späteren Darstellung öfter zurückkommen werde. Es sind dies einerseits das von mir frükerliin
kurz beschriebene Stylocheiron mastvjophorum und weiterhin zwei prächtige neue Formen, nämlich
Stylocheiron ckelifer und Nematoscelis mantls. Ihnen lasse ich eine eingehendere Charakteristik der
Archnomym Leuckar&i und der neuen Gattung Sndomysis folgen.
2. Stylocheiron mastigophorum Chun.
Tafel IX.
Unter allen Arten der Gattung Stylocheiron tra f ich keine constanter und häufiger im
Mittelmeere und Atlantischen Ocean (vom Golfe von Biscaya bis zu den Canaren) an, als Stylocheiron
mastigophorum. Mit den übrigen Vertretern der Gattung verglichen »eist sie eine
mittlere Grösse auf, insofern sie eine Länge von 6 bis 8 mm erreicfi Diese Maasse beziehen
sich auf die Körperlänge vom Eostrum bis zur Schwanzspitze; rechnet man freilich die enorm,
langen zweiten Antennen hinzu, so ergibt sich für grosse Weibchen eine Gesammtlänge von
20 mm. Im Allgemeinen sind die Weibchen häufiger, als die Männchen und wenn ich nach dem
vorliegenden reichhaltigen Materiale mir eine ungefähre Schätzung erlauben darf, so würde auf
etwa fünf bis sechs Weibchen ein Männchen kommen.
Ich beschrieb St. mastigophorum kurz im ersten Hefte dieser Zeitschrift (1887, p. 80 31,
Taf. IV, Fig. 1) und hc^whervor, dass es dem St. longicome G. 0. Saxs zwar nahe verwandt
ist, aber doch durch einige charakteristische Merkmale «»dglcioht von der letztgenannten Art
unterscheiden lässt. Wenn 0 r ttu an »,„(1894 ,|j|| 18) St. mastigophorum mit St. longicome G. 0.
S a r s für identisch erklärt, so' hätte ein Vergleich,.zwisehen den von mir.-und van'Sarsä fÄg,,.
Taf. 27, Fig. 5) entworfenen Abbildungen ihn belehren sollen, dass die von mir betonten Unterschiede
im Längenverhältniss' der Endopoditen des ersten, zweiten nnd sechsten Brustfusspaäres
auffällig genug sind, um beide Arten — abgesehen von den .sonstigen Differenzenlfauseinander
zu halten. S a r s hat allerdings St. longicome nicht so eingehend beschrieben und abgebildet, wie
die übrigen Arten und da er zudem versichert (1885, p. 145) dass er St. longicome in Messina
1876 beobachtet habe, so-möchte man vermuthen, dass es sich um dieselbe Art handelt, welche
ich so häufig in den grösseren Tiefen des Mittelländischen Meeres erbeutete. Da indessen in dem
Mittelmeere auch noch andere Stylocheiron-.Arten verbreitet sind, welche, an bizarrer Länge ihrer
Antennen hinter St. longicome und mastigophorum kaum znrückstehen, so kann unmöglich der
Fundort Veranlassung geben, über die Differenzen in den Abbildungen wegzusehen und kurzer
Hand beide Formen für identisch zu erklären. Ich möchte denn auch vermuthen, dass die Mehrzahl
der von O rtm a n n auf St. longicome bezogenen Exemplare unserer Art angehört.
Stylocheiron mastigophorum (Taf. IX, Fig. 1) besitzt eine schlanke Körperform. Beide
Geschlechter unterscheiden sich H wenn wir von den Körperanhängen absehen — dadurch, dass
der Thorax der Weibchen plumper ist, als derjenige der gestreckteren Männchen. Namentlich
wenn die Weibchen vor der Eiablage stehen und die. ganze Dorsalhälfte des Thorax bis in die
Nähe des Eostrums mit grossen Eiern erfüllt ist, hebt, sich die Brustregion durch ihren Umfang
deutlich von dem Abdomen ab. Dabei ist die Thorakalregion des Weibchens relativ länger, als
diejenige des Männchens; bei drei Männchen finde ich das Verhältniss zwischen der Länge des
Thorax zu jener des Abdomens (von der Spitze des Eostrums bis zur Schwanzspitze gemessen)
wie 1 : 3, bei den Weibchen hingegen nahezu wie 1 : 2. Die verschmolzenen Thorakalsegmente
lassen auf der Bauchseite zwischen den einzelnen Fusspaaren noch ihre Grenzlinien erkennen;
am schärfsten treten sie an jenen Segmenten hervor, welche das vierte, fünfte und sechste
Beinpaar tragen. Die fünf vorderen Abdominalsegmente mit ihren relativ kleinen abgerundeten
Epimeralplatten sind von annähernd gleicher Länge, obwohl gelegentlich Schwankungen Vorkommen
und ein Segmebt. kürzer als die übrigen ist. Stets ist indessen sowohl bei Weibchen
wie bei Männchen das Sechste Abdominalsegment etwas länger als das fünfte.
Der Cephalothorax ist glatt, nur sehr schwach gekielt und läuft in ein scharf zugespitztes
Eostrum aus. B e i d en W e ib c h e n i s t d a s R o s t r u m d o p p e l t so la n g a ls
S e i d e n M ä n n c h e n . Auf diesen sekundären Geschlechtscharakter, den ich ausnahmslos bei
sämmtlicheriIndividuen bestätigt finde, hat'keiner der früheren Beobachter aufmerksam gemacht.
Die beiden Abbildungen Fig. 2 und 3 auf Taf. IX mögen die relativen Grössenverhältnisse des
Eostfuiüs beider Geschlechter demonstriren; sie lehren dass bei dem Männchen die Spitze des
Eostrums nur wenig über den Augenstiel vorragt, während sie bei dem Weibchen sich scharf
vorzieht und gelegentlich schwach abwärts gebogen ist. Es ist mir schwer erfindlich, einen Grund
für dieses differente Verhalten des Eostrums bei beiden Geschlechter» anzugeben -■jedenfalls
lehrt diese Thatsache, dass die relativen Grössenverhältnisse des Eostrums nur dann in die
Speciesdiagmose, ättfgenommen werden dürfen, wenn die entsprechenden Geschlechter mit einander
verglichen werden, Wenn G. 0. S a r s | i p 4 p. 146) z. B. die Kürze, des Kostrums bei St.
elongatum besonders betont, so zeigt ein Blick auf seine Abbildung, dass die Beschreibung nach
einem männlichen Exemplar entworfen ist.
D ie A u g e n sind relativ sehr gross und zerfallen in ein teleskopartig vorgeschobenes
Frontange und in ein kugliges Seitenauge. Da die Zahl der Facettenglieder mit dem Alter
zunimmt, So gewinnt das Frontauge bei grossen Exemplaren eine cylindrisehe.Form, während
es bei allen^jjbrigen .Stylocharm-Axten die .auch den jüngeren Exemplaren zukommende Gestalt
bjnes abgésiutzten Kegels, bewahrt, Die Innenfläche der Augen wird durch die mächtige Entwicklung
des Angenganglions aufgetrieben; bei seitlicher Ansicht hebt sich die ganglionäre Partie
von dem Frontauge durch einen Kingwall ah.
Die e r s t e n ( in n e re n ) A n te n n e n (aff Fig. 4, Fig. 5) entspringen, in der Mediane
einander berührend, unter dem Vorderrand des Cephalothorax. Ihr dreigliedriger mit Muskeln
ansgestatteter Schaft ist länger als der Cephalothorax und trägt zwei relativ kurze (dem Schaft
an Länge ungefähr gleich kommende) Geissein (fi.). Das erste Schaftglied (I) übertrifft bei
Männchen und Weibchen die nachfolgenden Glieder an Länge; es ist ziemlich stämmig nnd läuft
an seinem distalen Aussenrand in einen scharfen Dorn aus. Der Distalrand ist ausgebuchtet
und üherschneidet die Ansatzstelle des zweiten Schaftgliedes. Er ist ebenso wie der distale
•Aussenrarid des Gliedes mit kurzen und langen zweizeilig bewimperten Borsten ausgestattet,
deren Anordnung die Figur 5 wiedergibt. Ansserdem finde ich bei allen wohlerhaltenen Exemplaren
noch zehn auffällig lange Fiederhorsten, welche dem inneren Dorsalrand des Gliedes in
einer langgezogenen Keihe aufsitzen (s). Das zweite Schaftglied (II) ist bei dem Weibeben
etwa !/s, das dritte (III) etwa s/i so lang wie das erste; beide Glieder sind schlank und an
ihrem distalen Rand mit Fiederborsten ausgestattet, von denen namentlich die vier dem zweiten
Gliedé zugehörigen ansehnliche Länge erreichen. Bei dem Männchen (Fig. 4) sind die zweiten
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