zähne angehört, sondern den Schmelzkeim des C darstellt. Die bleibenden Schneidezähne haben,
wie oben erwähnt, selbst beim acht Tage alten Thiere eben erst das kappenförmige Stadium
erreicht. Wiederum ist der in der Fig. 8 8 von B aume abgebildete Schmelzkeim, welcher nicht
völlig das kappenförmige Stadium erreicht hat, jedenfalls kein C, wie B aume glaubt, sondern
höchst wahrscheinlich ein Ersatzschneidezahn. Was B aume den ältern Forschern vorgeworfen,
ist ihm selbst passirt: er hat sich falsch orientirt, und man könnte versucht sein, dies dadurch
zu erklären, dass er keine vollständigen Schnittserien untersucht hat, falls er nicht ausdrücklich
das Gegentheil erklärt hätte.
Wir haben diesen Punkt etwas eingehender behandelt, weil derselbe mit B aume’s Ansichten,
welche er in dem Kapitel über den „Scheindiphyodontismus der Säugethiere“ mittheilt,
auf das Innigste zusammenhängt. B aume gelangt nämlich zu einem Resultat, das er folgender-
massen formulirt (pag. 240): „W ir f a n d e n , d a s s g e r a d e d i e j e n ig e n Z ä h n e f r ü h e r
a n g e l e g t , f e r t i g g e b i l d e t w e rd e n u n d d u r c h b r e c h e n , w e lc h e e in e g e r i n g e r e
E n tw i c k lu n g s s t u f e e r r e ic h e n , d. h. d ie A n l a g e u n d A u s b ild u n g e r f o l g t um
so f r ü h e r , je r u d im e n t ä r e r d e r Z a h n w i r d “. Wenn wir auch erst im Schlusskapitel
diese Auffassung und die wesentlich auf derselben beruhende Verwerfung der Annahme von zwei
Dentitionen bei den Säugern zu betrachten haben werden, so mag doch schon hier darauf aufmerksam
gemacht werden, dass, wie sowohl aus den obigen Beobachtungen als aus zahlreichen
ändern mit voller Evidenz hervorgeht, die B.’sche Auffassung der thatsächlichen Begründung
entbehrt. Denn wie wir gesehen haben, entwickelt sich der Behauptung B aume’s entgegen bei der
Katze der Eckzahn früher als die schwächeren Schneidezähne und ebenfalls früher als die schwächeren
oder etwa gleich starken Prämolaren.
Bei Stadium A und B finden wir auf Frontalschnitten, dass neben Pd 3 das tiefe Ende
der Schmelzleiste gespalten ist: der eine, labiale Schenkel steht beim Embryo (A) noch in Verbindung
mit dem Schmelzkeim des Pd 3, während er beim neugeborenen Thiere denselben nicht
mehr erreicht (Fig. 62 a); der lingualwärts gelegene Schenkel bildet die directe und stark angeschwollene
Fortsetzung der Schmelzleiste (Sl’).
Weiter nach- hinten schwindet bei den Stadien A und B der Verbindungsstrang, resp.
das Rudiment desselben gänzlich, und die Schmelzleiste, welche bei B der Contour der lingualen
Schleimhautoberfläche parallel verläuft, erhält bei beiden ein kolbenförmig verdicktes Ende,
welches tiefer liegt als auf den vorhergehenden Schnitten, indem die Schmelzleiste ventral von
dem Punkte, wo der Verbindungsstrang, resp. dessen Rudiment ausging, sich verlängert hat
(Fig. 63). Dass diese Anschwellung in der That die knospenförmige Anlage des P 3 ist, geht
aus der Untersuchung des Stad. C hervor, wo besagter knospenförmige Schmelzkeim sich zum
kappenförmigen des P 3, welcher dieselbe Lage zum Pd 3 einnimmt wie die knospenförmige
Anschwellung auf den jüngeren Stadien, entwickelt hat. Hier ist überall jede Spur eines Verbindungsstranges
verschwunden (Fig. 64).
Hinter P 3 ist die Schmelzleiste durch Knochenwucherung unterdrückt. Bei A sind hier
noch Reste der Schmelzleiste vorhanden, und zwar in Form von „Epithelialperlen“ ; bei den
beiden ältern sind auch diese verschwunden.
Bei Verfolgung der Schnittserie tritt, in dem Maasse als die Bildung des Knochengewebes
aufhört, neben dem vordem Theile von Pd 4 die Schmelzleiste wieder auf. Das Verhalten der
letztem sowie der Anlage des P 4 lingualwärts von Pd 4 gestaltet sich im wesentlichen wie
beim vorigen Zahne. Beim Stad. B ist der oberflächliche Theil der Schmelzleiste sowohl vor als
hinter dem den knospenförmigen Schmelzkeim des P 4 tragenden Theil mit Seitensprossen versehen;
auf dem embryonalen Stadium (A) ist diese Sprossenbildung hinter, aber nicht vor dem
Schmelzkeim vorhanden.
Am hintern Ende des Pd 4 ist die Schmelzleiste viel kürzer und verdickt; am tiefen
Ende entsteht eine knospenförmige Anschwellung, noch schwach bei Stad. A und B, dagegen
stärker und deutlich abgesetzt bei C (Fig. 67, 68). Die labialwärts von der Schmelzleiste ausgehenden
Stränge sind- bei Stad. B und C mit dem Schmelzkeim des M1 verbunden, an welchem
bei diesen Individuen schon Hartgebilde entwickelt sind. Beim neugebornen Thiere erhält sich das
tiefe Ende der Schmelzleiste neben dem Anfangstheile des M1 (Fig. 69) ganz wie neben den
Milchzähnen. Dass bei Stad. B und C der oberflächliche, über den Schmelzkeim hinausragende
Theil der Schmelzleiste verschwunden ist, beruht lediglich darauf, dass auf dieser Entwicklungsstufe
die Zahnanlage auch dorsal- (mund-)wärts von Knochen umschlossen ist, wodurch die
Schmelzleiste zerstört worden ist; beim Embryo (A) ist der oberflächliche Theil der Schmelzleiste
auch bei Ml erhalten.
Die Bildung der s. g. Epithelnester stellt sich in sehr instructiver Weise dar. Wie die
Figuren 65 a—c und 66 a, b zeigen, welche auf einander folgende Schnitte von zwei verschiedenen
Stellen wiedergeben, sind die „Epithelnester“ h i e r zum T h e i l nichts anderes als vom
tiefen Mundhöhlenepithel s e c u n d ä r abgeschnürte Partien, welche keine unmittelbare Beziehungen
zur Schmelzleiste haben.
Als bemerkenswerthe Unterschiede im Entwicklungsmodus der Zähne bei der Katze und
bei Erinaceus führe ich nach den obigen Untersuchungen hier an:
1) Bei der Geburt sind sowohl Milch- als Ersatzzähne bei der Katze weiter entwickelt
als beim Igel.
2). Theils aus diesem G-runde, theils weil die Verknöcherung des Unterkiefers bei der
neugebornen Katze weiter vorgeschritten ist als beim Igel, ist die Schmelzleiste bei der Geburt
viel mehr reduzirt bei jener als beim letztem.
3) Während beim Igel M1 von allen Zähnen des Unterkiefers bei der Geburt am weitesten
entwickelt ist, ist er dagegen bei der Katze von allen Zähnen der ersten Dentition am wenigsten
ausgebildet.