Rückenschildes Muskeln eintreten, welche eine .Beweglichkeit derselben bedingen. C la p a re d e
(1863 p. 100 n. 120) hielt die seitlichen Stirnhörner für die äusseren Antennen und deutet die
•einmündenden Drüsen als Muskeln und ebenso behauptet Buch h o lz (1869 p. 35), dass die seitlichen
Stirnhörner schwach beweglich sind. Willemoes-Suhm, der zwar keine Bewegung an
ihnen wahrnehmen konnte, beschreibt doch immerhin Muskeln, welche nicht nur in die letztgenannten,
sondern auch in den langen Rückenstachel eintreten (1875 p. 139 u. 140). Ich werde
noch späterhin darlegen, dass die von W illem o e s-S u hm für Muskeln in Anspruch genommenen
Bildungen ganz anderer Natur sind und betone daher nur, dass für eine Beweglichkeit der Schildfortsätze
alle mechanischen Voraussetzungen, nämlich eine gelenkige Insertion und eintretende
Muskeln, fehlen.
3. D ie Oberlippe mit den Lippendrüsen.
Die ungewöhnlich mächtige Ausbildung der Oberlippe (lbr.) hat schon die ersten Beobachter
der Cirripedienlarven überrascht. Sie ist bei unseren grossen Nauplien nur wenig kürzer als
das Rückenschild und verstreicht als stämmiger medianer Zapfen von dem Vorderrande des
Körpers schräg abwärts nach hinten. Ihr Frontaldurchmesser ist breiter als der in der Medianebene
gelegene (Taf. V Fig. 9);'ihr Vorderrand ist gewölbt, während der Hinterrand eher eingebuchtet
erscheint. Mehr odor minder deutlich setzt sich ein breiter Proximalabschnitt von
einem schlankeren Distalabschnitt ab (Taf. V Fig. 8 prox. u. dist.).
An ihrer Basis liegt zwischen der Bauchseite des Körpers und dem Hinterrande der
Lippe die Mundöffnung (Taf. V Fig. 7 0.). Ihre Lage hat zuerst Hoek (1876 p. 72) richtig erkannt;
die früheren Beobachter und speziell auch D o h rn und W illem o e s-S u hm verlegten
die Mundöffnung irrthümlich auf das Distalende der Oberlippe, indem sie die später zu erwähnenden
dort ausmündenden Drüsen als Oesophagus in Anspruch nahmen.
Das freie Ende der Oberlippe ist mit fünf Zähnen ausgestattet, nämlich mit einem Paar
kräftiger hakenförmig gebogener Vorderzähne (Taf. V Fig. 4, 7—9 d. ant.), einem zweiten Paare
von Seitenzähnen (d. lat.) und endlich einem unpaaren hinteren Zahn (d. post.), auf welchem die
Oberlippendrüsen ausmiinden. Zu diesen gesellen sich noch als besondere Auszeichnung für den
N. egues zwei Paare von Seitenzähnen, welche in weitem Abstand an den mittleren und proximalen
Seitenrändern der Oberlippe ausgebildet sind (Taf. V Fig. 4 d. sup.). Zwischen den distalen
paarigen Zähnen, welche bei dem N. loricatus schwächer ausgebildet sind, als bei den beiden
anderen Formen, tr itt ein Schopf von Wimpern auf; ausserdem ziehen sich zwei Längsreihen
feiner Wimpern an den Seitentheilen der Oberlippe hin (Taf. V Fig. 7). Die Hinterfläche der
Oberlippe ist seitlich mit kurzen domförmigen Zähnchen übersät (Taf. VI Fig. 12).
Die Oberlippe der von mir aufgefundenen Lepadennauplien unterscheidet sich von jenen
der Archizoea gigas und des Nauplius von L&pas fascicularis wesentlich dadurch, dass nach D o h rn ’ s
Befund bei ersterer 5 Paare von distalen Seitenzähnen und nach den Angaben von Willemoes-
Suhm (1875 p. 141) bei letzterem 3—4 Paare ausgebildet werden.
Charakteristisch für die Oberlippe aller Cirripedienlarven ist ein System von D rü s e n ,
welches bisher vielfach irrthümlich gedeutet wurde. Leicht fallen vier auffällig grosse und
langgestreckte einkernige Drüsenzellen in die Augen, welche auf dem medianen hinteren Zahn
der Oberlippe ausmünden (Taf. V Fig.,7 gl. lbr.i). Sie wurden früherhin für den Oesophagus gehalten,
bis kürzlich G r 00111 ihre wahre Bedeutung richtig erkannte (1894 p. 176). Siegleichen
den seitlichen Drüsen des Rückenschildes und unterscheiden sich von jenen der Stirnhörner dadurch,
dass ihr Sekret nicht in Gestalt von Schollen, sondern in Form kleiner lichtbrechender
Kügelchen ausgeschieden wird. Ihnen schmiegen sich am proximalen Ende noch einige kleinere
schlanke Drüsenzellen an, welche strangförmig ausgezogen bis gegen den Oesophagus hin zu verfolgen
sind.
Neben diesem central gelegenen unpaaren Drüsensystem tritt noch ein zweites System
paariger Drüsen auf, welches W illem o e s-S u hm richtig als solches erkannte (1875 p. 142).
Groom hat dieses Drüsenpaar übersehen, während schon D o h rn (1870 p. 102) auf die „runden
Ballen“ aufmerksam geworden war. Es liegt dieses Drüsenpaar links und rechts unterhalb der
MundÖfFnung, der Hinterseite der Oberlippe genähert (Taf. V Fig. 7 gl. sup.). Um Klarheit über
dasselbe zu erlangen, zerlegte ich ein Exemplar des N. liastatus in Längsschnitte und fand an
diesen die in Rede stehenden Drüsen aus zahlreichen Zellen zusammengesetzt. Sie sind von sehr
ungleicher Grösse; die kleinen Zellen liegen im Allgemeinen nach Innen (der Medianebene zugekehrt),
die grossen nach Aussen. Zwischen diesen 0,006 mm, resp. 0,05 mm messenden Zellen
mit ihren runden 0,004—0,009 mm messenden Kernen findet man alle möglichen vermittelnden
Grössenverhältnisse bei den übrigen Drüsenzellen. Die grössten Zellen gleichen in ihrer Struktur
ziemlich jenen, welche die unpaare Drüse zusammensetzen.
Es ist nun kein leichtes Ding, an den Schnitten über die Ausmündung der paarigen
Drüsen Aufschluss zu erhalten. Ich glaube indessen, mich ziemlich sicher davon überzeugt zu
haben, dass die Zellen sich jederseits um einen feinen Ausfuhrgang gruppiren, welcher hinter
der Mundöffnung in den Oesophagus seitlich einmündet.
W illem o e s-S u hm spricht sich über die Art der Ausmündung nicht weiter aus, ver-
muthet indessen, dass die in Rede stehenden Drüsen während der Methamorphose sich zu den
Kittdrüsen der Haftantennen umbilden. Ich glaubte anfänglich ebenfalls an eine derartige Beziehung,
yermag sie indessen durch keine positive Beobachtung zu stützen. Sicher ist es nur,
dass die paarigen Drüsen nicht an der Basis der ersten oder zweiten Ruderantennen ausmünden
und demgemäss nicht als die bisher vermissten Excretionsorgane des Nauplius zu deuten sind.
4. Schwanz und Schwanzstachel.
Der Schwanzanhang (cd.) der Nauplien setzt sich, wie schon oben (p. 81) hervorgehoben
wurde, auf späteren Stadien scharf von dem ihn überdachenden Rückenschild ab. Man hat ihn
wohl auch als Thorax-Äbdomm bezeichnet, weil auf seiner proximalen Bauchseite die 6 Paar
Rankenfüsse und der Abdominalfortsatz angelegt werden. Schon auf frühen Stadien sprosst aus
dem dorsalen Anfangstheil des Schwanzes der Schwanzstachel (sp. cd.) hervor, welcher ansehnlich
heran wachsend, den Schwanz an Länge um das Mehrfache überbietet. Nur bei
der von D o h rn beschriebenen Archizo'ea gigas bleibt er kurz und erreicht er kaum die Länge
des Schwanzes, während er bei dem N. loricatus und N. egues doppelt, bei dem N. hastatus sogar
dreimal länger als der Schwanz wird. Ueberhaupt ist der N. hastatus (Taf. V Fig. 5) mit seinem
nicht weniger denn anderthalb Centimeter messenden Schwanzstachel der grösste aller bisher
beobachteten Nauplien.
.Schwanz und Schwanzstachel laufen in eine lange feine Spitze aus und sind in ihrer