
 
		Bildungszellen  der Kalkkugeln  gelegen  sind  und  dass  es mir  gelang,  neben  denselben  mindestens  
 zwei  Anlagen  von  Rädchen  nachzuweisen.  Die  grossen  Schwankungen  in  der  Zahl  der  Kugeln  
 und Rädchen  sind  also  darauf  zurückzuführen,  dass mehr oder weniger Bildungszellen gleichzeitig  
 den  Verkalkungsprozess  einleiten.  Was  speziell  die  soliden Kalkkugeln  anbelangt, - so  zeigen  dieselben  
 eine  radiäre  Streifung  und,  peripher  ansitzend,  die  abgerundeten Kerne  der Bildungszelle. 
 Nachdem  ich  erkannt  hatte,  dass  die  kugligen  ein-  resp.  mehrkernigen  Zellen  nicht  die  
 Bildnerinnen  der Auricularienrädchen  abgehen,  wurde  ich  bald  bei  den  grossen Larven  von  Orotava  
 auf  dicht  unter  dem  Ektoderm  gelegene  Häufchen  von  kugligen Kernen  aufmerksam.  Sie  
 sind  nur  von wenig Plasma  umgeben,  welches  bisweilen  noch  kurze  pseudopodienartige Ausläufer  
 entsendet  (Eig.  13“,  13b),  und  gleichen  in  Grösse  und  Form  so  vollständig  den  Kernen  der  verästelten  
 Bindegewebezellen,  dass  ich  keinen Anstand  nehme,  direkte  genetische  Beziehungen  zwischen  
 beiden Elementen  zu  statuiren.  Ich  glaube  auch weiterhin  nicht im Unrecht  zu  sein,  wenn  
 ich  die  in  Fig.  9  abgebildeten  vielkernigen  Bindegewebezellen  als  die  direkten  Vorläufer  der  
 Kernhänfchen  betrachte.  Wenn wir  ferner  in  Betracht  ziehen,  dass  mehrkernige  Bindegewebezellen  
 ab  und  zu  in  den  tieferen  Lagen  der  Gallerte  verbreitet  Vorkommen,  so  würde  die  Auffassung  
 nahe  liegen,  dass  die  oben  erwähnten  Kernhäufchen  einer  einzigen  Zelle mit  einer Brut  
 von  Kernen  entsprechen.  Die  Treue  meiner  Schilderung  nöthigt  mich  indessen,  hinzuzufügen,  
 dass  ich  auch  manchmal  den  Eindruck  hatte,  als  oh  es  sich  um  ein Häufchen  von  Bindegewebezellen  
 handle,  dessen  Elemente  zu  einem  gemeinsamen  Sycuytium  Zusammenflüssen.  Für  diese  
 Auffassung  könnte  man  zwei Momente  geltend  machen.  Einerseits  trifft  man  gelegentlich  in  
 direkter  Nähe  der  Kemhäufchen Bindegewebezellen,  welche  den  Anschein  erwecken,  als  ob  sie  
 im Begriffe  stünden,  sich  dem  Häufchen  zuzugesellen  (Fig.  15),  andererseits  verhalten  sich  die  
 Kerne  auf  den  später  zu  schildernden  Stadien,  wo  sie,  mit  wenig  Plasma  umgeben,  auseinander  
 rücken,  so  selbständig,  dass  man  den  Eindruck  von  isolirten  Zellen  erhält.  Es  ist  mir  peinlich,  
 dass  ich  trotz  der  vielen Mühe,  die  ich  auf Klärung  dieser Verhältnisse  verwendete,  einen  positiven  
 Entscheid  im  einen  oder  anderen Sinne  nicht  zu  gehen vermag.  Wo  die späteren Bildungsvorgänge  
 so  eigenartig  liegen,  halte  ich  es  für  doppelt  angezeigt,  dass  man  sich  nicht  von  vorgefassten  
 Meinungen  und  Analogieschlüssen  leiten  lasse. 
 Bemerkt  sei  weiterhin,  dass  der  dünne Mantel  von Plasma,  welcher  die  einzelnen Kerne ■  
 des  manlbeerförmigen  Häufchens  umgibt,  keine  Scheidung  in  ein  Ekto-  und  Endoplasma  erkennen  
 lässt.  Die Zahl  der  zu  dem Häufchen  vereinigten Kerne  ist  bei Auricularia nudibrcmchiata  
 eine  ziemlich  grosse,  insofern  ich  etwa  10  bis  18  Kerne  zu  zählen  vermochte.  Weit  geringer  
 ist  ihre  Zahl  bei  den  Synaptalarven,  wo  häufig  nur  vier  Kerne  (Fig.  14)  zu  einem  Häufchen  
 zusammentreten;  ihre  Zahl  kann  indessen  bis  auf  sechs  oder  sieben  steigen. 
 Dass  wir  es  in  diesen Kernhäufchen mit  den A n la g e n   d e r  A u r i k u l a r i e n r  ä d c h e n   
 zu  thun  haben,  geht  klar  aus  ihrer  weiteren  Entwicklung  hervor.  Als  erste  Andeutung  einer  
 weiteren  Differenzirung  lässt  sich  ein  von  dem  Kernhänfchen  ausgeschiedener  heller  Sekrethallen  
 nachweisen  (Fig.  14  se).  Derselbe  ist  von  einer Membran  umgeben  und  nimmt frühzeitig  
 eine mützenförmige Gestalt an.  Wie das jüngste bei Auricularia nudibranchiata beobachtete Stadium  
 (Fig.  15)  lehrt,  so  liegen  der  Breitseite  des  Sekretballens  die Mehrzahl  der  Kerne  an,  während  
 auf  dem  Gipfel  nur  ein  Kern,  umgeben  von  einem  Plasmamantel  ruht.  Ich  habe  indessen  auch  
 mehrere Stadien  beobachtet,  wo  (und  das  scheint  die Regel  zu  sein)  die  gesammten Kerne  lediglich  
 der  Breitseite  angelagert  sind.  Zur  leichteren  Orientirung  sei  die  Breitseite  des  Sekretballens  
 auch  als  die  Unterseite  bezeichnet,  insofern  sie  stets  von  der  Aussenfläche  der  Larve  
 abgewendet  liegt.  Der mützenförmige Sekretballen flacht  sich  rasch scheibenförmig ab und nimmt  
 gleichzeitig  durch Verbreiterung  des Randes  hutförmige  Gestalt  an.  Von oben gesehen erscheint  
 der  Rand  schwach  wellig  ausgebuchtet  und  bald  treten  den Ausbuchtungen  entsprechend  radiär  
 angeordnete Zapfen  auf  (Fig.  16),  welche  sich  rasch  zu sternförmig vom Centrum ausstrahlenden  
 Röhren  ausziehen  (Fig.  17  und  18).  Die  Entstehung  dieser  Röhren  habe  ich  früherhin  darauf  
 zurückgeführt,  dass  innerhalb  der  äusseren  Membran  des  Sekretballens  eine  neue  wellenförmig  
 gebuchtete Membran  entstehe.  Durch erneute Untersuchung  hin  ich indessen  zu  der  entschieden  
 richtigeren Auffassung  gelangt,  dass  am  scheibenförmigen Rande  des Sekretballens  eine  partielle  
 VerlÖthung  der  oberen  und  unteren Wandung  stattfindet. (Fig.  22,  rechte Seite).  Die  nicht  ver-  
 lötheten  Partieen  treten  dann  als  radiär  ausstrahlende  Röhren  uns  entgegen.  Ich  möchte  den  
 Vorgang  etwa der Bildung  von Gefässen bei knospenden Medusen vergleichen,  wo  ebenfalls  durch  
 partielle VerlÖthung  zweier Schichten  die  interradialen,  zwischen  den  nicht  verlötheten  Canälen  
 gelegenen  Partieen  ihre  Entstehung  nehmen. 
 Die  hutförmige Gestalt  des Sekretballens mit seinen sternförmig angeordneten  peripheren  
 Röhren  kommt  auf  späteren Stadien  noch  deutlicher  dadurch  zum Ausdruck,  dass  der Rand  sich  
 aufkrempelt  (Fig.  19).  Gleichzeitig  beginnen  die  blinden  peripheren  Enden  der  röhrenförmigen  
 Canäle  sich  gabelförmig  zu  verbreiten  (Fig.  20)  und  gegenseitig  zu  einem  kreisförmigen  Randsinus  
 zu verschmelzen.  Es werden  also  secundär die auf dem vorhergehenden Stadium verlötheten  
 äussersten  Partieen  der  Hutkrempe  wieder  ausgeweitet. 
 '  Unverkennbar  tr itt  nun  die  Form  des  späteren Kalkrädchens  durch  eine  partielle  Ver-  
 lötbung  der  Membran  des  hutförmig  ausgebreiteten  Sekretballens  vorbereitet  uns  entgegen:  die  
 centrale  Partie mit  dem  unter  ihr  liegenden  Kernhanfen  entspricht  der Narbe  (mod.),  die  sternförmig  
 angeordneten  und  im  Bögen  zur Peripherie  ausstrahlenden Röhren vertreten  die Speichen  
 (rad.)  und  der  periphere  Ring  repräsentirt  den  Umfang  (die  Felgen)  des  Kalkrädchens  (rot).  
 Betrachtet  man  die  ganze  Anlage  im  Profil  (Fig.  21),  so  tr itt  auf  späteren  Stadien  die  hut-  
 förmige  Gestalt  klar  hervor.  —  Die  Oberseite  des  Hütchens  ist  convex  gegen  die  Aussenfläche  
 der Larve  gewölbt  und  der ziemlich eben gestalteten Unterfläche  sitzen  wie Pilze die auseinanderrückenden  
 Kerne mit  ihrem Plasmamantel  an.  In  dem Hutrände verlaufen  bogenförmig  (die  con-  
 cave  Seite  des  Bogens  ist  nach  aussen  gekehrt)  die  röhrenförmigen  Anlagen  der  Radspeichen.  
 Je  nachdem  man  auf  die Mitte  einer Speiche  oder auf die zwischen zwei Speichen  liegende Partie  
 einstellt,  erhält  man  entweder  das  Bild  einer  breiten  gebogenen  Röhre  oder  einer  feinen  zum  
 Ringkanal  verstreichenden  Membran  (Fig.  22,  rechte Hälfte).  Die  letztere  ist  durch VerlÖthung  
 der  oberen  und  unteren  membranösen Wand des Hutrandes entstanden.  In der  etwas  centripetal  
 eingeschlagenen  Hutkrempe  verläuft  der  die  Enden  der  Speichen  verbindende  Randsinus  (rot). 
 Ferner darf darauf hingewiesen werden,  dass von vornherein  die Zahl  der Speichen  durch  
 die  Zahl  der  radiären Canäle bestimmt  wird.  Eine nachträgliche Einschaltung  von Röhren  findet  
 nicht  sta tt  und  wäre  auch  nicht  möglich,  ohne  dass  die  radiäre  Anordnung  gestört  wird.  Bekanntlich  
 schwankt  die  Zahl  der  Radspeichen  an  den Kalkrädchen  und  zwar  bei  den  Synaptalarven  
 innerhalb der Ziffern von 12—16, bei den Rädchen  der Auricularia nudibranchiata von 13—18. 
 Man  könnte  nun  auf  die  Vermutung  kommen,  dass  die  schwankende  Zahl  der  Speichen  
 durch  die  Anzahl  der  Kerne  bedingt  werde,  welche  der Unterseite  der Radanlage  ansitzen.  Ich  
 habe  indessen  eine Kongruenz  niemals  nachweisen  können  und wenn  es  noch  eines speziellen Hin