von O rtm a n n keines Männchens Erwähnung gethan. Ich habe daher mein Augenmerk besonders
auf die sekundären Geschlechtscharaktere gerichtet und bin in der glücklichen Lage, über dieselben
einige genauere Angaben machen zu können. Um das einzige Exemplar zu schonen, vermied
ich eine weiter greifende Zergliederung, zumal wir ja gerade von der nahe stehenden
N. megalops eine eingehende Darstellung der Extremitäten durch G. 0. S a r s (1885, p. 127 — 131,
Taf. 23 und 24) besitzen.
Das mir vorliegende Exemplar misst von der Spitze des Rostrums bis zum Schwanzende
12 mm. Würde man die Antennen und das völlig gestreckte zweite Eusspaar mit einrechnen,
so ergäbe sich eine Gesammtlänge von 23 mm, die ziemlich genau mit den von G. 0. S a r s
angegebenen Dimensionen der grössten Exemplare von N. megalops übereinstimmt.
Der Céphalothorax ist ziemlich gestreckt, insofern er nahezu ein Drittel der Gesammtlänge
erreicht. Er ist nicht so deutlich gekielt, wie bei N megalops und läuft in ein relativ
kurzes, scharf zugespitztes und sanft aufwärts gebogenes Rostrum aus. Hierdurch unterscheidet
sich N. mantis auffällig von der oben erwähnten Art, deren Rostrum die Augen überragt und
an der Spitze hakenförmig nach abwärts gekrümmt ist.
Die fünf ersten Abdominalsegmente sind ungefähr von gleicher Länge, nehmen jedoch an
Höhe und Breite continuirlich nach hinten ab. Ungemein kräftig ist das sechste Segment entwickelt,
insofern es gerade so lang ist, wie das vierte und fünfte zusammen genommen. Es
besitzt einen deutlichen Präanaldorn, welcher eines sekundären Zähnchens entbehrt.
Die Angen sind von relativ enormer Grösse (0,9 mm), rothbraun pigmentirt und setzen
sich aus einem im Vergleich mit den Stglocheiron-Arten ungemein breiten Frontauge und ansehnlichem
Seitenauge zusammen. Die Grenze zwischen Erontauge und der ganglionären Partie
markirt sich bei seitlicher Ansicht durch einen Ringwall.
Die e r s t e n A n te n n e n (Fig. 1 und 2) bestehen aus einem stämmigen dreigliedrigen
Schafte, dessen erstes Glied fast so lang ist wie die beiden nachfolgenden zusammengenommen.
Es läuft distalwärts in einen kurzen Seitenzahn aus und ist mit langen fiederästigen Spürhaaren
und dem Distalrande aufsitzenden Sinnesborsten ausgestattet. Dem zweiten Gliede sitzen fünf,
dem dritten zwei lange Fiederborsten am Distalabschnitt auf, neben denen noch einfache Sinnesborsten
auftreten.
Die beiden Flagella sind von auffälliger Länge, insofern sie doppelt so lang wie der
Schaft werden. Sie unterscheiden sich demnach wesentlich von den kurzen Flagella aller bisher
bekannt gewordenen Arten von Nematoscelis, welche speziell auch bei N. megalops nach der Angabe
von G. 0. S a r s (1885, p. 128) nur halb so lang wie der Schaft sind. Ich glaube nicht,
dass die Länge der Geissein hei meinem männlichen Exemplare auf einem sekundären Geschlechtscharakter
beruht, da weder bei der nahe stehenden Gattung Thysanoëssa, noch auch bei Euphausia
wesentliche Längendifferenzen zwischen den Geissein von Männchen und Weibchen Vorkommen.
Sie setzen sich aus zahlreichen Ringeln zusammen, auf denen feine Sinnesborsten stehen. Das
untere Flagellum ist an seiner Basis kolbig aufgetrieben und mit zahlreichen Sinnesschläuchen
ansgestattet, welche von einem langgestreckten Ganglion (Fig. 2 ga.), das noch bis in das zweite
Schaftglied übergreift, mit Achsenfäden versorgt werden. Die kurze und stämmige Form des
Schaftes, die ansehnliche Entwicklung des Ganglions und die zahlreichen basalen Sinnesschläuche
des untereren Flagellums sind sekundäre Geschlechtscharaktere, welche ja ganz allgemein den
Euphausiden zukommen.
Auch an den zw e ite n A n te n n e n treten auffällige Unterschiede von N. megalops hervor,
die namentlich die zweiten und dritten Schaftglieder betreffen. Der Schaft von N. megalops
(wie auch der bisher bekannt gewordenen Arten) ist um ein Drittel kürzer als die Schuppe,
während er bei N. manüs durch die Verlängerung der zweiten und dritten Schaftglieder gerade
so lang wie die Schuppe wird. Die letztere ist ziemlich breit, gerade gestreckt und an dem mit
einem sehr kurzen Zahn ausgestatteten Distalrand abgestutzt.
Das Flagellum ist wiederum nahezu doppelt so lang als der Schaft, während es bei den
übrigen Arten der Gattung entweder kürzer als der Schaft ist (N. megalops) oder ihm gerade
gleich kommt. Es besteht aus zahlreichen Ringeln, deren letztem, ähnlich wie an den Geissel-
ästen der ersten Antenne, eine Fiederborste aufsitzt.
Was die T h o r a k a lf u s s p a a r e anbelangt, so lassen sie mit Ausnahme des zweiten
Paares keine auffälligen Unterschiede von N. megalops erkennen. Die Endopoditen und Exopoditen
der hinteren Paare nehmen successive an Grösse ab; diejenigen des achten Paares sind rudimentär.
Der Endopodit des zweiten Fusspaares ist zu einem mächtigen Raubfuss umgebildet,
welcher dem Körper an Länge gerade gleich kommt. Er trägt an seinem Basalglied ein Leuchtorgan
und das erste, noch relativ kleine Kiemenbüsehel. Sein Kniesegment ist ungemein stämmig
ausgebildet und an dem Distalende kolbig aufgetrieben. Die schlanke Tibia ist unter allen
Gliedern das längste und überragt weit den Schaft beider Antennen. An ihrem distalen Char-
niergelenk artikulirt der Carpus, welcher ebenso wie der etwas längere Metacarpus ein zartes
und gebrechliches Glied darstellt. Der Daktylus ist zu der mit sieben Stiletten ausgestatteten
„Hand“ umgebildet und unterscheidet sich wesentlich von jenem der N. megalops (Fig. 3 dact.).
Während er nämlich bei der letzteren Art kaum länger als breit ist und nur sechs Stilette trägt,
zu denen sich noch zwei dem Metacarpus aufsitzende gesellen, so verhält sich bei N. mantis seine
Breite zur Länge wie 1 : 4. Aehnelt er also schon in dieser Hinsicht dem Daktylus der übrigen
Nematoscelis-Arten (speziell demjenigen von N. rostratd), so schliesst er sich den letzteren auch
insofern an, als sämmtliche Stilette an ihm und keine an dem Metacarpus (mcarp.) befestigt sind.
Die Siebenzahl der Stilette von N. mantis wird nur von N. megalops mit acht Stiletten überboten,
während N. microps G. 0. S a r s und N. Sarsii Chnn deren sechs, N. rostrata G. 0. S a r s fünf
und N. tenella G. 0. S a r s nur vier aufweisen. Zwei Stilette sitzen dem Distalrande des Daktylus
auf, von denen das äussere zugleich auch das längste, das innere das drittlängste repräsentirt.
Von den übrigen fünf Stiletten inserirt sich das zweitlängste am Innenrande des Daktylus,
während vier in verschiedener Höhe den Seitenflächen aufsitzen. In der Figur 3 habe ich die
7 Stilette ihrer Länge entsprechend mit fortlaufenden römischen Ziffern und in Figur 4 nach
der Insertionshöhe (mit den proximalen beginnend) mit arabischen Ziffern bezeichnet. Die
grösseren Stilette sind, wie dies bereits G. 0. S a r s bemerkte, distalwärts mit spiral verlaufenden
und unterbrochenen Riefen versehen (Fig. 6), welche am Ende wie Zahnleisten vorspringen (Fig. 5).
Durch diese Einrichtung wird offenbar ein Ausgleiten der mit dem Raubfusse angespiessten
Beuet verhütet.
Die K iem e n b ü s c h e l sind ähnlich entfaltet, wie bei N. megalops und zeichnen sich
durch die Feinheit der einzelnen Schläuche aus. Das erste, dem Raubfuss ansitzende Büschel ist
sehr klein, während die nachfolgenden in einer aus Figur L ersichtlichen Weise die Zahl ihrer
Schläuche successive vermehren. Das letzte Büschel ist weitaus am ansehnlichsten entfaltet;
sein Aussenast treibt fünf Seitenzweige.