luteus besitzt auf den letzten Fühlergliedern einige wenige kleine Kegelchen. Dass diese allein das
Geruchsorgan repräsentieren sollten, ist undenkbar. Deutlicher ausgesprochen ist der sexuelle Unterschied
bei manchen Arten von Ichneumon, von welchen ich cf und 9 untersuchte (z. B. I. luctatorius).
Hier besitzt das 9 zahlreiche, das cf viel weniger zahlreiche Kegel der oben beschriebenen Form. Die
Porenplatten sind daneben immer noch in grösser Menge vorhandep. Die Zahl der Kegel wäre hier,
wie bei Amblyteles, Gryptus u. a. gross genug, um sie als alleinige Riechorgane gelten lassen zu können.
Dieser Annahme stehen aber die Arten entgegen, welche so spärliche oder gar keine Kegel besitzen
(Ophion, Rhyssa, Braconiden) und doch fein riechen. Die Porenplatten als einzige Riechorgane zu
betrachten und den Kegeln eine andere Funktion zuzuweison, geht auch nicht wohl an. Zwar in den
Familien der Ichneumoniden, Cynipiden, Braconiden und Evaneiden stände dieser Annahme nichts im
Wege. Die Thatsache aber, dass die Blatt- und Holzwespen nur Kegel und keine Platten besitzen,
lässt es höchst unwahrscheinlich erscheinen, dass die Organe, die hier entschieden dom Riechen dienen,
dort, bei den Schlupfwespen, eine abweichende Funktion haben sollten. Die Variabilität der Insektensinnesorgane,
welche ich schon wiederholt betonte, erklärte zwanglos das Vorkommen von zweierlei,
nach verschiedenem Typus gebauten Riechorganen bei einem und demselben Tiere.
Die Ameisen.
Da über die Riechorgane dieser Hymenopterenfamilie schon von verschiedenen Seiten ausführlich
gesprochen worden ist (Leydig, F o re l, K rä p e lin , Ruland) und ich selbst mich nur oberflächlich
über dieselben unterrichtet habe, unterlasse ich es, auf sie hier einzugehen. Dass die Ameisenfühler
feine Riechwerkzeuge sind, ist zweifellos, die Kegel und knieförmigen Borsten dürften die Riechorgane
im engeren Sinne sein. Auf die flaschen- und champagnerpfropfenförmigen Organe komme ich unten
noch zu reden. Die Goldwespen und H e te ro g y n e n habe ich nicht untersucht.
Die Vespiden.
Von den Vespiden untersuchte ich verschiedene einheimische und ausländische Arten, am ausführlichsten
Vespa vulgaris und Polistes gaülica. Besonders die letztere eignet sich vorzüglich zu diesen
Untersuchungen, da ihre Fühler blassgelb und ganz durchsichtig sich auf den Schnitten präsentieren.
Die Fig. 99 und 100 zeigen Übersichts-, Quer- und Längs-Schnitte von Vespa. Man sieht die blassen,
grossen Kegel regellos über die Oberfläche verteilt. Schnitte dnreh die Endglieder des Fühlers treffen
immer auf eine grössere Anzahl der Kegel. Zur Färbung verwendete ich mit bestem Erfolge Hämatoxylin,
während Carmin, Nigrosin und Methylenblau weniger schöne Bilder gaben.
Fig. 110 zeigt die 3 Sinnesorganformen, welche ich neben zahlreichen kurzen
starren Haaren bei Vespa fand: Kegel, Porenplatten und Grubenkegel. Die Kegel
besitzen eine deutlich doppeltkontourierte Wand, welche an der stumpfen Spitze in eine
blasse unmessbar dünne Membran übergeht; letztere ragt kuppelförmig etwas hervor.
Bei schwächerer Vergrösserung sieht man Bilder, wie sie K rä p e lin zeichnet, nämlich
man erhält den Anschein eines weiten Loches am Kegelende. Starke Linsen zeigen
D indessen deutlich, dass der scheinbare Rand des Loches nichts anderes ist, als die Stelle,
~ m wo die Wand sich plötzlich verdünnt. Die nebenstehenden schematischen Skizzen verdeutlichen
dies, indem I den Anblick des ganzen Kegels bei schwacher, II bei starker Vergrösserung
das Ende eines Kegels zeigt,
Der Kegel steht nur scheinbar frei auf der Fläche, in Wahrheit ist sein unterster Teil in
eine Grube versenkt, deren Wände sich indessen nahezu berühren. Das Schema I zeigt dies deutlicher
als die nach dem Mikroskop gezeichneten Bilder. Der in die Grube versenkte Teil färbt sich, wie
so häufig bei ähnlichen Sinnesorganen, mit Hämatoxylin intensiv blau. Die besondere Färbbarkeit
erwähntauch Ruland. Er, wie vom R a th , K räp e lin , H au s e r und S a z ep in halten die Kegel
für an der Spitze offen, F o re l für geschlossen.
K rä p e lin weist darauf hin, dass 2 Schichten von Ganglien die Fühlerwand von innen bekleiden
(in meinen Figuren 99 und 100 sind dieselben sichtbar), und giebt an, dass die Kegel in
Verbindung mit der inneren Ganglienschicht stehen, das Verbindungstück zwischen Kegel und Ganglion
also die äussere Ganglienschicht durchbricht. Dies konnte ich bestätigen, fand jedoch regelmässig
mehr tiefe Ganglien als Kegel auf jedem Querschnitte des Fühlers. Die oberflächlichen Ganglien gehören
zu den Porenplatten.
Treffende Bilder von dem nervösen Apparate, der zu diesen Kegeln gehört, giebt K rä p e lin ,
während R u la n d ’s und H a u s e r ’s Zeichnungen, wie ich schon früher erwähnte, auf Schrumpfung zu
beruhen scheinen. Ich konnte ebensolche durch Erwärmung meiner Präparate erzeugen. An guten
Präparaten ist der Inhalt des Kegels homogen, blassblau gefärbt, mit einem dunklen blauen Strang
in der Mitte, welcher sich etwa auf der Hälfte der Länge des Kegels noch erkennen lässt, und auf
der anderen Seite in den Porenkanal hinein verfolgt werden kann. Solche scharf abgesetzte Zapfen
im Innern des Kegels, wie sie Ruland zeichnet, existieren nicht. Merkwürdig ist, dass gerade Rulan
d so entschieden die H a u s e r ’sche Behauptung freier Nervenendigung bestreitet. Was ist es
anders als freie Nervenendigung, wenn in R ulands Fig. 4 c und Fig. die Nervenfasern sich
verjüngen und verschmelzen „zu einem einzigen hyalinen Faden, der ohne Mühe bis in das letzte
Drittel des äusseren Kegels verfolgt werden kann,“ und dieser Kegel dabei offen, also doch wohl
lufterfüllt ist?
Der nervöse Inhalt, bestehend aus den Fortsätzen der Nerven endzellen (oder Nervenendfasern
selbst?) und der Begleitzellen, welche der Hypodermis angehören, füllt vielmehr den ganzen Innenraum
des Kegels und Porenkanals aus, ohne dass Lufträume zwischen den einzelnen Elementen vorhanden
wären, von welchen R u lan d zwar nie spricht, die man aber nach seinen Zeichnungen notwendig
annehmen muss.
Die in R u la n d ’s Fig. 4 A gezeichneten G ru b e n k e g e l habe ich bei Vespa vulgaris und
Polistes ebenfalls gefunden, jedoch sehr spärlich (Fig 100 a). Sie sind deutliche Nervenendorgane,
funktionell also von den F o r e l ’schen Flaschen und den Champagnerpfropfen zu trennen, welche ich
nicht für Sinnesorgane halten möchte, jedenfalls nicht für Riechorgane.
Die Porenplatten der Wespen zeigen einige Abweichungen gegenüber denjenigen der Schlupfwespen.
Sie sind vor allem viel kürzer im Verhältnis zur Breite als jene, sie haben dadurch eine
mehr elliptische Form. Ferner sind sie bei den von mir untersuchten Arten stets in eine Grube der
Fühlerfläche versenkt, so dass sie nur eben das Niveau derselben erreichen. Bei Schlupfwespen erheben
sie sich häufig über die Fühlerfläche. Die Wände der Gruben, in welchen die Platten versenkt
sind, berühren sich übrigens nahezu (bei Polistes Fig. 111) oder vollständig (bei Vespa Fig. 110), so
dass man eigentlich eher von einer Spalte als einer Grube sprechen könnte. Wie eine solche Porenplatte
auf dem Fühlerquerschnitt aussieht, erklären am besten Figuren (Fig. 110 c, 111 a). Während
die Porenplatten vieler Schlupfwespen als dünnwandige Rinnen beschrieben werden können, welche,
den Boden nach aussen gekehrt, der Fühlerfläche auf liegen, sind die Verhältnisse bei den Vespiden