
anführen, dass Jo u rd a n in seiner Fig. 24 „das Fühlerende einer Weinbergsschnecke“ abbildet,
und im Text darauf als auf einen L ä n g s s c h n itt, genommen von einem a u g e n tra g e n d e n
F ü h le r liinweist, „nach Flemming.“ Bei F lem m in g stellt die .Figur (Fig. 11) einen Q u e r s
c h n itt durch den S tie l des kleinen au g en lo sen F ü h le rs dar! Also Punkt, für Punkt das
Gegenteil! Auffallend ist es auch, dass Jo u rd a n die hervorragenden Arbeiten von S im ro th offenbar
gar nicht kennt, daher das einzige, was er über Geschmacksorgane der Mollusken anzuführen
weiss, die Abhandlung Flemmin g ’s über geschmacksknospenartige Gebilde an Molluskentastern ist.
Die Schmeckfunktion dieser Knospen ist in der That recht wahrscheinlich, wenn ich auch gerade in
der Knospenform des Sinnesepitheliums an genannten Orten keinen Beweis für das Schmeckver-
mögen sehen möchte.
Lamellibrancliiaten.
Zu Versuchen verwendete ich Mya ccrenaria, Pholas d a c ty lu s , Psammobia vesper-
tin a , Gapsa fra g ilis , Lima hians,- Cardium tu b e r cu la tum , Venus g a llin a und v e r r u cosa,
Gytherea chione, T e llin a n itid a und complanata.
Selbst den Muscheln sagt man nach, sie besässen Geruchs- und Geschmacksorgane. Ich
glaube, es ist ohne weiteres klar, dass diese Angabe sehr cum grano, salis aufzunehmen ist. Als ächte
Wassertiere besitzen sie gewiss keine ächten Riechorgane. Aber auch ihr Geschmackssinn wird von
dem der anderen Tiere ziemlich verschieden sein. Bei einer Muschel, die ihr Leben lang ruhig im
Sande steckt, ihren Sipho ausstreckt und durch den Wimpernstrom sich die Nahrung unzerkleinert,
wahllos zuführen lässt, wrerden die Anforderungen an ein Geschmacksorgan wesentlich andere sein,
als bei einem Tiere, welches seine Beute sucht, verfolgt, packt, zerkleinert. Fast ausschliesslich wird
sich die Bedeutung des chemischen Sinnes bei diesen Muscheln (deren Vertreter unter den obengenannten
Pholas, Mya und Gapsa sind) darauf beschränken, bei allzustarker Verunreinigung des umgebenden
Wassers zu veranlassen, dass der Sipho geschlossen, bez. eingezogen wird. Anders liegt
die Sache bei Muscheln, welche wie Psammobia, Lima, Cardium etc. lebhafter Ortsbewegung fällig
sind. Bei diesen ist es sogar möglich, dass sie mittelst ihres chemischen Sinnes Örtlichkeiten auf-
suclien, welche reichere Ausbeute an Nahrung versprechen.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass namentlich hei Muscheln der letzteren Art der chemische
Sinn sehr empfindlich, jedoch nickt auf einzelne bestimmte Stellen beschränkt ist, wie
solche als Geruchsorgane, Abdominalorgane u. s. f. beschrieben sind. Vielmehr sind es grosse Strecken
der Haut, welche mit einem empfindlichen Schmeckvermögen begabt sind.
Bei der sehr lebhaften Psammobia v c sp e rtin a , welche ich in Neapel in grösserer Zahl
untersuchen konnte, sind die Siphonen in ihrer ganzen Länge, und ebenso der ganze Fuss, selbst für
sehr schwache Reize, die keineswegs ätzend wirken (Vanillin, Cumarin, Chinin hydroehlor., Strychnin etc.)
empfindlich. Die genannten Teile zucken, von einer solchen Lösung bespült, momentan zurück. Zuweilen
sucht das Tier durch rasches heftiges Ausstossen des Fusses zu entfliehen, in anderen Fällen
klappt es einfach die Schalen zu. Der zwischen den Schalen vortretende Mantelteil ist so wenig reizbar,
dass man ihm Schmeckvermögen völlig absprechen kann. Es sind also nur die Teile, welche mit der
Aussenwelt besonders viel in Berührung kommen, an denen sich Schmeckvermögen nachweisen lässt.
Auffallend war mir die ganz schwache Wirkung von Rosmarinöl-Wasser und Kreosot-Wasser,
welche sonst so heftig feizen, und namentlich nicht hinter dem, Vanillin zurückzustehen pflegen. Ich
weiss mir diese Ausnahme von der Regel nicht zu deuten.
Saccharin ist, wie bei den meisten Seetiereh, und in schroffen! Gegensätze zu vielen Süsswasser-
tieren, wirkungslos, ebenso natürlich Zucker.
Bei L im a hia n s sind ganz vorzugsweise die Fäden am Mantelrande empfindlich, etwas
weniger der Fuss, noch weniger der freie Mantel. Auf Reizungen entflieht das Tier mit raschen
Schwimmbewegungen.
Gapsa fr a g ilis hat kurze Siphonen, so dass es nicht festzustellen ist, ob sie in ihrer ganzen
Länge oder nur an der Mündung reizbar sind.
Mya arenaria erhielt ich aus dem Watt hei der Insel Sylt. Der Sipho ist hier verhältnismässig
sehr lang. Im Gegensätze zu Psammobia ist die Aussenfläche des Sipho durch massige Reize
(Chinin) nicht erregbar. Hiermit stimmt die Thatsache, dass die Bekleidung des Sipho nicht wie dort
zart und glatt, sondern ziemlich derb und fest ist. Dagegen zeigt der f ra n s e n a r tig e T e n ta k e lb
e s a tz beider Siphoöffnungen hohe Empfindlichkeit. Gegen mechanischen Reiz ist der ganze Sipho
empfindlich, da dieser die Haut durchdringt. Der Sipho kann lange nicht so rasch eingezogen werden
wie bei Psammobia und Gapsa.
Der Mantel zwischen den Schalen ist wenig reizbar.
Von Interesse ist, was R. Dubois (74pg. 973) über Reizungen bei Pholas dactylus berichtet:
„Si l’on place verticalement, dans une éprouvette remplie d’eau de mer, une Pholade (Pholas
dactylus), elle ne tarde pas a allonger son siphon. L’orifice du conduit aspirateur s’ouvre bientôt par
l’épanouissement des tentacules, comme la corolle d’une fleur. Si à ce moment on laisse tomber par
l’grifice du siphon une goutte d’un liquide insipide pour le Mollusque, plus dense que l’eau de mer,
legerement colore pour suivre facilement sa marche et chargé d’une substance sapide déterminée (gentiane,
strychnine, acide citrique, essence de girofle etc.)., on voit d’abord les tentacules se replier vers le
centre de l’orifice du siphon, puis une première contraction lente, fibrillaire, se produire, suivie au
bout d’un temps variable d’une seconde contraction, celle-ci brusque, violente, ne ressemblant en rien
â la première..................... “
Diese Beobachtung kann ich durchaus bestätigen. Die gleiche Art der Reaktion bemerkte
ich bei Gapsa und Psammobia, sie ist auch übereinstimmend mit der Reaktion der Randfäden von
Garmarina hastata, des Mundrandes von Peroë, der Haut mancher Schnecken und Würmer u. s. f.
D u b o is fährt fort: „Si l’on cherche quel est le siège de la sensation gustative en déposant
directement des traces de substances sapides sur les différents points du corps de l’animal, on remarque
d’abord, contrairement à ce qu’on aurait pu supposer, que les grands palpes qui entourent la
bouche du Mollusque ne sont pas sensibles à ce genre d’excitant. Il en est de même pour les autres
points du corps, sauf pour la paroi externe et interne du manteau, y compris la membrane contractile
qui réunit en avant les deux valves. Les plaques et les cordons de Poli, organes de sécrétion, sont
très peu sensibles.“
Dubois beschreibt nun näher die Art der Reaktion des Sipho bei chemischer Reizung. Zuerst
bildet sich eine leichte oberflächliche Einsenkung, „résultat d’une contraction lente des segments
c o n tra c tile s du système a v e r tis s e u r .“ Die Einsenkung vergrössert sich, dann nach einer
nach der Reizstärke wechselnden Zeit erfolgt eine plötzliche heftige Zusammenziehung der Längsmuskulatur.
„C’est un phénomène indiquant nettement que les ganglions, d’où émanent les nerfs
qui vont aux grands muscles moteurs du siphon ont été avertis des mouvements périphériques
Bibliotlieca zoologica. Heft 18. 22