
aber es lässt sich nicht erkennen, ob sie völlig zu G-runde gehen. Für die zweiten Antennen
hat dies Clau s sehr wahrscheinlich gemacht, während er andererseits der Ansicht ist, dass die
späteren Mandibeln aus dem basalen Reste des dritten Extremitätenpaares hervorgehen. Wenn
ich im Vorhergehenden die vor den Rankenfüssen gelegenen Extremitätenstummel als Anlagen
der ersten und zweiten Maxillenpaare deutete, so geschah dies wesentlich mit Rücksicht auf die
an und für sich sehr einleuchtende Annahme, dass die späteren Mandibeln an die vorausgehenden
anknüpfen. C la u s hat bereits in seiner eingehenden und allen Seiten der Frage gerecht werdenden
Diskussion (1876 p. 81 ff.) auf die Schwierigkeiten hingewiesen, welche der Homologisirung
der Cirripediengliedmassen mit jenen der Copepoden im Wege stehen, falls der vollständige Untergang
des dritten Extremitätenpaares bei dem Metanauplius der Cirripedien erwiesen würde.
Hier zeigt sich freilich eine recht fühlbare Lücke in unseren Kenntnissen, welche weder durch
die Darstellung von L an g (1876 p. 112), noch durch die Erörterungen von Hoek (1883 p. 14ff.)
mit der knappen Beschreibung einer Puppe von Scalpelhm Stroemii (p. 75 Taf. VTII Fig. 1) ausgefüllt
wird.
Die sinnfälligen Beziehungen, welche zwischen den Larven der Cirripedien und den Copepoden
obwalten, sind bereits K ro h n (1860 p. 3 Anm.) aufgefallen und späterhin sowohl von
P a g e n s te c h e r (1863 p. 89) wie auch nachdrücklich von C la u s (1869 p. 10, 1876 p. 81) betont
worden. Wenn neuerdings (wie mir dünkt, mit Recht) von B a lf o u r (1880 p. 482), H e id e r
(1892 p. 401) und G-robben (1892 p. 22) auch Beziehungen zu den Phyllopoden hervorgehoben
wurden, welche speziell G ro b b en Veranlassung gaben, die Copepoden und Cirripedien von einer
gemeinsamen Phyllopodenstammform abzuleiten, so bemerke ich,, dass die Mittheilungen von
Groom und mir einige Schwierigkeiten aus dem Wege räumen, welche einer derartigen Zurückführung
im Wege zu stehen schienen. Die Mundöffnung des Nauplius liegt nämlich nicht, wie
bisher noch allgemein angenommen wurde, auf der Spitze der mächtigen Oberlippe, sondern an
deren hinterem Basalrande und der vermeintliche Vorderabschnitt des Oesophagus erweist sich
als ein Complex mächtiger Drüsen. Vergleicht man nun die älteren Darstellungen, welche Claus
(1873 Taf. I Fig. 1 iiv:4) von den Nauplien des Brmchipus stagnalis entwirft, so ergibt sich in der
übermächtigen Entwicklung der Oberlippe mit ihren auch bei den Phyllopoden auftretenden
Drüsen eine auffällige Parallele zu den Cirripediennauplien.
io . Betrachtungen über die Nauplien und Cypris-Stadien der Cirripedien.
Die Unterschiede in der Gestalt der Lepadennauplien und der aus ihnen entstehenden
Cypris-Puppe sind so auffällige, dass sie zu einigen Betrachtungen über die biologische Eigenart
der beiden Entwicklungsstadien herausfordern. Als Ausgangspunkt für diese Betrachtungen
mag die treffende Bemerkung von C la u s (1876 p. 81) dienen, dass „die Vorgänge des Wachsthums
und der Neubildung unzweifelhaft auf eine Abkürzung der primären Entwicklung, auf
eine beträchtliche Reihe von Zusammenziehungen hinweisen, durch welche die ursprüngliche
Metamorphose wesentlich vereinfacht wurde“. Eine Folge dieser Abkürzung der Metamorphose
ist nun der Umstand, dass aus einem Naupliusstadium anscheinend plötzlich und unvermittelt
ein Wesen entsteht, welches in seiner Lebensweise und dem in der Art des Lebens bedingten
Bau auffällig von dem vorausgehenden Stadium abweicht. Zwar bleibt das Medium, in welchem
die freie Ortsbeweg ung erfolgt, dasselbe, aber die Schnelligkeit der Bewegung ist doch ungemein
verschieden. Hier ein Nauplius mit schwach entwickelter Muskulatur, mit einem unpaaren, zu
deutlicher Bildperception nicht befähigten Auge, mit gewaltigen Extremitätenpaaren, welche fast
ungeheuerlich lange Schwimmborsten tragen, und mit Stachelfortsätzen des Körpers, welche an
monströsen Dimensionen relativ fast Alles übertreffen, was die oft so bizarr gestalteten Crustaceen-
larven dem überraschten Auge des Beobachters darbieten. Dort ein Puppenstadium, unfähig
Nahrung zu erwerben, mit hoch entwickelten und zum deutlichen Sehen wohl eingerichteten
Seitenaugen, mit 6 Paaren von kurzen Ruderfiissen und entsprechend kräftig ausgebildeten Extremitätenmuskeln,
mit einer glatten zweiklappigen Schale, welche, aller Stachelfortsätze entbehrend,
wohl geeignet ist, das Wasser rasch zu durchschneiden.
Die Unterschiede in der Lokomotion und der einer raschen resp. langsamen Bewegungsweise
parallel gehenden Ausstattung mit Sehwerkzeugen sind so sinnfällige, dass mir nur von
diesem Gesichtspunkte aus der originelle Habitus der Nauplien verständlich erscheint. Man hat
meist die Ausstattung derselben mit langen Lanzen auf ein Schutzbedürfnis zurückgeführt. So
lauten wenigstens die Ansichten Von C la u s (1876 p. 79) und B a lfo u r (1880 p. 467 Anm.).
Ich muss indessen gestehen, dass ich nicht einzusehen vermag, wie die Nauplien sich ihrer Verfolger
durch so schwer zu handhabende Lanzen zu erwehren vermögen. Nur die mit Stiletten
und Giftdrüsen ausgestatteten Schildhörner können, wie dies C la u s (1876 p. 80) und Hoek
(1876 p. 73) wohl zutreffend vermutheten, als wirksame Angriffs- und Vertheidigungswaffen in
Betracht kommen. Eher möchte man daran denken, dass Schwanz und Schwanzstachel als Steuer
Verwerthung finden, insofern sie mit Flexoren ausgestattet sind. Das trifft sicherlich für die
eben ausgeschlüpften, rasch beweglichen Nauplienstadien zu, welche nach Groom’s Angaben
(1894 p. 191) bei dem Beugen des Schwanzes sich überschlagen. Derselbe Autor hebt indessen
hervor, dass die Lepadennauplien bereits nach der ersten Häutung ihre Bewegungen verlangsamen.
Wenn wir nun bedenken, dass sie bis zum Eintritt in das Cypris-Stadium 6 Häutungen
durchmachen, während welcher Anhänge von so monströser Länge sich herausbilden, dass sie
einer raschen Bewegung direkt hinderlich sind, so dürfen wir wohl den physiologischen Werth
des Schwanzes und Schwanzstachels für die Steuerung des Körpers nicht allzu hoch in Anschlag
bringen. Das um so weniger, als unter Umständen der Rückenstachel dieselbe Länge wie der
Schwanzstachel erreicht, ohne dass er mit Muskeln ausgestattet und zur Steuerung geeignet
wäre. Die Bedeutung der langen Stacheln muss also auf einem ändern Gebiete liegen, welches
wir indessen erst dann vollauf zu würdigen lernen, wenn wir des physiologischen Werthes der
drei Extremitätenpaare gedenken.
Auf den ersten Blick möchte man es für eine müssige Erörterung halten, dass Betrachtungen
über den Werth von Körperanhängen angestellt werden, deren Bedeutung für die Lokomotion
auf der Hand liegt. Wenn wir indessen bedenken, dass die Extremitäten-Muskulatur im
Vergleich zu der mächtigen Entwicklung der paarigen Anhänge auffällig schwach entwickelt ist,
und dass die Nauplien auf ihren späteren Stadien die rasche Ortsbewegung zu Gunsten einer
flottirenden Lebensweise auf geben, so wird es einleuchten, dass die Extremitäten vorwiegend für
Ergreifen der Nahrung in Betracht kommen. Durch ihre überreiche Ausstattung mit Schwimm-
und Fiederborsten werden sie zu einem Sieb umgemodelt, welches vorzüglich geeignet ist, Diatomeen,
Radiolarien und Foraminiferen (deren Skelette thatsächlich im Darminhalte nachweisbar
sind) zurückzuhalten und dem Munde zu überweisen. Da ich nun weiterhin nachzuweisen vermochte,
dass die Extremitätennerven zu langgestreckten Ganglien anschwellen, welche mit End