
ein stärkeres, die Capillaren entsendendes Gefäss nachzuweisen. Die oval gestreckten Kerne der
Blutgefässe treten sowohl an den Capillaren wie an den stärkeren Stämmen (auch am Saume der
lakunenartigen Verbreiterungen bei Nematoscelis mantis) deutlich hervor.
Was endlich die M u s k u la tu r des Augenstieles anbelangt, so besteht sie bei Euphausia
aus zwei kräftigen Bündeln, von denen der eine am inneren (medialen), der andere am äusseren
Rande des Stieles bis zur facettirten Region des Auges verstreichen (Taf. XVII Fig. 2 mu.). An der
Wurzel des Augenstieles kreuzen sich die beiden Bündel. Die gewaltige Entwicklung des Augenganglions
bringt es mit sich, dass bei den Gattungen Nematoscelis und Stylocheiron der aus Ganglienzellen
gebildete Belag von den Augenmuskeln direkt durchsetzt wird. Der zum äusseren Rande des
Auges verstreichende Muskel bleibt schlank und ungetkeilt, während der längs des medialen Randes
verlaufende und mit dem ersteren sich kreuzende in drei Bündel auslauft (Taf. XII Fig. 11 mu.).
Längsschnitte durch die Augen zeigen, dass der am Aussenrande sich inserirende ungetheilte
Muskel höher liegt, als der stets von einem Blutsinus begleitete dreigetheilte (Taf. XVII Fig. 5,
Taf. XIX Fig. 2 mu und mu'). In dem langen Augenstiele von Arachnomysis sind die beiden
Muskeln in mehrere zickzackförmig sich kreuzende Bündel aufgelöst.
2. Der Sehvorgang im Auge der Tiefsee-Schizopoden.
Die Augen der von mir untersuchten Mysideen und Euphausiden erfüllen alle Bedingungen,
welche nach den feinen Beobachtungen E x n e r ’s (1891) nothwendig sind für das Zustandekommen
eines Superpositions-Bildes, d. h. eines aufrechten Bildes, bei dem die den einzelnen Facettengliedern
zugehörigen Lichtmassen in der Ebene der Netzhaut zu einem grossen Theile übereinander
fallen. Ein Superpositionsbild ist nur möglich in Augen, in denen sich zwischen dem
dioptrischen Apparat und der empfindlichen Schichte der Netzhaut eine dickere Lage durchsichtigen
Gewebes in einer solchen Anordnung findet, dass ein Netzhautelement von Strahlen,
die aus mehreren Kegelspitzen austreten, getroffen werden kann (E x n e r 1891 p. 75). Es darf
von vornherein erwartet werden, dass ein Superpositionsbild, welches vor dem (den Joh. Müller’-
schen Vorstellungen entsprechenden) Appositionsbild den Vorzug grösserer Lichtstärke aufweist,
im Auge jener Crustaceen Verwerthung findet, welche in den dunkelen Tiefenregionen schweben.
In besonderem Maasse trifft dies für die Frontaugen von Nematoscelis mantis und der Gattung
Stylocheiron zu, welche bei der enormen Vergrösserung der Facettenglieder, bei der weiten Entfernung
zwischen den Linsencylindern und Rhabdomen und bei dem Mangel eines Retinapigmentes
in vollendeter Weise die Charaktere von Dunkelaugen erkennen lassen. Die genannten Frontaugen
sind überhaupt die vollkommensten Dunkelaugen, von denen wir bis jetzt Kenntniss haben
und so dürfte es angezeigt sein, einige biologische Bemerkungen über dieselben einzuflechten.
Zunächst verdient die bemerkenswerthe Thatsache Erwähnung, dass das Auge der Tiefsee-
Euphausien in zwei Abschnitte zerfällt, deren einer — das Seitenauge — die von den Leuchtorganen
belichteten Objekte wahrnimmt, deren anderer — das Frontauge — Gegenstände sieht,
welche von den Lichtkegeln der dem betreffenden Individuum zukommenden Leuchtorgane nicht
betroffen werden. Ich verweise in dieser Hinsicht auf die obigen Bemerkungen (p. 205) über
die Drehungen der Leuchtorgane, welche es ausgeschlossen sein lassen, dass die vom Thiere selbst
erzeugte Phosphorescenz dem Frontauge direkt dienstbar gemacht wird. Das Frontauge wird,
falls die in seinen Gesichtskreis gelangenden Organismen nicht phosphoresciren, im Allgemeinen
nur schattenhaft verschwommene Umrisse wahrnehmen. Dies gilt in besonderem Maasse für das
Frontauge von Stylocheiron mastigophorum, welches bei der geringen Zahl von 30—60 Facettengliedern
und bei den relativ weiten Zwischenräumen zwischen den Rhabdomen schwerlich ein
detaillirtes Bild wahrzunehmen vermag. Weit günstiger ist das grosse Frontauge von Nematoscelis
mantis mit etwa 300 Facettengliedern und den dicht aneinander gedrängten Rhabdomen
für Perception specialisirter Bilder eingerichtet.
In jeder Hinsicht sind die Seitenaugen mit ihren Tausenden schmaler Facettenglieder,
welche nahezu eine Kugelschale bilden, für Wahrnehmung nicht verzerrter und detaillirter Bilder
am günstigsten gestellt.
Um ein specielles Beispiel anzuführen, so sei bemerkt, dass die Corneafacetten des Seitenauges
von Stylocheiron mastigophorwn nur ein Drittel so breit sind wie die Facetten des Front