Facettenglied durch eine selbständige Einfaltung gebildet wird und ich stimme daher durchaus
P a r k e r bei, wenn er auch in seiner neuesten Publikation (1895 p. 66) die Auffassung von
W a t a s e (1890), nach der die Facettenglieder als Einstülpungen der Hypodermis gelten sollen,
zurückweist.
c. Topographie des Augenstieles.
Die n e rv ö s e n C e n tr e n des Schizopodenauges haben durch G r e n a c h e r (1879 p. 120
bis 121) eine für ihre Zeit ganz vortreffliche Darstellung erfahren, welcher ich thatsächlich nur
wenig hinzuzufügen wüsste. Da ich mich zudem überzeugte, dass gerade die Mysideen ein für
Erkenntniss des Faserverlaufs in den optischen Ganglien besonders geeignetes Objekt abgeben,
so beschränke ich mich auf den Hinweis, dass die Verhältnisse bei den Euphausiden insofern nicht
so klar hervortreten, als der Augenstiel verkürzt ist und daher die vier Augenganglien sich eng
an einander drängen (Taf. XVII Fig. 2 g a 1 • • •4). Wie sich nun der mächtige Ganglienbelag
mit den Fibrillenzügen der von Ganglienzellen freien centralen Substanz in Beziehung setzt,
wie die Fasern in den einzelnen Centren sich kreuzen — darüber habe ich zwar an einzelnen Stellen
einen nothdürftigen Aufschluss erhalten, der indessen zu einem befriedigenden Gesammtbilde sich
nicht vereinigen lässt. Ich glaube daher, dass dem Leser mit einer weitläufigen Darstellung
dieser Verhältnisse kaum gedient sein dürfte und das um so mehr, als erst kürzlich P a r k e r
(1895 p. 37 ff.) an der Hand der für das Nervensystem neuerdings eingeführten G o lg i’schen
und Methylenblau-Methode den Faserverlauf im Auge des Flusskrebses schilderte.
Ein Blick auf die Abbildungen mag jedenfalls für die monströse Entwicklung des Ganglienbelags,
wie er im Umkreise des distalen (vierten) Augenganglions auftritt, Zeugniss ablegen
(Taf. XVII Figur 5, Taf. XTX Fig. 2). Bei den Gattungen Thysano'essa, Nematoscelis und Stylocheiron
wird geradezu durch die gewaltige Entwicklung der ganglionären Substanz die von
Facettengliedern freie Augenfläche kuglig aufgetrieben. Die Nervenfasern, welche aus dem mehrfach
geschichteten distalen Ganglion zu der Retina ausstrahlen, sind bei den mit Front- und
Seitenaugen ausgestatteten Formen zu einzelnen Bündeln angeordnet, welche man bei Stylocheiron
namentlich auf Aequatorialschnitten (Taf. XIX Fig. 1, Fig. 10) in ihrer ganzen Ausdehnung
vor sich hat. Sie zerfasern sich kurz vor ihrem Durchtritt durch die membrana fenestrata in kleinere
Bündel, welche bei Nematoscelis rostrata und bei Brutomysis Vogtii von Pigment umgeben waren
(Taf. XVn Fig. 5, Taf. XX Fig. 1).
Eine für die Gattung Stylocheiron besonders charakteristische Bildung gibt ein breites
aus verfilzten Lamellen bestehendes B a n d ab, welches von dem Ringwall an längs der dorsalen
Fläche des Frontauges hinzieht und bis zum Leuchtorgan verstreicht (Taf. XIX Fig. 2 sept.).
Auf Querschnitten (ibid. Fig. 11) stellt es sich als ein 0,2 mm breites Band dar, welches eine
völlige Scheidewand zwischen der ganglionären und der facettirten Partie des Auges herstellt.
Zwischen den Lamellen nahm ich lediglich in der Nähe des Ringwalles langgestreckte. Kerne wahr,
welche vielleicht den sie ausscheidenden Bildungszellen zugehören. Ueber den physiologischen
Werth dieser Einrichtung vermag ich mir schwer ein Urtheil zu bilden und ich kann nur hinzufügen,
dass es schwach entwickelt auch bei Nematosgelis (Taf. XVII Fig. 5 lam.) an den Ringwall
sich ansetzt, ohne freilich bis zum Leuchtorgan vorzudringen.
Was den G e f ä s s v e r la u f im Augenstiele anbelangt, so hat bereits Grenacher (1879
p. 120) darauf aufmerksam gemacht, dass in dem distalen Augenganglion unterhalb der Facetten
bogenförmige Capillaren verlaufen. Späterhin verfolgte Clau s eingehend den Gefässverlauf der
Augenarterie von Siriella (1884 p. 8) mit ihrem reichen Capillarnetze im Umkreise der Augenganglien
am lebenden Thier. Da mir die capillaren Verzweigungen an den Schnitten durch alle
Augen der Euphausiden auffielen, so versuchte ich durch Combination der aus den Schnittserien
gewonnenen Bilder einen Einblick zu erhalten. Erleichtert wurde mir das Studium dadurch, dass
bei einzelnen Exemplaren von Nematoscelis die feinkörnige Blutmasse sich scharf von den ganglionären
Centren abhob.
Die Augen arterie vermochte ich im Augenstiele auf den Schnitten durch das Auge von
Nematoscelis mantis nur eine' kurze Strecke weit zu verfolgen. Es scheint mir, dass sie bald zu
Lakunen sich ausweitet, deren Anordnung in der Höhe des distalen Ganglions ich auf Fig. 11
der Tafel XII nach combinirten Schnitten darzustellen versuchte. Die gesammte ganglionäre
Augenpartie ist gewissermaassen in einen weiten Blutsinus eingesenkt, der an verschiedenen
Stellen den mächtigen distalen Ganglienbelag durchsetzt, um sowohl den Dorsalabschnitt des
Frontauges (soweit er an die Ganglienmasse angrenzt), wie auch das Leuchtorgan zu umspülen.
Dass in das letztere Capillargefässe eindringen, wurde bereits oben (p. 203) bei Schilderung der
Augenorgane hervorgehoben. Von zwei Seiten her erfolgt nun eine capilläre und ungemein reizvolle
Vascularisirung der an die Facettenglieder angrenzenden Region des distalen Augenganglions.
Es dringen nämlich unterhalb der Rhabdome sowohl von dem medialen wie von dem nach Aussen
gewendeten Rande der an die Facettenglieder anstossenden ganglionären Partie starke Stämme
zwischen die Opticusfasern vor, welche sich allmählich in feinere Capillaren auf lösen und bogenförmig
dicht unterhalb der Retina verstreichen. Auf Längsschnitten durch die Augen von Nematoscelis
und Stylocheiron findet man die Querschnitte der Capillargefässe namentlich unterhalb des Seitenauges
in sehr regelmässiger zickzackförmig alternirender Anordnung (Taf. XVII Fig. 5 v' Taf. XVIH
Fig. 1 und 2, v, v', Taf. XIX Fig. 1 und 2 v, v').
Bei den kleineren Arten von Nematoscelis (N. Sarsi, N. rostrata) vermochte ich auf günstig
geführten Horizontalschnitten die Augenarterie bis zur facettirten Region zu verfolgen. Sie
scheint sich bei ihnen nicht so frühzeitig in Lakunen auszuweiten wie bei N. mantis, da man sie
deutlich von der Wurzel des Augenstieles an auf der Aussenseite wahrnimmt, bis sie in Begleitung
gleich zu erwähnender Muskelbündel ausserhalb des Leuchtorganes das dicke Ganglienpolster
durchsetzt und unterhalb des Seitenauges (von dessen dem Leuchtorgane zugekehrten Rande
aus) sich in die Capillaren auflöst.
Bei Euphausia sind die Capillaren (v) unterhalb der Facettenglieder von stärkerem Ca-
liber; -sie anastomosiren gelegentlich mit einander und einzelne entsenden auch Aeste hinter die
Ganglienlage, welche kapuzenförmig das vierte Augenganglion durchsetzt. Ziemlich reichlich
treten sie weiterhin zwischen dem vierten und dritten Ganglion auf, während nur spärliche Aeste
zwischen den übrigen ganglionären Anschwellungen des Sehnerven zur Beobachtung gelangen.
Innerhalb der fibrillären Grundsubstanz der drei proximalen Ganglien habe ich keine Capillaren
beobachtet, dagegen werden sie, ähnlich wie dies C lau s von Siriella schildert, an ihrer Peripherie
von Capillaren umsponnen. An der Innenseite des Augenstieles vermochte ich die arteria oph-
thalmica bis zur facettirten Region zu verfolgen, wo sie sich in die Capillaren auflöst (Taf. XVII
Fig. 2 a. ophth.). Auf der gegenüberliegenden Seite gelang es mir nicht mit ähnlicher Schärfe