tlcn Nachweis iührten, dass die in Rede stehenden Gebilde es sind, welche die intensiven Lichtblitze
entsenden. G. 0. S a r s machte weiterhin darauf aufmerksam, dass Leuchtorgane der blinden
Gattung Bentheup)hausia fehlen, während die sonstigen Euphausiden sie in derselben Zahl und
Anordnung wie Thysanopoda und Euphausia aufweisen. (Vergl. Taf. XII Fig. 1 ph. Nematoscelis
mantis.) Lediglich die in so vieler Hinsicht aberrant gestaltete Gattung Stylochciron macht insofern
eine Ausnahme, als ihr nur ein thorakales Paar an der Basis der siebenten Brustfüsse und
ein abdominales Leuchtorgan (an Stelle von vieren) am ersten Hinterleibssegment zukommt
(Taf. IX Fig. 1 St. mastigophorum, Taf. XI Fig. 1 St. chelifer).
Von späteren Beobachtern hat P a t t e n (1886) den aussichtslosen Versuch unternommen,
sie wiederum als accessorische Augen zu deuten, während V a lle n tin und C u n n in g h am (1888)
sie weit correkter schildern, als der genannte amerikanische Beobachter.
Die an den Seitenwandungen des Thorax und auf der Ventralseite des Abdomens auftretenden
Leuchtorgane unterscheiden sich von den Organen der Stielaugen wesentlich in zwiefacher
Hinsicht. Einerseits nämlich ist ihnen ein dioptrischer Apparat in Gestalt einer Linse
eigen und andererseits haben sie sich völlig von der Matrix des Chitinskelettes losgelöst. Im
Allgemeinen sind sie kleiner als die Organe der Augen und nicht konisch, wie die letzteren,
sondern kuglig gestaltet. Sie messen bei Stylochciron mastigophorum durchschnittlich 0,08' mm,
bei Euphausia gracilis 0,1 mm und bei den grösseren Nematoscelis-Arten 0,14 — 0,16 mm. Gewöhnlich
sind die an der Basis des vorletzten Fusspaares gelegenen Organe etwas grösser als die übrigen.
In den Grundzügen des Baues stimmen die thorakalen Organe mit den abdominalen überein, wie
denn auch andererseits wesentliche Verschiedenheiten bei den einzelnen Gattungen nicht zum
Ausdruck kommen.
Allseitig von einem Blutsinus (sin.) umgeben, liegen sie in halbkugligen Vortreibungen
der Chitinwandung (ek. und eh.). Die abdominalen Organe sind mit der proximalen Hälfte fast
völlig in die betreffenden Ganglienknoten eingebettet (Taf. XII Fig. 12). Durchweg können sie
von Muskeln gedreht werden und zwar erfolgt bei den abdominalen Organen die Drehung lediglich
in der Richtung der Medianebene. Daher kommt es, dass man an conservirten Exemplaren die
Mündung der Bauchorgane in den verschiedensten Richtungen bald nach vorn, bald nach unten
oder hinten — nie aber nach links oder rechts — gewendet sieht (Taf. XII Fig. 12). Die Organe
des siebenten Fusspaares kehren ihre Mündung schräg nach aussen und hinten; sie werden in
einer Ebene gedreht, welche einen Winkel von ungefähr 45° mit der Medianebene bildet. Diejenigen
des zweiten Fusspaares richten ihre Mündung meist rechtwinklig zur Medianebene nach
Aussen und werden ungefähr senkrecht zur Medianebene bewegt.
Der verschiedenen Stellungen und Drehungen der Organe habe ich deshalb ausführlicher
gedacht, weil sie, wie späterhin dargelegt werden soll, in Correlation mit der eigenthümlichen
Form des Tiefenauges stehen. Freilich darf man die Beziehungen zwischen Leuchtorganen
und Facettenaugen sich nicht so vorstellen, als ob die ersteren allein den Grund für die noch
zu schildernde Zweitheilung des Facettenauges abgegeben hätten. Denn die Mysideen, welche ja
der Leuchtorgane durchaus entbehren, besitzen in ihren pelagischen Tiefenformen genau dieselbe
eigenartige Gestaltung des Auges, wie die mit Leuchtorganen ausgestatteten Euphausiden. Immerhin
geht aus den obigen Darlegungen hervor, dass die Euphausien bei Nacht und in den dunklen
Tiefen mit bemerkenswerther Sicherheit durch die Phosphorescenz der Leuchtorgane über Objekte
orientirt werden, welche unterhalb, rückwärts und seitlich von dem Thiere sich befinden. Erwägt
man weiterhin, dass bei energischen Schwimmbewegungen das Abdomen nach abwärts geschlagen
wird, so ist es nicht ausgeschlossen, dass Lichtblitze auch die vor dem Thiere befindlichen Regionen
erhellen. Hierzu gesellt sich nun noch der von den Organen des Stielauges ausgehende
Glanz, welcher nach den übereinstimmenden Angaben nicht nur stetiger ist, als der von den
Linsenorganen blitzartig erzeugte, sondern auch bei dem Abtödten zuletzt erlöscht. Die Augenorgane
belichten vorzüglich jene Objekte, welche von den Thorakalfüssen als Beute gepackt werden.
Wenn wir bedenken, dass bei Nematoscelis das zweite, bei Stylochciron das dritte Fusspaar zu
mächtigen Raubfiissen mit Stiletten und Scheerenhänden entwickelt ist, so erhellt der Nutzen,
welchen die stetige Phosphorescenz der Augenorgane mit sich bringt. Da nun die letzteren
durch Muskeln resp. durch die Bewegungen des Stielauges in verschiedene Stellungen gebracht
werden, so kann sehr wohl der vom einen Auge ausgehende Lichtkegel durch die unteren und
seitlichen Facetten des anderen Auges wahrgenommen werden. Dagegen dürften die centralen,
vom parabolischen Reflektor zurückgeworfenen Strahlen wohl kaum von jenem Auge wahrgenommen
werden, welchem das betreffende Leuchtorgan zukommt. Es liegt ja nicht mitten in
den Facetten des Seitenauges, sondern am Rande derselben, und seine Hauptachse strahlt ebenso
wie diejenige der einzelnen Facettenglieder von einem idealen Mittelpunkt aus. Nur diejenigen
Strahlen, welche von der den Facettengliedern abgewendeten Seitenwandung des Reflektors zurückgeworfen
werden, können von den unteren Facettengliedern desselben Auges percipirt werden.
Völlig ausges chlossen ist es indessen, dass eine Euphauside mit ihren Leuchtorganen die
oberen Regionen erhellt, vorausgesetzt, dass sie nicht in umgekehrter Lage schwimmt. That-
sächlich geben denn auch V a lle n tin und C u n n in g h am an (1888 p. 332), dass Nyctiphanes norvegica
mit Vorliebe bei dem Schwimmen die Bauchseite nach oben kehrt. Mag nun eine Euphauside
in normaler oder umgekehrter Haltung im Wasser schweben, so geht doch immerhin aus
der Anordnung der Leuchtorgane hervor, dass die oberen Facetten des Schizopodenauges keine
van dem Individuum selbst erzeugten Strahlen wahrzunehmen vermögen. Gerade diese Partieen
des Auges sind es nun, welche bei den pelagischen Tiefenformen von bemerkenswerthen Umbildungen
betroffen werden.
Wenn wir in den Leuchtorganen Apparate sehen, welche den Euphausien es ermöglichen,
Beutethiere resp. Verfolger wahrzunehmen, so erhält diese Auffassung eine wesentliche Stütze
durch die Thatsache, dass der blinden Bentheuphausia Leuchtorgane fehlen. Ich kann indessen
die Vermuthung nicht unterdrücken, dass Leuchtorgane — und dies gilt für zahlreiche leuchtende
Seethiere — auch noch in anderer Hinsicht von Nutzen sind, insofern sie nämlich Beutethiere
durch den phosphorescirenden Schein anlocken. Man wäre wohl schwerlich auf die Idee
gekommen, Reusen mit elektrischen Gliililämpchen auszustatten und sie, wie dies der Fürst A lb e rt
von Monaco zuerst ausführte, in die Tiefe zu versenken, wenn nicht die allgemein bekannte Thatsache,
dass Thiere mit Dunkelaugen vom Licht angezogen werden, direkt zu derartigen Versuchen
gedrängt hätte. Thatsächlich sammeln sich denn auch um Glühlämpchen die Copepoden
und Crustaceenlarven (von denen auch die Euphausien sich vorwiegend nähren) in dichten
Schwä rmen, wie dies auf der Fahrt der „Princesse Alice“ durch den Fürsten von Monaco (1895
p. 4) nachgewiesen wurde.
Was nun den feineren Bau der abdominalen und thorakalen Organe anbelangt, so fällt
es nicht schwer, die den Organen der Stielaugen homologen Partieen herauszufinden. Ich fasse
mich daher kürzer und bemerke zunächst, dass der R e f le k to r (rfl.) kuglig gekrümmt ist und