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D ie B e z i e h u n g e n zwi s c h e n e r s t e r un d zw e i t e r D e n t i t i o n s i n d a l s o
bei ' d e n C h i r o p t e r a von s o l o h e r Ar t , wie wi r si e s o n s t n i r g e n d s f i n d e n .
I h r e E r k l ä r u n g f i n d e t di e s e E r s c h e i n u n g i n d e r d u r c h a u s v e r s c h i e d e n a
r t i g e n F u n k t i o n d e r b e i d e n De n t i t i o n e n , denn di e s e b e d i n g t di e v o l l s
t ä n d i g e un d b e i s p i e l l o s e U n a b h ä n g i g k e i t d e r s e l b e n , wie s i e d u r c h die
oben a n g e f ü h r t e n Z a h n f o rme l n i l l u s t r i r t wi r d. Durch diese Unabhängigkeit der
beiden Dentitionen von.einander wird uns auch verständlich, wesshalb das Fehlen des P d 1 hei
Chiroptera nicht auf dieselbe Ursache wie bei ändern Säugethieren zurückgeführt werden kann. Ma r s u p i a l i a .
Geschichtlicher UeberblicJc.
Nachdem bereits früher von W aterhouse bei Hypsiprymnus, von Owen (II) bei Macropus und
von Gervais (II) bei Didelphys ein theilweiser Zahnwechsel nachgewiesen war, stellte F lower in einer
1867 erschienenen Arbeit (III) durch Untersuchung einer grüssern Anzahl Beutelthiere (ausser
den früher beschriebenen noch Thylaeinus, Perameles und Phalangista) fest, dass innerhalb dieser
Säugethierordnung der Zahnwechsel allgemein auf e in e n Zahn, den dritten Prämolaren, beschränkt
ist. Aus seinen Beobachtungen zieht F lower den Sehlussatz, dass hei den Beutelthieren
das gesammte persistirende Gebiss der zweiten Dentition der plaeentalen Säuger entspricht, während
nur e in Milehzahn vorhanden ist, wesshalb er das Milchgebiss als eine erst von den Säugethieren
.neu erworbene Dentition, als eine neue Zuthat auffasst. Diese Anschauung ist dann
später von T homas (I) weiter ausgearbeitet worden, welcher auch bei dem mesozoischen Inconoäm
serrula einen Zahnwechsel nur an der Stelle des letzten Prämolaren nachwies; ausserdem fand
T. bei Myrmecobius den letzten (3.) Prämolaren im Durchbruch begriffen, während die umstehenden
Zähne schon fertig waren, was T. veranlasst auch bei diesem Thiere einen Zahnwechsel anzunehmen.
Ich (VII). konnte die letzterwähnte Beobachtung von T homas bestätigen; dieser Befund
schien mir auch gegen die von W inge (I) aufgestellte Hypothese, dass die grössere Anzahl der
Backenzähne bei Myrmecobius durch das Stehenbleiben von Milchzähnen in der Reihe der permanenten
Zähne verursacht sei, zu sprechen.
Fernere Beiträge zur Kenntniss des Zahnwechsels der Beutelthiere lieferten T auber (IH),
welcher die überraschende Mittheilung machte, dass er bei einem Exemplare von Phalangista
mlpecuta einen verkalkten Vorgänger auch des vierten Backenzahnes gefunden häbe, und
T homas (TV), weloher einen rudimentären Vorgänger des dritten Prämolaren bei Phascolarctus
nach. wies.
M ik ro sk o p is c h ist die Zahnentwicklung bei einem Beutelthiere und zwar bei Macropus
zuerst von P odchet und Chabry untersucht worden, ohne dass diese Forscher Besonderheiten
nachweisen konnten. Erst K ükenthal’s (I, IV) Untersuchungen über die Gebissentwicklung von
Didelphys lenkten unsere Gesammtauffassung des Zahnsystemes der Beutelthiere in neue Bahnen.
Den lingualwärts vom „Halse des Schmelzorganes“ fast aller Zahnanlagen ausgehenden und mit
angeschwollenem Ende versehenen Epithelialstrang deutet K. als die in ganz typischer Weise
angelegten ersten Stadien des Schmelzkeimes von Ersatzzähnen, von welchen nur P 3 zur völligen
Entwicklung gelangt. Das persistirende Gebiss der Beutelthiere entspricht also mit dieser einen
Ausnahme der ersten Dentition, dem Milchgebiss, der plaeentalen Säuger.. Dieser neuen Auf