ist, sondern auch aus dem
Umstande, dass das Rückenschild sich scharf von dem Schwanzende mit seinem langen Stachel
abgesetzt hat. In das letztere geht es auf früheren Stadien continuirlich über; erst .bei den
letzten Häutungen setzt es mit seinem Hinterrand sich selbständig ab, um die Afterregion zu
überdachen. Während es anfänglich fast dreieckig gestaltet ist, so nimmt es auf den uns: vor*
liegenden Stadien eine oblonge Gestalt an. Wir können demgemäss einen Vorder- oder Stirn-
randj die Seitenränder und den Hinterrand unterscheiden. Wie ein umgekehrter Napf überdacht
das Rückenschild die untere Körperhälfte mit ihren Anhängen. Eine sanfte buckelförmige Auftreibung,
der Schildbuckel, ist in der Mitte zwischen Vorderrand und Rückenstachel bei dem
Nauplius loricatus entwickelt (Taf. VI Fig. 7 jj. 18 u). Das Rückenschild ist durchaus glatt:, bei
Bib lio th e c a zoologica. Heft 19. H