Vergrösserung nebeneinander gestellt. Um die Geschmackskegel hervorzuheben, habe ich sie überall
dunkler gezeichnet^ als sie in Wirklichkeit sich darstellen.
Goleoptera (Fig. 71—81) Das Gaumenorgan der D y tis c id e n ist oben ausführlich abgehandelt
und in Fig. 71 gezeichnet (vergl. auch Fig. 12). Es ist das einzige, welches einen Schmeck-
zapfen (Fig. 13) besitzt. Das über die Einzelheiten im Bau der Kegel und Gruben dort Gesagte gilt
mehr oder weniger vollständig auch für die anderen Käfer.
Die Zahl der Schmeckorgane auf jeder G aum en h ä lfte ist (die Fühlhaare, die daneben
stehen, nicht mitgerechnet) etwa 95 bei D y tis c u s m a rg in a lis , 65 bei A c iliu s su lc a tu s , 25
bei Golymb etes und bei I ly b iu s .
Fig. 72 zeigt den Gaumen von Carabus au r atu s.
Fig. 75 Gicindela hybrida.
Fig. 73 S ta p h y lin u s ca e sa reu s; ebenso nur, im ganzen grösser, bei Ocypus olens.
Fig. 74 Greophilus m a x illo s u s ’) die Grubenkegel in verschiedenen Gruppen angeordnet
Fig. 77 S ilp h a atrata.
Beträchtlich grösser werden die Gruppen von Grubenkegeln bei blumenbesuchenden Käfern
(Fig. 78, 80.)
Fig. 78 S tra n g a lia guadrifa sc ia ta .
Fig. 80 Getonia aurata.
Fig. 81 M e lolontha vulgaris.
Fig. 79 6reo tru p e s s ilv a tic u s .
Fig. 76 L am ia textor.
Die kleinsten Gruppen von Geschmackskegeln, nämlich nur jederseits 2, fand ich bei einer
kleinen Wasserkäferlarve, deren Namen leider nicht bestimmt werden konnte.
jPseudoneuroptera und Neuroptera.
Fig. 82 A e schna cyanea.
Die Geschmackskegel sind hier sehr gut ausgebildet und gross, ihre Zahl wird noch durch
die unten zu erwähnenden an der Zunge vermehrt.
Fig. 83 A e sch n a la rv e (3*/2 cm lang).
Die Kegel sind unscheinbar und von verschiedener Grösse.
Auch bei dem schmetterlingsartigen Ascalaphus (Fig. 84) fand ich Grubenkegel in grösser Zahl.
Orthoptera.
Fig. 85 L o cu s ta v ir id is sim a .
Die zahlreichen gut entwickelten Kegel stehen in mehreren Gruppen und werden noch durch
die anderen Mundteile erheblich vermehrt.
0 Ich glaubte früher (216 pg. 33) die stärkere Entwicklung des Gaumenorganes bei C r e o p h i lu s gegenüber
demjenigen von S ta p h y l in u s mit der stärkeren Bewaffnung des ersteren (durch seine grossen Kiefer) in Beziehung
bringen zu können, indem ich vermutete, Oreophilus werde sich mehr als der schwächere Staphylinus vom Raube ernähren.
Wie Herr Professor Dr. F o r e l mir mitzuteilen die Güte hatte, ist dies nicht der Fall, sondern Oreophilus ist
in ausgeprägtem Masse ein Aasfresser. Meine frühere Angabe ist also in diesem Sinne zu berichtigen.
Iqh habe mich überhaupt überzeugt, dass es bis jetzt doch, wohl noch nicht möglich is t, .die Entwicklung der
Geschmacksorgane der Insekten mit ihrer Lebensweise in bestimmte Beziehung zu setzen, weil das Öaumenorgan nicht
das einzige Schmeckorgan ist, und die Geschmacksorgane an Kiefer und Unterlippe schwieriger zu erkennen und zu zählen
sind. Es ergeben sich bis jetzt mehr nur allgemeine Anhaltspunkte;
Fig. 86 A c r id ium caerulescens.
Die Oberlippe ist hier förmlich übersäet mit den Grubenkegeln. Um derartige undurchsichtige
Oberlippen gut untersuchen zu können, spaltete ich sie in ein dorsales und zentrales Blatt, und entfernte
das erstere samt allen Weichteilen. Man erhält dann ausgezeichnete Übersicht über die dem
Munde zugekehrten chitinösen Organe. An Zahl und Gruppierung der Organe ist G r y llo ta lp a
dem Acridium sehr ähnlich.
Bei P e r ip la n e ta o r ie n ta lis gelang es mir nicht, Kegel zu finden. An der Stelle, wo
sonst gewöhnlich die Hauptgruppe derselben zu finden ist, stehen nur Fühlborsten, ebenso bei Forfícula.
Hymenoptcra. Mit dem Gaumenorgane der Hyrnenopteren habeich mich weniger eingehend
beschäftigt; es existieren jedoch Angaben von L ub b o ck über die Zahl der Gruben bei den einzelnen
Familien (201 pg. 29) : »Die Chalcididen haben oft nur eine oder zwei solcher Gruben, die Evaneaden 7»
die Proctotrupiden 15, die Tenthrediniden 12—24, die gemeine Wespe 20, manche der grossen
tropischen Wespen 40. Bei der Honigbiene hat aber die Drohne 50, die Königin gegen 100 und die
Arbeiterin noch etwas mehr, ungefähr 110.“ — Die B ra co n id en besitzen eine nur geringe Zahl
von Schmeckgruben; Wolff führt die geringe Entwicklung des Organes bei ihnen als Beweis für
wenig entwickelten Geruch an! Ich glaube, man darf nicht einmal für Schlüsse über die Entwicklung
des Geschmacksinnes die vergleichende Zusammenstellung der Zahlen der Grubenkegel direkt verwenden
; es ist falsch, wenn man sagt, ein Insekt mit 50 Kegeln habe sicher feineren Geschmack als
eines mit 25 ebensolchen. Vielmehr kommt immer als wohl zu berücksichtigender Faktor das Grössenverhältnis
der Tiere in Betracht. Ich habe mehrfach Gelegenheit genommen, zu betonen, dass es eine
häufig zu beobachtende Thatsache ist, dass n ic h t die Grösse der Einzelsinnnesorgane, sonde rn
d eren Z ahl in bestimmtem Verhältnis mit der Gesamtgrösse des Insektes wechselt. Darum werden
wir annehmen dürfen, dass wenn ein kleines und ein grosses Insekt gleich fein entwickelten Geruchsoder
Geschmackssinn haben, die Zahl der diesem Sinne dienenden Endorgane beim letzteren, dem
grösseren Tiere, grösser sein wird.
Dieses Gesetz, wenn man es so nennen will, hat freilich manche Ausnahmen, die sich
übrigens vermindern dürften, wenn man den Entwicklungsgrad des Schmeckvermögens bei den einzelnen
Arten genauer kennte. Es würde sich dann heraussteilen, dass die scheinbar unmotiviert
grosse Zahl der Schmeckorgane bei gewissen Insekten ihre guten biologischen Grundlagen hat.
Die relativ kleine Zahl der Geschmackskegel am Gaumen z. B. der gemeinen Wespe ist mit
Rücksicht darauf aufzufassen, dass dieses Tier noch zahlreiche äussere Schmeckorgane besitzt, und auch die
Zungenbasis noch Geschmackskegel trägt, welche also gemeinsam dem Schmeckvermögen zu dienen hätten.
Bei D ip te ren und L epidopteren habe ich Gesclimackskegel am Gaumen nicht gefunden,
will aber deren Existenz nicht gerade bestreiten, da die Präparation jener kleinen Teile so schwierig
ist, dass sich eine kleine Stelle leicht der Untersuchung entziehen kann; Schnitte habe ich nicht am
gefertigt. Bei Schmetterlingen (Pieris brassicae) fand ich allerdings ein rundes Papillenfeld, aber die
leicht papillenförmig vortretenden Knöpfchen trugen nur Fühlhaare, keine Grubenkegel. Es ist sehr
leicht möglich, dass die bei den Dipteren und Lepidopteren beschriebenen „Geschmackspapillen“ und
„Geschmackshaare“ nur solche Fühlhaare sind, wie denn auch K rä p e lin die von früheren Autoren
als Geschmacksorgane beschriebenen Organe im Pharynx bei Dipteren lieber als Tastorgane betrachten
will, da sie ausgeschlossenen spitzen Haaren bestehen. K rä p e lin verlangt von einem Geschmacksorgan
durchbohrte Chitinhülle, und ich glaube, man darf von einem solchen verlangen, dass es die Gestalt
eines kurzen blassen Kegels habe, womöglich in einer Grube stehend. Höchst wahrscheinlich sind die
Bibliotheca zoologica. Heft 18. 17