(1876 p. 72) zuerst richtig erkannte, zwischen dem basalen Hinterrande der Oberlippe und der
Bauchfläche des Nauplius (Taf. V Fig. 7). Sie führt in einen bogenförmig auf steigenden Vorderdarm
(Oesophagus), welcher offenbar bei der Nahrungsaufnahme stark erweitert werden kann.
Ich finde ihn nämlich auf Querschnitten (Taf. VI Fig. 6) durch die Contraktion der ihn umgürtenden
kräftigen Ringmuskelfasern (mu. circ.) stark gefaltet und sein Lumen auf einen ausgebuchteten
Spaltraum reducirt. Die ihn auskleidenden Zellen messen durchschnittlich 0,01 mm.
Den Ringmuskelfasern wirken Radiärfasern (mu. rad.) als Antagonisten entgegen, welche an den
Chitinpanzer der Oberlippe, wie dies Claus (1891 Taf. III Fig. 11) richtig andeutete, sich anheften.
Nach den Angaben von B u c h h o lz (1869 p. 37) und Groom (1894 p. 183) ist er im
Leben in ständiger peristaltischer Bewegung begriffen. Der Magen ist weit und im Leben lebhaft
braunroth gefärbt. Er wird von einem einschichtigen Cylinder-Epithel ausgekleidet. Die
Epithelzellen (Taf. V Fig. 13) sind in ihrer Mitte mit feinen Pigmentkörnchen (pgJ ausgestattet
und lassen an ihrem basalen Theil den runden Kern, an ihrem freien Ende einen breiten Cuti-
cularsaum (cut.) erkennen. Gegen den Enddarm zu strecken sie sich, wie dies auch Groom (1894
p. 184) erkannte, lang cylindrisch, um dann in das niedrige Epithel des Enddarmes überzugehen.
Der letztere zerfällt mehr oder minder deutlich in zwei Abschnitte, nämlich in einen vorderen
erweiterten, mit Nahrungsresten erfüllten und in einen hinteren dünnwandigen Abschnitt, welcher
zwischen Schwanz und Schwanzstachel durch den After (an.) ausmündet.
Wie B u c h h o lz (1869 p. 37) und Groom (1894 p. 184) berichten, so ist der Mitteldarm
namentlich in seinem hinteren Abschnitt von Ringmuskeln umgürtet. Ich habe diese an dem
einzigen in Längsschnitte zerlegten Exemplare nicht deutlich wahrnehmen können, wohl aber
wurde ich an derselben Stelle auf langgezogene einkernige Fasern (f.) aufmerksam, welche Groom
als glatte Muskelfasern in Anspruch nimmt. Es ist nicht leicht, ohne Beobachtung des lebenden
Thieres zu entscheiden, ob derartige Fasern bindegewebiger oder contraktiler Natur sind. Wäre
letzteres der Fall, so könnte man sich immerhin erklären, dass sie bei ihrer Contraktion den
Pylorus erweitern und dem Speisebrei den Uebertritt in den Enddarm ermöglichen.
Ueber die Nahrung, welche die Nauplien gemessen, haben die früheren Beobachter und
neuerdings auch Groom keinen sicheren Anhalt zu gewinnen vermocht. Man findet den Mittelund
Enddarm mit einem organischen Detritus erfüllt, welcher häufig grünlich gefärbt ist und
bald als pflanzliche, bald als animale Kost gedeutet wurde. Ich vermag über die Qualität der
Nahrung wenigstens insofern Aufschluss zu geben, als ich in dem Speisebrei des N. loricatus
zahlreiche isolirte Nadeln von Radiolarien und wohl erhaltene Skelette von Diktyochen wahrnehmen
konnte. Ausserdem schimmerten noch Panzer verschiedener Diatomeen-Arten hindurch.
Bei dem N. eques vermochte ich ausserdem noch Reste von Globigerinenskeletten nachzuweisen.
7. Nervensystem und Sinnesorgane.
Seit jener Zeit, wo K ro h n (1860 p. 2) den Nachweis führte, dass das Gehirn der
Lepadennauplien einen Schlundring entsendet, welcher oval ausgezogen den Oesophagus umkreist,
ist unsere Kenntniss vom centralen Nervensystem der Larven nicht erheblich gefördert worden.
Die Darstellung von N u s sb a um (1890 p. 35 Taf. XI Fig. 3), welcher ebenfalls den Schlundring
sah, geht nicht über die Angaben von K ro h n hinaus und auch dem neuesten Beobachter, nämlich
Groom (1894 p. 185) sind eine Reihe wichtiger Verhältnisse entgangen, obwohl er das Nervensystem
an Schnitten studirte. Zudem ist ihm die einzige zutreffende Abbildung des Hirnes einer
Lepadenlarve, wie sie Clau s in seinen bekannten Untersuchungen über das Medianauge (1891 a.
p. 28 Taf. XI Fig. 11) gegeben hat, unbekannt geblieben.
Ich glaube, dass ich die Angaben meiner Vorgänger in einigen wesentlichen Punkten,
welche einerseits den Abgang der Extremitätennerven,- andererseits die Bildung des ventralen
Abschnittes betreffen, zu ergänzen vermag. Sie gründen sich freilich auf die Untersuchung nur
eines Exemplares von N. loricatus, welches ich in Horizontalschnitte zerlegte. Aus der Schnittserie
reconstruirte ich die in Fig. 14 auf Taf. VI gegebene Darstellung des centralen Nervensystemes.
Das Gehirn setzt sich aus zwei paarigen Abschnitten, den vorderen und hinteren Hirnlappen
und aus einem unpaaren Augenlappen, welcher das Medianauge trägt, zusammen.
Die vorderen paarigen Hirnlappen (Taf. VI Fig. 13 u. 14 11 ant.) liegen der Stirnfläche
des Chitinpanzers dicht an und besitzen annähernd bimförmige Gestalt. Nach der oben erwähnten
Abbildung von C la u s zu schliessen lässt sich am lebenden Objekte eine Zusammensetzung
aus einer kleineren dorsalen und einer grösseren ventralen Partie constatiren. Von der
letzteren entspringen die charakteristischen f ro n ta le n S in n e so rg a n e (Taf. V Fig. 7, Taf. VI
Fig. 13 fil.), welche S p en c e B a te zuerst sah und als vielfach gegliederte Anhänge abbildete
(1851 Taf. VIII Fig. 13). Bekanntlich deutet sie D a rw in (1854, Balanidae p. 105) als die inneren
(ersten) Antennen. Dass sie indessen mit Extremitätenanhängen Nichts gemein haben, sondern
in die Kategorie der bei Entomostraken und bei den Larven der Malakostraken weit verbreiteten
Frontalorgane gehören, haben namentlich die Untersuchungen von C lau s dargethan. Den Beschreibungen
der früheren Autoren vermag ich wenig hinzuzufügen. Sie sind zweigliedrig und
zwar wird die untere Hälfte von einem derbwandigen Chitinrohr umkleidet, welches sich distal
verjüngt. Aus seinem kelchförmig vorgezogenen Endabschnitt ragt ein schlauchförmiger, sehr
zartwandiger und stumpf endender Sinnesfaden hervor, welcher ebenso wie die von dem Chitinrohr
umschlossene centrale Masse im Innern fein fibrillär gestreift ist.
Eine breite Bindebrücke ganglionärer Substanz geht von beiden vorderen Hirnlappen
aus, um sich mit dem mitten zwischen die letzteren eingelagerten lobus opticus (1. opt.) zu vereinigen.
Derselbe wölbt sich dorsal hoch empor und trägt das nach den Untersuchungen von
C la u s dreigetheilte Medianauge. Ich vermochte zwar an den Schnitten diese Dreitheilung zu
bestätigen, bin aber nicht im Stande, über die feineren Strukturverhältnisse befriedigenden Aufschluss
zu geben.
Die beiden hinteren Hirnlappen (1. post.) sind rundlich und kleiner als die vorderen.
Von ihnen strahlt der zu einem langen Oval ausgezogene und hinten bogenförmig geschlossene
Schlundring (com.) aus. Er besteht aus Fasersubstanz und ist in seinem ganzen Verlaufe an
den ventralen Seitenflächen mit kleinen Ganglienzellen belegt. Da an keiner Stelle die Ganglienzellen
sich zu paarigen Ganglienknoten erheben,-so ist es nicht leicht, diejenige Partie scharf
zu umgrenzen, welche etwa als unteres Schlundganglion aufzufassen wäre. Wohl aber vermag
ich auf ein Verhalten aufmerksam zu machen, welches bisher noch von keinem Untersucher der
Cirripediennauplien beobachtet wurde. Im hinteren Drittel des Schlundringes ist nämlich eine
Querkommissur (in der Höhe des zweiten Antennenpaares) ausgebildet, welche lediglich aus Fasern
besteht (Taf. VI Fig. 14 a). Die genauere Erforschung der späteren Umwandlungsstadien kann
erst Aufschluss geben, ob die im Umkreise der Querkommissur gelegenen Partieen sich zu dem
unteren Schlundganglion differenziren.