dem C la u s das Männchen der von ihm entdeckten Phronimella elongata, mit seinen mächtig entwickelten
beiden Antennenpaaren aufgefunden hatte, war es sehr wahrscheinlich geworden, dass
auch bei der Gattung Phronima an Stelle der auf fällig rückgebildeten Antennen des Weibchens
lange Fühler bei dem Männchen auftreten möchten. Diese Vermuthung wurde denn auch bald
durch die Entdeckung der Pkronimidenmännchen bestätigt, deren beide Antennenpaare mit den
langen Greissein fast durchaus mit jenen der männlichen Phronimellen übereinstimmen.
Was nun zunächst das erste (obere) Antennenpaar anbelangt, so setzt sich die Antenne
bei dem Weibchen bekanntlich aus nur zwei Gliedern zusammen, von denen das unterste (proximale)
kurz bleibt, während das obere (distale) keulenförmig anschwellend mit einzelnen grossen
schlauchförmigen Spiirhaaren besetzt ist. Anders liegen, wie C la u s (1872) nach wies, die Verhältnisse
bei dem Männchen. An Stelle des unansehnlichen weiblichen Fühlfadens tr itt ein Ge-
bilde, welches durch seine Gliederung, durch seine Länge und überreichen Besatz mit Spürhaaren
imponirt. Ich finde bei völlig erwachsenen Männchen der Phronima sedentaria die erste Antenne
(Taf. VII, Fig. 7) aus drei basalen Gliedern, aus einem mächtig entwickelten kolbenförmigen und
mit Spürhaaren übersäten Mittelglied und aus sieben, eine schlanke Geissel bildenden Endgliedern
zusammengesetzt. Nach den übereinstimmenden Angaben von C la u s und B o v a lliu s (1889,
p. 381), welche ich an dem mir vorliegenden erwachsenen Exemplar bestätigt finde, zeigt die
männliche Antenne von Phr. Collctti fünf bis sechs Endglieder, während sie im übrigen durchaus
jener der Phr. sedentaria gleicht.
In der Deutung der Antennenglieder ergibt sich freilich insofern eine Meinungsverschiedenheit,
als C lau s das mit Spürhaaren besetzte kolbenförmige Mittelglied bei der weiblichen
Phronima als zweites, bei der männlichen als viertes Schaftglied in Anspruch nimmt, während
B o v a lliu s dasselbe als erstes Geisselglied — ohne freilich für seine Ansicht spezielle Gründe
anzuführen — betrachtet. Beide Forscher haben ihre Anschauungen consequent auch auf die
übrigen Phronimiden und auf die Platysceliden übertragen. (Claus 1887, p. 5—7, B o v a lliu s
1890, p. 24). Wenn ich im Gegensätze zu G e r s ta e c k e r (1883, p. 299), welcher sich C lau s
anschloss, der Auffassung von B o v a lliu s beipflichte, so gestatte ich mir, folgende Gründe hie-
für geltend zu machen.
In erster Linie betone ich, d a s s d ie N e b e n g e is s e in in a lle n F ä l l e n , wo sie
a u s g e b ild e t w e rd en , dem d r i t t e n b a s a le n G lie d e a u f s itz e n . Dieses Verhalten scheint
mir einen bündigen Beweis für die Richtigkeit der Anschauung, dass das kolbenförmige Glied
als erstes Geisselglied aufzufassen ist, abzugeben. Wollte man es als Schaftglied in Anspruch
nehmen, so wäre die Thatsache unverständlich, dass die Nebengeissel sich unterhalb desselben
anheftet. Abgesehen von den Gammariden und Synopiden treten solche Nebengeissein — wenn
auch in rudimentärer Form ^ bei einigen Hyperinen auf, welche gerade für die Beurtheilung
der Phronimidenantenne besonders lehrreich sind. B o v a lliu s bildet nämlich die Nebengeissel
von einigen Lanceoliden (1887, Lanceola Sayana und L. feMna, Taf. IV, Fig. 4, Taf. V, Fig. 15)
ab, deren kolbenförmiges mittleres Antennenglied nicht nur auffällig jenem der Phronimiden
ähnelt, sondern auch oberhalb der Nebengeissel dem dreigliedrigen Schafte aufsitzt.
Einen weiteren Beweis für die eben vorgetragene Auffassung erblicke ich in der Thatsache,
d a s s d ie z u r B ew eg u n g d e r A n te n n e d ie n e n d e n M u sk e ln s t e t s n u r in den
S c h a f tg lie d e rn , n iem a ls a b e r in den G e is s e lg lie d e rn z u r A u s b ild u n g g e lan g en .
Es ist dies ein Verhalten, welches zwar für einzelne Gruppen (so von P. M a y e r für die Caprel-
Men, von C la u s für die Phronimiden und Platysodiden) richtig dargestellt wurde, in seiner
allgemeinen ( p l ^ e i t r i ü r |p ä gesammten Malakostraken indessen B wie mir scheint — noch
nicht betont wurde. Für die Schizopoden werde ich noch Gelegenheit nehmen, den Mangel von
Muskeln in den Geisselgliedern betonet,- und |g | sei nur für den speziell uns interessirenden
Fall darauf .Mnfewiesen, dass? niemals in den kolbenförmig angeschwollenen Gliedern der Hyperinen
Muskeln auftreten, welche dieselbe zu Schaftgliedern stempeln. Wenn ich demnach in
Abrede stelle, dass den Hyperinen vier Schaftglieder zukommen., so glaube ich gleichzeitig auf
Grund dieser Deduktionen fü r d ie ge sam m ten M a la k o s tra k e n . d ie n o rm a le Z a h l d e r
S c h a f tg lie d g r an den V o rd e r -A n te n n e n a u f d r e i a n s e tz e n zu d ü rfen .
In einzelnen Fällen tr itt nun allerdings ;eine Reduktion; der Schaftglieder ein, und ein
besonders auffälliges Beispiel bieten uns gerade die weiblichen Phronimiden mit ihrem nur in der
Einzahl auftretenden Schaftgliede dar. Wie sich nun aus dem Vergleich mit der jugendlichen
ersten Antenne des MänncheÄmd aus dem Verlauf der dem Schaftglied eingelagerten Muskeln
ergibt, hö enthält dieses in nuce die drei Sehaftgkeder des ausgebüdeten Männchens. ^Dasselbe
Verhalten gilt auch andererseits für dasj^Mkolbenförmige Geisselglied des Weibchens, welches
wiederum dem entsprechenden Gliede des jugendlicher. Männchens homollj» ist.
Die jüngsten Stadien der männlichen Vorder Anlonren von /V,r. sedentaria, welche mir
Gesicht kamen (Taf. VII, Fig. | | | entsprechen genau deSbereits von Clau s (1872, Taf. 27,
Fig. 0) für 'Phr. GolkUi geschilderten Verhüten;. Die Antenne sitzt einem, zapfenförmigen Wulst
ä.er Stirnseite auf und besteh!» aus dem einzigen Schaftgliede (st.) und aus dem kolbenförmigen
Geissdghete (fl.). Das Sohaftglied ist mit Muskeln ausgestattet, während das Endglied solcher
entbehrt und dafür auf der dem Kopfe zugewendeten Fläche einen Schopf (feen .'sechs bis acht
schlauchförmigen Sinneshaaren trägt. Diese sitzen einem Ganglion auf, zu'dem der deutlich
¡sich abhebeude Antenflennerv verstreicht. Da die distale Partie der Siniieshaare späterhin auf
di||phmäehfdgen zweiten und dritten Geisselgliederj®.; stehen kommt, s | dürfte also das ver-
jör,.kte Ende des kolbenförmigen Gliedes als Bildungsheerd für die gesammten terminalen Geissel-
glieder anfzufassen sein.
Bei Männchen der Phr. sedentaria von S fmla Länge zerfällt der Schaft zunächst in zwei
und späterhin in drei Glieder, indem ^zuerst, das distale Glied selbständig wird und späterbin das
basale eine Zweitlicilnng erfährt. In die drei Schaftglieder sind (Taf. VII, Fig. 7 st. '■ "■IJI)
sieben Muskeln eingelagert, welche die Extension, Flexion und die seitlichen Bewegungen der
Antenne vermitteln. Zwei kräftige Muskeln inscrir&n, sich an dem Stirnzapfen und strahlen in
das erste Schaftgl: ed ein; die übrigen verstreichen vom ersten zum zweiten Schuf! gliede, während
nur einer vom ersten Glied weit in das dritte übergreift.
■ Da ich in dem einzigen Schaftgliede der weiblichen Vorder-Autenne ebenfalls 7 Muskeln
in ähnlicher Anordnung nachzuweisen vermag, so glaube ich geradeiftns diesem Verhalten schliessen
zu dürfen, dass das weibliche Schaftgljed in Mo den drei männliebsa homolog ist. Gleichzeitig
werden die distalen Geisselglieder angelegt., indem das Ende des kolbenförmigen Gliedes sich
peitsohenförmig vorzieht und allmählich in drei bis fünf und schliessHeh bei den grössten Exemplaren
von 12 mm Länge in sieben Glieder zerfällt (Taf. VII, Fig. 7, 2 ___8). Die einzelnen
Glieder nehmen succcssivc an Länge zu, während gleichzeitig ihr Querschnitt abnimmt. Sie bilden
einen peitschenförmigen Anhang, der sich frühzeitig bogenförmig gegen die Medianebene des
Körpers krümmt, so dass schliesslich die beiden Endgeisselii sieji. überschneiden (Taf. VII, Fig. 3).