entsprechende Fühlerglieder von der Imago und der Larve von Perla darstellen. Die der Imago besprach
ich schon oben. Charakteristisch ist die grosse Zahl einfacher Fühlhaare. Die Larve besitzt
Haare am V o rd e rran d e der Glieder, besonders der gegen die Fühlerbasis zu gelegenen Glieder
(Fig. 64), während bei den späteren an ihre Stelle breite ruderförmige Haare treten, ähnlich denen am
Vorderrande des Kopfes der Dytiscus-haxven, nur mit einem deutlicheren Lumen versehen. Zwischen
diesen Ruderhaaren stehen, wie die stärker vergrösserte Figur 64 zeigt, auf jedem Gliede mehrere Organe,
welche sich aus einer Anzahl büschelförmig zu einem Kreise angeordneter Haare zusammensetzen;
innerhalb des Kreises glaube ich ein spitziges Kegelchen zu sehen, bin aber der Sache nicht ganz
sicher. Bestätigte sich dies, so hätten wir es offenbar mit Grubenkegeln zu thun, ganz analog denjenigen
der Spanner, Spinner und Kleinschmetterlinge, nur mit dem Unterschiede, dass der bei den
Schmetterlingen sich findende Borstenkranz um den Kegel herum hier bedeutend verlängert wäre.
Das Organ würde dann zweifellos dem chemischen Sinne zugehören.
Etwas ähnliches wie diese Organe finde ich bei den ausgebildeten Tieren an keiner Stelle.
Die bisher genannten Organe, gewöhnliche Haare, Ruderhaare, Büschelhaare nehmen ausschliesslich
den distalen Rand jedes Gliedes ein. Die Fläche jedes Gliedes trägt dagegen ziemlich
zahlreiche kleine Organe, die bald das Aussehen kleiner Grubenkegel haben, bald mehr an die kelchförmigen
Organe der Dytisciden erinnern. Wegen ihrer Kleinheit sind sie schwer genauer zu untersuchen.
Sie finden sich auch bei Chlor o p e r la , doch hier viel weniger zahlreich, fehlen dagegen
auf der Schwanzgabel von Chloroperla. Diese trägt nur Haare. Jene kleinen Organe am Fühler sind
wohl als dem mechanischen Sinne zugehörig zu betrachten. Teleologisch betrachtet, ist offenbar die
Bestimmung dieser Organe wie der Haare am Fühler der Imago die, durch den Druck des umgebenden
Mediums, Wasser bezw. Luft, in Thätigkeit versetzt zu werden, sei es, dass das Tier seine Lage
in dem Medium aktiv verändert, oder dass das sich bewegende Medium (bewegtes Wasser, Luftströmung)
an dem Tier vorbeiströmt. In beiden Fällen wird das an der Körperoberfläche befindliche
Sinnesorgan mechanisch gereizt werden. Da der Widerstand der Luft ein viel kleinerer ist als der
des Wassers, muss bei den luftlebigen Tieren die Zahl der Perceptionsorgane grösser sein, als bei
Wassertieren, wenn gleich sicher ein Reizeffekt erzielt werden soll. Ausserdem ist die Einwirkung
des mechanischen Reizes auf das Nervenende dann eine leichtere, wenn der Luftstrom auf das als
langer Hebelarm wirkende Haar drückt. Beide Bedingungen finden wir bei der luftlebigen Imago
erfüllt, eine grosse Zahl von Nervenendigungen ausgerüstet mit Haaren. Die im Wasser lebende Larve
dagegen besitzt weniger zahlreiche und kegelförmige oder knopfförmige Sinnesorgane. Ähnliche Unterschiede
lassen sich auch sonst mehrfach zwischen Land- und Wasserinsekten wahrnehmen. Dem
Fühler von Perla sieht man es ohne weiteres an, dass er keinem Wasserinsekt zugehört, umgekehrt
wüsste ich kein Luftinsekt, das ähnliche Bilder lieferte, wie die Perla- und Chloroperla-li&rve.
Die Larve von P erla besitzt ausser an den Fühlern noch an anderen Stellen erwähnenswerte
Sinnesorgane. Z. B. die Spitze des inneren Kiefertasters (Fig. 5) trägt eine Art dünnchitinisierter Kegel.
Es besteht hier ein ganz analoges Verhältnis zwischen Maxille und Maxillentaster, wie bei den Dytisciden
(s. o. pg. 88). Der letztere hat nahezu die Länge des ersteren und stellt dessen sensiblen
Begleiter dar. Ein Unterschied gegen Dytiscus besteht darin, dass bei Perla der im übrigen dickwandige
Taster eine zarte Kuppe hat, bei Dytiscus bis zum Ende starr ist. Die in der Fig. 5 abgebildeten
Organe auf der Tasterkuppe dürften sich in die Funktionen des Tastens und Schmeckens
in sofern teilen, als die Haare dem Tastsinne allein, und die Kegel wohl vorzugsweise dem Ge-
schmacke dienen mögen.
Am Kiefertaster und dem Kiefer selbst sah ich mehrfach die öfters oben erwähnten rätselhaften
„Gruben ohne Kegel.“
Leicht können Sinnesorgane vörgetäuscht werden durch die in Fig. 61 abgebildeten blassen
Kegelchen, welche in grösser Zahl die U n te r lip p e , Fläche und Rand, bedecken. Überragt von
feinen starren Haaren, scheinen sie Schmeckwerkzeugen ganz ähnlich. Bei genauer Untersuchung
sieht man indessen, dass man gar keine Sinnesorgane, sondern einfache Chitinerhebungen vor sich
hat, welche nicht innerviert sind.
L ip p e n ta s to r und äusserer Kiefertaster tragen ausser einigen Haaren und kleinen ziemlich
dickwandigen Kegeln einen charakteristischen Zapfen mit schräg abschneidender Endfläche, welch
letztere ganz zart und blass ist.
In allem stellt Chlor opería (Larve) ein verkleinertes und vereinfachtes Abbild von Perla dar.
Die Unterschiede an den Mundteilen der Imago und Larve sind auch wieder bedeutende.
Während die Glieder der Taster bei der Larve völlig kahl sind, sind diejenigen der Imago mit Haaren
dicht besetzt. Auch die Sinnesorgane am Ende der Taster sind verschieden. Während, wie erwähnt,
bei dem Tasterende der Larve der Zapfen charakteristisch ist, fehlt ein solcher bei der Imago. Nur
wenige kleine Kegel, darunter einige kurz und plump gebaute, finde ich bei dieser. Dagegen besitzt
die Imago auf der Oberseite und am Vorderrande ihrer Lippe ziemlich zahlreiche Grubenkegel, die
ich dem Geschmackssinne zuzählen möchte.
Bei Larven von Chlo'é d ip te ra , ebenfalls im Wasser lebend, sah ich an den schlanken
Fühlern nur wenige dünne Haare. An den Mundteilen konnte ich Geschmacksorgane nicht auffinden.
O rth o p te ra .
Ich beschränke mich hierauf einige Angaben über F o r fíc u la a u ric u la ris. Bei diesem
Tiere sind wohl die Fühler als die hauptsächlichsten Riechwerkzeuge anzusehen.
Versuche an Forfícula.
Die Methode der Feststellung des Riechorganes mittelst starker Riechstoffe, die unter Um*
ständen, so bei den Hymenopteren, recht gute Resultate giebt, scheint mir bei den Orthopteren mit
noch mehr Vorsicht angewendet werden zu müssen, als bei anderen Klassen, da man, wie dies G räb e r
gezeigt hat und wie man jederzeit leicht bestätigen kann, bei diesen Tieren mittelst stark riechender
Stoffe an jeder beliebigen Stelle Empfindlichkeit für chemische Reize nachweisen kann. Woher dies
kommt, ist nicht zu sagen, aber die Thatsaohe ist dadurch eklatant erwiesen, dass Küchenschaben
(Periplaneta) selbst ohne Kopf auf Gerüche reagieren (Gräber). Auch die Schwanzanhänge (Gryllo-
talpa) sind zuweilen sehr empfindlich. Dass man aber durch geeignete Methoden und bei Verwendung
sehr kleiner Mengen des stark riechenden Stoffes trotzdem gute Resultate erhalten kann, haben mir
gerade Versuche an Forßcula deutlich gezeigt. Lebhafte Exemplare dieser Art pflegten in runden
grossen Glasschalen fortwährend am Rande entlang herumzulaufen. Ich konnte nun oben am Rande,
an einer Stelle, die sie nicht berühren konnten, ganz kleine Tröpfchen einer stark riechenden Substanz
anbringen (Nelken-, Rosmarin-, Lavendelöl, Kreosot, Schwefelkohlenstoff), oder auf den Boden
einen kleinen Kristall von Naphthalin oder Campher bringen. Während man dem unverletzten
ru h en d en Tiere derartige Riechstoffe auf 1 cm nähern muss, um eine Reaktion (Zurücklegen der
Bibliotheca zoologica. Heft 18. 16