dem Individuum ein Wahrnekmen der von ihm selbst ausgehenden Phosphorescenz nicht gestatten.
Was speziell die Euphausien anbelangt, so ist nicht abzusehen-, wie die paarigen Leuchtorgane
am vorletzten Thorakalfusspaar Lichtblitze entsenden, welche von den Facettenaugen des Trägers
percipirt werden. Diese Blendlaternen kehren den Reflektor mit seinem Pigmentbelag nach vorne,
die Mündung hingegen schräg nach hinten und aussen: ein Wahrnehmen der von diesen (zudem
etwas grösseren) Organen erzeugten Lichtblitze ist dem betreffenden Individuum nicht ermöglicht.
Man könnte nun freilich einwenden, dass das, was als ein Vortheil erscheint, dem Thiere
auch zum Schaden gereichen kann, insofern es durch seine Phosphorescenz auch die Aufmerksamkeit
der Verfolger erregt. Der Nutzen wird hier wohl den Schaden überwiegen und dies zu ergründen
dürfte ein lohnendes Feld für biologische Untersuchungen abgeben.
II. Die Facettenaugen.
1. D i e F a c e t t e n a u g e n d e r S c h i z o p o d e n .
a. Morphologie des Auges.
Die Grundform des Facettenauges wird durch ein Kugelauge repräsentirt, dessen „Facettenglieder“
(wie wir mit einem von E x n e r eingeführten Ausdruck die Einzelfacetten benennen
wollen) von einem idealen Mittelpunkt radiär ausstrahlen. leb illustrire dieses Verhalten durch
die Abbildungen Fig. 1 und 2 auf Taf. XVII, welche Längs- und Horizontalschnitte *) durch das
Kugelauge der Euphciusia pellucida darstellen. Der Durchmesser der facettirten Partie des Stielauges
beträgt bei grossen Exemplaren der Euph. pellucida 0,8 mm. In seiner äusseren Form und
in der Anordnung der Facetten gleicht überhaupt das Auge der Gattung Euphausia demjenigen
der Flachwasser-Mysideen, wie es bereits Grenacher (1879 Taf. 10 Fig. 110) in einer trefflichen
Abbildung von Mysis darstellte.
Nicht unbeträchtlich weichen die Augen der Gattungen Thysanoessa und Nematoscelis
(Taf. XII Fig. 1) von der gewöhnlichen Kugelform ab. Wie schon die Abbildungen von G. 0.
S a r s (1885) im Challenger-Werke erkennen lassen, so theilt eine ringförmige Einschnürung das
Auge in einen kleineren oberen und in einen umfänglicheren unteren Abschnitt. Das Auge erlangt
also eine ungefähre Aehnlichkeit mit demjenigen einiger Libellen (Gordulegaster u. a.). Der
obere Abschnitt des Facettenauges wird bei normaler Haltung des Thieres schräg nach vorn oder
direkt nach oben gewendet: er vermag also, wie die Erörterungen auf p. 205 ergeben, keine
Lichtstrahlen wahrzunehmen, welche von den Leuchtörganen des betreffenden Individuums ausgehen.
Ihr Extrem erreicht die Zweitheilung des Auges bei der Gattung Stylocheiron (Taf. IX
Fig. 1—3, Taf. XI Fig. 1), dessen oberer Abschnitt wie ein Teleskop über die seitlichen und
unteren Partien vorgeschoben erscheint. Gleichzeitig bedingt die mächtige Entwicklung des
Augenganglions bei allen Arten mit ungleichmässigem Bau der Augen eine der Concavität des
') Als „Längsschnitte“ bezeichne ich Schnitte, welche in dorsoventraler Richtung durch die Augen geführt werden.
Als „Hauptschnitt“ gilt unter den Längsschnitten jener, welcher bei Eugelaugen den Augenstiel halbirt und durch den
idealen Mittelpunkt verläuft. Bei den unregelmässig gestalteten Augen bezeichne ich jenen Schnitt als Hauptlängsschnitt,
welcher das Frontauge in dorsoventraler Richtung symmetrisch halbirt (Taf. XVII Fig. 5, Taf. XIX Fig. 2). Alle übrigen
dem Hauptschnitt parallel verlaufenden Schnitte werden „seitliche Längsschnitte“ genannt (Taf. XVII Fig. 1).
„Horizontalschnitte“ nenne ich jene Schnitte, welche senkrecht zu den Längsschnitten in einer meist der Rücken-
resp. Bauchfläche parallelen Richtung durch das Auge gelegt werden (Taf. XVII Fig. 2). Unter ihnen gilt bei den unregelmässigen
Augen jener als horizontaler Hauptschnitt, welcher das Frontauge halbirt (Taf. XIX Fig. 1).
„Querschnitte“ heissen jene Schnitte, welche senkrecht zu den beiden genannten Schnittrichtungen verlaufen
(Taf. XIX Fig. 9).