einen breiteren Pol aufweist, welcher den Augenstiel ventralwärts nur wenig überragt und einen
zugespitzten Pol, der dorsalwärts weit über den Augenstiel vorspringt (Tafel XX Fig. 3). Der
Vergleich mit einem Ei trifft wegen der verschiedenen Form der beiden Pole durchaus zu und
so sei nur noch hinzugefügt, dass der den Augenstiel überragende spitze Pol entweder direkt
nach oben oder schräg nach oben und vorne gewendet ist. Bei den von mir auf Schnitten untersuchten
Augen von Sergestes longirostris Kr., S. longispinus B a te , S. armatus Kr. und S. magni-
ficns Ch. (ich schnitt ausserdem noch einige Augen von Arten, die ich nicht zu-bestimmen vermochte)
bildet die Längsachse des facettirten Auges einen bald mehr, bald minder spitzen Winkel
mit der Längsachse des Augenstieles. Aus den Abbildungen von K ro y e r scheint indessen hervorzugehen,
dass auch Arten existiren, bei denen die beiden Längsachsen in stumpfem Winkel
zusamraenstossen (1859 Taf. I II Fig. 8 S. ancylops Kr.). -Bei spitzwinkligen Augen, wie ich kurz
diejenigen der ersten Kategorie nennen will, kann die Längsachse des Auges mit der Medianebene
dadurch in parallele Lage gebracht werden, dass der bewegliche Augenstiel nach unten
und hinten gesenkt wird, während er bei den stumpfwinkligen schräg nach vorn und oben gehoben
werden muss, um den gleichen Effekt zu erzielen.
Ein Längsschnitt durch das Sergestidenauge, wie ich ihn auf Taf. XX Fig. 3 von Sergestes
armatus zur Darstellung bringe, lehrt nun, dass die nach oben resp, schräg nach vorne
gerichtete Partie durch eine ungewöhnliche Verlängerung ihrer Facettenglieder ausgezeichnet
ist. Ganz allmählich gehen die verlängerten am spitzen Augenpol gelegenen dorsalen Glieder
in die kürzeren angrenzenden und namentlich in die stark verkürzten ventralen über. Die
Rhabdome bilden im Allgemeinen ein von Pigment umhülltes Oval, welches excentrisch der
Ventralfläche des Auges bedeutend näher liegt, als der Dorsalfläehe. Um die Grössenunterschiede
in der Ausbildung der Facettenglieder durch einige Zahlenangaben zu illustriren, so bemerke
ich, dass das in Fig. 3 dargestellte Auge von S. armatus (soweit die facettirte Region in Betracht
kommt) einen Längenindex von 0,83 mm bei einer Breite von 0,4 mm aufweist. Die
längsten dorsalen Facettenglieder messen 0,6 mm, die kürzesten ventralen 0,16 mm; die ersteren
sind also nahezu viermal so lang wie die letzteren. Noch auffälliger gestaltet sich das Ver-
hältniss, wenn man lediglich die Krystallkegel in Betracht zieht: die dorsalen Kegel sind siebenmal
so lang wie die ventralen!
Wie aus dem Gesagten hervorgeht, so liegen an dem Sergestidenauge insofern ähnliche
Umbildungen wie bei dem Sehizopodenauge vor, als es wiederum die nach oben resp. schräge
nach vom gewendete Partie des Auges ist, welche von einer auffälligen Verlängerung der
Facettenglieder betroffen wird. Es unterscheidet sich freilich wieder von dem Auge der pelagischen
Tiefsee-Schizopoden dadurch, dass eine Theilung in ein Front- und Seitenauge nicht zu
Stande kommt. Unmerklich geht die frontale Partie in die ventrale über, ohne dass eine Pigment-
.abgrenzung erfolgt und rudimentäre Facettenglieder sich einschalten.
Auch in dem Bau d e r e in z e ln e n F a c e t t e n g l i e d e r ergeben sich wesentliche Unterschiede
zwischen Schizopoden und Sergestiden.
Die C o r n e a f a c e tte n , welche an den verlängerten Facettengliedern 0,03 mm breit
werden, sind nach Aussen flach, nach Innen schwach convex vorgewölbt. Sie werden von je
zwei Hypodermiszellen abgeschieden, welche dachförmig zusammenneigen und durch die bekannten
Sichelkerne, (Fig. 4 nu. c.) charakterisirt sind.
Die vier K r y s t a l l z e l l e n neigen gegen die Comea kegelförmig zusammen und berühren
mit der Spitze des im Querschnitt-.,;öval gestalteten (Fig. 4 er.) und bei der Seitenansicht fein
gestreiften Kegels die Cornea (Fig. 5 er.). Auf diese eigentümliche Gestaltung des Distalabschnittes
der Krystallzellen hat namentlich P a r k e r bei Gonocladylus und bei verschiedenen
Dekapoden (1891 p. 105 und 110) aufmerksam gemacht. Wenn ich mich überhaupt bei historischen
Nachweisen auf das Nothwendigste beschränke, so geschieht das wesentlich mit Rücksicht
auf die genannte fleissige Publikation von P a r k e r , in welcher die allmähliche Entwicklung
unserer Kenntnisse von den Elementen der Facettenglieder übersichtlich geschildert wird (1891
p. 108—115). Die vier Kerne der Krystallzellen (nu. er.) sind oval gestaltet und liegen in einer
Ebene dicht nebeneinander (Fig. 6). Dass in diesem Verhalten der einzige wesentliche Unterschied
zwischen den Facettengliedern der Schizopoden und Dekapoden sich ausprägt, wurde oben
(p. 220) bereits betont.
Eigenthümlich für die Sergestiden ist nun der Umstand, dass die K r y s t a l lk e g e l (con.)
sich nicht schärf von dem Distalabschnitt der Krystallzellen abgrenzen lassen. Es macht fast
den Eindruck, als ob die Krystallzellen selbst in die Kegel aufgingen und so glaube ich wohl
den Verhältnissen am besten dadurch Rechnung zu tragen, dass ich den gesammten Abschnitt
unterhalb der vier Kerne als Krystallkegel in Anspruch nehme. Sie stossen in ihrer distalen
Hälfte dicht aneinander und platten sich gegenseitig nahezu quadratisch ab, während sie proximalwärts
bei rundlichem Querschnitt auseinanderweichen und schliesslich in lange stabförmige Ausläufer
enden, die sich bis zu dem Retinapigment verfolgen lassen (Fig. 3 con.). Der stabförmig
verjüngte Proximalabschnitt der Kegel ist an den ventralen Facettengliedern sehr kurz, auffällig
lang hingegen an den dorsalen. Auf Querschnitten (Fig. 7) tritt überall deutlich die
Zusammensetzung des Kegels aus vier Abschnitten hervor, welche nach dem Eintritt des proximalen
stabförmigen Abschnittes in das Retinapigment sich spalten und längs der Rhabdome als
feine Fäden sich verfolgen lassen. Ob sie bis zur Basalmembran reichen, vermag ich bei der
Feinheit des Objektes nicht anzugeben.
Am verjüngten Proximalabschnitt der Krystallkegel tritt ein Saum dicht gedrängter
und relativ kleiner runder Kerne (0,01 mm) auf, welche den R e tin u la z e lle n angehören. Bei
der Kleinheit der Elemente ist es schwer, genau die Zahl der zu einem Facettenglied gehörigen
Sehzellen zu bestimmen; ich glaube indessen durch Zählung der Zellkerne auf Querschnitten
versichern zu können, dass die iür Schizopoden und Dekapoden typische Siebenzahl auch für die
Sergestiden gilt. Unterhalb der Kerne sind die Zellen braunschwarz pigmentirt und zwar tritt
das Retinapigment besonders dicht in Gestalt eines relativ dünnen Saumes im Distaltheil der
Zellen auf. Auf Querschnitten durch diese Region constatirt man, dass die Pigmentkörnchen
sich im Umkreis der durchtretenden Krystallstäbe am dichtesten häufen, während sie längs der
Rhabdome entweder völlig fehlen oder doch nur sehr zerstreut Vorkommen.
Die stark lichtbrechenden und wegen der Zusammensetzung aus einzelnen Plättchen quergestreiften
R h a b d om e erreichen eine Länge von 0,08—0,14 mm bei einem Querschnitt von
0,004 mm. Die den seitlichen und ventralen Facettengliedern zugehörigen Rhabdome stehen sehr
locker und die sie umscheidenden Retinulazellen sind durch weite Zwischenräume von den benachbarten
Retinulen getrennt. In den dorsalen Gliedern drängen sie sich indessen eng aneinander.
Wie aus der hier gegebenen Schilderung hervorgeht, so unterscheidet sich das Auge der
Sergestiden in einer Hinsicht auffällig von jenen der Schizopoden: das I r i s p ig m e n t fe h lt
und d a fü r i s t c o n s ta n t d a s R e tin a p igm e n t a u s g e b ild e t. Es fragt sich nun aller