Augen es sind, von denen die prächtige Phosphorescenz der Euphausien ausgeht. M u r r a y berichtet
in dem „Narrative of the Cruise of the Challenger“ (Vol. I p. 743), dass die Phosphorescenz
der Euphausien häufig während der Expedition beobachtet wurde. Am brillantesten erglühen
in bläulich weissem Lichte die in den Augen gelegenen Organe, während die thorakalen
und abdominalen blendende Lichtblitze entsenden, um dann mit schwachem Lichte weiter zu
phosphoresciren. Das Leuchten wird nicht nur auf äussere Reize hin beobachtet, sondern steht
offenbar auch unter dem Einfluss des Willens des Thieres, dessen Lichtblitze übrigens nach und
nach schwächer werden.
Aehnlich lauten die Angaben von G. 0. S a rs (1885 p. 70—72). Er schildert zunächst
den Bau der thorakalen und abdominalen Organe ziemlich in Einklang mit der Darstellung von
Claus, macht aber darauf aufmerksam, dass ein von dem letzteren Forscher bei Larven im Auge
beobachtetes Stäbchenbündel einem eigenartig gestalteten Leuchtorgane angehört, welches durch
den Mangel einer Linse von den übrigen sich unterscheidet. Dana hatte bereits den rothen Pigmentmantel
desselben wahrgenommen und M u rray erkannte zuerst, dass es thatsächlich leuchtet.
Als Sitz des Lichteffektes betrachtet Sa rs das bei allen Leuchtorganen im Centrum gelegene
Stäbchenbündel. Wenn er Leuchtorgane zerdrückte und das Bündel isolirte, so strahlte es noch
eine Zeit lang ein intensives Licht aus. Den vom Pigmentmantel umgebenen Hohlspiegel fasst
Sa rs als einen Reflektor auf, während die Linse als Condensor wirkt. Schliesslich erörtert Sars
nochmals eingehend die Gründe, welche ihn bestimmen, die in Rede stehenden Organe nicht als
„accessorische Augen“, sondern als Leuchtorgane sui generis aufzufassen.
Begreiflich, dass in der trefflichen Bearbeitung der vom „Challenger“ erbeuteten Schizo-
poden G. 0. S a rs auch zahlreiche neue Angaben über die Gruppirung der Leuchtorgane macht.
Wir entnehmen denselben, dass die schon von D a n a bei Euphausia richtig erkannte Anordnung
auch den Gattungen Thysanopoäa M. Ed w. (für welche sie bereits K ro y e r zutreffend darstellte),
Nyctiphanes M. Ed w., Thysanoessa B r a n d t und Nematoscelis S a r s zukommt. Bei ihnen allen sind
also ausser den beiden der Linsen entbehrenden Augenorganen noch zwei Paare thorakaler Linsenorgane
ausgebildet, welche an der Basis des zweiten und vorletzten (siebenten) Brustfusspaares
gelegen sind. Zu diesen gesellen sich noch vier unpaare abdominale Linsenorgane zwischen den
vier ersten Pleopodenpaaren. Die Gattung Stylocheiron weicht nun insofern von den vorher erwähnten
ab, als nur ein thorakales Paar und nur ein unpaares Organ (auf der Ventralfläche des
ersten Abdominalsegmentes) auftreten. Von besonderem Interesse ist endlich die von G. 0. S a rs
erwähnte Thatsache, dass der blinden Gattung Bentheuphausia S a rs auch die Leuchtorgane fehlen.
Willemoes-Suhm glaubte allerdings nach den Angaben von G. 0. S a r s (1885 p. 114) an der
Basis sämtlicher Brustfusspaare „Nebenaugen“ gesehen zu haben, doch vermochte sie Sars an
den conservirten Exemplaren nicht aufzufinden.
Weiterhin berichtet S a r s noch von einer zweiten Beobachtung desselben Forschers (1885
p. 24). Willemoes-Suhm wurde nämlich bei der Tiefseegattung G-nathophausia auf eine zitzenförmige
Erhebung an der Basis der zweiten Maxille aufmerksam, die an lebenden Exemplaren lebhaft gefärbt
ist und als eine Art von Nebenauge gedeutet wurde. Da S a r s indessen an conservirten Exemplaren
keine lichtbrechenden Elemente wahmehmen konnte, so ist er geneigt, die Papille als ein Leuchtorgan
zu deuten.
Im Hinblick auf die positiven Angaben von M u rray und G. 0. S a rs muss es auffallen,
dass ein neuerer Beobachter, welcher mit den Mitteln moderner Technik die Leuchtorgane untersuchte,
nämlich P a tte n , in einer phantasievollen Publikation (1886) wieder zu der älteren Auffassung
zurückkehrt. Nach P a tte n (1886 p. 687) handelt es sich um echte Augen, welche die
von Aussen eingedrungenen Lichtstrahlen auf einem Tapetum, wie es vielfach für die sogenannten
leuchtenden Augen von Dunkelthieren charakteristisch ist, reflektiren. Indessen bestätigen in
einem Zusatz zu der genannten Publikation Mayer und Giesbrecht die Angaben von M u rray
und Sars. Ich selbst hatte öfter auf nächtlichen Excursionen Gelegenheit, mich von der brillanten
Phosphorescenz der Euphausiden zu überzeugen und vermochte schon an der Zahl der bei dem
Conserviren intensiv glühenden Punkte zu beurtheilen, ob ich Vertreter der Gattung Stylocheiron
oder der übrigen Euphausien erbeutet hatte.
Erst nachdem ich meinen Bericht über Leuchtorgane und Facettenaugen (1893) niedergeschrieben
hatte, wurde ich mit der eingehenden und neuesten Publikation über die Leuchtorgane
der Nyctiphanes norvegica von R. V a llen tin und J. T. Cunningham (1888) vertraut.
Von Interesse sind vor Allem die eingehenden Studien über das Verhalten der Leuchtorgane am
lebenden Thiere, aus denen hervorgeht, dass der Reflektor stark grünlich-rosa fluorescirt. Die
Verfasser nehmen geradezu (im Gegensätze zu G. 0. Sars) den Reflektor als Sitz und Quelle
der Lichtentwicklung in Anspruch. Indessen haben mich ihre Ausführungen nicht überzeugt,
dass jenes blitzartige Aufleuchten, wie es gerade die für das Experiment verwertheten Linsenorgane
auszeichnet, vom Reflektor ausgeht. Sie geben denn auch am Schlüsse ihrer Darlegung
zu, dass der helle Schein, welchen der Reflektor zerquetschter Organe ausstrahlt, verschieden ist
von den Lichtblitzen, die das lebende Thier aus seinen Organen entsendet. Die Bedeutung des
Streifenkörpers wäre uns thatsächlich räthselhaft, wenn er nicht den Sitz der intensiven Lichtentwicklung
darstellte.
Was den morphologischen Theil ihrer Mittheilungen anbelangt, so glaube ich einen de-
taillirteren Einblick gewonnen zu haben. Da ich ihrer Angaben gelegentlich der nachfolgenden
Schilderung noch gedenken werde, so erwähne ich nur, dass die Darstellung der Augenorgane
sehr lückenhaft i s t , während sie die thorakalen und abdominalen Organe zutreffender als
P a t t e n schildern.
b. Die Leuchtorgane der Stielaugen.
Indem ich versuche, eine Skizze vom feineren Bau der Leuchtorgane zu geben, so beginne
ich meine Darstellung mit den etwas einfacher gestalteten Organen der Stielaugen. (Taf. XVII
Fig. 1 und 5, Taf. XV11I Fig. 1, Taf. XTX Fig. 1 und 2. ph.)
Sie liegen als relativ ansehnliche konische Gebilde an der hinteren Aussenfläche des Facettenauges
(als Aussenfläche bezeichne ich die der Medianebene abgewendete, als Innenfläche die ihr zn-
gekehrte Augenpartie) zwischen Augenstiel und der die äussersten Facetten abgrenzenden Pigmentschichte
(Taf. XVn Fig. 2 rfl.). Die Hauptachse des kegelförmigen Leuchtorganes steht bei
Euphausia annähernd senkrecht zur Längsachse des Körpers, während sie bei den übrigen Gattungen
gegen dieselbe in einem spitzen Winkel (oft bis zu 45 °) geneigt ist. Am grössten finde ich das
Organ bei Stylocheiron chelifer, wo es eine Länge von 0,4 mm bei einem Querschnitt von 0,2 mm
erreicht. Nahezu dieselben Dimensionen besitzt es bei Euphausia pelluciäa, während kleinere Arten,
so z. B. Nematoscelis rostrata, auch entsprechend kleinere Organe (von 0,2 mm Länge und 1,2 mm
Breite) aufweisen.