Stückchen Kork ins Glas gelegt wurde, selbst dann nicht, wenn eine solche fühlerlose Fliege Honig
soeben gekostet hatte und nun auf der Suche nach demselben war. Leicht hätte ihr dann der Gesichtssinn
oder Tastsinn der Beine in dem Korkstückchen das vermisste gleich grosse Honigklümpchen
vortäuschen können.
Ich halte es durch F o r e l’s Versuche für vollständig erwiesen, dass d ie E n tfe rn u n g der
F ü h le r die F ä h ig k e it d e s R ie c h en s auf g rö ss e re E n tfe rn u n g aufhebt, um so mehr, da
ich mich überzeugt habe, wie wenig gerade bei Cattiphora das Gesamtbefinden und das Benehmen
durch diese Operation beinträchtigt wird. Ich halte es aber auch für sicher, dass die Fühleramputation
die Fähigkeit des Riechtastens nicht nimmt, und dass eine solche vorhanden ist und benützt wird.
Sehr verschieden von dem Benehmen fühlerloser Fliegen ist dasjenige geblendeter. Ich schnitt
einigen Schmeissfliegen mit scharfem Messer beide Facettenaugen ab. Die Folge war, dass die Fliegen
langsam und vorsichtig gingen und fast stets den Rüssel ausgestreckt hielten, damit den Boden betastend.
Im Wege befindlichen Honig fanden sie dabei natürlich leicht.
Uber die letzte uns noch übrig bleibende Ordnung der Insekten, die R h y n c h o te n , habe ich
schon oben berichtet, dass sie äussere Schmeckorgane an der Rüsselspitze besitzen und dieselben abgebildet.
Spinnen und Tausendfiisse.
Da ich mit diesen beiden Arthropodenklassen mich weniger eingehend beschäftigt habe, verzichte
ich auf Mitteilung meiner Versuche und will nur folgendes bemerken:
Den von mir untersuchten Spinnenarten (JEpeira, Meta, Tegenaria) glaube ich jegliches fe in e re
Riechvermögen absprechen zu dürfen, auch habe ich keine als Riechwerkzeuge zu deutenden Organe
gefunden. Den Geschmackssinn habe ich nicht geprüft, auch mutmassliche Geschmacksorgane
nicht gefunden.
Unter den Myriapoden besitzen die Chilognaten zweifellos, die Chilopoden wahrscheinlich ihr
Hauptriechorgan in den Fühlern. Bei ersteren sind Riechorgane die von L e y d ig (183) und S a z ep in
(275) beschriebenen Zapfen an den letzten Antennengliedern, Geschmacksorgane wahrscheinlich die
von vom R a th (253) beschriebenen Organe an der Unterlippe.
C r u s t a c e e n .
Die L a n d a sse ln .
(Oniscus murarius, Porcellio scaber, Armadillo vulgaris).
Diese drei Vertreter der auf dem Lande lebenden Iso p o d e n zeigten in allem, was sich an
ihnen beobachten liess, so grosse Übereinstimmung, dass sie hier gemeinsam besprochen werden können.
In der Litteratur finde ich keine Angaben über Äusserungen des Geruohs- und Geschmackssinnes
bei diesen Tieren, ebensowenig über die mutmasslichen Organe dieser Sinne.
Bei allen drei genannten Gattungen habe ich den Eindruck erhalten, dass das Riechvermögen
bei ihnen äusserst schwach entwickelt sein muss. Mehr als bei änderen an der Luft lebenden Arthropoden
(ausgenommen die Spinnen) wäre man bei diesen Asseln berechtigt, zu sagen, der Geruchssinn
fehle ihnen gänzlich. Auch spricht die Lebensweise dieser Tiere, soweit wir sie kennen, nicht eben für
feine Entwicklung des Riechvermögens. Ich weiss kein Beispiel für Bethätigung dieses Sinnes anzuführen.
Stoffe, welche die Asseln durch ihren Geruch anlocken, kenne ich nicht. Alle drei Arten
zeigten sich, obgleich sie im übrigen, anderen Reizen gegenüber, keineswegs stumpfsinnig sind, se lb st
g egen die s tä rk s te n R ie c h s to ffe u n em p fin d lic h ; und wie ich im allgemeinen Teile ausgeführt
habe, scheint mir das eigentliche Riechvermögen meistens mit der Empfindlichkeit gegen stark
riechende Stoffe annähernd parallel zu gehen.
Einen dem Tiere in den Weg gesetzten Tropfen Nelkenöl oder Benzol und dergl. umgeht
dasselbe nicht, sondern es gerät mit seinen fortwährend tastenden Fühlern (äusseren Antennen) meistens
blindlings in den Tropfen hinein und schreckt nun heftig zurück.
Dass nicht allgemeine Stumpfsinnigkeit die Ursache dieses Verhaltens ist, erkennt man an dem
Benehmen desselben Tieres gegen Temperaturreize. In dieser Hinsicht besteht sogar eine recht hochgradige
Empfindlichkeit: Einem Glasstabe, der so mässig erwärmt war, dass man ihn bequem anfassen
konnte, wichen die (unverletzten) Tiere in 1—2 cm Abstand schon aus, und vermieden sorgfältig jede
Berührung mit ihm. Waren dagegen die äusseren Antennen abgeschnitten, so wichen die so verstümmelten
Asseln dem warmen Gegenstände nicht aus, sondern stiessen mit dem Kopfe daran an,
wie es unverletzte Tiere bei Glasstäben von Lufttemperatur machen.
Gegen Geruchsreize verhielten sich die fühlerlosen Individuen, wie vorauszusehen, ganz wie
die unverletzen, d. h. sie wurden nicht in sichtbarer Weise beeinflusst.
An den Kiemenblättchen am Hinterende waren Riechreize ebenfalls wirkungslos, und die ab-
stossende Wirkung strahlender Wärme lange nicht so deutlich wie an den Fühlern. Es scheint somit
den Fühlern hier, wie auch bei manchen Insektenklassen, eine besondere Empfindlichkeit für Temperaturunterschiede
zuzukommen.
Ich habe versucht festzustellen, ob der lange dünne Zapfen auf dem Fühlerende, mit welchem
die Gegenstände direkt berührt und betastet werden, nicht auch etwa Geschmacksempfindungen übermitteln
könnte, erhielt jedoch ein negatives Resultat, was mich nach dem Nachweis der Unempfind