fläclie gefischten Weibchens die Länge zur Breite wie 6 : 5 , bei den in Fig. 4 abgebildeten wie
7 : 5. Da die zuerst erwähnte Greifhand die grösste ist, welche ich beobachtete, so füge ich
noch hinzu, dass sie 1,36 mm lang und 1 mm breit ist. Die gleichen Maasse betragen bei dem
in Fig. 4 dargestellten Carpus 1 resp. 0,7 mm.
Der Metacarpus (m. carp.) überragt bei der breiteren Greifhand um ein Geringes den
Vorderrand des Carpus, während er bei der schmäleren denselben gerade erreicht*
Die Carpalzähne gleichen so völlig jenen der männlichen Greifhand, dass sich auf Grund
ihrer Zahl und Anordnung keine wesentlichen Differenzen zwischen beiden Geschlechtern ergeben.
Der Vorderzahn (d. a.) der weiblichen Greifhand scheint allerdings an kräftiger Ausbildung
etwas hinter jenem der männlichen zurückzustehen. Wenn wir von dieser unbedeutenden Differenz
absehen, so liegt es nach den obigen Ausführungen auf der Hand, dass die secundären Geschlechtsunterschiede
an den Greifhänden des fünften Extremitätenpaares bei Phr. GolletH durchaus
nicht so sinnfällig sind wie bei Phr. sedentaria. Während bei grossen Weibchen der letzteren Art
der Vorderzahn zu ungewöhnlicher Länge sich auszieht und die gesammten auf den Mittelzahn
folgenden Zähne ihre Selbständigkeit aufgeben, so wahrt die weibliche Greifhand der Phr. Gol-
letti insofern primitivere Verhältnisse, als die Zähnchen selbständig bleiben und ihre relativen
Grössenverhältnisse (von vorn nach hinten an Länge abnehmend) beibehalten. Andererseits zeigt
doch auch die weibliche Greif hand von Phr. GoUetH insofern wieder eigenartige Umbildungen, als
Tibia und Carpus sich auffällig verbreitern.
b. Muskulatur.
Da die Anordnung der Muskulatur in den Extremitätenpaaren bisher noch nicht eingehend
geschildert wurde — nur Claus (1872, Taf. 27, Fig. 9 und 10) und S te b b in g (1888,
Taf. 159—163) haben die Extremitätenmuskeln einiger Brustfusspaare in ihren Abbildungen berücksichtigt
— so gestatte ich mir einige Bemerkungen über den Verlauf derselben in dem uns
speziell interessirenden fünften Fusspaare.
Die Coxalglieder der Brustfüsse sind bekanntlich bei Phronima mit, dem betreffenden
Segmente verschmolzen und nicht als selbständige Epimeraistücke ausgebildet, und so fehlen denn
auch die zu ihrer Bewegung dienenden Muskelpaare. Dagegen liegen in der R e g io n der genannten
Abschnitte je ein Paar fächerförmig ausstrahlender Muskeln, von denen das vordere bei der Con-
traktion eine Bewegung der Extremität nach hinten, das hintere eine Bewegung nach vorn vermittelt.
Es dürfte sich empfehlen, alle jene Muskeln, welche eine Bewegung der ganzen Extremität
oder einzelner Segmente nach vorne vermitteln, als Beugemuskeln (Flexoren) und die antagonistisch
wirkenden als Streckmuskeln (Extensoren) zu bezeichnen. Demgemäss mögen die in
Rede stehenden Muskeln, deren Fasern sich diagonal kreuzen können, als flexor und extensor fe-
moris benannt werden.
Im distalen Ende des langgestreckten Femur sind wiederum zwei Muskeln ausgebildet,
von denen der vordere als extensor genus (m. ext. gen.) am vorderen Proximalrand des Kniesegmentes
(genu) angreift, der hintere hingegen in eine lange Sehne ausläuft, welche, das Kniesegment
durchsetzend, an den proximalen Hinterrand der Tibia sich anheftet. Es spielt demnach
dieser langgezogene Muskel die Rolle eines flexor Hbiae (m. fl. tb.). Ihm wirkt als Antagonist ein
breiter, im Kniesegment entwickelter extensor Hbiae (m. ext. tb.) entgegen, In der Tibia tr itt ein
kräftiger extensor carpi (m. ext/carp.) auf, der bei Phr. sedentaria breit fächerförmig ausstrahlt,
bei Phr. GolletH — entsprechend der ungewöhnlich derben Gestaltung der Tibia — in mehrere
Bündel zerlegt ist.
Der breite Carpus wird von einem gewaltigen, von fast allen Beobachtern abgebildeten
Muskel erfüllt, welcher, in chitinisirte Sehnen auslaufend, an dem proximalen Vorderrand des
Metacarpus angreift. Da der letztere vermittelst eines Charniergelenkes, dessen Drehpunkt im
hinteren Drittel (Taf. VIII, Fig. 3 bei x) gelegen ist, auf dem Carpus artikulirt, so spielt der
in Rede stehende kräftige Muskel die Rolle eines flexor metacarpi. Er presst bei seiner Contrak-
tion den Metacarpus gegen den Unterrand des Carpus, während ein weit schwächerer, hinter
dem Drehpunkt an den proximalen Hinterrand sich ansetzender Muskel als extensor metacarpi antagonistisch
wirkt.
Endlich sei noch erwähnt, dass auch der Dactylus von zwei Muskeln bewegt wird
(Taf. VII, Fig. 4), deren einer als flexor dactyli (m. fl. dact.) bei Phr. GoUetH in mehrere getrennte
Partieen zerfällt, welche sich zu einer Chitinsehne vereinigen. Ihm wirkt ein schwächerer extensor
dactyli (m. ext. dact.) entgegen. Die Fasern beider Muskeln entspringen am Hinterrand
(Unterrand) des Metacarpus.
Die Muskeln der dem fünften Beinpaare vorausgehenden und nachfolgenden Brustfüsse
bieten in ihrem Verlaufe eine sinnfällige Parallele zu dem hier geschilderten Verhalten. Ich
verzichte indessen auf eine eingehendere Schilderung, da dieselbe nicht in den Rahmen dieser
Betrachtungen gehört, und bemerke nur, dass die Metacarpalglieder des ersten bis vierten Beinpaares
bei normaler Haltung nach hinten, diejenige des fünften bis siebenten Paares nach vorn
geschlagen werden (Taf. VH, Fig. 1, Taf. VIII, Fig. 2). Es liegt auf der Hand, dass die Wirkung
der einander entsprechenden Muskeln in den vorderen Extremitätengliedern jenen der hinteren
entgegengesetzt ist. So wirken die dem flexor metacarpi des fünften Paares entsprechenden
Muskeln der vier vorderen Beinpaare als extensores metacarpi.
Von Interesse dürfte es immerhin sein, noch einige Bemerkungen über den feineren Bau
der Extremitätenmuskeln hinzuzufügen. In erster Linie hebe ich hervor, dass die oben aufgezählten
Extensoren und Flexoren (mit Ausnahme der schwachen Beuger und Strecker des Dactylus)
aus je zwei Hälften bestehen, von denen die eine der Innenfläche, die andere der Aussen-
fläche des betreffenden Gliedes anliegt. Auf einem Querschnitt durch den Carpus der Greifhand
tr itt dieses Verhalten besonders deutlich an dem kräftigen flexor metacarpi hervor (Taf. VHI,
Fig. 6). Gleichzeitig lehrt der Querschnitt, dass jede Hälfte des genannten Muskels in vier
(auch äusserlich wahrnehmbare) Partieen (f1 . . . f 4) zerfällt. Die beiden Hälften stossen in der
Mitte des Gliedes zusammen und begrenzen am Vorder- und Hinterrand des Carpus je einen Blutsinus
(sin. ant., sin. post.). Nach den Angaben von P. May e r zu schliessen (1879, Taf. 1, Fig. 2),
strömt das Blut am Vorderrand nach abwärts, am Hinterrand nach aufwärts.
Bemerkenswerth ist nun das Verhalten der contraktilen Substanz in den einzelnen Muskelbündeln.
Wie die Abbildung lehrt, so werden die zahlreichen contraktilen Fibrillen (f.) von
einem auffällig breiten Mantel protoplasmatischer Rindenschicht umgeben (pr.). An den proximalen
Aussenflächen des Carpus heften sie sich an die Chitinwand an; hier fehlt die Rindenschichte,
welche indessen im Distalabschnitt des Carpus den von den Seitenwandungen abrückenden
Muskel allseitig umgibt. Rundliche oder ovale Kerne (nu.) von 0,01 mm Grösse trifft man
lediglich in der Rindenschichte, welche namentlich in der Mitte der Greif hand da, wo die beiden
Muskelhälften sich berühren, ungewöhnlich breit entwickelt ist. Je nachdem die Muskelhälften