Inhaltsverzeichniss.
VI. Kapitel.
L e u c h t o r g a n e u n d F a c e t t e n a u g e n .
Seite
E inleitung...................................................................................................................................................... 193
I. Die Leuclitorgane der Euphausiden....................................... 196
a. Historischer Ueberblick . . . ■ 196
b. Die Leuchtorgane der Stielaugen................................................. ................................................ ..............................
c. Die thorakalen und abdominalen Leuclitorgane............................................................................................ 203
d. Die biologische Bedeutung der Leuchtorgane .................................................209
II. Die Facettenaugen..................................... 213
1. Die Facettenaugen der Schizopoden...............................................................................................• .............................213
a. Morphologie des A u g e s ............................................................................................................................213
b. Bau der Facettenglieder............................................................................................................................218
c. Topographie des A u g en s tie le s ..................................................................................................... • 228
2. Der Sehvorgang im Auge der pelagischen Tiefsee-Scliizopoden....................................... 231
3. Die Facettenaugen der Sergestiden . . ............................... 237
4. Ueber iridopigmentäre und retinopigmentäre Augen................................................................................................. 242
5. Vergleich der Augen von pelagischen und auf dem Grunde lebenden Tie fsee crnstac een ............................ 248
a. Die Augen der pelagischen Tiefseecrnstaceen............................................................................... 248
b. Die Augen der Polyphemiden ........................................................................................ • 250
c. Die Augen der auf dem Grunde lebenden Tiefseecrnstaceen.................. 256
Ein l e i tu n g " .
Wenn ich in den hier niedergelegten Studien es unternehme, die Leuchtorgane der Eu-
phausien und die Facettenaugen der an den Aufenthalt in unbelichteten Regionen angewiesenen
Tiefseecrustaceen — mögen sie als pelagische Organismen die gewaltigen Wassermassen zwischen
Oberfläche und Meeresboden bevölkern oder mögen sie als Grundbewohner auf dem Boden ihr
Dasein fristen — zu schildern, so bin ich mir wohl bewusst, dass eine umfassende Darstellung
die Kräfte des Einzelnen nahezu überbieten würde. Wer es unternimmt, den wunderbar verwickelten
Bau des feinsten aller Sinnesorgane zu ergründen, “wird zudem vor eine Reihe von
Fragen histologischer Natur gestellt, die sich nur mit den Hilfsmitteln moderner Technik in der
vorbereitenden Conservirung lösen lassen. Leicht gibt es sich dann, dass bei der Schilderung
die allgemeinen Gesichtspunkte weniger scharf hervortreten oder von dem histologischen Beiwerk
erdrückt werden. In letzterer Hinsicht wird mir die Aufgabe freilich dadurch etwas erleichtert,
dass die Art der Materialgewinnung meist ein Eingehen in die Details verbietet. Wer aus eigener
Erfahrung nicht weiss, mit welchen Mühseligkeiten das Erbeuten und Conservieren von Tiefseeorganismen
verknüpft ist und daher erwartet, dass ich über den feineren Verlauf und über die
Endigungsweise der Sinnesnerven, über Kernstruktur und Zellplasma Aufschluss gebe, der mag
die folgenden Zeilen ungelesen bei Seite legen. Für diejenigen Zoologen, welche dem Beobachter
erst dann den Befähigungsnachweis ausstellen, wenn er über karyokinetisclie Figuren, Nervennetze
und Granula sich ausgelassen hat, sind diese Mittheilungen nicht bestimmt.
Wer indessen ein Interesse daran hat, zu erfahren, wie die äusseren Existenzbedingungen
modificirend auf den Bau des Facettenauges einwirkten, wie die vollkommensten aller Dunkelaugen
in Form und der ihr parallel gehenden Leistung gebaut sind, wird vielleicht in den nachfolgenden
Studien ein Körnchen Wahrheit entdecken, das ihn zum Nachdenken, zum Widerspruch gegen
die aus dem vorliegenden Befund abgeleiteten Schlüsse und zum eigenen Studium anregt.
Bei Gelegenheit der Erörterung der Frage, in welchem Verhältnis die Ausbildung der
Augen bei den Schizopoden zu ihrem Tiefenvorkommen stehe, gelangt G e rsta e ck e r (1889 p. 682)
zu dem Schlüsse, dass „die viel gepriesene Anpassungstheorie“ nicht zu ihrem Rechte bestehe.
Ich bin entgegengesetzter Meinung und will mich bemühen, in möglichst knapper Form darzuthun,
dass an wenigen Organen der umformende Einfluss äusserer Existenzbedingungen so klar erkannt
werden kann, wie an den Facettenaugen der Tiefseecrustaceen. Ich werde den Nachweis führen,
dass die Augen der Oberflächenformen wesentlich abweichend gestaltet sind von jenen der räuberisch
lebenden pelagischen Tiefenformen und dass endlich die Augen der Grundbewohner, so weit sie
nicht verkümmerten, wiederum eigenartige Strukturverhältnisse aufweisen, durch welche sie sich
Bibliotbeca zoologica. Heft 19. 25