Grenze zwischen knospen- und kappenförmigen, M 3 auf dem kappenförmigen, P I , P 3, M 2 auf
dem glockenförmigen Stadium; bei C und M 1 sind schon Hartgebilde aufgetreten.
Neben C wird durch Abschnürung das Schmelzleistenende frei (Fig. 78 C d )1). Der
vorderste Milchbackenzahn liegt n ic h t n eb en P 1 sondern zwischen P 1 und P 3 (vergleiche
unten). Lehrreich ist das Verhalten des glockenförmigen Schmelzkeims des P 3 zu dem entsprechenden
hinteren Milchzahn (Fig. 79 P d 2), indem die Schmelzleiste über dem erstem noch
eine schwache Verbindungsleiste mit dem äussern Schmelzepithel des letztem bewahrt hat. Ueber
M 1 und M 2 verhält sich die Schmelzleiste wie bei den Molaren von Erin,aceus (Textfig. 2—4) u. a.
auf den entsprechenden Entwicklungsstadien, also mit ändern Worten: die über der Zahnanlage
gelegene Schmelzleiste hat ein gut abgesetztes, freies und schwach angeschwollenes Ende. Der
auf dem kappenförmigen Stadium stehende Schmelzkeim des M 3 liegt wie gewöhnlich oberflächlich
von M 2 (Fig. 80).
Oberkiefer. Auch hier haben die Milchzähne schon Hartgebilde abgesetzt, und die Schmelzpulpa
ist bei J d 1 und C d verschwunden. Nur die winzige Anlage des P d 1 steht noch auf dem
kappenförmigen Stadium und liegt oberhalb der Wurzeln des Cd und C, von diesen durch
Knochengewebe getrennt (Fig. 82); bezüglich des P d 1 vergleiche die Ausführungen bei dem
nächsten Stadium. Oberhalb der Wurzeln des C d und C und neben P 2 liegt P d 2 (Fig. 83).
Von den bleibenden Zähnen stehen J 1, J 2 und P 2 auf dem kappenförmigen, P 3 und M 2 auf
dem glockenförmigen Stadium; bei C und M 1 sind schon Hartgebilde vorhanden. Ebenso wie im
Unterkiefer ist auch hier neben C ein freies, angeschwollenes Schmelzleistenende vorhanden (Fig. 81).
Das Verhalten der Schmelzleiste zu den Molaren ist wie im Unterkiefer.
Stadium JB.
Wie schon die Untersuchung des vorigen Stadiums erwarten liess, ist die Ausbildung
der Milchzähne so weit fortgeschritten, dass die Mehrzahl derselben fast völlig ausgebildet ist.
Unterkiefer. Nur J 1 und 2 zeigen noch keine Verkalkung, die übrigen bleibenden Zähne
sind theilweise verkalkt aber noch mit Schmelzpulpa versehen.
Der vorderste Milchbackenzahn liegt auch hier zwischen P 1 und P 3. P 3 steht im
vordem Th eile noch im Zusammenhang mit der reich verzweigten Schmelzleiste, welche mit
einem freien knospenförmigen Ende versehen ist (Fig. 84). Bemerkenswerth ist die Veränderung der
relativen Lageverhältnisse zwischen Schmelzleiste und M 1, indem erstere je weiter nach hinten
immer mehr dorsalwärts im Verhältniss zur Zahnanlage zu liegen kommt (Fig. 85—87). Am
hintern Theile des M 1 steht sie noch in schwacher Verbindung mit M 1, und ist ihr tiefes
Ende zu einer knospenförmigen Anschwellung ausgebildet (Fig. 88). Ueber M 2 nimmt die
Schmelzleiste in der ganzen Länge des Zahnes dieselbe Lage ein wie im mittlern und hintern
Theile des M 1, nämlich oberflächlich von M 2; im hintern Theile steht sie in Verbindung mit
M 2 und ist im oberflächlichen Theile zu einer Epithelperle entartet, während ihr tiefes Ende
auch hier deutlich knospenförmig angeschwollen ist.
Oberkiefer. J 2 ist kappenförmig; bei allen übrigen Ersatzzähnen ist die Verkalkung
schon eingetreten, wenn auch ihre Schmelzkeime noch mit der stark durchlöcherten Schmelzleiste
*) Auf der Figur sind die Bezeichnungen für C d und C verwechselt worden.
in Verbindung stehen. Die Schmelzleiste ist neben P 3 an ihrem tiefen Ende mit einer schwach
knospenförmigen Anschwellung versehen, wodurch also auch hier die Möglichkeit einer dritten
Dentition gegeben ist (Fig. 90). Der winzige P d 1 liegt oberflächlich von der Basis des C und
vor P 2; er ist viel kleiner als irgend einer der ändern Milchzähne, hat aber jetzt dieselbe
Entwicklungsstufe wie diese erreicht (Fig. 89).
Wir finden somit, dass die vorliegende Art einen winzigen obern P d 1 vor den beiden,
bei der Mehrzahl der Chiroptera angetroffenen Milchbackenzähne besitzt. Da nun auch bei den
ändern daraufhin untersuchten Embryonen von Phyllostomatidae ^ mit Ausschluss der ferner
stehenden, eigenartigen Stenodermata und Desmodi (über letztere siehe im folgenden), — nämlich
bei Carollia breoicauda und Glossophaga soricina d r e i in entsprechender Lage befindliche obere
Milchbackenzähne vorhanden sind1), so darf man annehmen, dass drei obere Milchbackenzähne
auch bei den übrigen Vampyri und Glossophagae vorkommen.
Meinem früher versuchten Nachweise, dass Milchzähne und Molaren zu derselben Dentition
gehören (HI pag. 531), scheint nun allerdings die bei den Chiroptera obwaltende Verschiedenheit
zwischen Molaren und Milchbackenzähnen — hier in einer Weise ausgeprägt wie
bei kaum einem ändern Säugethiere — wenig günstig zu sein. Aber ganz abgesehen davon,
dass bei verschiedener Function der Reductionsprocess die vordem Zähne angreifen kann, ohne
dass die hintern Zähne in irgend welcher Art alterirt zu werden brauchen, widerspricht das
Verhalten während der Entwicklung selbst bei den Chiroptera durchaus nicht der von mir ausgesprochenen
Auffassung. Beim Stadium A verhielt sich M 1, welcher ja bei der Vergleichung
mit P d zunächst in Betracht kommt, sowohl im Ober- als Unterkiefer zur Schmelzleiste in ganz
derselben charakteristischen Art wie M 1 bei Erinaceus, bei den Marsupialia etc., so dass die Homologie
dieser Zähne bei • Phyllostoma und den übrigen untersuchten Säugethieren auch entwicklungsgeschichtlich
in keiner Weise beanstandet werden kann. Was also von M 1 anderer Säugethiere
gilt, muss auch für M 1 bei Phyllostoma und jedenfalls auch bei ändern Microchiroptera
Giltigkeit haben. Wohl vornehmlich in Folge seiner bedeutenderen Grösse ist M 1 auf dem
Stadium A von Phyllostoma nicht nur von allen persistirenden Zähnen am weitesten ausgebildet,
sondern giebt auch dem hintern Milchbackenzahn nur wenig an Reife nach. Auf dem ältern
Stadium dagegen ist der Unterschied in der Ausbildung zwischen dem letztgenannten und M 1
bedeutend, während er zwischen P 1 und M 1 fast ausgeglichen ist.
Desmodus rufus.
Die Formel des persistirenden Gebisses ist nach meinen früheren Untersuchungen (I, II).
Wir kommen am Schlüsse dieses Abschnittes auf die Frage nach den Homologien des
Desmodus-Gebisses zurück.
i) Vergleiche meine frühere Arbeit II pag. 7—12. Ich habe mich nämlich durch nachträgliche Untersuchung
des fraglichen Exemplars von Carollia brevicauda davon überzeugt, dass der früher von mir als oberer P 1 gedeutete
.und auf Taf. I, Fig. II d und e abgebildete Zahn wirklich ein P d ist. Damit kommen auch die Schlussätze, welche sich