Altersstufen vorgenommen wurden und die daher sowohl ein Uebersehen von noch so winzigen
Dentinsoherben unbedingt, als auoh „Zufälligkeiten“ mit grösster Wahrscheinlichkeit anssohliessen,
hervor, dass von den von T aubes als intra-uterine Milchzähne beschriebenen Gebilden mit Aus-
nahme' des oberen Eokzahnes N ic h ts vorhanden ist, was seine Angaben rechtfertigt. Wie nun
T. zu diesen seinen Angaben hat gelangen können, darüber kann ich nicht einmal eine Ver-
mutlmng aussprecken.
Der einzige unter den früheren Beobachtern, welcher die Milchzähne richtig beschrieben
hat, ist Sahlertz. Fassen wir den von ihm nur gelegentlich beobachteten oberen Milcheokzahn
a ls ’constant auf, so stimmen seine Angaben bezüglich der A n z a h l der verkalkten Zähne vollkommen
mit den von mir durch Serienschnitte festgestellten iiberein. Wir erhalten also, wenn
wir nur die zu irgend einer Lebensperiode functionirenden Zähne und ausserdem den obern Milcheckzahn
berücksichtigen, folgende Zahnformel für Erinaoeus europaeus:
1. 2. 3. 1. 2. 3. 4. 1. 2. 3. j i b m s i a * a. 4.
2. 3. 1. 3. 4. 1. .2. 3. ')
Diese Zähne finden wir mit den betreffenden Bezeichnungen in Textfig. 7 wiedergegeben.
Der obere Milcheckzahn ist bereits beim 83 Mm langen jungen Thiere verschwunden, während,
wie ich schon hier bemerken will“), der Wechsel der übrigen Zähne, erst n a c h dem Durchbruche
des hintersten Molaren vollendet ist.
Bas Auftreten und das verschiedene EntwicMungstmjpo derjenigen Zahnanlagen, aus denen
regelmässig verkalkte Zähne hervorgehen, erhellt aus nachfolgender TJebersicht, Seite 36 u. 37.
Da es sich hier nur um einen Einblick in die r e l a tiv e n Entwicklungsgrade, welche die Zahnanlagen
auf den von mir untersuchten Stadien erreicht haben, handelt, genügen allgemein
gehaltene Angaben. Die Fortschritte in der Verkalkung sind ans diesem Grunde nicht berücksichtigt.
Aus der nachfolgenden TJebersicht geht zunächst hervor, dass, wie besonders deutlich
am Unterkiefer der Stadien B und B’ zu ersehen ist, alle Zähne der ersten Funktionsreihe mit
Ausnahme von M 2 und M 3 sich etwa gleichzeitig aus der Schmelzleiste differenziren. M 2 und
M 3 differenziren sich in dem Maasse als durch Auswachsen des Kiefers Platz für sie geschaffen
wird; wir sehen einstweilen von ihnen ab.
Die Verschiedenheiten im Reifegrade auf den verschiedenen Stadien scheinen in erster
Linie von der G-rösse und Ausbildung, welche der betreffende Zahn überhaupt erlangt, abhängig
zu sein. So finden wir, dass im Unterkiefer M 1 stets in der Reife allen übrigen voran geeilt
is t, ihm folgt der Reihe nach P d 4 und I d 2. Die schwächsten Zähne im Unterkiefer: I 3,
C und P 3, sind vom Anfänge an in ihrer Ausbildung zurück und werden von allen zuletzt
fertig; von ihnen erreicht wiederum der grösste (C) zuerst, der kleinste (P 3) zuletzt seine völlige
Ausbildung. Aehnlich gestalten sich die Verhältnisse im Oberkiefer, wenn wir C d ausnehmen.
Dieser winzige, stiftförmige Zahn, welcher einen ganz ändern Habitus als die übrigen aufweist,
1) ich bediene mich hier und im folgenden der praktischen, vonWlNGK (I) eingeführten Schreibweise der Zahnformel,
in welcher die Beziehungen der M il c h z ä h n e (klein gedruckt) zu den Ersatzzähnen (grösserer Druck) klar hervortreten.
2) Nähere Angaben über den Verlauf des Zahnwechsels, gehören in den zweiten Theil dieser Arbeit. •
bildet in seiner ersten Anlage keine Ausnahme von der oben aufgestellten Regel: kleiner als die
übrigen differenzirt er sich auch später als diese, aber schon auf Stad. C hat er dieselbe Reife
wie die grössten Zähne erlangt; beim neugeborenen Thiere (Stad. F) hat er diese überflügelt,
wird dann bald darauf völlig ausgebildet und fällt frühzeitig aus. Dieser Zahn ist somit anders
als die übrigen zu beurtheilen: er gehört den auch von physiologischem Gesichtspunkte aus
rudimentären Organen an und verschwindet, ehe er zu irgend welcher Funktion gelangt ist,
indem er durch den sich ebenfalls ungemein rasch entwickelnden C verdrängt und ersetzt wird
(siehe unten). !
Wir bemerken nun aber ferner, dass die zuletzt fertig werdenden Zähne der ersten
Funktionsreihe nicht nur die schwächsten sondern — mit einziger Ausnahme des obern J d 2 —
auch g le ic h z e itig diejenigen A n te -M o la re n sind, welche nicht g ew e c h s e lt werden.
Was nun das Entwicklungstempo der Zähne der zweiten
Funktionsreihe betrifft, so gilt auch liier, dass die stärksten
sich sowohl zuerst an der Schmelzleiste differenziren als
auch zuerst fertig werden. P 4 eilt oben wie unten allen
übrigen Ersatzzähnen — von einer gleichzuerwähnenden
Ausnahme abgesehen — sowohl was erste Anlage als Zeitpunkt
des Fertigwerdens betrifft, voran. Ihm folgen die nächst
grössten Ersatzzähne I I oben und 12 unten. Zuletzt wird
der schwächste von allen: der obere 1 2 angelegt und ausgebildet.
Eine interessante Ausnahme bildet der obere C:
ebenso wie sein Vorgänger zeigt er eine beschleunigte Entwicklung
, indem er etwa gleichzeitig mit dem obern 1 1
angelegt wird, bald alle ande rn Ersatzzähne überholt, beim
83 Mm. langen Jungen sogar schon weiter entwickelt ist
als ein Zahn der ersten Functionsreihe (P. 2) und schliesslich,
nachdem Cd ausgefallen, in die erste Funktionsreihe
eintritt, d. h. zusammen mit den Milchzähnen und den nicht
wechselnden Ante-Molaren functionirt.
M it R ü c k s ic h t a u f d ie E n tw ic k lu n g s a r t d e r
v e r s c h ie d e n e n C om p o n en ten h a b e n wir also beim kalkten Zähne zu zeigen. Der obere Cd war bei
I g e l w ä h r e n d d e r e r s te n L eb en sm o n a te ein Ge- einem jungem Thiere gezeichnet und unterhalb
b is s , w e lch e s — v on den M o la ren a b g e s e h e n — der Zahnreihe gestellt worden ist. */i natürliche
a u s d r e i v e r s c h i e d e n e n A r t e n , nämlich e c h te n
M ilch z äh n en , n ic h t w e ch s e ln d en A n te -M o la r e n u n d einem e c h te n P räm o la re n ,
z u s am m e n g e s e tz t is t.
Wir können nun keinen Augenblick im Zweifel sein, dass die oben als
Id 1, Id 2, Cd, P d 4
I d 2, P d 4
bezeichneten Zähne dem gewöhnlichen Sprachgebrauche nach Milchzähne sind, da an deren Stelle
die einzigen Ersatzzähne treten, welche beim Igel regelmässig zur Verkalkung, resp. zur vollen
Ausbildung gelangen.