
zellen in Beziehung stehen, deren Achsenstränge die Schwimmborsten in ihrer ganzen Länge
durchsetzen, so kann eine Sinnespercepti'on (man wird wohl zunächst an Tastempfindungen denken)
vermittelst der Extremitätenanhänge nicht in Abrede gestellt werden.
Allein die Beziehungen der Anhänge zum Nahrungserwerb und zur Sinnesempfindung
scheinen mir immer noch nicht vollständig die monströse Entfaltung ihrer Eiederborsten zu erklären.
Anhänge, welche wie lange Balancirstangen von den Gliedern der Extremitäten ausgehen,
(ich zähle etwa 104 stärkere Fiederborsten an den 3 Extremitätenpaaren), sind mit einer raschen
Ortsbewegung unvereinbar — ganz zu geschweigen von den lanzenförmigen Bücken- und Schwanzstacheln.
Sie bedingen bei ihrer Feinheit und durch ihren reichen Besatz mit Fieder haaren
einen derartigen Reibungswiderstand, dass ein rasches Schwimmen unmöglich gemacht wird, ein
Flottiren und Schweben dagegen in ausgezeichneter Weise vermittelt wird. D e r p h y s io lo g
is c h e W e r th d e r b i z a r r v e r lä n g e r te n F ie d e r b o r s te n u n d S t a c h e l f o r t s ä t z e
d e s K ö rp e r s l i e g t v o rw ie g e n d in dem B e ib u n g sw id e r s ta n d , w e lc h e r in Ans:
p a s s u n g an das A u fg e b e n e in e r r a s c h e n O r ts b ew e g u n g d a s S chw eb en in dem
S e ew a s s e r e rm ö g lic h t.
Das Schwebvermögen der pelagisch lebenden Crustaceen.
Auf die Vorrichtungen, welche pelagischen Organismen ein Schweben in dem Wasser
ermöglichen, ist man wohl zuerst durch die Entdeckung der Stachelfortsätze bei pelagisch flot-
tirenden Foraminiferen (Orbulinu unioersa, Globigerinci Murrayi■) aufmerksam geworden. B r a n d t
hat in dem ersten Hefte dieser Zeitschrift (1887 p. 7) darauf hingewiesen, dass Badiolarien-
skelette mehrere Tage, selbst Wochen lang in der Schwebe bleiben wegen des Beibungswider-
standes der zahlreichen Kieselfäden. Er hat dann späterhin in der „Reisebeschreibung der
P la n k to n -E x p e d itio n “ (1892 p. 340ff.) die Mittel erörtert, durch welche pelagische Organismen
sich in der Schwebe erhalten und weist hier mehrfach auf den durch Oberflächenvergrösserung
bedingten Reibungswiderstand hin. Besonders anziehend schilderte in demselben Werke S c h ü tt
die Schwebvorrichtungen der pelagischen Diatomeen. Da sie gerade für die pelagischen
Crustaceen bisher kaum in Betracht gezogen wurden, so gestatte ich mir in dieser Hinsicht noch
einige kurze Bemerkungen und gebe zunächst die Ausführungen von B r a n d t (1892 p. 350) wieder.
„In der vielgestaltigen Abtheilung der Krebse überwiegt das Princip der Oberflächenvergrösserung.
Bei manchen Ruderkrebsen z. B. treffen wir stark gefiederte und oft sehr lange Extremitäten
an. Ferner sind die Sapphirinen und Phyllosomen zu papierdünnen Scheiben abgeplattet, die,
horizontal im Wasser liegend, bei geringer Körpermasse dem Wasser bedeutenden Widerstand
entgegensetzen. Andererseits ist der Körper des Flohkrebses Rhabdosoma derartig in die Länge
gezogen, dass er bei seiner Durchsichtigkeit wie ein langer Glasfaden erscheint. Der Schwerpunkt
liegt auch hier so, dass das Thier horizontal im Wasser liegt.“
Was nun die Schwebevorrichtungen der pelagisch lebenden Crustaceen anbelangt, so
hätten wir zunächst der Einrichtungen zu gedenken, welche zum Herabsetzen des specifischen
Gewichtes dienen.
Bis jetzt ist noch kein Kruster bekannt geworden, welcher Luft in seinen Organismus
aufnimmt, um sich in der Schwebe zu halten — es sei denn, dass man eine Erscheinung hierher
rechnet, welche bei manchen kleinen Entomostraken, z. B. Evadne, wohl jedem Beobacher des
pelagischen Auftriebes aufgefallen ist. Sie flottiren nämlich ballonartig aufgetrieben oft in
grossen Mengen auf der Oberfläche des Wassers vermittelst Luftbläschen, welche offenbar bei
der Häutung zwischen die Schalen aufgenommen werden.
Weit verbreitet ist hingegen das Auftreten von Oeltropfen, welche durch ihr geringes
specifisches Gewicht das Schweben ermöglichen. Die Cladoceren, Ostrakoden und Copepoden,
aber auch manche Amphipoden und Larvenformen von Dekapoden sind oft so überreich und so
constant mit Oeltropfen ausgestattet, dass gerade den mit relativ glatten Oberflächen versehenen
Organismen das Schweben ermöglicht wird. Selbst abgeplattete Formen, wie die Sapphirinen,
entbehren der Oeltropfen (und zwar in nahezu symmetrischer Vertheilung) nicht. Ueberhaupt
scheint die Abplattung des Körpers ein Schweben nur unvollkommen zu ermöglichen, da wir sie
stets mit anderen Einrichtungen combinirt finden, welche entweder ein Erleichtern des specifischen
Gewichtes (Sapphirinen) oder eine Vermehrung des BeibungsWiderstandes (spinnenartig verlängerte
Beine der PhyllosomM| bedingen. Wenn die den Körper stark belastenden und immerhin
specifisch ziemlich schweren Eier der Copepoden und die Embryonen von Cladoceren besonders
reich an Oel- und Fetttröpfchen sind, so liegen hier gleichfalls Beziehungen zur Erleichterung des
Gewichtes vor. Vielleicht darf ich bei dieser Gelegenheit auf die Thatsache aufmerksam machen,
dass die von den genannten Entomostraken producirten Oeltropfen auch anderen Organismen zur
Erleichterung des specifischen Gewichtes dienen. Bei Gelegenheit der Schilderung der Cana-
rischen Siphonophoren habe ich (Monophyidae 1892 p. 148) darauf hingewiesen, dass die charakteristischen
Oeltropfen in den Oelbehältern der Calycophoriden entschieden den vorwiegend zur
Nahrung verwertheten Ostracoden und Copepoden entlehnt werden und nicht in dem Organismus
der Siphonophoren entstehen.
Weit verbreitet ist unter den pelagischen Organismen die Ausbildung von Gallertsubstanz
durch Aufnahme von Wasser, welche es bedingt, dass durch Volumvergrösserung ein Herabsetzen
des specifischen Gewichts erfolgt. Unter den Crustaceen tr itt freilich dieser Modus einer das
Schweben begünstigenden Einrichtung zurück. Immerhin zeigen unter den Copepoden einige der
Gattung Gopilia zugehörige Arten, ferner einzelne Halocypriden bereits Andeutungen an ein Verhalten,
welches namentlich die Hyperiden unter den Amphipoden auszeichnet. Manche derselben
— so z. B. die von B o v a lliu s beschriebene absonderliche Gattung Mimonectes (Fig. 1 pag. 102)
— werden durch reichliche Ausbildung von Gallertsubstanz zu kugligen Gebilden mit auffällig
schwach entwickelten Extremitäten umgemodelt.
Nicht hoch genug können wir für das Schwebvermögen der gesammten pelagisch lebenden
Crustaceen die Oberflächenvergrösserung durch Körperanhänge und den durch sie bedingten
Reibungswiderstand anschlagen. Die stabförmige Verlängerung des Körpers, wie sie nicht nur
der Gattung Xipliocephalus (Rhabdosoma) unter den Amphipoden, sondern auch der Gattung Se-
tella unter den Copepoden und dem absonderlichen Lmcifer zukommt, die Ausstattung der Extremitäten
mit langen Fiederborsten, die Stachelfortsätze am Kopf, Bücken und Schwänze, flügelförmige
Verbreiterungen an den Seitentheilen oder wie ein Fallschirm wirkende Fächerfiedern:
dies alles sind Einrichtungen, welche erst vollauf verständlich werden, wenn wir ihre Beziehungen
zum Schwebvermögen in das Auge fassen. Aus der überreichen Fülle mögen nur einige hervorstechende
Einrichtungen hier Erwähnung finden.
Fächerartig angeordnete Fiederborsten, welche wie Fallschirme wirken, kommen in reiz