H y d ra viridis.
Bei unserem einheimischen Vertreter der Polypen, der Hydra v ir id is , habe ich vergeblich
nach sicheren Äusserungen von Schmeckvermögen gesucht. Gegen schwache chemische Reize. (Bitterstoffe)
ist dies Tier auffallend unempfindlich, im Gegensätze zu seiner grossen Empfindlichkeit für den
leisesten mechanischen Reiz (bes. Erschütterung). Es bedarf schon ziemlich eingreifender Agentien,
um bemerkbare Reaktionen zu erzielen (z. B. verdünnte Essigsäure). Sehr leicht täuschen übrigens
die oft spontan oder bei geringer Erschütterung eintretenden Kontraktionen des ganzen Körpers chemische
Reizbarkeit vor, wenn sie gerade während eines Versuches mit chemischer Reizung eintreten.
Diese Unempfindlichkeit gegen Bitterstoffe spricht sich auch in einem von Z o ja gemachten
Versuche aus, über welchen genannter Forscher, wie folgt, berichtet :
(pg. 77): Provai à lasciare alcuni piccoli annellidi in una soluzione concentrata di genziana
per 24 ore, pensando ne prendessero il sapore. Parte di essi morirono, parte no: tanto gli
uni che gli altri furono senza difficoltà mangiati da individui di H ydra grisea. Bisognerebbe sapere
quale differenza può passare fra la sensazione gustatoria (ammesso che vi sia), che desta in essi genziana,
e quella che vi desta la loro preda abituale. Nel caso esistessero nell’ Hydra delle sensazioni
gustatone, la loro sarebbe evidentemente nell’entoderma.
Il C h a tin . . . . dice che vi sono sensazioni olfattorie negli acalefi. Non v’è alcun dato
per cui si possa ritenere che esistano anche nell’Hydra.
An dieser Stelle könnte ein Kapitel über den chemischen Sinn der Protozoen seinen Platz
finden. Da ich indessen den vortrefflichen Besprechungen, welche dieser Gegenstand in den Werken
von M. Verworn (Psychophysiologische Protistenstudien) und 0. H e rtw ig neuerdings gefunden
hat, nichts neues hinzuzufügen habe, begnüge ich mich mit den Bemerkungen, welche ich oben in
dem über das Universalsinnesorgan handelnden Abschnitt gemacht habe, und welche das für die
uns hier interessierenden Fragen wichtige herausgreifen.
Versuche an Fischen und Amphibien.
Den Hauptgegenstahd meiner Arbeit bilden zwar die „niederen Tiere“ ; aus verschiedenen
Gründen war indessen eine Mitberücksichtigung der Fische und Amphibien wünschenswert. Vor allem
war sie deshalb geradezu notwendig, weil die theoretischen Fragen, welche sich aus meinen Versuchsreihen
ergeben hatten, ohne Bezugnahme auf die Wirbeltiere nicht als erledigt betrachtet werden
durften, noch konnten. Im allgemeinen Teile dieser Arbeit musste ich daher schon wiederholt auf die
Fische zu sprechen kommen. An dieser Stelle sollen jetzt nur noch einige Versuche mitgeteilt werden,
welche ich an Fischen und Amphibien anstellte. Sie sind weniger für die Frage der Funktion der
Fischnase von Wert, als für die Entscheidung, ob und wieweit den Fischen äusseres Schmeckv
e rm ö g en zukommt.
Die Fische, mit welchen ich experimentierte, gehörten teils unserer Süsswasserfauna an, teils
waren es Bewohner des mittelländischen Meeres bei Neapel. Von ersteren hatte ich zur Verfügung:
Anguilla anguilla (alt und ganz jung), Gyprinus carpió, Barbus fluviatilis, Leuciscus ceplialus,
Gasterosteus aculeatus, Gobius fluviatilis, Silurus glanis (ein junges Exemplar), Gobitis fossilis.
Von Meorfischen hatte ich die Haie Pristiurus, Scyllium catulus und canícula in verschiedenen
Grössen, ferner Syngnathus acus, Uranoscopus scaber, Lophius piscatorius zur Verfügung.
Während in Beziehung auf Schmeckvermögen der Haut alle Süsswasserfische sich durchaus
gleich verhielten, wichen die von mir untersuchten Seefische in dieser Beziehung zum Teil merklich
ab. Den S ü ssw a s se rfisch en fe h lt nach meinen B e o b a c h tu n g e n Schmeckvermögen
d e r ä u s s e re n H a u t v o llstän d ig , g e n a u e r: an keinem T e ile au s s e r dem Kopfe findet
sich Schmeckvermögen.
Die Haut der genannten Süsswasserfische kann man mit bitteren, sauren, süssen, salzigen
Lösungen umspülen, ohne damit den Fisch im geringsten in Erregung zu versetzen. Besonders häufig
habe ich diese Versuche mit dem intensivsten Bitterstoffe, dem Chininbisulfat, angestellt. Bei grossen
trägen Fischen wie Bcurbus ist es leicht, eine grössere Stelle der Haut, etwa die Gegend der Seitenlinie
mit der Lösung dieses Stoffes zu bespülen, es erfolgt trotzdem keine Reaktion. Selbst die glatte
Haut des Welses zeigt diese Unempfindlichkeit in überraschender Weise. Beim Aale glaubte ich
einigemale unsichere schwache Reaktion wahrgenommen zu haben, indem das Tier während des Versuches
wegschwamm. Nicht nur diese trägen, ruhigen Fische, sondern auch die lebhaftesten sind ganz
gleichgiltig gegen Berührung ihrer Haut mit Chininlösung. Ganz charakteristisch ist hiefür eine Reihe
von Versuchen, die ich am Stichling (Gasterosteus aculeatus) vornahm. Wenn dieser eine Zeitlang
regungslos im Wasser schwebte, konnte ich die Mitte oder das Hinterende seines Körpers ganz in
eine Wolke des intensiv blau fluoreszierenden Chininbisulfats einhüllen, (welches eben infolge dieser
Eigenschaft seine Verbreitung im Wasser leicht beobachten lässt). Dass der Fisch hiergegen gleichgiltig
war, konnte nun noch darauf beruhen, dass zufällig gerade bittere Stoffe ihn nicht .unangenehm
berührten. Man brauchte aber nur zu sehen, mit welchem „Entsetzen“ der Stichling schnappte und
heftig atmete, um dann wild durch’s Wasser zu fahren, wenn die kleinste Spur jener Flüssigkeit die