mysis von der Plankton-Expedition nur im tropischen Theile des Atlantic erbeutet wurde (O rtmann
1894, p. 24), so hätte ich der wesentlichen Daten über die horizontale Verbreitung der
Mysideen gedacht.
An der Oberfläche sind von den hochpelagischen Mysideen die Siriella-Arten verbreitet.
Der Bau der Augen bei den Gattungen Euchaetomera, Arachnomysis, Caesaromysis und Brutomysis
deutet indessen darauf hin, dass sie Eormen repräsentiren, welche auf dunkle Regionen angewiesen
sind und nur selten an die Oberfläche gerathen. Die Challenger-Expedition erbeutete Euchaetomera
an der Oberfläche des Pacific, während ich Brutomysis mit dem offenen Tiefennetz fischte.
Arachnomysis und Caesaromysis sind gleichfalls nur in dem Inhalt .der Tiefennetze gefunden worden
und zwar ist speziell für Caesaromysis durch einen Schliessnetzfang der Plankton-Expedition
das Vorkommen zwischen 400—200 Metern Tiefe nachgewiesen worden (O rtm a n n 1894, p. 24).
Ungleich häufiger als die Mysideen treten im Plankton die Euphausiden auf. Sie geben
einen wichtigen und constanten Bruchtheil des Materiales an pelagischen Organismen in allen
Oceanen ab. Manche Gattungen, so z. B. Euphausia und Thysanopoda, sind nicht nur in den tropischen
und gemässigten Meeren heimisch, sondern finden sich auch in den arktischen Regionen.
Euphausia pellucida ist zudem ein typischer Cosmopolit, welcher in kalten und warmen Strömungen,
im tropischen und arktischen Theile des Atlantic und Pacific verbreitet ist und weder dem
Mittelländischen Meere, noch dem Indischen Ocean fehlt. Ebenso wenig wählerisch gegen ausgedehnte
Temperaturschwankungen ist Thysanopoda micrvphthalma G. O. S a r s , welche der
„Challenger“ in der Sargasso-See, die Plankton-Expedition hingegen in der Irminger-See erbeutete
(Ortm an n 1894, p. 9). Die übrigen Thysanopoda-Arten sind in den tropischen und subtropischen
Gebieten des Atlantic und Pacific verbreitet. Von der Gattung Nyctiphanes G. O. S a r s ist die
einzige bis jetzt bekannt gewordene Art, N. australis G. 0. S a rs, lediglich im Pacific beobachtet
worden. Die Challenger-Expedition sammelte sie in der Australischen See, während der „Albatross“
dieselbe Art im östlichen Pacific (vom Golf von Californien und Panama bis zu den
Galapagos- und Sandwich-Inseln) nachwies. Eigentümlich gestaltet sich die Verbreitung der
Thysanoessa-Arten, insofern Th. neglecta Kroy., longicaudata Kroy. die nordischen Meere bevölkern
(O rtm an n 1894, p. 14), während Th. gregaria G. 0. S a r s kosmopolitisch durch alle Meere verbreitet
ist (G. 0. S a r s 1885, p. 124, O rtm a n n 1894, p. 15). Th. macrura G. 0. S a r s scheint
hingegen nach den Befunden des „Challenger“ wesentlich auf die antarktischen Regionen beschränkt
zu sein.
Zu den bemerkenswertesten und bizarrsten Eormen unter den Euphausien gehören die
durch G. 0. S a r s bekannt gewordenen Gattungen Nematoscelis und Stylocheiron, welche durch
die Umwandlung des zweiten (Nematoscelis) resp. dritten (Stylocheiron) Brustfusspaares zu mächtigen
Raubfüssen charakterisirt sind. Die staunenswerte Länge ihrer Fühler, welche freilich
bei dem Materiale der Challenger- und Plankton-Expedition abgebrochen waren, ist zuerst durch
die von mir im Mittelmeere (1887, Taf. IV, Fig. 1) und Atlantischen Ocean (1889, Taf. III, Fig. 3),
bei schonender Fangmethode erbeuteten Exemplare bekannt geworden. Nematoscelis und Stylo-*
cheiron sind durch alle Oceane verbreitet und dabei so häufig, dass sie einen ansehnlichen Bruchtheil
der hochpelagischen Fauna abgeben. Nematoscelis megalops scheint die kalten und gemässigten
Gebiete zu bevorzugen, insofern sie von dem „Challenger“ (G. 0. S a r s 1885, p. 131) und von der
Plankton-Expedition (O rtm an n 1894, p. 15) in den südlichen Theilen des Atlantic und in den
polaren Regionen (Irminger-See) aufgefunden wurde. Der „Albatross“ constatirte allerdings ihr
Vorkommen auch zwischen San Francisco und den Sandwich-Inseln (O rtm an n 1894 a. p. 103).
Die übrigen Arten von Nematoscelis und Stylocheiron sind hauptsächlich in den tropischen und
subtropischen Regionen verbreitet.
Was nun die v e r t ik a l e V e rb re itu n g der Euphausien anbelangt, so kann ich mit
Genugthuung constatiren, dass meine früheren Befunde (1887, p. 29—32, 1889, p. 17—19) eine
willkommene Bestätigung und werthvolle Ergänzung durch die Ergebnisse der Plankton-Expedition
finden. Mit Nachdruck habe ich darauf hin gewiesen, dass namentlich die Gattungen
Nematoscelis und Stylocheiron einen wichtigen Bruchtheil der in grösseren Tiefen lebenden pelagischen
Organismen abgeben und meine Voraussage, dass unter den zwischen 600 und 1000 Metern
von der Plankton-Expedition constatirten Schizopoden „die Gattung Stylocheiron eine hervorragende
Rolle spielt“ (1893, p. 570) ist in vollem Umfange durch die Darlegungen O rtm a n n ’s
(1894, p. 16—20, 101—104) bestätigt worden. Da indessen auch die übrigen Euphausien in
beträchtliche Tiefen hinabsteigen, so fasse ich die bisherigen Ermittelungen über die vertikale
Verbreitung kurz zusammen.
Euphausia pellucida ist nicht nur durch ihre kosmopolitische Verbreitung in warmen
und kalten Meeren, sondern auch durch ihre „bathymetrische Energie“ in besonderem Maasse
bemerkenswerth. Ich fand sie im Golfe von Neapel an der Oberfläche nicht nur bei nächtlichen
Excursionen, sondern auch gelegentlich öei grellem Sonnenschein um die Mittagszeit sowohl im
Frühling wie im Sommer (1887, p. 53). Des letzteren Umstandes thue ich deshalb besonders
Erwähnung, weil in dem Berichte über die Expedition des „Albatross“ (Ortmann 1894, a. p. 108)
hervorgehoben wird, dass Euphausia pellucida und verwandte Arten (E. gracilis, mucronata, Nyctiphanes
australis) nur während der Nacht an der Oberfläche des Pacific erbeutet wurden. Ich
wurde indessen schon bei meinen ersten Ausfahrten darauf aufmerksam, dass die genannte Art
auch in beträchtliche Tiefen herabsteigt und im Mittelmeere besonders zwischen 100—500 m
häufig ist. In zwei Schliessnetzzügen aus 600 m und 800 m Tiefe konnte ich sie in je einem
Exemplar nachweisen.
Mit diesen Befunden stimmen die Ergebnisse der Plankton-Expedition durchaus überein:
Euphausia pellucida fand sich nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in zwei Schliessnetz-
fängen in der Tiefe von 300 bis 500 m und von 700 bis 900 m vor. „Das Vorkommen in den
Tiefen zwischen 300 und 700 m wird auch dadurch wahrscheinlich gemacht, dass die Vertikalnetzfänge
von grösserer Tiefe (500 m) meist eine verhältnissmässig grosse Anzahl von Exemplaren
aufweisen.“ (O rtm an n 1894, p. 11.)
Bei meiner späteren Fahrt im Atlantischen Ocean fand ich Euphausia gracilis D a n a und
E. gibba G. 0. S a r s in allen Fängen mit dem offenen Tiefennetz bis zu 1500 m, ausserdem aber
auch an der Oberfläche. Die Plankton-Expedition bestätigt dies Verhalten für E. gracilis und
wies durch zwei Schliessnetzfänge ihr Vorkommen in Tiefen zwischen 500 und 700 m und in
1000 bis 1200 m nach. In keinem Oberflächenfang fanden sich weiterhin Euphausia pseudogibba
O rtm a n n und E. gibboides O rtm a n n ; das Vorkommen von E. pseudogibba in grösserer Tiefe
wird zudem durch zwei Schliessnetzfänge zwischen 450 bis 650 m bewiesen.
Fassen wir also die Resultate über die vertikale Verbreitung der Gattung Euphausia
zusammen, so ergibt es sich, dass sie von der Oberfläche an bis zu beträchtlicher Tiefe herabsteigt.
Speziell für Euphausia pellucida, pseudogibba und gracilis ist die Verbreitung zwischen
500 und 1200 m Tiefe mit Sicherheit durch Schliessnetzfänge erwiesen. Mit diesen Ergebnissen