Die dem viertheiligen Ganglion opticum zugekehrte nnd abgerundete Innenfläche des Organs
wird von einem mächtigen, parabolisch gekrümmten R e fle k to r (rfl.) eingenommen. Er setzt sich
aus zwei getrennten Schalenhälften zusammen, welche nach dem Rande zu continuirlich dünner
werden. Am Pole weichen die Schalenhälften, deren Trennungslinie bei der Aufsicht als feiner
Spalt erscheint (Taf. XVII Fig. 2 ph.) etwas auseinander und lassen eine Oeffnung frei, durch
welche der Leuchtnerv (n.) eintritt.
Der Reflektor besteht aus zahlreichen concentrisch geschichteten Lamellen, welche nach
Behandlung mit Reagentien sich etwas auffasern. Zellige Elemente sind zwischen diese bei dem
Abblenden des Lichtes schwach irisirenden Lamellen nicht
eingebettet und die concentrische Streifung, wie sie auf
Schnitten hervor tr itt, ist nur ein Ausdruck für die That-
sache, dass der Reflektor offenbar von den unterliegenden
grossen Zellen successive ausgeschieden wird.
Wohl aber treten grosse Zellen deutlich zwischen
einem System von Lamellen auf, welche in concentrischer
Schichtung die distale Wandung des Leuchtorganes hersteilen.
Ich finde das Lamellensystem bei Stylocheiron und Nematoscelis
an der den Facetten zugekehrten Hälfte (1) mächtiger
entwickelt, als an der gegenüberliegenden (1'), während es
bei Euphausia ziemlich gleichmässig und relativ schwach aus-
gebildet ist (Taf. XVI Fig. 1, Taf. XVII Fig. 1). Die einzelnen
Lamellen stellen lange und schmale Bänder einer homogenen
Substanz dar, welche ziemlich intensiv mit Farbstoffen (Car-
min) sich imprägnirt. Bei Stylocheiron mastigophorum sind sie
schmal (durchschnittlich 0,02 mm breit), bedeutend breiter
hingegen bei Euphausia (0,06 mm). Zwischen ihnen lassen
sich sehr deutlich die meist lang oval ausgezogenen Kerne
der Bildungszellen (m.) nachweisen.
Als äusserste Schichte des Leuchtorganes ist auf
dem Reflektor ein zinnoberrother P igm en tm an tep |(p g .)
entwickelt (Taf. XII Fig. 14.) Bei jüngeren Larven fand ich
ihn gelegentlich nur als einen relativ schmalen Ring ausgebildet
(ibid. Fig. 13). Das Pigment ist ungemein empfindlich,
blasst bei lebend beobachteten Thieren ab, sobald sie ermatten,
Fig. 1. / ugenorgan von Nematoscelis c. rostrata. Zellkörper, ch. Chitinskelett, ek. Matrix des Chitins.
I. Der facettirten Augenregion anliegendes
Lamellensystem. V. Gegenüberliegendes Lamellen-
system. »». Matrixzellen der Lamellen mit ihren
langen Kernen, n. Leuchtnerv. Nerven? pg. Rother
Pigmentmantel, rfl Reflektor, st». Blutsinus, str. Streifenkörper.
v. Capillargefässe.
und blieb bei keinem der angewendeten Conservirungsmittel erhalten. Wohl aber lassen
sich deutlich die feinkörnigen polyedrischen Pigmentzellen mit ihren rundlichen Kernen nach der
Conservirung nachweisen.
Den vom Reflektor und den bandförmigen Lamellen abgegrenzten Innenraum erfüllen
zahlreiche von einander deutlich sich abgrenzende Zellen mit kugligen Kernen (c.). Durch Druck
platten sie sich polyedrisch ab, was indessen nicht ausschliesst, dass sie hie und da mit unregelmässigen
Fortsätzen zwischen ähnlich gestaltete Nachbarzellen eingreifen. Gegen die Mündung
des Organes (der Aussenfläche des Augenbulbus zugekehrt) nehmen die Zellen meist kolbige oder
wurstförmig gestreckte Formen an (Taf. XIX Fig. 2 ph.). Da offenbar hier, der Druck sich
weniger geltend macht, so kann die gegenseitige Berührung unterbleiben und der Querschnitt
der Zellen kreisförmig gestaltet sein. So fand ich es z. B. auf Querschnitten durch die Mündung
eines Leuchtorganes von Stylocheiron mastigophorum, wo etwa 12 kolbig gestaltete Zellen getroffen
wurden. Einen runden Querschnitt weisen auch häufig die gleich zu erwähnenden centralen
Zellen auf, welche die relativ ansehnliche Höhlung des Streifenkörpers von Euphausia pelluciäa
ausfüllen (Taf. XVI Fig. 1 und 2 c'). Die Zellen sind von einem sehr feinkörnigen Plasma erfüllt;
nur die der Mündung zugewendeten gestreckten Zellen (welche übrigens alle Uebergänge zu
den polyedrischen aufweisen) zeigen ab und zu eine mehr grobkörnige Beschaffenheit. Die Kerne
sind kuglig, in den Mündungszellen bisweilen oval und lassen nach Sublimatbehandlung häufig
ein intensiv sich färbendes Chromatinnetz erkennen (Taf. XVIII Fig. 1 ph.). Relativ am kleinsten
sind sie bei Euphausia pelluciäa, wo sie durchschnittlich kaum über 0,01 mm Grösse erreichen;
bei Nematoscelis mantis messen sie 0,015 mm, bei Stylocheiron chelifer, wo ich sie am grössten
fand, 0,03 mm.
Was die Funktion der in Rede stehenden Zellen anbelangt, so scheint sie mir wesentlich
darin gelegen zu sein, dass sie den Reflektor und den Streifenkörper abscheiden. Da der erstere
aus concentrisch geschichteten Lamellen sich aufbaut, zwischen denen keinerlei zellige Elemente
auftreten, so dürfte die Annahme sehr nahe liegen, dass die polyedrischen Füllzellen successive
die Lamellen bilden. Schwer verständlich ist freilich die Bildung des centralen Streifenkörpers.
Da einerseits die Füllzellen durch eine sehr zarte Membran von ihm sich abheben und da sie
andererseits bei kleineren Arten zwischen Streifenkörper und Reflektor nur in einschichtiger
Lage. äuftreten, so ist kaum zu vermuthen, dass dieselben Zellen an dem einen Ende anders geartete
Substanzen seeerniren, denn an dem anderen. Wo freilich, wie bei Euphausia pelluciäa,
die Zellen in mehrschichtiger Lage ausgebildet sind (Taf. XVI Fig. 1), können die peripheren
als Bildnerinnen des Reflektors, die centralen als solche des Streifenkörpers aufgefasst werden.
Aber auch in jenen Fällen, wo zwischen beiden Cuticiilarbildungen nur eine einschichtige Lage
von Zellen auftritt, bleibt immerhin noch das distale, zwischen Streifenkörper und dem peripheren
Mantel von Lamellen gelegene Zellpolster übrig, welches lediglich an den Streifenkörper
anstossend, als Bildungsherd für denselben in Anspruch genommen werden kann.
Jedenfalls gibt der mehrfach erwähnte S t r e if e n k ö r p e r einen wesentlichen und charakteristischen
Bestandtheil der Leuchtorgane ab. Die früheren Beobachter bezeichneten ihn als
„Stäbchenbündel“ (fibrous fascicle G. O. Sa rs, fibrillär mass Vallen tin und Cunningham). Wenn
ich diese Bezeichnung nicht anwende, so geschieht es mit Rücksicht darauf, dass die feinere Struktur
des in Rede stehenden Gebildes bisher unbekannt blieb und nur unzu länglich mit dem Namen
„Stäbchenbündel“ charakterisirt wird. Der nach den Angaben von G. O. S a r s die intensiven
Lichtblitze entsendende Körper bildet ein konisches Organ, welches bei Euphausia am mächtigsten
entwickelt ist und eine Länge von 0,23 mm bei einer grössten Breite von 0,15 mm aufweist
(Taf. XVII Fig. 1). Nur halb so gross wird es bei Stylocheiron chelifer und Nematoscelis mantis,
wäh rend es bei kleineren Arten (N. rostrata) etwa ein Drittel der oben erwähnten Dimensionen
erreicht. Querschnitte durch den Streifenkörper, wie ich sie auf Taf. XVI Fig. 1—3 zur Darstellung
bringe, lassen erkennen, dass er sich aus einem ungemein reizvollen System radiär ausstrahlender
Lamellen aufbaut. Sie stossen im Centrum nicht zusammen, sondern lassen einen bei
Euphausia pelluciäa besonders weiten Raum frei, in welchen die oben erwähnten cylindrischen
Zellen in der Zahl von 5—6 Vordringen. Ihre Kerne fand ich indessen stets ausserhalb des
Bibliotheca zoologica. Heft 19. 26