An ihrem Innenrande sind die sieben Terminalglieder mit Sinneshaaren besetzt, welche sich
an den beiden Endgliedern zu je drei Paaren büschelförmig gruppiren (Taf. VII, Fig. 14). —
Ein Theil der schon früher erwähnten schlauchförmigen grossen Sinneskolben (s.) rückt auf die
beiden proximalen Endglieder (2 und 3) über; die Zahl der Kolben fand ich hier sehr variabel
und zwar gelegentlich an den beiden Antennen desselben Individuums verschieden. Gewöhnlich
trägt das erste Peitschenglied einen oder zwei, das zweite vier Kolben, doch fand ich bei einigen
erwachsenen Männchen auch jedes der beiden Glieder mit drei Kolben ausgestattet. Diese Sinneskolben
stehen auf der dorsalen Fläche der genannten Glieder und bilden mit den hinter ihnen
gelegenen Kolben des grossen ersten Geisselgliedes eine langgezogene Reihe von Spürfäden.
Was nun den weitaus bedeutungsvollsten Abschnitt der ersten Antenne, nämlich das
mächtige erste Geisselglied, anbelangt, so hebe ich zunächst hervor, dass dasselbe bei dem grössten
Männchen der Phronima sedentaria eine Länge von nahezu zwei Millimetern (1,8 mm) erreicht.
Die Länge der ganzen Antenne beträgt bei demselben 3,2 mm, von denen 1 mm auf die sieben
Terminalglieder kommt. Es ist also das erste Geisselglied auch bei den ausgebildeten Männchen
länger, als Schaft und Terminalglieder zusammen genommen. Sein Querschnitt ist oval und zwar
sind seine beiden Schmalseiten nach innen und aussen, seine Breitseiten nach oben (dorsalwärts)
und unten (ventralwärts) gewendet (Taf. VII, Fig. 8). Es verjüngt sich nur wenig in distaler
Richtung und läuft an der distalen Innenseite (der Medianebene zugekehrt) in einen stumpfen,
zapfenförmigen Fortsatz aus. Seine Breitseiten (nicht aber die Schmalseiten) sind mit einem
dichten Pelz feiner Spür haare (s‘) übersät, welche in regelmässigen, schräg über das Antennenglied
verlaufenden Querreihen angeordnet sind. Die grossen, schlauchförmigen Sinneskolben (s.), wie
sie auch auf den beiden nachfolgenden Geisselgliedern stehen, heben sich deutlich von dem Pelze
feinerer Spiirhaare ab. Sie stehen dorsal auf dem letzten Viertel des Gliedes und treten in
wechselnder, aber beschränkter Zahl auf. Während ich deren bei einem erwachsenen Männchen
nur drei zählte, so konnte ich bei anderen sechs resp. sieben nachweisen. Rechnet man ihnen
noch die auf den nachfolgenden Geisselgliedern stehenden Sinnesschläuche hinzu, so ergibt sich
eine zwischen acht und zwölf schwankende Gesammtzahl.
C la u s hat bereits richtig hervorgehoben, dass einerseits die Antenne von einem Nerv (n.)
durchzogen wird, welcher unterhalb der schlauchförmigen Sinneshaare zu einem Ganglion (ga.)
anschwillt, und dass andererseits die letzteren weit früher angelegt werden als der Pelz feiner
Spürhaare. Ich vermisse die Spürhaare an Geisselgliedern, welche eine Länge von bereits 1,2 mm
erreicht haben; sie scheinen erst bei den letzten Häutungen während des Aufenthaltes in den
Tönnchen der Weibchen wie mit einem Schlag ausgebildet zu werden.
b. Histologie des ersten Geisselgliedes.
Was nun den feineren Bau des ersten Geisselgliedes anbelangt, so glaube ich auf eine
Anzahl von eigenartigen und bisher unbekannt gebliebenen Strukturverhältnissen hinweisen zu
können. Immerhin möchte ich bemerken, dass einen sicheren Entscheid über manche Fragen erst
die Anwendung der neueren Methoden — insbesondere der auch kürzlich durch vom R a th (1894)
für die nervösen Endapparate mit überraschendem Erfolg eingeführten G o lg i’sehen Methode —
liefern wird. Da meine Untersuchungen vor mehr als zwei Jahren angestellt wurden, so beschränke
ich mich mehr auf die Schilderung der topographischen Verhältnisse, wie sie auf Schnitten
durch mit Chromosmiumsäure, Alkohol und Sublimat conservirten Antennengliedern hervortreten,
und überlasse den definitiven Entscheid über den Verlauf der nervösen Fasern Jenem, welcher
s— glücklicher als ich selbst — in die Lage kommen sollte, die modernen Untersuchungsmethoden
auf diese sicherlich recht instruktiven Objekte anzuwenden.
Legt man Querschnitte durch die ersten Geisselglieder, so erweisen sich diese letzteren,
wie oben hervorgehoben wurde, als oval gestaltet (Taf. VII, Fig. 8 und 9). Die Längsachsen
beider Ovale bilden keine gerade Linie, sondern würden bei ihrer Verlängerung in stumpfem
Winkel zusammenstossen. An jedem Glied lässt sich eine innere (der Medianebene zugekehrte)
und eine äussere Schmalseite, eine obere (dorsale) und untere (ventrale) Breitseite nachweisen.
Jede einzelne dieser Flächen ist durch Einlagerung von Bildungen charakterisirt, welche den
anderen fehlen.
Zunächst hebe ich hervor, dass der Antennennerv (n.) in Gestalt eines breiten und dünnen
Bandes längs der Dorsalfläche verstreicht und ihr sich direkt anheftet. Er ist in seiner ganzen
Länge fein fibrillär gestreift und auf der Aussenfläche hie und da mit lang ovalen Kernen (sie
messen in der Länge 0,014—0,02 mm) belegt. Unterhalb der Insertion der grossen kolbenförmigen
Sinneshaare schwillt er zu einem Ganglion (Fig. 9 und 12 ga.) an, welches bis in die zweiten und
dritten Geisselglieder sich verfolgen lässt. Die Kerne des Ganglions sind rund, fein granulirt
und von verschiedener Grösse. Im Durchschnitt messen sie 0,007 mm, doch kommen auch zwischen
ihnen halb so grosse und namentlich in der Nähe der Chitinlamelle doppelt so grosse
Kerne vor. Zellgrenzen vermochte ich im Ganglion nicht zu erkennen, wohl aber feine Pigmentkörnchen,
welche bald zerstreut, bald zu kleinen Häufchen gruppirt auftreten.
Aus diesem Ganglion sammeln sich feine Fibrillenzüge (Fig. 12 f.) zu einem kegelförmigen
Strang, wel eher in die Basis der grossen Sinneskolben eintritt und sie als Achsencylinder durchzieht.
Der Basalabschnitt der Kolben wird durch eine eigentümliche Faltung der Chitinlamelle hergestellt,
insofern die distale Partie sich wie ein Kleiderhaken (Fig. 12 x.) krümmt, während die
proximale stempelförmig den Porus, durch welchen die Fibrillen in den dünnwandigen Kolben
einstrahlen, verengt. In fast identischer Form kehrt diese Gestaltung des Basalabschnittes an
den bald zu erwähnenden feinen Spürborsten wieder.
An jenen Stellen, wo das Ganglion nicht mit der Matrix des Chitinpanzers zusammenhängt,
wird die äussere Schmalseite des ersten Antennengliedes von einem polyedrischen Plattenepithel
ausgekleidet.
Ein recht origineller Zellstrang (Fig. 8 und 9 gl, Fig. 13) charakterisirt weiterhin die
innere Schmalseite des Antennengliedes, soweit diese von Spürhaaren frei bleibt. Von der Basis
des Gliedes bis zu seiner Spitze verstreicht nämlich ein im Mittel 0,04 mm breiter Strang von
polyedrischen, fein granulirten und gelegentlich mit grossen Vakuolen ausgestatteten Zellen, deren
intensiv sich färbende Kerne durchschnittlich 0,01 mm messen. An ihren freien Rändern sehen
diese auffälligen Zellen oft wie angenagt aus. Ueber ihre Bedeutung vermag ich keinen entscheidenden
Aufschluss zu geben; man möchte sie für Drüsenzellen halten, wenn nicht der Mangel
von Ausfuhrgängen einer solchen Deutung im Wege stünde. Da ich die Män nchen der Phronima
sedentaria nicht lebend beobachtete, so will ich immerhin hervorheben, dass gerade an jenen Stellen,
wo der Zellstrang auftritt, bei dem Männchen der Phr. Golletti besonders lebhaft eine rothbraune
Pigmentirung auftritt, die freilich bei der Conservirung der Objekte rasch verblasste.
Die Breitseiten der Antennenglieder sind mit einem mächtigen mehrschichtigen Epithel
bedeckt, welches gegen die äussere Schmalseite sich abflacht und im Mittel eine Dicke von