dings, ob mit dem Mangel eines Irispigmentes auch der Wegfall seines Trägers, nämlich der
Pigmentzellen, Hand in Hand geht. Denn zwischen den Krystallkegeln kommen zahlreiche runde
Zellkerne vor, welche namentlich in der Region der kürzeren Facettenglieder annähernd in gleicher
Höhe liegen (Fig. 3 und 7 y). Bilder, wie ich sie in Fig. 7 von einem Querschnitt unterhalb
der Krystallkerne zur Darstellung bringe, haben mich anfänglich in der Auffassung bestärkt,
dass diese interfacettären Kerne den pigmentfreien Irispigmentzellen zuzurechnen seien. Wenn
ich trotzdem diese Ansicht nicht unbedingt aufrecht erhalte, so geschieht dies aus dem Grunde,
weil die in Rede stehenden Kerne oft in mehrfacher Zahl (zu zweien und dreien) hintereinander
gereiht liegen und zudem in der Region der langen Facettenglieder ganz unregelmässig vertheilt
in eine fein granulirte Masse eingebettet erscheinen. Es macht durchaus den Eindruck, als ob
es sich hier um Blutflüssigkeit handelt, welche den Proximalabschnitt der Krystallkegel (manchmal
auch noch den Distalabschnitt) umspült und zahlreiche Blutkörperchen enthält. Wenn die
Kerne der letzteren an den erwähnten Stellen in annähernd gleicher Höhe liegen, so könnte dies
dadurch verursacht sein, dass die Blutkörperchen sich soweit vorzwängten, bis die engen Zwischenräume
ein weiteres Vordringen ausschlossen. Ich gebe allerdings gern zu, dass ein sicherer Entscheid
sich erst durch die wegen des Pigmentmangels sehr erleichterte Beobachtung am lebenden
Objekt wird fällen lassen, zumal eine Ausbildung von Blutlakunen zwischen Sinnesepithelien ein
ungewöhnliches Verhalten repräsentiren würde. Immerhin sei erwähnt, dass C la u s (1886 p. 54)
an analogen Stellen im Auge von Branchipns zahlreiche Blutkörperchen beobachtete und dass er
auch bei Phromma zwischen den lang ausgezogenen Krystallkegeln eine granulirte Flüssigkeit
wahrnahm, welche er als Blutflüssigkeit deutet (1879 p. 74).
Nach der Darstellung der facettirten Augenregion sei es gestattet, noch kurz der gang-
lio n ä ren P a r t i een zu gedenken (Fig. 8).
Der breite Sehnerv (n. opt.), zwischen dessen Fasern ziemlich reichlich Nervenkerne eingestreut
sind, schwillt in bekannter Weise zu vier Ganglien an. Dieselben setzen sich aus einem
relativ mächtigen peripheren Polster kleiner Ganglienzellen zusammen, deren polyedrische Grenzen
nur hie und da deutlich wahrnehmbar sind, während an der überwiegenden Mehrzahl nur ein
äusserst dünner Mantel von Plasma auftritt. Central liegt die sogenannte fibrilläre Grnndsub-
staiy? mit den Faserzügen.
Was nun im Einzelnen die ganglionären Anschwellungen anbelangt, so ist die erste
(Fig. 8 ga'.) ziemlich umfänglich. Ihre Fibrillenzüge sammeln sich auf der Ventralfläche zu
einem stärkeren Strang, welcher bei dem Uebergang in das zweite Ganglion eine Kreuzung mit
einem schwächeren Faserstrang eingeht. Ausserdem wird das dorsale Ganglienpolster zwischen
erstem und zweitem Ganglion von einem isolirten Faserzuge durchsetzt, welcher in gerader Richtung
die Dorsalflächen beider Ganglien in Verbindung setzt. Das zweite Ganglion (ga2), bedeutend
schwächer als das erste, leitet wiederum eine Faserkreuzung zum dritten Ganglion (ga8)
ein. Das letztere steht an Umfang hinter dem ersten Ganglion nicht zurück und lässt einen
ziemlich verwickelten Faserverlauf erkennen. Unter den stärkeren Fasersträngen hebe ich einen
dorsalen und ventralen Strang hervor, welche an den Seitenflächen verstreichen und trompetenförmig
sich verbreiternd in das vierte Ganglion einstrahlen. Die im Innern der fibrillären Substanz
verstreichenden Fasern scheinen sich zu stärkeren Säulen anzusammeln, welche namentlich
in der Ventralhälfte regelmässig radiär angeordnet gegen die Peripherie ausstrahlen.
Das vierte (distale) Ganglion (Fig. 3 und 8 g4) ist scheibenförmig abgeplattet und setzt
sich aus zwei sichelförmig gebogenen Hälften zusammen, in welche einerseits die dorsalen, andererseits
die ventralen peripheren Faserzüge des vorausgehenden Ganglions einstrahlen. Wie
seitlich geführte Schnitte, an denen die beiden Hälften isolirt vorliegen, lehren, so findet in jeder
Hälfte eine Kreuzung der in sie einstrahlenden Fasern statt. Besonders klar tr itt in dem vierten
Ganglion die Gruppirung der Fasern zu radiär angeordneten Säulen hervor, welche bisweilen in
ihrer Mitte unterbrochen sind. Aus ihnen resultiren die in die Retina einstrahlenden Opticusfasern,
welche zunächst ein Ganglienpolster durchsetzen, dessen Kerne mehr oder minder deutlich
in der Fortsetzung der Säulen zu Reihen angeordnet sind.
Wie aus der hier gegebenen Beschreibung ersichtlich ist, so bietet der Faserverlauf in
den einzelnen Ganglien manche Analogie zu den bei Schizopoden und Dekapoden (Astacus) durch
G r en ach e r (1879 p. 121) und P a r k e r (1895 p. 37—46) bekannt gewordenen Verhältnissen.
Wenn ich mich auf einen eingehenden Vergleich nicht einlasse, so geschieht dies wesentlich, weil
ich nur die gröberen Züge zu schildern vermag, welche auch an Präparaten hervortreten, die
nicht mit den für den Faserverlauf neuerdings in Anwendung gebrachten Methoden behandelt
wurden.
Was endlich den G e f ä s s v e r la u f im Augenstiel anbelangt, so bemerke ich, dass die
cirteria ophthal/mica sich auf der Ventralseite des Augenstieles ziemlich weit bis in die Höhe des
dritten Ganglions verfolgen lässt. Es scheint mir nicht, dass sie sich schliesslich in Capillar-
schlingen auf löst, da ich Andeutungen derselben nicht aufzufinden vermochte. Die Blutmasse
ergiesst sich schliesslich in einen weiten Sinus (sin), der hie und da von Septen durchsetzt allseitig
die ganglionären Partieen umspült. Als abgegrenzte Theile dieses Sinus dürften gefäss-
artige Bahnen zu betrachten sein, welche zwischen facettirter und ganglionärer Augenregion zur
Beobachtung gelangen (Fig. 3 v.).