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 erwähnenden  Gattungen)  werden.  Dass  die  spinnenartige  Verlängerung  der  Beine  mit  einer  
 Gliederung  des  Metacarpus  in  drei  Abschnitte  Hand  in  Hand  geht,  kann  nicht  überraschen.  
 Die Antennen schuppe  stimmt  in  ihrer Form  mit  jener  von Siriella  überein,  ist  aber  relativ  etwas  
 kürzer.  V on  besonderem  Interesse  ist  nun  der Umstand,  dass  das Auge  seine  Kugelform  aufgibt  
 und  in  ein  Front-  und  Seitenauge  getheilt  erscheint.  Wenn  auch  die  vom  C h a lle n g e r   erbeuteten  
 Exemplare  an  der  Oberfläche  gefischt  wurden,  so  glaube  ich  doch,  dass  die  Gestalt  der  
 Augen  auf  einen  normalen  Aufenthalt  in  grösseren  Tiefen  hindeutet;  jedenfalls  zeugt  ihre  Ausbildung  
 für eine sinnfällige Convergenz mit jenen der  in der Tiefe lebenden pelagischen Ephausiden. 
 G.  0.  S a r s   hat  bei  der  Charakteristik  der  Gattung  Euchaetomera  (1885  p.  211)  darauf  
 hingewiesen,  dass  sie  manche  Züge  ihres  Baues  mit  der  merkwürdigen  Tiefseegattung  Erythrops  
 gemein  hat.  Wie  jene,  so  besitzt  auch  die  letztere  spinnenfiissige,  in  Endklauen  auslaufende  
 Brustbeine,  die  vollzähligen  Pleopoden  und  ein  auffällig  verkürztes,  mit  zwei  Endborsten  ausgestattetes  
 Telson.  Da  auch  die Gliederung  des Körpers  und  der Extremitätenanhänge  keine  auffälligen  
 Unterschiede  von  Euchaetomera  erkennen  lassen,  so  wäre  es  von  besonderem  Interesse,  
 zu  erfahren,  ob  die  Beschaffenheit  der Weichtheile  auf  nähere  verwandtschaftliche  Beziehungen  
 hindeutet.  Würde  eine  solche  sich  begründen  lassen  (leider  mangeln  alle  Angaben  über  den  
 inneren Bau),  so  möchte  die Thatsache  um  so  mehr  an  Interesse  gewinnen,  dass  bei  verwandten  
 Gattungen  die  am  Grunde  der  Tiefsee  sich  auf haltenden  keine  getheilten  Angen,  die  in  dunkeln  
 Regionen  eine pelagische  Lebensweise  führenden  dagegen  das  über  die  Seitenaiigen  sieh  vorwölbende  
 Frontauge  aufweisen. 
 So viel ist  indessen  sicher,  dass  die Gattung Brutomysis Chun  der Enchaetomera  sehr  nahe 
 steht.  Die  Brustfüsse  haben  sich  noch  mehr  verlängert,  die in  Front-  und  Seitenauge  geschiedenen  
 Sehorgane  sind  relativ  grösser  und  das  Telson  ist  ebenso  auffällig  verkürzt  wie  bei  
 Euchaetomera.  Ein  neuer  Eiwerb  liegt  in  der  bei  Brutomysis  zum  ersten  Mal  angedeuteten  Be-  
 dornung  des  Körpers:  das  Rostrum  ist  zu  einem  scharfen  Dorn  umgebildet  und  die  Abdominalsegmente  
 sind  mit  bedornten  Flügeln  ausgestattet.  Das  Cephalothorakalschild  ist  verkürzt  und  
 läuft  in  deutlich  sich  abhebende  Seitenflügel  aus. 
 So  leitet  denn  Brutomysis  zu  den  extremen  Endformen  der  pelagischen  Hysideenreihe  
 über,  unter  denen  zunächst  die  Gattung  Caesar omys/s  O rt m.  durch  die  reiche  Bestachelung  des  
 Körpers  und  durch das verkürzte Abdomen  auffällt.  Die Antennenschuppe,  welche  bei Brutomysis  
 und Euchaetomera  nur  wenig  länger  als  der  Schaft  ist,  wird  auffällig verkürzt  und  der Exopodit  
 des  Kieferfusses  schwindet.  An  den  Augen  wird  das  Seitenauge  zu  Gunsten  des mächtig  entwickelten  
 Frontauges  stark  reducirt  und  gleichzeitig  verlängert  sich  der  Augenstiel. 
 Manche Eigenthümlichkeiten  im Baue  der  Caesaromysis geben  uns  den  Schlüssel  zum Verständniss  
 der  originellsten  und  aberrantesten  aller  Mysideen, nämlich  der  Gattung  Arachnomysis 
 Chun,  ab.  In Anpassung an  das Sch webvermögen  erreichen  die  Antennengeissein  eine  unerhörte  
 Länge  und  gleichzeitig  ziehen  sich  die  Endopoditen  der  Brustbeine  nach  Art  von  Spinnenfüssen  
 mindestens  so  lang  wie  bei  den  Erythrops-Arten  aus.  Die  auffällige  Kürze  des  glattrandigen  
 Telson  ist  offenbar  gleichfalls  auf Rechnung  des Sch web Vermögens  zu  setzen.  Diese Behauptung  
 mag  auf  den  ersten  Blick  paradox  klingen,  da  ein  lang  ausgezogenes  Endsegment  das  Schweben  
 unterstützen  würde.  Wenn  wir  indessen  bedenken ,  dass  die  monströsen  Antennen  und  die  ungewöhnlich  
 verlängerten  Innen-  und  Aussenglieder  der  Brustfüsse  einen  bedeutenden  Reibungswiderstand  
 bedingen  und  einer  raschen Ortshewegung,  wie  sie  durch  einen  breiten  und  geschlossenen  
 Schwanzfächer  vermittelt  wird,  direkt  hinderlich  sind,  so  kann  es  nicht  überraschen,  dass  
 zu  Gunsten  des  Schwebvermögens  auf  eine  kräftige  Ortshewegung  durch  Reduktion  des  Telsons  
 Verzicht  geleistet  wurde.  Aehniiche Erwägungen  mögen  es  vielleicht  auch  erklärlich  erscheinen  
 lassen,  dass  alle  spinnenfüssigen Mysideengattungen,  wie  Euchaetomera,  Erythrops,  Brutomysis  und  
 Caesaromysis  mit  einem verkürzten Telson  ausgestattet  sind.  Eine weitere Eigenthiimlichkeit  von  
 Arachnomysis  liegt  in  der halsartigen Streckung  des Vorderkörpers,  welche  eine  unter  den Schizo-  
 poden einzig dastehende Concentration der Mundwerkzeuge einerseits und der sieben Brustfusspaare  
 andererseits  zur  Folge  hat.  Ganz  auffällig  für  unsere  Gattung  ist  weiterhin  der  vollständige  
 Schwund  der Antennenschuppe.  In  dieser Hinsicht  steht  wiederum Arachnomysis  durchaus  isolirt  
 unter  den  gesammten  Schizopoden  da,  aber  immerhin  sei  nicht  unerwähnt,  dass  die  rudimentäre  
 Gestalt  der  Schuppe  bei  Caesaromysis  dieses  extreme  Verhalten  vorbereitet.  Mit  der  letzteren  
 Gattung  theilt  Arachnomysis  endlich  noch,  den  Mangel  von  Exopoditen  an  den  Kieferfüssen. 
 Auch  in  einer  anderen Hinsicht  scheint Caesaromysis  lehrreich  für  das Verständnis  eigenartiger  
 Verhältnisse  bei  Arachnomysis  zu  sein.  Das  Seitenauge  der  ersteren  Gattung  ist  wenig  
 umfangreich  im  Vergleich  mit  dem  Frontauge:  bei  Arachnomysis  schwindet  es  vollständig  und  
 nur  das monströs  entwickelte Frontauge  sitzt  dem  ungewöhnlich  langen Stiele  auf.  Hiermit wird  
 ein Extrem in der Bildung der Dunkelaugen erreicht,  welches ebenfalls in der Reihe der Crustaceen  
 bis  jetzt  noch  nicht  zur  Beobachtung  gelangte. 
 Wenn  wir  weiterhin  noch  in  Betracht  ziehen,  dass  der  Spürapparat  des  Männchens  an  
 den  Antennen  und  längs  der  Endopoditen  der  Brustfüsse  eine  geradezu  glänzende  Ausbildung  
 erfährt,  so  glaube  ich,  der  wesentlichen  Eigenthümlichkeiten  gedacht  zu  haben.  Inwiefern  der  
 Bau  der  inneren  Organe  eigenartig  dasteht  —  namentlich  was  die  Configuration  der  Bauchganglienkette, 
   der  Leberschläuche  und  des  auffällig  concentrirten  und  rückwärts  verlagerten  
 Herzens anbelangt — lässt  sich  zur  Zeit  noch  nicht  beurtheilen. 
 Ziehen  wir  den  Gesammtbau  von Arachnomysis  in  Betracht,  so  glaube  ich  wohl  nicht  zu  
 weit  zu  gehen,  wenn  ich  in  ihr  den  aberrantesten Vertreter der gesammten Schizopoden  erblicke.  
 Sie bildet das Endglied einer Entwicklungsreihe,  welche mit Siriella beginnend durch die Gattungen  
 Euchaetomera,  Brutomysis  und Caesaromysis  eine Steigerung  auffälliger Charaktere  erkennen  lässt.  
 Die  Gattung  Stylochäron,  in  der  wir  den  extremsten Vertreter  der  Euphausiden  kennen  lernten,  
 weicht  immerhin  von  der  Grundform  noch  nicht  so  weit  ah,  wie  Arachnomysis,  welcher  eine  
 Antennenschuppe  fehlt  und  deren  optischer  Apparat  sich  nur  aus  einem  eigenartigen  und  
 monströsen  Frontauge  aufbaut!  Das  sind  nicht  die  einzigen  auffälligen  Charaktere  unserer  
 Gattung,  aber  ihre Erwähnung  mag  nur  genügen,  um  darzuthun,  dass  bei  keinem Vertreter  der  
 Mysideen,  Euphausiden,  Eucopiiden und Lophogastriden die Umformung charakteristischer Organsysteme  
 und  Körperanhänge  ähnlich  weit  gediehen  ist. 
 Die  pelagischen Mysideen,  welche  in  der  Gestaltung  ihrer  Augen  sich  als  typische  Bewohner  
 grösserer  Tiefen  erweisen,  sind  erst  im  Laufe  der  letzten  10  Jahre  entdeckt  worden.  
 Sicherlich  wird  es  bei  emsigem  Nachforschen  gelingen,  neue  Gattungen  aufzufinden,  welche  die  
 Kette  dieser  originellen  Wesen  enger  schliessen  und  zur  Stütze  für  die  oben  vorgetragene  Ansicht  
 dienen,  dass  die  pelagischen  Mysideen  einen  in  sich  abgeschlossenen  und  in  einseitiger  
 Richtung  weiter  entwickelten  Zweig  der  genannten  Schizopodengruppe  abgeben.