deckelartig aufgeklappt, wobei man deutlich erkennen kann, dass das Chitin der Platte in das des
Fühlers direkt übergeht. Das möchte ich nach den Bildern, die ich bei Dytiscus sah, yon diesen
Organen nicht behaupten.
Über die Art der Verteilung dieser merkwürdigen Organe auf dem Fühlerquerschnitt giebt
Fig. 98 Aufschluss. Sie sind auf jedem Gliede in grösser Zahl vorhanden, liegen nur auf der medialen
Seite, und sind fast durchgängig auf die distalen zwei Drittel der Länge beschränkt. Ganz am Ende
fehlen sie wieder, hier trifft der Querschnitt nur die grossen Grubenkegel (s. o.). Da, mit Ausnahme
der zwei ersten, alle Fühlerglieder mit diesen Organen ausgestattet sind, ist deren Gesamtzahl auf
beiden Fühlern eine recht beträchtliche (mehrere Tausend).
Da ich diese kelchförmigen Organe infolge meiner Versuche an Dytiscus nicht für Organe des
chemischen Sinnes halte, hätte ich vielleicht näheres Eingehen auf sie unterlassen können. Weil indessen
nicht alle Zoologen in der Wertschätzung des Experimentes in derartigen Fragen übereinstimmen,
hielt ich es für zweckmässig, objektiv zu schildern, wie mir der Bau der Organe sich darstellte;
auf die etwa anzunehmende Funktion komme ich unten zurück.
Es ist noch einiges anzuführen, was die Gruppen der kelchförmigen Organe im Ganzen betrifft.
Es treten Nerven zu jeder Gruppe, dieselben sowie die eingeschobenen Anhäufungen von Ganglien
bieten nichts Besonderes. Bemerkenswert ist dagegen, dass ein ganz auffallend starker Tracheenast
in diese Gegend verläuft. In lebend-frisch abgeschnittenen und in 0,6 °/o Na CI Lösung untersuchten
Fühlern treten die Haupttracheenstämme mit ihren starken Einschnürungen und ihren stets rückläufig
abgehenden Ästchen stark hervor (Fig. 1). Nur der erwähnte dicke Ast zu jener Gruppe von Organen
macht eine Ausnahme und geht nach vorne ab. Seine Endigung ist bei Dytiscus durch das dunkle
Chitin verdeckt, bei dem durchsichtigeren Acilius waren mir leider Untersuchungen an frischem
Material nicht möglich.
Zwischen den einzelnen kelchförmigen Organen, sowie in den Gruben der grossen Kegel und
in deren Umgebung münden zahlreiche feine Kanäle, wie sie L eydig als Ausführungsgänge einzelliger
Drüsen beschrieben hat.
An Fühlern, welche unzerschnitten in Hämatoxylinlösung gelegen hatten, war die Farbe durch
die Fühlerbasis nur bis ins dritte Fühlerglied eingedrungen. An den weiteren Gliedern zeigte sich nie
etwas von Färbung der Sinnesorgane oder Nerven, der beste Beweis für die Abwesenheit wenn auch
noch so feiner Öffnungen an der Spitze der Kegel. Denn in die engen Drüsengänge war die Farbe
weit eingedrungen, so dass dieselben in dem farblosen Inhalt des Fühlers als intensiv blaue Fäden
erschienen. Ich sehe hierin einen Hauptstützpunkt für die Anschauung, dass die Riech- und Schmeck-
organe der Insekten keine Löcher im Chitin aufweisen. Denn wenn die Farblösung in diese feinen
Drüsenkanäle eindringt, ist gar nicht einzusehen, warum sie nicht auch in das behauptete grosse Loch
der Kegel von Vespa eindringen sollte. Thatsächlich thut sie das aber nicht, eben weil kein Loch da
ist. Die Farblösung dringt in Insektenfühler, welche vom Kopfe abgeschnitten sind, stets nur von der
Schnittstelle aus ein.
Sinnesorgane der Taster.
Sämtliche an den Fühlern vorkommenden Hautsinnesorgane finden sich auch an den Tastern.
Kleine Grubenkegel sind mannigfach verstreut, grosse Grubenkegel kommen in zwei Formen vor:
Dunkelgefärbte, längliche, stark nach der Tasterspitze geneigte Zapfen ohne Lumen, in einer flachen
Grube sitzend, in welche ein enger Porenkanal führt, sind auf die Streckseite der Taster beschränkt.
Auf der Beugeseite finden sich grosse Sinneskegel, welche in einer Grube versenkt sind, helles Chitin
und ein deutliches Lumen mit plasmatischem Inhalt haben, und über einem weiten Porenkanale stehen.
Besser als durch eingehende Beschreibung wird die Form der verschiedenen Kegel durch die Zeichnungen
veranschaulicht (Fig. 7; 10) *). Nirgends habe ich wieder so typisch ausgebildete, so leicht
zu untersuchende Exemplare von Hautsinnesorganen gesehen, wie an den Tastern von Acilius. Über
Einzelheiten an diesen, über charakteristische Formverschiedenheiten der Kegel bei verschiedenen Arten
von Schwimmkäfern, und über die Ungleichheit bei den Geschlechtern Hessen sich Bogen füllen.
Kegel dieser Art finden sich auch am Gaumenzapfen der Dytisciden (Fig. 12, 13, 14), ferner
sehr schön an der Spitze des inneren Kiefertasters (Fig. 2 e, Fig. 6). Bei Dytiscus stehen hier mehrere
solche Kegel, bei den kleineren Dytisciden nur einer. Es ist dies eines der zahlreichen Beispiele
dafür, dass eine Art Gesetz besteht, wonach die Hautsinnesorgane bei verschieden grossen Arten aus
derselben Familie gewöhnlich nicht ihrer Grösse, sondern ihrer Zahl nach in Proportionalität zur Grösse
des ganzen Tieres stehen, wie ich noch wiederholt zu bemerken Gelegenheit haben werde.
Kelchförmige Organe besitzt nur der grosse äussere Kiefertaster, und zwar eine umfangreiche
Gruppe auf der Aussenseite seines Endgliedes. In dieser Gegend münden wieder zahlreiche Drüsengänge.
Die Basalglieder tragen einige der rätselhaften, schon beim Fühler erwähnten „Gruben.“
Den beiden langen Tasterpaaren eigentümlich ist je eine Reihe langer dünner Haare, welche
schräg über das Endglied zieht (Fig. 4 c, Fig. 2 b, Fig. 3 b).
Offenbar die wichtigsten Organe an den Tastern, den eigentlichen Tastapparat, findet man
an der Spitze des Endgliedes (Fig. 4). Er ist bei Lippen- und äusseren Kiefertastern gleich gebaut
und bietet durch seine eigenartige Gestaltung dem Untersucher viel Interessantes, zugleich aber auch
manche Schwierigkeit.
L eydig (183) giebt an der betreffenden Stelle bei Acilius das Yorkommen von Wärzchen an, die
bei Dytiscus zu deutlichen Kegeln sich gestalten. Mit Hilfe starker Immersionslinsen ist es mir gelungen,
die nur 1 p grossen Organe etwas genauer zu erkennen (Fig. 8). Zwischen Acilius und Dytiscus besteht
in Beziehung auf diese Organe nur ein, nicht einmal bedeutender, Grössenunterschied. Ich
habe diese „T a s tz ä p fc h e n “ schon früher beschrieben (216, pg. 27) und abgebildet, und habe hier
nur noch einiges hinzuzufügen. Meine frühere Abbildung giebt das Bild wieder, welches man unter
dem Mikroskope sieht; wie mir der eigentliche Bau erscheint, drückt nebenstehende schematische
Zeichnung wohl am besten aus. Der centrale Stift sieht aus, als ob er aus einer
chitinähnlichen Masse bestände, und nicht hohl wäre. Er scheint die obere Querwand des
fassförmigen Zapfens zu durchbohren. Nach unten zu geht er direkt in einen schwach
glänzenden Strang über, welcher wahrscheinlich das Nervenende darstellt.2)
Die Anordnung der ausserordentlich zahlreichen Tastzäpfchen auf den Tasterspitzen ergiebt
sich aus Fig. 4. Sie stehen in zwei länglichen von einander getrennten Feldern dicht beisammen.
Das eine Feld nimmt die äusserste Kuppe des Endgliedes ein, es wird in Wirksamkeit treten beim
*) R n la n d zeichnet in seiner Fig. 14 einen Grubenkegel von Dytiscus und zwar mit klaffender Öffnung an
der Spitze, ein Kunstprodukt seiner Kalibehandlung.
2) Es macht mir den Eindruck, als ob man hier, wie in manchen anderen Fällen, nicht die Annahme umgehen
kann, dass es bei den Arthropoden eine chitinartige Umwandlung der Nervenendigungen gebe, ähnlich wie man ja hyaline
Bildungen als Nervenendorgane auch beim Menschen findet, z. B. in den Stäbchen und Zapfen der Retina. Auch den