mehr oder minder deutlich in vier Partieen gesondert sind, hebt sich die Rindenschicht um jede
einzelne Partie entweder selbständig von der anliegenden ab oder fliesst sie in die letztere über.
Unter den Arthropoden ist mir kein Fall bekannt, wo es zur Ausbildung einer relativ
ähnlich mächtigen protoplasmatischen Rindenschicht um ein centrales Fibrillenbündel kommt.
An den schwächeren Muskeln des fünften Phronimidenbeines überwiegen durchaus die contraktilen
Fibrillen, und die kernhaltige Rindenschicht tr itt nur als ein dünner Mantel auf.. Es ist
schwer zu sagen, weshalb die Kraftleistung des Muskels — in dem vorliegenden Falle handelt
es sich um den kräftigsten Muskel der Phronimidenextremitäten — einer mehr oder minder ansehnlichen
Entwicklung der Rindenschicht parallel läuft. Hierüber, wie auch üher die Art der
Lmervirung müssen eingehendere Untersuchungen an diesem sicher recht lehrreichen Objekt Auf-.
klärung schaffen. Jedenfalls liegen die Verhältnisse auf Querschnitten durch den Carpus der
alten Weibchen von Phr. sedentaria wesentlich anders, denn bei den Jugendformen und den mehr
jugendliche Charaktere wahrenden Männchen. Die Rindenschichte ist nur als dünner Mantel um
die mächtige Fibrillenmasse entwickelt, und die letztere sondert sich in zahlreiche Felder, zwischen
welche die Rindenschichte mit ihren Kernen vordringt. Die centralen Kerne sind allerdings
kleiner als die peripheren, aber wenn auch manche derselben dem Bindegewebe angehören
mögen, so lassen sich doch zahlreiche Uebergänge in Grösse und Struktur zwischen peripheren
und centralen Kernen nachweisen.
c. Nerv und Carpaldrüsm.
Ueber den Verlauf des Nerven in dem fünften Beinpaar liegen genauere Nachrichten bis
jetzt nicht vor. C la u s (1879, p. 44) hebt richtig hervor, dass er aus dem dritten der auf das
untere Schlundganglion folgenden Brustganglienpaare entspringt. Dieses liegt im fünften Brustsegment
und entsendet beiderseits die langen und schräg nach aufwärts laufenden Nerven für
das fünfte Fusspaar (Taf. VII, Fig. 3 n5). Ueber den weiteren Verlauf berichtet M a y e r (1879,
p. 45): „Den direkt aus dem bestreffenden Brustganglion abgehenden Nerven sieht map auf der
Streckseite des Beines in dasselbe eintreten, nach kurzem Verlauf zur Scheidewand gelangen und
sie im Basalgliede nicht mehr verlassen. In welcher Weise er sich aber mit der Drüse in Verbindung
setzt, kann ich nicht sagen.“
Ich ergänze diese Darstellung durch die Schilderung seines Verhaltens in dem fünften
Beinpaare einer männlichen Phr. sedentaria, welches mit wünschenswerther Klarheit den Nervenverlauf
durch alle Beinsegmente verfolgen liess (Taf. VII, Fig. 4). Nicht in allen Präparaten
ist es mir gelungen, ihn so scharf wahrzunehmen, doch konnte ich auch bei dem grossen Männchen
der Phr. Gölletti ziemlich deutlich ihn beobachten und durchaus dieselben Verhältnisse wie
bei der erstgenannten Art nachweisen.
In dem Femur verläuft der fein fibrillär gestreifte Nerv (Fig. 4 n.) längs der Scheidewand
, welche die beiden Bluträume trennt, um schliesslich im distalen Viertel des genannten
Segmentes ein kleines, langgezogenes Ganglion mit zwei bis drei Kernen zu bilden. Dieses liegt
zwischen den Streck- und Beugemuskeln und gibt nach vorne zwei, nach hinten eine Faser ab.
Der Nerv verlässt nun die Scheidewand, indem er hinter derselben das Kniesegment (genü) durchsetzt
und in dem Anfangstheil der Tibia wiederum zu einem Ganglion anschwillt, von welchem
zwei Aeste zu dem extensor carpi abgehen. Er verstreicht weiterhin schräg durch die Tibia und
tr itt am Hinterrand des Carpus in denselben ein, um zwischen dem mächtigen flexor metacarpi
gerade gestreckt und schräg nach hinten gerichtet dem extensor metacarpi zuzustreben. Soweit er
zwischen den beiden Hälften des flexor metacarpi verläuft, ist er schwer wahrzunehmen, und
ich vermag daher nicht anzugeben, ob er hier Seitenäste zu dem genannten Muskel entsendet.
Scharf ist dagegen die Endpartie am extensor metacarpi wahrzunehmen. Der Nerv schwillt hier
zu zwei Terminalganglien an, von denen sowohl das obere wie das untere je zwei Aeste zum
extensor entsenden. Die beiden Ganglien sind bei Phr. Gölletti genähert (Taf. VIII, Fig. 4 ga.)
und weisen etwa vier bis fünf Kerne auf. Das untere Ganglion entsendet einen Ast zu dem
Septum (sept.) des Metacarpus, in welchem er, dem Auge bald entschwindend, verstreicht.
Ich vermochte keine Nervenfasern wahrzunehmen, welche zu den charakteristischen
D rü s e n g ru p p e n des C a rp u s verlaufen. Da die Drüsen neuerdings von M a y e r (1879, p. 44)
und C la u s (1879, p. 17), welch’ letzterer zuerst auf sie aufmerksam geworden war (1872, p. 335)
eingehend geschildert wurden, so vermag ich nur wenig ihren Darstellungen hinzuzufügen. Beide
Beobachter haben erkannt, dass jede Drüsengruppe (Taf. VII, Fig. 4, Taf. VIII, Fig. 3—5 gl.)
aus drei Zellen: zwei grossen mit einem zierlichen System von Drüsenkanälchen ausgestatteten
und einer kleineren Centralzelle sich zusammensetzt. Die Drüsengruppen liegen im distalen Abschnitt
des Carpus und nehmen von dem Vorderrande desselben nach hinten continuirlich an
Grösse ab. Auf Querschnitten durch den Carpus ergibt es sich, dass die Drüsenzellen den Raum
zwischen den Chitinwänden fast völlig ausfüllen und dabei durch kernhaltige Scheidewände gegen
den Blutsinus abgegrenzt werden. Sie verlaufen in sichelförmig geschwungenem Bogen vom
Vorderrande des Carpus bis zur Insertion des kräftigen flexor metacarpi und setzen sich aus
einer schwankenden Zahl von Gruppen zusammen. Als normales Verhalten für die jüngeren
Exemplare dürfte folgendes, bereits von C lau s hervorgehobenes gelten. Zwei grosse Gruppen,
von denen die eine der Innenwand, die andere der Aussen wand des vorderen Carpaiabschnittes
anliegt, entsenden zwei Ausfuhrgänge, welche in den Vorderzahn einmünden, während zwei nachfolgende
Gruppen nur je einen Ausfuhrgang zum Mittel- resp. Hinterzahn abgeben (Taf. VIII, Fig. 3).
Dieses Verhalten trifft für die Mehrzahl der von mir untersuchten Fälle zu, wobei auch gelegentlich
zu bemerken ist, dass die hinteren Drüsengruppen sich vergrössern und nahezu den vorderen
gleichkommen (Taf. VIII, Fig. 4). Zu diesen vier (aus je drei Zellen bestehenden) Gruppen
können nun am Hinterrand der ganzen Anlage neue Gruppen sich gesellen. So finde ich in dem
auf Taf. VIII, Fig. 5 dargestellten Carpus des grössten Weibchens von Phr. Gölletti im ganzen
sechs Gruppen, von denen die hinteren und kleinsten ihre Ausfuhrgänge in die auf den Hinterzahn
folgenden kleinsten Zähnchen entsenden. Es ähnelt also dies Verhalten dem von C la u s für den
Carpus einer männlichen Phr. GolletH beschriebenen Anordnung. Niemals sind mir indessen Fälle
zu Gesicht gekommen, wie sie M a y e r (1879, Taf. I, Fig. 2) für junge Exemplare der Phr. sedentaria
beschreibt: überzählige Drüsengruppen nämlich, welche nicht auf Carpalzähnen, sondern
zwischen Vorder- und Mittelzahn ausmünden.
M a y e r hat zuerst das reizvolle System ramificirter Drüsengänge beschrieben, welches
in den beiden grösseren Zellen einer Gruppe gelegen ist. Wenn er dieses Röhrensystem auf
wandungslose Aushöhlungen des Plasmas zurückführt (1879, p. 43), so muss ich durchaus Claus
beistimmen, der den Sammelröhrchen eine chitinige Cuticularwand zuschreibt. Sie tritt an con-
servirten und in Schnitte zerlegten Drüsengruppen so scharf entgegen, dass an ihrem constanten
Vorkommen nicht zu zweifeln ist. Die Sammelröhrchen strahlen entweder gerade gestreckt oder
in langem Bogen radiär in die Zelle aus und sind mit dichotom sich gabelnden Seitenästchen