körperchen. nachweisbar sind, in breiterer oder dünnerer Schicht die Leuchtorgane. Ausser den
Muskelbündeln, welche den Blutsinus durchsetzen, findet man gelegentlich dünne Septen (Taf. XVI
Fig. 6 sept.) zwischen Leuchtorgan und den Ektodermzellen ausgespannt.
Zwischen den abdominalen Leuchtorganen und der überliegenden Ganglienmasse zieht die
Bancharterie (Taf. XII Fig. 12 a. v.) als Fortsetzung der Sternalarterie hindurch. Ich finde
sie auf Querschnitten durch das Abdomen von Stylocheiron stets in zwei nebeneinander verstreichende
Gefässe gespalten (Taf. XVI Fig. 7 a. v.).
Die äussere Chitinwandung des Körpers springt in der Umgebung der Leuchtorgane
halbkugelig vor. Die das Chitin abscheidenden Ektodermzellen sind in der Umgebung der Leuclit-
organe nicht nur stark vakuolisirt, sondern auch bedeutend grösser, als an den übrigen Regionen.
Besonders auffällig tr itt dies Verhalten auf Längsschnitten durch die abdominalen Organe von
Euphausia pellucida hervor, wo die vor und hinter dem Organ gelegenen Matrixzellen der Chitinwand
würfelförmig oder eylindrisch gestaltet sind, während die direkt in der Front gelegenen
etwas platter erscheinen. Sehr leicht hebt sich bei der Conservirung die Chitinlamelle von ihren
Matrixzellen ab.
Die Leuchtorgane sind bei beiden Geschlechtern durchaus gleichförmig gestaltet. Ich
betone dies Verhalten ausdrücklich, da G. 0. S a r s bei seiner Beschreibung von Stylocheiron cari-
nakim hervorhebt, dass die thorakalen Organe des Männchens mehr als doppelt so gross seien,
wie diejenigen des Weibchens. Zudem soll auch vor dem Leuchtorgan eine zweite Linse (supple-
mentary lens) gelegen sein, die wahrscheinlich durch eine Verdickung des Integumentes hergestellt
wird (1885 p. 141). Es ist mir schwer erfindlich, wie S a r s zu diesen Angaben gekommen sein
mag, die jedenfalls für keine der von mir untersuchten Arten der Gattung Stylocheiron gelten.
Speziell bei St. mastigophorum sind die thorakalen Leuchtorgane in beiden Geschlechtern von
gleicher Grösse und dabei oval gestaltet. Sie messen bei Männchen und Weibchen im Mittel
0,11—0,12 mm bei einer Breite von 0,09 mm; das grösste thorakale Leuchtorgan (0,14 mm lang)
besass ein Weibchen. Was nun die Angabe über die Supplementärlinse betrifft, so kann ich mir
sie nur dadurch erklären, dass S a r s den kugligen Streifenkörper für die Linse hielt und die
allerdings ziemlich weit vorgeschobene Biconvexlinse auf Rechnung einer cuticularen sekundären
Verdickung setzte.
Die Aehnlichkejt der hier geschilderten Organe mit Linsenaugen ist so frappant, dass
man die ältere Ansicht von C la u s , es handle sich bei ihnen um „accessorisclie Augen“, leicht
erklärlich findet. Neuerdings wurde sie denn auch von P a t t e n , welcher die Organe an Schnitten
studirte, wieder zur Geltung zu bringen versucht. Ich kann indessen weder seine Schilderung
für ausreichend erklären, noch vermag ich seiner ausführlich erörterten Ansicht beizustimmen.
P a t t e n hat weder die Pigmentlage gesehen (indem er die Angaben von S a rs missversteht, verlegt
er den Sitz des Pigmentes in die inneren „Retinazellen“), noch ist ihm die Struktur des
Streifenkörpers‘ und des Lamellenringes (er vermuthet in ihm einen Ringmuskel) klar geworden,
noch auch vermag er über die Innervirung positive Angaben zu machen. Trotzdem wird der
Zellkörper einer Retina und der Streifenkörper einer Stäbchenlage gleich gesetzt und die Theorie
aufgestellt, dass diese Organe mehr für die Absorption von Lichtenergie, denn auf Wahrnehmung
von Objekten berechnet sind. Es verlohnt sich nicht, diese Anschauungen eingehend zu erörtern
und so erwähne ich nur, dass ein Linsenauge mit Ciliarmuskel eine für Arthropoden höchst
fremdartige Bildung repräsentiren würde. Wo Linsen bei ihnen Vorkommen, werden sie durch
entsprechende Umbildung der äusseren Chitinlage hergestellt; nie lösen sie sich ab und rücken
sie in die Tiefe. Wollte man durchaus an dem Vergleiche mit Augen festhalten, so könnte man
die Linse nur mit einem Krystallkegel vergleichen und das Leuchtorgan einer modificirten Einzelfacette
homologisiren. Da E x n e r neuerdings ein Tapetum, wie es L e y d ig zuerst für die
Arthropoden bekannt gemacht hat, im Facettenauge der Crustaceen nach wies, so wäre es denkbar,
dass aus diesem sich der Reflektor hervorbildete. Aber auch diese Annahme, bei welcher
natürlich der innere Zellkörper einer Retinula und der Streifenkörper einem modificirten Rhab-
dom verglichen würde, stösst auf so mannigfache Bedenken -— zumal bei Berücksichtigung der
des dioptrischen Apparates entbehrenden Leuchtorgane des Auges — dass ich mich der Auffassung
von S a r s anschliesse und die Leuchtorgane als Organe sui generis auffasse.
d. Die biologische Bedeutung der Leuchtorgane.
Die meisten Beobachter, welche über Leuchtorgane Untersuchungen veröffentlichten, haben
nicht versäumt, auch die bei anderen Thiergruppen zu constatirenden Phosphorescenzerscheinungen
in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. Wenn ich darauf verzichte, allgemeine Betrachtungen
über die Phosphorescenz der Thiere einzuschalten, so geschieht dies aus zweierlei Gründen. Einerseits
besitzen wir eine Reihe zusammenfassender Betrachtungen und kritischer Erwägungen, wie
sie auch in die neueste Publikation, nämlich in G i e s b r e c h t ’s Mittheilungen über die Leucht-
organe der Copepoden (1895) eingeflochten sind und andererseits bin ich nicht in der glücklichen
Lage, am lebenden Material eine Reihe von Punkten auf klären zu können, welche die Voraussetzung
für spekulative Betrachtungen abgeben. - Ist doch noch nicht einmal mit Sicherheit entschieden,
ob wir mit G. O. S a r s den Streifenkörper als Sitz des Leuchtstoffes aufzufassen haben
(wie ich gleichfalls vermuthen möchte) oder ob thatsächlich die Angaben von V a lle n tin und
C u n n in g h am das Richtige treffen, wenn sie in dem Reflektor den phosphor escir en den Apparat
erblicken. So viel ist jedenfalls sicher, dass das Leuchten der Euphausiden unter wesentlich
anderen Bedingungen zu Stande kommt, als dasjenige der leuchtenden Copepoden und wahrscheinlich
auch Ostrakoden. Nach G i e s b r e c h t ’s Befund secerniren Leuchtdrüsen bei Vertretern der
Gattungen Pleurornma, Leuclcartia, Heterochaeta und Oncaea ein Sekret, das wahrscheinlich durch
Muskelcontraktionen entleert wird und erst dann leuchtet, wenn es mit dem Wasser in Berührung
kommt. Ein derartiger Vorgang ist für die Euphausiden völlig ausgeschlossen: Oeffnungen des
Chitinpanzers in der Umgebung der Leuchtorgane fehlen durchaus und es ist gar nicht abzusehen,
wie Theile des Streifenkörpers oder gar des Reflektors nach Aussen gelangen könnten. Es ist
mir auch zweifelhaft, ob die neuerdings von L. J o u b in beschriebenen merkwürdigen Leuchtorgane
von Cephalopoden (Recherches sur l’appareil lumineux d’un Céphalopode: Ilistioteuthis
JRüppelii Vér. Rennes 1893), die ja gleichfalls mit Reflektoren ausgestattet sind, in Bezug auf
die Bedingungen, unter denen die Phosphorescenz zu Stande kommt, sich mit den Euphausiden
vergleichen lassen.
Wohl aber gestatte ich mir einige Bemerkungen über d ie b io lo g isc h e B e d e u tu n g
d e r L e u c h to rg a n e hinzuzufügen. Es liegt auf der Hand, dass diese keine einheitliche für
die phosphorescirenden Organismen sein kann, wie dies schon aus der Thatsache erhellt, dass
Leuchtorgane einerseits sehenden, andererseits blinden Formen zukommen. Wo Leuchtorgane
mit wohl entwickelten Augen combinirt Vorkommen, wird man schwerlich daran zweifeln können,
Bibliotheca zoologica. Heft 19. 27