An dem Ende der vertieften Schmelzleiste liegt der nunmehr fast glockenförmige Schmelzkeim
des P 4, in welchem die Schmelzpulpa sich zu bilden anfängt; nur der hintere Theil des
Schmelzkeims des P 4 liegt neben dem Pd4; auf den Frontalschnitten, wo der vordere bei
weitem grössere Theil des P4 getroffen ist, findet sich kein anderer Zahn.
Die übrigen Zähne bieteii nichts Bemerkenswerthes.
Zusammenfassung. Von den Ersatzzähnen sind in diesem Stadium als deutliche Schmelzkeime
angelegt: I I , C ufid P4, und zwar hat I I das knospen-, C das kappen- und P4 fast
das glockenförmige Stadium erreicht. Ausserdem entwickelt sich am freien Ende der Schmelzleiste
welche mit 13 in Verbindung steht, ein Schmelzkeim-ähnliches Gebilde; das Schmelzorgan an der
labialen Leiste desselben Zahnes ist hier fast verschwunden.
Stadium H.
Neben dem vordem Ende des I d l ist die Schmelzleiste völlig verschwunden; erst neben
dem hintern Theile dieses Zahns tr itt sie, in äusserst schwacher Verbindung mit I d l stehend,
mit einem jetzt kappenförmigen Schmelzorgan (11) an ihrem freien Bande wieder auf.
12 steht auf dem knospenförmigen Stadium.
Neben 13 ist die auf der vorhergehenden Strecke sehr reduzirte Schmelzleiste wieder
vollständig und die mit ihr in Verbindung stehende Lateralleiste (vergleiche die vorigen Stadien)
trägt an ihrer Spitze „ein Epithelialnest“. Letzteres ist hier also als ein aus der Schmelzkeimanlage
hervorgegangenes Degenerationsprodukt aufzufassen (Fig. 52 und 52l, Id 3).
Cd ist schon ausgefallen ohne Spuren zu hinterlassen. C hat das glockenförmige Stadium
erreicht und schon eine kleine Dentinkappe ausgebildet, ist somit viel weiter entwickelt als irgend
ein anderer Zahn mit verkalktem Vorgänger, was um so auffallender ist, als C noch auf dem
vorigen Stadium weniger weit als P 4 entwickelt war. Es hat den Anschein, als ob das Ende
der Schmelzleiste hier vollständig für die Herstellung des Schmelzkeims des C aufgebraucht würde,
da sich das Ende nur als eine ganz schwache Hervorragung an der Lingualfläche des Schmelzkeims
markirt (Fig. 53 Sl1). Wir beobachten nämlich sonst auf entsprechender Entwicklungsstufe,
wie der Schmelzkeim sich vom Ende der Schmelzleiste abzulösen anfängt, wobei dann das
letztere auf dem Frontalschnitte als distincte, freie Knospe hervortritt.
Pd3 ist völlig von der Schmelzleiste abgelöst; letztere liegt der tiefen Schicht des Mundhöhlenepithels
dicht an und trägt an ihrem Ende einen knospenförmigen Schmelzkeim (P3),
welcher vom besagten Epithel abgewandt und, wie aus der Untersuchung der Serie hervorgeht,
durch Zellenwucherung an der Labialfläche der Schmelzleiste entstanden ibt. Der etwas fremdartige
Befund wird durch Fig. 54 illustrirt.
P 4 ist noch nicht so weit wie C gediehen; von seiner Schmelzleiste geht etwas oberflächlich
vom Schmelzkeim an der Lingualfläche eine Leiste aus, welche nichts anderes als das
Ende der Schmelzleiste ist (Fig. 55). Wir haben somit hier etwa das gleiche Verhalten der
Schmelzleiste zum Schmelzkeim wie z. B. beim untern Ml des Stadiums C (Textfig. 2—4, pag. 18)
— und in beiden Fällen handelt es sich um Zahnanlagen, bei denen wenigstens bisher kein Nachfolger
gefunden wurde. Wie im vorigen Stadium liegt der grösste Theil des P4 vor dem Pd4.
Der kurze und eigenthümliche Verbindungsstrang des Ml mit Schmelzleiste wird durch
Fig. 56 illustrirt; das Ende der Schmelzleiste (Sl1) ist nachweisbar.
M3 ist als kappenförmiger Schmelzkeim, oberflächlich von M2 liegend, vorhanden.
Zusammenfassung. Von Anlagen zu Ersatzzähnen sind auf diesem Stadium neu hinzugekommen
die knospenförmigen Schmelzkeime von 12 und P3. C ist den übrigen Ersatzzähnen
in der Entwicklung vorangeeilt, während noch auf dem vorigen Stadium P4 weiter entwickelt
war. Diese beschleunigte Ausbildung hängt damit zusammen, dass sein Vorgänger, der winzige
Cd, bereits ausgefallen ist; über sein Verhalten zur Schmelzleiste vergleiche oben und Fig. 53.
Bemerkenswerth ist auch das Verhalten der Schmelzleiste zu P4.
Stadium I.
Wie im Unterkiefer so ist auch hier die Schmelzleiste zum allergrössten Theile spurlos
verschwunden; dies gilt natürlich in erster Linie vom vordem Kiefertheile, wo die Zahnpro-
duction abgeschlossen ist. Oberflächlich von P 3, welchen wir auf dem knospenförmigen Stadium
verliessen, und an dem jetzt wie an allen übrigen Zahnanlagen schon Hartgebilde entwickelt
sind, hat sich jedoch die Schmelzleiste theilweise erhalten. Wie allgemein bei den Ersatzzähnen
sowie bei denjenigen Zähnen, welchen verkalkte Vorgänger fehlen, bleibt der tiefere Theil der
Schmelzleiste länger erhalten, während der oberflächliche bereits resorbirt ist. Das freie Ende
der Schmelzleiste verhält sich hier zum P 3 ganz ebenso wie zu dem nur wenig weiter ausgebildeten
P4 des Stadiums H; vergl. Fig. 55 und 57. Weiter nach hinten (Fig. 58) ist die Schmelzleiste
in rundliche Stränge aufgelöst, von welchen sich oberflächlich von P4 nur noch zwei erhalten,
welche auf Querschnitten das bekannte Bild von „Epithelnestern“ (K ollmann) geben. Am hintern
Theile des P4 ist jede Spur der Schmelzleiste verschwunden.
Zusammenfassung und Folgerungen.
Wir beschäftigen uns hier vornehmlich mit den für die untersuchte Thierform eigenthümlichen
Befunden, welche in den mitgetheilten Untersuchungen dargelegt sind, und behandeln
die allgemeinen Fragen im Schlusskapitel.
Zunächst stellen wir die Anzahl der Wechselzähne fest, wobei wir in erster Linie die regelmässig
verkalkten Zähne berücksichtigen. Wie aus der oben (pag. 11—12) gegebenen historischen
Uebersicht der früheren Untersuchungen über den Zahnwechsel des Igels hervorgeht, sind die
Resultate auch der neuesten Untersuchungen, welche auf Grund der befolgten Präparationsmethode
nur die fraglichen, wirklich zur Verkalkung gelangenden Zähnen berücksichtigen konnten, so
wenig übereinstimmend, dass nicht einmal diese scheinbar so einfache Frage eine befriedigende
Antwort erhalten hat. Die Mehrzahl der Beobachter nimmt, wie wir gesehen haben, einen vollständigen
Zahnwechsel an, d. h. allen Ante-Molaren sollen verkalkte Milchzähne vorangehen.
T auber hat dieses Verhältniss dahin näher präcisirt, dass er intra- und extra-uterine Milchzähne
unterscheidet. Er beschreibt erstere einen derselben bildet er sogar ab — in einer Weise,
dass a ' priori ein Zweifel an der Richtigkeit dieser Angaben gar nicht aufkommen kann.
Und dennoch geht aus meinen Untersuchungen, die an Seriensehnitten von elf verschiedenen
Bibliotheca zoologica. Heft 17. ~ ' 5