gleiche Zahn bei einem 46 Mm. langen Jungen von Didelpliys marsupialis, dagegen sind bei
keinem der ändern Zähne Hartgebilde vorhanden. Cd 1, P d 1, P d 3 und M 1 stehen auf dem
glockenförmigen, J d 2, J d 3 und P d 2 auf dem kappenförmigen und M 2 auf dem knospenförmigen
Stadium. Dass J d 1 weiter entwickelt ist als die Milchprämolaren und als M 1, sowie
Pd 1 weiter als Pd 2 und Jd 2, sind beachtenswerthe Ausnahmen von dem gewöhnlichen Verhalten.
Die Schmelzleiste, welche die ganze Kieferlänge ohne Unterbrechung durchzieht, steht
im Allgemeinen nicht im Zusammenhänge mit dem Mundhöhlenepithel, sondern endigt nach der
Oberfläche zu meist plötzlich abgestutzt, nicht spitz auslaufend wie sonst; ich komme im Folgenden
auf dieses Verhalten zurück. Lingualwärts von J d 1 steht die hier besonders starke
Schmelzleiste in breitem Zusammenhänge mit besagtem Zahne, während bei ebenso weit entwickelten
Zähnen von Didelphys der Schmelzkeim sich von der Schmelzleiste viel vollständiger
emancipirt hat. Neben J d 1 ist das tiefe freie Ende der Schmelzleiste knospenförmig angeschwollen.
Auch neben P d 3 hat sich das tiefe Ende der Schmelzleiste deutlich vom Schmelzkeim
emancipirt ohne aber eine Knospe zu bilden (Fig. 128). Bei M 1 verhält sich die Schmelzleiste
mit ihrem freien Ende ganz so wie bei den Molaren auf dem entsprechenden Entwicklungs-
stadi um z. B. bei Erinaceus' (vergl. oben Textfigur 2, pag. 18).
Das grösste Interesse knüpft sich an folgende Befunde.
Von der kurzen Schmelzleiste des J d 2 geht l a b i a lwä r t s unter fast rechtem Winkel
ein kurzer Epithelstrang ab, dessen Ende eine mit unregelmässigen, schwach gezackten Bändern
versehene Dentinscherbe umschliesst (Fig. 126 J). Ganz dasselbe wiederholt sich bei J d 3. Bei
C d hängt ebenfalls ein lateraler Epithelstrang, an dessen Ende die hier etwas grössere Dentinscherbe
(C) liegt, mit dem Mundepitliel zusammen und mit diesem Epithelstrang steht wiederum
die Schmelzleiste des Cd in Verbindung (Fig. 127). Während diese Dentinscherbe und ihr
Epithelstrang bei C d nur auf der einen Seite vorhanden war, fand er sich bei J d 2 und 3 auf
bei den Seiten. Die Deutung dieser Befunde werde ich unten geben.
Ob e r k i e f e r .
Ebenso wie im Unterkiefer ist auch hier nur J d 1 mit Hartgebilden versehen. C d, P d 1,
P d 3 und M 1 stehen auf dem glockenförmigen, J d 2, J d 3 und P d 2 auf dem knospenförmigen
Stadium. Die Schmelzkeime des J d 2, J d 3 und J d 4 stehen im Zusammenhänge mit der
Schmelzleiste, welche sonst hier nach der Oberfläche zu meist ebenso abgestutzt wie im Unterkiefer
endet. Nur neben P d 3 war das tiefe Ende der Schmelzleiste frei and schwach angeschwollen.
Labialwärts vom J d 1 der einen Seite geht d i r e k t vom Mundhöh l enep i th e l,
etwa senkrecht gegen die Schmelzleiste des J d 1, ein Epithelstrang (Fig. 129 Sl) aus, welcher
ebenso wie im Oberkiefer eine Dentinscherbe (Jx) trägt; denkt man sich die Schmelzleiste des
J d 1, welche nicht mit dem Mundhöhlenepithel zusammenhängt, verlängert, so würde sie mit
dem Anfänge d. h. dem oberflächlichsten Theile des erwähnten Epithelstranges Zusammentreffen.
Auch beim vordem Theile des J d 3 geht labialwärts von demselben ein kurzer und dicker Epithelstrang
(Oll) vom Mundhöhlenepithel aus, in welchem Strange jedoch keine Dentinscherbe ausgebildet
ist (Fig. 130).
Wenden wir uns jetzt zu einer Beurtheilung der bezüglich Myrmecobius mitgetheilten
Thatsachen, so ist zunächst zu constatiren, dass die labialwärts von den Zahnanlagen (oberer
J d 1, untere J d 2 ,• J d 3 und C d theilweise auf beiden Seiten) befindlichen Dentinscherben
jedenfalls 1) völlig ausgebildete aber ru d ime n t ä r e Zähne sind, deren ganzer Habitus beweist,
dass sie niemals zur weitern Ausbildung, resp. Funktion gelangen und desshalb 2) als in
r e g r e s s i v e r En tw i c k l u n g begr i f f e n e Organe aufzufassen sind.
Sodann ist die Frage nach den Beziehungen dieser Gebilde zu den Anlagen der persi-
stirendeii Zähne zu erörtern. Wir können dann zunächst aus der Lage der rudimentären Zahnanlagen
labialwärts von den persistirenden Zähnen mit vollkommener Sicherheit schliessen, dass
d ie e r s tg e n a n n t e n ä l t e r sind, ei n er f rü h e r e n Z a h n g e n e r a t io n al s die l e t z t em
an geh ö r e n 1). Bezüglich der nähern Bestimmung bieten sich zwei Möglichkeiten dar: entweder
stellen die fraglichen rudimentären Zähne die erste (Milch-)Dentition dar, welche bis auf
diese Beste verschwunden ist, während die zweite Dentition, welche die erste während der Phylogenese
gänzlich ihrer Funktion enthoben und verdrängt hat, durch die persistirenden Zähne
repräsentirt wird. Oder: die persistirenden Zähne entsprechen bei Myrmecobius wie bei den
ändern Beutelthieren der ersten Dentition, so dass die erwähnten rudimentären Zähne nichts
anderes als Beste einer Dentition, welche der ersten Dentition vorangegangen ist, darstellen können.
Gegen die erste Alternative spricht nun zunächst der Umstand, dass dieselbe ohne jegliche
Analogie bei den übrigen Beutelthieren ist, denn bei diesen entspricht ja, wie die neuesten
Untersuchungen übereinstimmend darthun, das persistirende Gebiss der ersten Dentition der
placentalen Säugethiere. Und da gerade Myrmecobius in Bezug auf die Anzahl der Backenzähne
die primitivste Form unter den lebenden Beutelthieren ist, würde, falls wir diese Alternative
acceptiren wollten, das Myrmecobius-Gebiss durch das Vorkommen einer ganzen Beihe
von Zähnen der zwe i t e n Dentition zugleich höher als die übrigen Beutelthiere entwickelt sein
— eine Annahme, welche durch ihren Mangel an Wahrscheinlichkeit von selbst fällt.
Wenden wir uns dann zur zweiten Alternative, so haben wir, da, wie erwähnt, das
Gebiss des Myrmecobius durch die grössere Anzahl seiner Backenzähne die primitivste Stellung
unter denen der lebenden Beutelthiere einnimmt, auch schon a priori bei ihm eher als bei irgend
einem ändern ursprünglichere, von niedern Wirbelthieren ererbte Zustände im Gebiss zu erwarten.
Und da nun, wie ich früher nachgewiesen, auch bei einigen höhern Formen Spuren
von Zähnen, welche der ersten Dentition vorangegangen sind, Vorkommen, so steht der Umstand,
dass eine solche untergangene Dentition bei Myrmecobius vollständiger als bei der Mehrzahl
anderer Säugethiere erhalten ist, — d. h. dass sie aus wirklich verkalkten und in grösserer
Anzahl vorkommenden Zahnresten besteht — mit allen übrigen Thatsachen im besten Einklänge.
Diese Deutung der rudimentären Zähne wird ferner durch die Thatsache gestützt, dass die bei
Myrmecobius erhaltenen Bilder in Bezug auf die Beziehungen der Schmelzleiste des rudimentären
Zahnes zur Leiste des persistirenden ebenso sehr von den bei allen übrigen Säugethieren vorkommenden
Befunden abweichen, wie sie an Zustände bei manchen Beptilien erinnern. So ist
hervorzuheben, dass die beiden Schmelzleistentheile d. h. derjenige des rudimentären und derjenige
des persistirenden Zahnes, in ihrem oberflächlichen Theile ursprünglich (== auf einem frühem
i) Vergleiche die Erörterungen in meinem früheren Aufsatze (III pag. '530 u . f.).