einer gemeinsamen Anlage hervorgehen (vergleiche auch, unten die Beschreibung der folgenden
Stadien), gelten in keiner "Weise für Erinaoeus. Dagegen stimmt das von H ertz (Fig. 4) gegebene
Bild vom Menschen gut mit meinem Befunde überein; das fragliche Gebilde als „unwesentliche
Wucherung der Leiste“ zu bezeichnen, wie R öse (I pag. 477) thut, trägt wenigstens nichts zum
Verständniss desselben bei. .
Auf den folgenden Schnitten wird der oberflächliche Theil der Schmelzleiste von dem
tiefern abgebogen, so dass die WinkelÖfihung medianwärts schaut; hierauf verdickt sich dann
der tiefere Theil allmählig und wird zum Schmelzkeim des Pd4. Dieser ist bedeutend weiter
ausgebildet als einer der vorhergehenden: er ist durch die emporsprossende Mesodermpapille,
den Z a h n b e in k e im (Zahnpapille),- welche hier deutlich differenzirt ist, aus einem knospen-
förmigen Organ in ein kappenförmiges verwandelt worden (Fig. 6; vergleiche die Note pag. 14).
Das Z a h n s ä c k c h e n ist weniger deutlich differenzirt, und nur in geringer Ausdehnung an
der Labialfläche des Schmelzkeims verfolgbar.
Die hinterste Zahnanlage *), diejenige der Ml, stimmt wesentlich mit der vorhergehenden
überein, nur dass hier wieder bei Bl eine kleine durch wenige Schnitte reichende, oberflächliche
leistenförmige Knospe an der Labialfläche auftritt; diese Knospe fehlt bei B.
Die Schmelzleiste erstreckt sich durch mehrere Schnitte nach hinten, immer niedriger
(weniger tief) werdend, bis sie allmählig ganz schwindet.; Hier wie überall in diesem Stadium
bildet die Schmelzleiste, resp. der Schmelzkeim, die Grenze zwischem dem dickeren und dem
dünneren Ektodermtheil. Über dem hinteren Theil der Schmelzleiste ist eine Längsfurche/: vorhanden,
welche aber schwerlich mit der Zahnfurche der Autoren homolog ist (vergl. unten).
' Yom Unterkiefer ist nur die erste schwache Verknöcherung dorsal und lateral vom
Meckel’sehen Knorpel aufgetreten, so dass, wie schon S chwink (pag. 23) betont, die Unabhängigkeit
der Zahnanlagen vom Skelett auf das unzweideutigste dargethan wird.
Zusammenfassung. In diesem Stadium sind an der Schmelzleiste, welche in ihrem hintern
Teile, wo die mehr entwickelten Zahnanlagen Vorkommen, die grösste Tiefe besitzt, Schmelzkeime
für Id 2, 13, C, P 3 , Pd4 und Ml differenzirt. Während die Sehmelzkeime für die vier erstgenannten
Zähne (Fig. 2, 3) nicht über das knospenförmige Stadium hinausgekommen sind, haben
die beiden letztem Pd4: (Fig. 6) und Ml das kappenförmige erreicht. Nicht nur diejenigen
knospenförmigen Schmelzkeime, welche eine bedeutendere Grösse besitzen (nämlich diejenigen für
Id 2 und P3), sondern auch die Schmelzleiste ruft, da wo sie eine grössere'Tiefe erlangt,.'eine
Verdichtung der umgebenden Mesodermzellen hervor. Lateralen oberflächlichen Ausbuchtungen
der Schmelzleiste sind wir an mehreren Stellen begegnet. Der Abgang der Schmelzleiste,. resp.
des Schmelzkeims bildet die Grenze zwischen einem dickern lateralen und einem dünnern medialen
Ektodermtheil, in welchem ersteren die Lippenfurche auftritt, während die Zahnfurche und der
Zahn wall der Autoren noch völlig fehlen. Der geringe Entwicklungsgrad des Unterkieferknochens
dokumentirt die völlige Unabhängigkeit der Zahnanlagen vom Skelett.
Stadiwn G.
Auch hier bildet die Schmelzleiste resp. der Schmelzkeim die Grenze zwischen dem dünnern
und dickern Mundhöhlenepithel, wenn auch der Übergang hier nur allmählig erfolgt. Eine tiefe,
*) Mit Zahnanlage bezeichne ich den gesammten sowohl • vom Ekto- als Mesoderm gebildeten jungen Zahn'.;
aber mit Epithelzellen ausgefüllte Lippenfurche ist vorhanden. Hinter der vordersten Zahnanlage
verdickt sich das Epithel-über den Zahnanlagen allmählig, und es kommt ein Z a h n w a ll,
welcher aus grossen-, klaren Zellen — von derselben Beschaffenheit wie die die Lippenfurche
ausfüllenden -— besteht, im Sinne der Handbücher zu Stande. Auch eine schwache Z ah n fu rc h e
wird allmählig sichtbar; aber schon über der Anlage des Ml schwinden sowohl Zahnwall als
Zahnfurche wieder vollständig. Es treten also, wie schon oben erwähnt, diese Gebilde beim Igel
viel später auf als Schmelzleiste und Schmelzkeim, und weicht also unser Thier in dieser Beziehung
von den Wiederkäuern (Schaf, Kalb) ab, bei denen K ölliker (pag. 823, Fig. 497 und 498)
Zahnwäfle und Zahnfurche beschreibt und abbildet auf einem Stadium; welches der Zahnentwicklung
nach zu urtheilen, entschieden dem hier beschriebenen frühem Stadium B und B1 entspricht
1).- jedenfalls geht aus den mitgetheilten Beobachtungen hervor, dass weder der s. g. Zahnwall
noch die Zahnfurche in irgend welcher Beziehung zu der Bildung der Zähne stehen. Dagegen
lässt es sich- nicht daran zweifeln, dass dieselben für die Configuration der Mundhöhle
während der zahnlosen Lebensperiode von Bedeutug sind. Es wird diese meine Auffassung auch
durch die Thatsache gestützt, dass sowohl die Zellen des Zahnwalls als auch diejenigen der
Lippenfurche von ganz derselben Beschaffenheit sind wie diejenigen einiger anderer embryonaler
Bildungen, welche ebenfalls nur für den Embryo oder für das junge Thier Bedeutung haben,
nämlich die die Verwachsung der Augenlidränder beim Embryo bewirkenden Zellen, sowie diejenigen,
welche bei der secundären Verwachsung der Lippen zum Saugmund bei den Larven der
Beutelthiere auftreten, welche ich früher (V pag. 112) nachgewiesen habe.
Die vorderste Zahnanläge (Id. 2) ist bedeutend weiter entwickelt als auf Stad. B., indem
der Schmelzkeim eine glockenförmige Gestalt angenommen hat und seine Zellen zugleich starke
Differenzirungen erlitten haben; selbstverständlich stehen diese Veränderungen in Beziehung zur
stärkeren Ausbildung des Zahnbeinkeims 2). Die Umwandlung der Schmelzkeimzellen ist die bekannte:
man kann das s. g. äussere und innere Epithel sowie die innern sternförmigen Zellen
unterscheiden (Fig. 7). Vom Kern sind nur die centralen Zellen in sternförmige (Schmelzpulpa)
umgebildet, während die mehr oberflächlichen ihre frühere, runde Form bewahrt haben. Das
s. g. innere Epithel besteht aus den bekannten langen, cylindrischen Zellen. Vom „äussern“ Epithel
sind die Zellen des medialen Umkreises ungefähr von derselben Beschaffenheit wie auf dem knospenförmigen
Stadium, während von den Zellen der lateralen Umkreise die tiefern mehr abgeplattet sind
und die oberflächlichen (d. h. näher dem Mundhöhlenepithel gelegenen) zu atrophiren beginnen. Es
tritt dieser Process auch an den ändern Zähnen von gleichem oder älterem Entwicklungsstadium
auf, so dass ich nur ausnahmsweise darauf zurückkomme. Es verdient bemerkt zu werden,
dass die von K ölliker und W aldeyer beschriebenen und beim Kalbe und Menschen abgebildeten
Epithelialsprossen des äussern Epithels des Schmelzorgans, „zwischen welche die Gefässzotten
’) Entschieden unrichtig ist es aber, wenn in Tomes-Hollaender’s Handbuch in einer von Frey entlehnten
Abbildung (Fig. 58,1) das Vorkommen des Zahnwalls auf dem frühesten Entwicklungsstadium als etwas für die Säugethiere
Typisches dargestellt wird.
2) Meinen Befunden gegenüber wirkt Baume’s Angabe, dass bei dem von. ihm in Fig. 30 (pag. 66) abgebildeten Unterkiefer
eines Rindsembryo das Bindegewebe der Cutis deutlich faserig sei, befremdend. Die Zahnanlage ist nämlich sicher
nicht älter als die oben beschriebene, und sowohl bei dieser als auch auf selbst ältern Stadien ist das Bindegewebe noch
vpllkommen zellig.
Bib liotlieca zoologica. H e ft 17. 3