dicht besetzt. Da ich sie nicht so stark geknickt fand, wie es M a y e r abbildet (1879, Taf. I,
Fig. 4), und da andererseits C la u s ein abnormes Verhalten darstellt, insofern drei Zellen (nicht
zwei) ihre Röhrchen zu einem Ausführgang entsenden, so glaube ich es rechtfertigen zu dürfen,
wenn ich in meiner Fig. 7 auf Taf. VIII das normale Verhalten wiedergebe. Ohne in die Details
der Anordnung mich einzulassen, bemerke ich nur, dass die Zahl der Sammelröhrchen in den am
vorderen Carpalabschnitt gelegenen Zellen gelegentlich ein Dutzend betragen kann. Sie sammeln
sich in einem Ausfuhrgang, der an seinem Anfangstheil meist etwas ausgeweitet ist und von
einer kleinen Zelle umgeben wird, welche der Sammelröhrchen entbehrt. Diese dritte Zelle
scheint indessen nicht nur den ausgeweiteten Abschnitt des gemeinsamen Ausfuhrganges zu bilden,
sondern auch an der Secretion sich zu betheiligen. Ich finde sie nämlich stets im Umkreis des
Ausfuhrganges mit grossen, das Licht stärker brechenden, aber schwach sich färbenden Schollen
erfüllt, welche vielleicht Secretballen repräsentiren (Fig. 7a se.). Auf direktem Wege können sie
freilich nicht in den Ausfuhrgang gelangen, weil derselbe eine allseitig geschlossene und gegen
die kleine Zelle scharf abgegrenzte Röhre bildet. . Dass der Gang mit Kernen belegt ist, hat
bereits Clau s hervorgehoben.
5. Abdomen und Abdominalfusspaare.
Schon C lau s hat darauf hingewiesen, dass die Männchen von Phronima in der Gestaltung
des Abdomens von den Weibchen abweichen. „Was sie aber auf den ersten Blick kenntlich
macht, ist neben der beträchtlich geringeren Körpergrösse die bedeutende Stärke des Hinterleibes
und seiner Schwimmfüsse, die offenbar zu einer schnelleren Lokomotion befähigen“ (Claus
1872, p. 334).
Mit Rücksicht auf die oben (p. 110) angeführte Thatsache, dass die Männchen zur Zeit
der Geschlechtsreife die Weibchen aufsuchen und in den Gehäusen der letzteren verweilen, kann
es nicht überraschen, wenn nicht nur der Orientirungsapparat, sondern auch die Bewegungswerkzeuge
kräftiger entwickelt sind.
Da die drei ersten Pleopodenpaare (Schwimmfüsse) der Phronimiden in den bisherigen
Schilderungen keine eingehendere Darstellung erfahren haben, so gestatte ich mir, die früheren
Schilderungen durch einige Bemerkungen über die Gestalt des Abdomens und der Schwimmfüsse,
namentlich aber über die Anordnung der complicirten Muskulatur zu ergänzen.
Dass das Abdomen des Männchens bedeutend kräftiger entwickelt ist als dasjenige des
Weibchens, lehrt auf den ersten Blick ein Vergleich beider Geschlechter von Phr. Colletti
(Taf. VIII, Fig. 1 und 2). Während bei der männlichen Phr. sedentaria das erste Abdominalsegment
länger als die beiden nachfolgenden ist, sind bei Phr. Colletti die drei ersten Hinter leibs-
segmente von annähernd gleicher Länge. Der Hinterrand der genannten Segmente zieht sich
bei dem Männchen der Phr. sedentaria zu einer schaufelförmigen Seitenplatte aus, während bei
der männlichen Phr. Colletti die Verbreiterung auch den gesammten Seitenrand ergreift. So bilden
denn die Abdominalsegmente bei der letzteren breite Seitenplatten aus, welche mit kräftigen
Muskellamellen ausgestattet, das obere Drittel der Schwimmfüsse decken. Dass die Seitenplatten
erst im späteren Verlaufe der Entwicklung die ansehnliche Verbreiterung erfahren, mag ein Blick
auf das auf Taf. VII, Fig. 2 dargestellte jugendliche Männchen der Phr. sedentària mit seinen
relativ unansehnlichen Seitenplatten zeigen.
Auch die Verbreiterung der Pleopodenstielglieder vollzieht sich erst bei älteren Männchen.
Die jugendlichen gleichen insofern den alten Weibchen, als das Verhältniss zwischen Breite
und Länge der Stielglieder etwa 1 : 1,5 beträgt. Bei erwachsenen geschlechtsreifen Männchen
wird indessen das Stielglied nahezu ebenso breit wie lang. Im Querschnitt ist es annähernd
rechteckig gestaltet: die Schmalseiten sind etwas eingebuchtet und zwar auf der dem Kopfe zugewendeten
Vorderfläche stärker als auf der Hinterfläche. Hierdurch wird es bedingt, dass die
Kanten des in der Seitenansicht umgekehrt herzförmig gestalteten Stielgliedes flügelförmig vorspringen.
Es articulirt an der Bauchfläche des betreffenden Abdominalsegmentes vermittelst eines
ungefähr birnförmig gestalteten kräftigen Gelenkkopfes, dessen verschmälerter Theil nach vorn
gewendet ist.
Dem Stielgliede sitzen bekanntlich zwei Ruderäste auf, welche mit langen, zweizeilig
angeordneten und fiederästigen Schwimmborsten besetzt sind. Jeder Ast besteht bei erwachsenen
Männchen aus neun Segmenten, von denen das oberste bedeutend kräftiger ist als die nachfolgenden.
In dieser Hinsicht stehen die Männchen hinter den grossen Weibchen (von 30 mm Länge) mit
ihren aus 18—20 Segmenten zusammengesetzten Ruderästen zurück.
Was nun die M u s k u la tu r des Abdomens und d e r S chwimmfüsse anbelangt,
so hat dieselbe bisher kaum eine Berücksichtigung erfahren. Ich will wenigstens versuchen, auf
ihre recht complizirte Anordnung hinzuweisen, obwohl ich gestehen muss, dass.es ohne Kennt-
niss des lebenden Objektes und der nur an ihm zu gewinnenden Bestimmung des Drehpunktes
resp. der Drehachse unmöglich ist, über die Wirkungsweise mancher Muskelzüge Aufschluss zu
erhalten.
In jeder Hälfte eines Abdominalsegmentes verstreichen nicht weniger denn zehn fächerförmig
angeordnete Muskellamellen zu dem Gelenkkopf des Schwimmfusses (Taf. VIII, Fig. 8).
Sie heften sich an der Aussen- und Innenseite, am Vorder- und Hinterrand des Gelenkkopfes an.
Indem ich die einzelnen Muskelzüge durch Zahlen bezeichne, hebe ich zunächst hervor, dass fünf
Muskeln an die Aussenfläche des Gelenkkopfes herantreten. Es sind dies zunächst zwei Muskeln
(1 und 2), welche vom Vorderrande der Seitenplatten entspringen und bei erwachsenen Männchen
sich auffällig verbreitern. Ihnen schliessen sich zwei besonders kräftig entwickelte Muskeln an,
welche von der Rückenfläche der Segmente an über die Seitenflächen sich ausbreiten und schräg
von vorn an den Gelenkkopf herantreten. Der eine (4) liegt aussen und verdeckt theilweise den
kräftigen, vom oberen Vorderrande des Segmentes entspringenden Nachbar (5). Die Hinterfläche
der Abdominalsegmente wird von einem gerade absteigenden Muskel eingenommen, welcher, gelegentlich
deutlich in zwei gleichfalls gegen die Aussenfläche convergirende Partieen (7 und 8)
gesondert ist. An den Vorderrand des Gelenkkopfes tr itt nur ein schmaler, vom seitlichen Vorderrand
des Segmentes entspringender Muskel (3), während an die Innenfläche sich, drei Muskeln
inseriren. Einer derselben (6) entspringt von der Dorsalfläche und ist besonders kräftig ausgebildet
, wenn er auch bei seitlicher Ansicht weniger hervortritt, weil ihn die mit 4 und 5 be-
zeichneten Muskeln verdecken. An die Innenfläche des Gelenkes treten weiterhin noch zwei
schmale Muskeln: ein auf der Bauchfläche des Segmentes verstreichender (9), welcher bei seitlicher
Ansicht meist durch den mit 3 bezeichneten Muskel verdeckt wird, und endlich ein kleiner
Muskel (10), welcher schräg vom Hinterrande des Segmentes entspringt.
Die genannten Muskelgruppen lassen sich erst bei älteren Individuen als scharf getrennte,
Züge wahrnehmen. Sie fehlen auch den weiblichen Exemplaren nicht, sind aber hier schwächer