des Stirnherzens durch die oben erwähnten Ventilklappen an der Wurzel der aorta cephalica
ausgeschlossen ist.
Ausser bei Stijlocheiron mastigophorum habe ich das Stirnherz an Horizontalschnitten durch
St. abbreviatum nachweisen können. Es liegt hier völlig versteckt zwischen beiden Hirnlappen
und zieht sich schlauchförmig gestreckt und mit einem besonders kräftigen Muskelbelag ausgestattet
längs der Vereinigung der Lappen bis zum Hinterrande des Hirnes hin. Vergeblich habe
ich indessen bei den Gattungen Euphausia, Nematoscelis und Thysanoessa nach einer so auffälligen
Bildung gesucht.
Unterhalb und seitlich von der Kopfarterie entspringen die paarigen vorderen Seiten-
arterien (a. lat.), welche schräg nach abwärts bis zum Kaumagen sich verfolgen lassen. Im
Bereiche der zu den Kauwerkzeugen verstreichenden Muskelbündel gabeln sie sich in zwei Aeste,
von denen der vordere zu den Antennen zu verlaufen scheint. Dicht hinter ihnen gehen von
der Ventralseite des Herzens ebenso wie bei den Dekapoden die paarigen Leberarterien (a. hep.)
ab, deren Verzweigungen man auf Schnitten zwischen den Ovarien und überall zwischen den
Leberläppchen antrifft. Die unpaare arteria descenäens (a. desc.), welche vom ventralen Hinterrande
des Herzens abgeht, steigt, um den Darm sich windend, ein wenig schräg nach hinten
abwärts und gabelt sich in zwei Aeste. Der vordere Ast durchsetzt die thorakale Ganglienmasse
zwischen dem sechsten und siebenten Ganglion, der hintere zwischen dem neunten und
zehnten; beide Aeste münden in die Sternalarterie (a. stern.) ein. Vom Hinterrande des Herzens
entspringen die beiden kleinen arteriae laterales posteriores (a. lat. post.) und die weite aorta
posterior (a. post.). Da ich keine Gelegenheit fand, die Strömung der in den Leibeshöhlen-
lakunen sich sammelnden Blutmassen am lebenden Objekte zu verfolgen, so verzichte ich auch
darauf, die Anordnung der die Leibeshöhle durchsetzenden und den Kreislauf regulirenden Septen
zu schildern. Ich erwähne nur, dass ein dorsales Septum zwischen Herz und Ovarien und ein
ventrales dicht oberhalb der Bauchganglienkette auftritt. Sie gehen in der Thorakalregion in
seitliche Septen über, welche die aus den Kiemen nach dem Pericardium rückströmende Blutmasse
gegen die centrale abschliessen. Deutlich hebt sich namentlich ein dem letzten Thorakalsegment
angehöriger Sinus ab, welcher das aus dem letzten Kiemenbüschel rückströmende Blut
nach dem Pericardium führt.
d. Die Excretionsorgane.
Die E x c r e t io n s o r g a n e , welche bisher durch G. 0. S a r s (1867) lediglich von Mysis
bekannt waren, kommen auch den Euphausiden, wie die Untersuchung von Stylocheiron zeigt, zu.
Die Antennendrüsen liegen direkt oberhalb der Basis der zweiten Antennen dicht neben dem
hinteren Seitenrand der Hirnlappen (Taf. XI, Fig. 9 ex.). Sie bestehen aus einem hufeisenförmig
gebogenen Säckchen, dessen Convexität nach oben gekehrt ist. Der hintere, den Mundwerkzeugen
zugekehrte Schenkel ist länger und voluminöser als der vordere, welch’ letzterer in einen
sich aufwärts biegenden Strang excretorischer Zellen übergeht, die nur in ihrem Distalabschnitt
noch einen Canal begrenzen. Der hintere erweiterte Schenkel, welcher dem Endsäckchen des
Dekapodenexcretionsorganes entspricht, mündet auf der ventralen, den Mundwerkzeugen zugekehrten
Fläche des Antennenbasalgliedes durch einen 0,04 mm breiten Excretionsporus aus. Beide
Schenkel der Antennendrüse sind mit einem sekretorischen Plattenepithel ausgekleidet; die
hellen 0,01 mm hohen Zellen besitzen kleine runde oder ovale Kerne von durchschnittlich 0,01 mm
Grösse und lassen an ihrer freien Fläche einen Cuticularsaum erkennen. Da sie in dem Endsäckchen
dieselbe Struktur, wie in dem vorausgehenden Schenkel aufweisen, so möchte ich ver-
muthen, dass das erstere gleichfalls sekretorisch thätig ist.
Ich bemerke noch, dass G. O. S a r s (1885, p. 65) bei Euphausia pellucida auf der Ventralfläche
des Basalgliedes der zweiten Antenne auf einen schornsteinförmig vorgezogenen Porns
aufmerksam wurde, welchen er richtig als porus exeretorius deutete. Bei Stylocheiron vermisse ich
eine Erhebung des Chitines im Umkreise der Mündung.
e. Die weiblichen Geschlechtsorgane.
Was die Geschlechtsprodukte anbelangt, so liegen die O v a r ie n (Taf. XI, Fig. 9 ov.)
in der Dorsalhälfte des Cephalothorax unterhalb und seitlich von dem Herzen. Vor demselben
vereinigen sie sich zu einem unpaaren Abschnitt, während sie jederseits in der Höhe des sechsten
Brustfusspaares einen nach abwärts gerichteten Zipfel bilden, der von dem erweiterten Anfangstheil
des Oviduktes umfasst wird (Taf. X, Fig. 9). Die Eileiter (ovd.) münden, wie dies
G. 0. S a r s (1885, p. 74) richtig bei Euphausia pellucida erkannte, auf der Bauchfläehe des die
sechsten Brustfüsse tragenden Segmentes aus.
Die Eier werden auf ihrer Aussenfläche von einem Follikelepithel (foll.) begrenzt, welches
nur wenig zwischen die Kerben benachbarter Eizellen vorspringt und continuirlich in den Epithelbelag
der Eileiter übergeht (Taf. XI, Fig. 9). Selbstverständlich trifft man die Eizellen je nach
der Reife auf den verschiedensten Entwicklungsstadien an. Die jüngsten Eizellen liegen am
unpaaren Ovarialabschnitt vorne (dem Rostrum zugekehrt), an den paarigen Schenkeln dagegen
hinten. Ausserdem trifft man noch eine unpaare Gruppe junger Eizellen direkt unter dem Herzen
der Mitte des Ovariums aufliegend (Taf. X, Fig. 9). Je nachdem man es mit jüngeren oder
älteren Weibchen zu thun hat, sind die Ovarien mehr oder minder mächtig entwickelt. Dasselbe
gilt auch für solche ältere Weibchen, welche entweder vor der Eiablage stehen oder dieselbe
bereits bewerkstelligt haben. Im ersteren Falle erfüllen die Eier den ganzen Dorsaltheil
des Cephalothorax und drängen sich vorn bis zur Basis des Rostrums, hinten bis in die Muskulatur
des ersten Abdominalsegmentes vor. Bei Weibchen, deren Eier in einem mittleren Reifestadium
sich befinden, liegen die grösseren Eier median, die kleineren lateral; nur in jenem
Ovarialzipfel, welcher seitlich in den Ovidukt übergeht, trifft man grosse Eier an. Wenn ich
auch keine frisch abgelegten Eier auffand, so glaube ich doch ihre Grösse auf 0,45—0,5 mm
veranschlagen zu dürfen. Diese Dimensionen wiesen Eier auf, welche von einem Weibchen
zwischen den Brustfüssen getragen wurden und allerdings einen bereits weit entwickelten Embryo
ausgebildet hatten. Auch bei dem Ausmaass von Eiern, welche direkt vor der Ablage standen
und sich polyedrisch an den Berührungsstellen abplatteten, stiess ich auf dieselben Dimensionen.
Da auch die rundlichen Kerne der legereifen Eier 0,1 mm messen, so erhalten wir immerhin
Dimensionen, welche in Anbetracht der Körpergrösse als recht ansehnliche- bezeichnet werden dürfen.
Die Eier der Gattung Stylocheiron lassen eine eigentümliche Kemstruktur erkennen,
welche ich bei keiner der anderen Schizopodengattungen (Euphausia, Nematoscelis) ähnlich sinnfällig
entwickelt fand. Da die Exemplare mit Alkohol, Sublimat und Chromosmiumsäure behandelt
waren und trotz der verschiedenen Conservirungsmethoden stets an allen Eiern dieselbe