in die Bildung des sich entwickelnden Schmelzkeims (Milchzahns oder Molaren) eingeht, sondern
sich auf einer gewissen Ausbildungsstufe von ihm ablöst. Über das künftige Schicksal des fraglichen
Schmelzleistenendes können erst ältere Stadien Auskunft geben.
Kehren wir jetzt zur Musterung der vorliegenden "Schnittserie zurück, so finden wir,
dass hinter dem Ml die Schmelzleiste wieder mehr gerade, d. h. ohne Knie, sich in das Mesoderm
hinabsenkt und dass ihre Verbindung mit dem Mundepithel, die über dem Ml schwach und theil-
weise unterbrochen ist, über der Anlage des M2 wieder vollständiger wird. Letztgenannte Anlage
ist bei weitem weniger entwickelt als die vorhergehende, indem sie etwa in der Mitte
zwischen dem kappen- und dem glockenförmigen Stadium steht, was sich auch dadurch kund giebt,
dass die Bildung des Schmelzpulpa eben erst begonnen hat und das tiefe Ende der Schmelzleiste
noch nirgends vom Schmelzkeim abgelöst ist.
Hinter besagter Zahnanlage wird die Schmelzleiste immer kürzer und dünner, bis sie
zuletzt aus nur zwei lockeren Zellenreihen gebildet wird.
Fig. 11 und 12, welche zwei annähernd sagittale Längsschnitte darstellen, geben eine
Uebersicht der Zahnanlagen. In Fig. 11 ist der Kiefer in seinem vordem Ende getroffen worden,
welches Theile der 1.—5. Zahnanlage (also Id 2, 13, C, P 3 und Pd4, von welchem letztem
nur die laterale Wand getroffen ist) enthält. Da die Schmelzleiste sich nicht überall senkrecht
und gerade, sondern mehr oder weniger schräge und gebogen in die Tiefe erstreckt, kann sie
sich auf dem Längschnitt auch nicht wie eine zusammenhängende Wand präsentiren, sondern
wird je nach der Schnittrichtung mehr oder weniger ein Band darstellen. Fig. 12 stellt den
hintern Theil des Unterkiefers, medial von dem in Fig. 11 abgebildeten Schnitte; dar und
enthält die Anlage des M l und 2; hier ist die Schmelzleiste in grösster Ausdehnung getroffen
worden.
Auf diesem Stadium hat sich die Kieferanlage dorsal- und lateralwärts schon ziemlich
weit entwickelt.
Zusammenfassung. Der Fortschritt gegenüber dem vorigen Stadium zeigt sich zunächst
in der höhern Entwicklung sämmtlicher Schmelzkeime,' indem I d 2, Pd4 und Ml, von welchen
Ml am weitesten und Id 2 am wenigsten weit entwickelt ist, das glockenförmige Stadium
erreicht haben, während 13, C und P 3 nur das kappenförmige erreicht haben. Hinter dem
Ml hat sich in der Fortsetzung der Schmelzleiste hier noch die Anlage des M2, dessen
Schmelzkeim schon in der Mitte zwischen kappen- und glockenförmigen Stadium steht, entwickelt.
Die höhere Entwicklungstufe der Pd4 und M 1 dem Stadium B gegenüber giebt sich
auch dadurch kund, dass ihr Schmelzkeim sich vollständiger von der Schmelzleiste abschnürt,
so dass auf einigen Schnitten das tiefere Ende der Schmelzleiste als „Fortsatz“ oder „Spross“
an der lingualen Seite des Schmelzorganes erscheint, welcher „Fortsatz“ jedoch auf diesem
Stadium nicht ohne weiteres, wie meist geschieht, als Anlage des bleibenden Zahns angesprochen
werden kann (Fig. 9—10, Textfig. 2 -4 ). Von der lingualen Fläche der Schmelzleiste
unmittelbar unter dem Mundhöhlenepithel geht über Pd4 und Ml eine schwache Leiste aus.
Erst in diesem Stadium bildet sich Zahnwall und Zahnfurche aus; keines dieser Gebilde steht
in irgend welcher Beziehung zur Entstehung oder Ausbildung der Zähne, sondern dieselben
sind lediglich für die Configuration der Mundhöhle während der zahnlosen Lebensperiode von
Bedeutung.
Stadmm D.
An der vor dem Id 2 gelegenen Theile der Schmelzleiste entwickelt sich ein deutlicher
Schmelzkeim, welcher sich durch wenige Schnitte erstreckt und auf dem knospenförmigen
Stadium steht (Fig. 13). Wenn auch weniger entwickelt, lässt sich eine solche Zahnanlage
doch schon auf dem vorigen Stadium erkennen. Wir haben es also offenbar mit einem vordersten
Schneidezahn: Id 1 oder wahrscheinlicher I I , welcher nicht zur vollen Ausbildung gelangt,
zu thun.
Id 2 bietet ausser der bedeutenderen Grösse keine wesentliche Abweichung von dem Verhalten
im nächstvorhergehenden Stadium dar. Auf einem Schnitte durch diesen Zahn sieht man von
der medialen Fläche der Schmelzleiste nahe deren Abgange vom Mundhöhlenepithel eine Knospe
(keine Leiste) entstehen. Noch über dem Id 2 schnürt sich die Schmelzleiste vom Schmelzkeim
ab, um den Schmelzkeim des 13 entstehen zu lassen. Die Anlagen von 13, C und P3 zeigen
keine wesentlichen Fortschritte; der Zusammenhang mit dem Mundhöhlenepithel ist völlig aufgehoben.
Ueber 13 sowie wenn auch weniger ausgeprägt, über P3 geht eine l a t e r a l e Leiste
von dem oberflächlichen Theile der Schmelzleiste aus.
Es präsentiren dann die folgenden Schnitte wesentlich dieselben Bilder wie auf dem vorhergehenden
Stadium. Doch hat der Schmelzkeim des M2 vollständige Glockenform und gut
ausgebildete Schmelzpulpa erlangt; er ist mit einer starken oberflächlichen lateralen Leiste versehen,
welche sich über die Zahnanlage hinaus durch den ganzen Rest der Schmelzleiste verfolgen
lässt.
In dieses Stadium fällt die Bildung des V e s tib ü l um oris. Wie bei der Beschreibung
des Stad. B. erwähnt, tr itt vorne im Munde eine von mir als Lippenfurche bezeichnete Längsfurche
auf (Fig. 1, 2 Lp); diese Furche wird weiter nach hinten von Epithelzellen ausgefüllt,
welche von ganz derselben Beschaffenheit sind wie diejenigen, welche den Zahnwall auf bauen,
so dass eine Leiste zu Stande kommt, die von P o u c h e t und Chabry mur plongeant, von Röse (I)
Lippenfuröhenleiste genannt wird. Diese Lippenfurchenleiste ist jedoch bei Erinaceus nicht das
Primitive, sondern ihr geht die Lippenfurche voraus. Auf dem nächsten Stadium vertieft sich
diese mit Zellen angefüllte Furche immer mehr (Fig. 7 Lp). Im Stad. C hat sich nun theils
neben Jd 2, theils neben Pd4, Ml und 2 durch Zerfall der in der Mitte gelegenen Zellen, das
Vestibulum oris gebildet. Wir können somit bei der Entstehung der freien Lippen drei Stadien
unterscheiden:
1) Entstehung einer Furche, Lippenfurche, unmittelbar lateralwärts vom Abgange der
Schmelzleiste, etwa gleichzeitig mit der ersten Anlage der -Schmelzkeime.
2) Ausfüllung und Vertiefung dieser Furche durch Bildung glasklarer Epithelzellen,
wodurch die Lippenfurchenleiste zu Stande kommt.
3) Entstehung des Vestibulum oris durch Verfall dieser Zellen in der Mitte der Furche.
Zusammenfassung. Es hat sich hier ein schon beim Stad. C angelegtes Gebilde zu einem
knospenförmigen Schmelzkeim eines nicht zur vollen Ausbildung gelangenden 11 (Id 1) vor der
Anlage des Id 2 entwickelt. Die Fortschritte dem vorigen Stadium gegenüber bestehen im Uebrigen
wesentlich nur in den grösseren Ausbildung des M 2 sowie in der Entstehung des Vestibulum
oris auf der grössern Strecke seiner künftigen Ausdehnung.