
zufälligen Anstossen der Taster an einen Gegenstand, das andere mehr nach innen gekehrte Feld
wird am meisten in Anspruch genommen werden, wenn der Käfer einen zwischen den Beinen gehaltenen
Gegenstand willkürlich betastet.
Häufig, aber nicht regelmässig, sieht man unter den Tastzäpfchen ein en grösseren, 4—6mal
so langen Kegel hervorragen; bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass dieser nur eine Modifikation
jener ist, indem der aus dem Becher hervorragende Teil des Stiftes übermässig vergrössert ist
und den oberen Teil des Bechers etwas auseinander gedrängt hat.
Die Sinnesorgane am Gaumen.
Über diese Organe liegt eine Arbeit von G a z a g n a iïe (113) vor. Dieselbe ist wegendes
Mangels der Abbildungen in ihren Beschreibungen ziemlich unklar, scheint jedoch in den meisten
wesentlichen Punkten mit dem zu stimmen, was auch ich gefunden habe. G a z agnaire fasst seine
Resultate dahin zusammen : „ Chez les Dytiscidae, les renflements avec poils transformés, portant des
boutons chitineux couverts de poils spéciaux sur leur contour interne principalement, en rapport avec
des muscles, qui leur donne une mobilité permanente, avec des glandes qui les lubrifient, avec des
nerfs nombreux, sont naturellement désignés comme détenant la fonction de tâter, de différencier, de
goûter.“ — „Chez les Coléoptères, je localise le siège de la gustation dans la région antérieure de la
paroi dorsale du pharynx“.
Über den feineren Bau der einzelnen Endapparate giebt G a z a g n a ire wenig an, eine Beschreibung
derselben ohne Abbildungen ist auch kaum möglich.
Der Gaumen, d. h. das Dach der Mundhöhle wird von der als Oberlippe bezeichnetén Platte
gebildet; auf der Seite nach der Mundhöhle zu, also auf der unteren Fläche, liegt der Oberlippe je eine
Platte durchsichtigen Chitins auf jeder Seite auf, so dass der eigentliche Gaumen aus zwei durch eine
Furche getrennten Hälften besteht. Diese Platten tragen in ihrem hinteren Teile die Geschmackskegel
in grösser Anzahl (bei Dytiscus jederseits etwa 70). (Fig. 71; 12).
Auf diesen Gaumenplatten ist nun weiterhin jederseits ein schon makroskopisch sichtbarer
Zapfen aus dunkelbraunem Chitin beweglich aufgepflanzt, und zwar so, dass er im Leben für geglänzenden
Körper in den kegelförmigen Organen (s. o.) möchte ich hielier ziehen und nicht als Verschlussplatte, sondern
als in besonderer Weise umgewandeltes Nervenendorgan betrachten. Auch für die Porenplatten der Hymenopteren ist eine
derartige Auffassung schon ausgesprochen worden, von K r ä p e lin (161), welcher dieselben für umgewandelte Nervensub-
stanz erklärt. Auch der streitige Punkt bezüglich des Durchbohrtseins oder Nichtdurchbohrtseins der Geruchskegel reduziert
sich, wie ich glaube, auf die Frage nach der Möglichkeit chitinoider Umwandlung der Nervensubstanz. Es entspricht
ja nicht den Thatsachen, wenn man die Chitinschicht der Insekten als eine den Weichteilen nur aufliegende Decke betrachtet,
welche in keinem organischen Zusammenhänge mit den zelligen Elementen mehr steht. Es existiert vielmehr
an vielen Stellen nachweisbar ein Übergang von zweifellos lebenden und funktionierenden Zellen zu dem, was man schon
Chitin zu nennen pflegt. Gerade in den Fühlern findet man nicht selten die dem Chitin unmittelbar anliegenden Zellen
in einem Zustande veränderten Verhaltens gegenüber von Farbstoffen und sonstigen Reagentien. Es ist nun gar nicht
einzusehen, warum nicht auch diejenigen zelligen Elemente, deren Fortsätze den Inhalt eines Kegels oder ähnlichen Hautsinnesorganes
bilden, in ihrer äussersten Schicht chitinoid umgebildet sein sollten, ohne dass darum die chitinartige Schicht
als eine selbstständige, von den Zellen unabhängig gewordene Membran anzusehen wäre. Bei dieser meiner Auffassung
erklärt es sich auch, dass man an manchen Stellen, besonders wo sich die Chitinschicht aufs Äusserste verdünnt, dieselbe
nicht doppeltcontouriert sieht, weil eben der Übergang zwischen Plasma und chitinoider Substanz ein allmählicher ist.
Besonders passt diese Auffassung für die Porenplatten der Hymenopteren, wo sie von K r ä p e l in ausgesprochen wurde,
wovon jedoch, soviel ich finde, bis jetzt eigentlich keine Notiz genommen ist.
wohnlich senkrecht zum Gaumen steht und somit frei in die Mundhöhle ragt. Bei mikroskopischer
Besichtigung wird der Zapfen durch den Druck des Deckglases natürlich umgelegt, und liegt dann
dem Gaumen an.
Fig. 71 zeigt die ganze Oberlippe vom Munde aus gesehen, Fig. 12 die eine Gaumenplatte
mit dem zugehörigen Zapfen (Fig. 13).
Wie die Fig. 12 zeigt, sind auf der Platte die Kegel unregelmässig verteilt, zuweilen -stehen
einige gruppenweise zusammen. Nach der Seite zu treten an Stelle der Kegel lange Haare.
Fig. 17 stellt einen einzelnen Geschmackskegel dar, zugleich den Typus der Geschmacksorgane
aller kauenden Insekten. Auffallend ist bei diesen stets, dass in dem glashellen Chitin der Gaumenplatte
eine Schicht dunkelbraungelben Chitins eingesprengt ist, welche den nervösen Inhalt direkt
umschliesst. Charakteristisch ist ferner die flaschenförraige, bauchige Erweiterung des Porenkanals.
Der Kegel ist glashell, besitzt ganz dünnes Chitin, und ist fast völlig in seine enge Grube versenkt.
Ein Zentralstrang lässt sich oft bis in den Kegel deutlich verfolgen. Zwischen den einzelnen Kegeln
münden zahlreiche Drüsenausführungsgänge.
In der kugelförmigen Erweiterung des Porenkanals darf man wohl das „Bläschen“ sehen,
welches nach G. Jo s ep h ’s (151) Angabe der wesentliche Bestandteil der Geschmacksorgane ist. Seine
Beschreibung bezieht sich allerdings, wie es scheint, nicht auf Käfer, doch sind die Verhältnisse überall
sehr ähnlich. Jo s e p h macht bei dieser Gelegenheit eine Bemerkung, welche, wenn sie auf richtig
gedeuteten Thatsachen beruhte, von grösser Bedeutung wäre. Er sagt nämlich von den erwähnten Bläschen:
„Der Inhalt des Bläschens ist wasserhelle Protoplasmamasse, welche sehr empfindlich ist, bei Betupfung
mit einem indifferenten Bitterstoffe bläulich und nach Berührung mit einer schwachen Salzlösung vorübergehend
gelbgrün leuchtet. Dies tritt jedoch nur ein, wenn die Betupfung während des Lebens des
Insektes geschieht.“
Bestätigte sich dies, so wäre das ja eine Entdeckung von weittragender Bedeutung für die
ganze Sinnesphysiologie. Allein ich muss sagen, dass ich der Sache etwas skeptisch gegenüberstehe.
Zunächst verstehe ich nicht, wie es gelingen kann, die von Jo s e p h bezeichneten Stellen (Zungenbasis,
Schlundregion, Gaumen) unter dem Mikroskope vom lebenden Tiere überhaupt zu Gesicht zu
bekommen, namentlich aber sie experimentell zu untersuchen und zu betupfen. Leider hat Jo s e p h über
den interessanten Gegenstand nichts weiter veröffentlicht. F. Will (330) hat an den Schmeckorganen
einiger Hymenopterenrüssel die von Jo s e p h angegebenen Reaktionen vergeblich zu erzielen gesucht *).
Mit den charakteristischen Merkmalen, die Jo sep h für die Geschmacksorgane aufstellte, ist
es somit schlecht bestellt. In Wirklichkeit haben sie eben keine solche Merkmale, sie stehen vielmehr
den Geruchsorganen der Insekten ausserordentlich nahe und bilden mit diesen ein gemeinsames Ganzes.
Die Sinnesorgane an den beiden Gaumenzapfen weichen von den eigentlichen Geschmackskegeln
der Gaumenplatte im Baue etwas ab, zeigen dagegen in Bau und Anordnung grosse Übereinstimmung
mit den Sinnesapparaten an der Spitze des inneren Kiefertasters (Fig. 6). An beiden
Orten finden sich zwei Arten von Grubenkegeln, hohle und massive. Die Spitze des Kiefertasters wie
*) J o s e p li’s Arbeiten über den Geschmacks- und Geruchssinn der Insekten tragen den Charakter vorläufiger
Mitteilungen. Sie enthalten mancherlei fragwürdige Angaben, die kein späterer Autor bestätigen konnte, und welche auch
J o s e p h selbst nicht weiter verteidigt hat. Sie dürften daher eine ernstliche Berücksichtigung heutzutage nicht mehr
verlangen.